Interview mit CEO TK Kurien

Wipro Digital soll neue Märkte adressieren

29.04.2015 von Heinrich Vaske
Wipro-CEO TK Kurien verfolgt eine Doppelstrategie: Im angestammten Infrastruktur-Geschäft sollen mit modernen Automatisierungs-Tools Effizienz und Qualität erhöht werden. Parallel dazu kümmert sich die neue Unit Wipro Digital um das Geschäft mit der digitalen Transformation.
  • Wipro automatisiert das Backend-Geschäft mit selbstentwickelten KI-Lösungen.
  • Der Fokus liegt künftig auf der Unterstützung von Digitalisierungsprojekten, verantwortlich ist Wipro Digital.
  • Kurien strebt mit Wipro jedes Jahr 12 bis 15 Prozent Wachstum an.

CW: Sie haben in den vergangenen Monaten einige Veränderungen in Ihrem Management vorgenommen. Mit Abid Ali Neemuchwala haben Sie erstmals einen COO eingestellt, der von Tata Consultancy Services kommt. Warum dieser Schritt?

KURIEN: Das ist im Wesentlichen den Veränderungen im Markt geschuldet. In der Vergangenheit haben die Kunden Services von uns gekauft, basierend darauf, wie sie selbst organisiert waren. IT-Abteilungen hatten einen Applikations-, einen Infrastruktur-, einen Daten-Verantwortlichen. Jeder hat genau das geordert, was seinen Interessen entsprach.

TK Kurien, CEO des drittgrößten indischen IT-Outsourcers Wipro, möchte mit seiner neuen Business-Einheit "Wipro Digital" Kunden auf dem Weg in die digitalisierte Zukunft begleiten.

Wir glauben, dass die Welt der IT-Infrastruktur nun in eine neue Phase eingetreten ist. Kunden kaufen Services jetzt auf einem Prozess-Level: Infrastruktur, Anwendungen und Daten werden als kombinierter, integrierter Stack gekauft. Es geht darum, Dinge zu vereinfachen und Kosten zu senken - wobei Effizienz nur ein Aspekt von mehreren ist.

Vor diesem Hintergrund verantwortet mein COO alles, was Prozesse inklusive Anwendungen, Infrastruktur und Daten betrifft. Dazu entwickelt er einen Service-Integration-Layer, der über allem liegt. Wir brauchen jemanden, die das ganze überblickt und aus Kundensicht für eine integrierte Lösung verantwortlich ist. Dafür haben wir jetzt einen COO.

CW: Was bedeutet das für die Effizienz im Bereich Service Delivery?

KURIEN: Der Backoffice-Stack, den wir all die Jahre an verschiedene Kundenbedürfnisse angepasst haben, wird künftig standardisierter und viel einfacher zu verwalten sein. Hier geht es um Integration und um Kosten. Wir haben in unserem klassischen Geschäft alle existierenden Stacks in einen einzigen integriert. Und wir haben als zweite große Division Wipro Digital aufgemacht. Services für die digitale Transformation werden in einer völlig anderen Art und Weise eingekauft als traditionelle Backoffice-Services.

Mit Wipro Digital möchte der indische Konzern neue Transformations-Services für Unternehmen erbringen.

CW: Wie sehen Sie künftig Ihre Rolle als CEO von Wipro? Sind Sie nur noch für Strategie und Innovation verantwortlich?

KURIEN: Ich sage Ihnen, wie es laufen wird: Der COO wird derjenige sein, der alle Service-Lines integrieren und für die Delivery zuständig sein wird. Er ist aus Kundensicht für den Stack verantwortlich und liefert. Die Verticals, die unsere Kunden mit ihrem Domain-Wissen adressieren, werden dagegen an mich berichten. Marktzugang, insbesondere auch zu neuen Märkten, und das Digital-Business werden mein Fokus sein.

Digitalisierung in der Industrie
Autobauer, Einzelhandel und sogar Tagebau
Wir zeigen gelungene Beispiele für die digitale Transformation deutscher und internationaler Unternehmen.
Red Tomato Pizza Dubai
Wer in Dubai Hunger auf Pizza bekommt, dem gereicht ein Knopfdruck zum Italo-affinen Gourmet-Glück. Der Red Tomato-Lieferdienst bietet einen Kühlschrank-Magneten an, der über die Koppelung an ein Smartphone dafür sorgt, dass die Lieblingspizza ofenfrisch und frei Haus schnellstmöglich anrückt.
Hamburger Hafen
Der Hamburger Hafen ist Europas zweitgrößter Containerhafen. Um die Effizienz der begrenzten Verkehrswege zu verbessern und größere Gütermengen umschlagen zu können, hat die für das Hafenmanagement zuständige Hamburg Port Authority (HPA) zusammen mit der SAP und der Deutschen Telekom in einem Pilotprojekt die IT-Logistikplattform "Smart Port Logistics" aufgebaut. Die IT-Lösung soll die Unternehmen, Partner und Kunden des Hafens enger miteinander vernetzen.<br /><br />Durch ein IT-gestütztes Verkehrsmanagement will man LKW-Fahrern Echtzeit-Informationen zu Frachtaufträgen und zur Verkehrslage bereitstellen. Dadurch sollen Staus im Hafen und auf den Zufahrtswegen sowie Wartezeiten minimiert und der Warenfluss optimiert werden. Die IT-Logistikplattform ist mit mobilen Applikationen ausgestattet, über die Lkw-Fahrer Verkehrsinformationen und Dienstleistungen rund um den Hafen mithilfe mobiler Endgeräte wie Tablet-PCs oder Smartphones abrufen können.
Drive Now
In kaum einem Industriezweig vollzieht sich die Digitalisierung so vielschichtig wie im Automotive-Sektor. Einen besonderen Stellenwert nehmen dort seit einigen Jahren die "individuellen Mobilitätsleistungen" ein - besser bekannt unter dem Schlagwort Carsharing. Der Münchner Autobauer BMW hat gemeinsam mit seiner Tochter Mini und dem Autovermieter Sixt das DriveNow-Programm ins Leben gerufen. Gefunden und gebucht wird ein Fahrzeug in der Nähe per Smartphone-App, bezahlt wird per Kreditkarte.
SK Solutions
SK Solutions koordiniert mithilfe einer neuen Plattformlösung Kräne und andere Maschinen auf Baustellen. Eingebaute Sensoren sammeln Echtzeit-Daten für die Live-Analyse; Bewegung und Steuerung der Baustellenperipherie werden daraufhin automatisch angepasst, um Unfälle und Kollisionen zu verhindern, die sonst - möglicherweise auch erst in einer Woche - passieren würden.
Xbox Live
Disketten und Cartridges sind längst passé - nun wendet sich die Gaming-Industrie langsam aber sicher auch von der Disc ab. Wie Sonys PlayStation Network bietet auch der Xbox Live-Service inzwischen viel mehr als nur Multiplayer-Schlachten. Games- und Video-on-Demand-Dienste machen physische Datenträger nahezu überflüssig. Zahlreiche Apps wie Youtube, Netflix oder Skype verwandeln die aktuellen Spielkonsolen in Multimedia-Stationen.
Novartis & Google
Der Schweizer Novartis-Konzern gehört zu den wenigen großen Playern der Pharma-Industrie, die die Digitalisierung vorantreiben. Zu diesem Zweck haben sich die Eidgenossen die Lizenz gesichert, Googles Smart Lens-Technologie für medizinische Zwecke nutzen und vermarkten zu dürfen. Konkret arbeiten die Wissenschaftler derzeit an neuartigen Kontaktlinsen. Diese sollen sowohl Diabetikern als auch Menschen die auf eine Sehhilfe angewiesen sind, zu mehr Lebensqualität verhelfen. Das funktioniert mittels Sensoren und Mikrochip-Technologie sowie der Koppelung an ein smartes Endgerät. Zum einen soll die Kontaktlinse so in der Lage sein sollen, den Blutzuckerspiegel eines Menschen über die Augenflüssigkeit zu messen, zum anderen die natürliche Autofokus-Funktion des menschlichen Auges wiederherstellen.
Dundee Precious Metal
Die kanadische Minengesellschaft Dundee Precious Metal setzt unter Tage klassische Netztechnik wie WLAN oder 10-Gigabit-Glasfaser ein, um den Bergbau zu automatisieren und Edelmetalle effizienter zu fördern. Laut CIO Mark Gelsomini arbeitet das Unternehmen dank der neuen Technik nun 44 Prozent effizienter.<br /><br />Im ersten Schritt wurden klassische Kommunikations-Devices auf Voice over IP und Voice over WLAN umgestellt sowie neue Sensorsysteme verbaut. Fernziel ist, dass die Geräte unter Tage künftig ferngesteuert von der Oberfläche gesteuert werden, um so die Zahl der Bergleute, die einfahren müssen, zu reduzieren.
Axel Springer
Beim größten deutschen Medienhaus Axel Springer nimmt die Digitalisierung einen hohen Stellenwert ein. Im Jahr 2012 erwirtschaftete Springer mit den digitalen Medien erstmals mehr als mit seinen Print-Erzeugnissen. Doch nicht nur Paid-Content-Modelle wie "Bild Plus" sorgen für klingelnde Kassen - auch das Jobportal Stepstone.de, die Beteiligung an der Fitness-App Runtastic, die Etablierung des Reisemagazins travelbook.de, sowie zuletzt die Übernahme der Plattform Immowelt zeugen von dieser Entwicklung.
General Motors
General Motors hat eine eigene Software-Entwicklungsabteilung mit 8000 Developern aufgebaut und damit einen Outsourcing-Vertrag mit HP abgelöst, der den Konzern drei Milliarden Dollar im Jahr kostete. Der Autobauer entwickelt die Software-Lösungen für seine Autos und den internen Gebrauch nun komplett selbst, um besser auf Kundenwünsche eingehen zu können.
Deichmann
Wenn es um Schuhe geht, ist derzeit kein Unternehmen in Deutschland erfolgreicher als Deichmann. Das dürfte auch daran liegen, dass das Familien-Unternehmen als erster Schuhhändler Deutschlands einen Online-Shop installierte - im Jahr 2000. Inzwischen fährt Deichmann eine Omnichannel-Strategie und möchte den Online-Handel konsequent mit klassischen Einzelhandels-Geschäftsmodellen verknüpfen...
Deichmann
... Konkret sollen im Herbst die beiden Modelle "Ship2Home" und "Click&Collect" starten: Kunden sollen Schuhe, die im Laden nicht auf Lager sind, bequem nach Hause ordern können oder - andersherum - online in die Filiale. Social Networking, Blogging und Apps gehören ebenfalls zum Konzept von Deichmann. Dabei scheut man sich auch nicht davor, neuartige Konzepte zu testen. So bot das Unternehmen für einige Zeit auch virtuelle Schuhanproben an - die sich allerdings nicht durchsetzten.
Kreuzfahrtschiff "Quantum of the Seas"
Satelliten-Wifi auf Hochsee, Cocktails an der Bionic-Bar, digitaler Meerblick in der Innenkabine, bargeldloses Zahlen an Bord mit RFID-Armbändern und lückenloses Gepäck-Tracking: Die "Quantum of the Seas" von Royal Carribean kreuzt als schwimmendes High-Tech-Paradies in der Karibik und lässt keinen Geek-Wunsch offen.
Rewe
Die Frankfurter Allgemeine bescheinigt dem Lebensmittel-Konzern, es sei "wie kein anderes in seiner Branche dem Zeitgeist gnadenlos auf der Spur". Dabei ist die Rewe Group im Vergleich zum Konkurrenten Tengelmann erst recht spät auf den Digitalisierungszug aufgesprungen. Der erste Schritt war die Einführung von Online-Bestellungen, ...
Rewe
... inzwischen erlauben viele Rewe-Kassenterminals auch die Bezahlung per Smartphone. Überraschend hat sich das Unternehmen Anteile am Online-Möbelhändler Home24 gesichert. Warum? Rewes E-Commerc-Chef Lionel Sourque verrät: "Wir müssen von diesen Verrückten lernen, denn uns fehlt das Online-Gen in unserer Händler-DNA."
Commonwealth Bank of Australia
Die Commonwealth Bank of Australia ist das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnt, beim Thema Digitalisierung Early Adopter zu sein. Im Jahr 2008 lief die digitale Umstrukturierung an - inzwischen hat das australische Finanzinstitut alle Privat- und Unternehmenskonten in ein einheitliches digitales System übertragen und ist dank neuer Strukturen laut den Management-Beratern von Bain&Company die Nummer 1 in Australien beim Online-Banking. In der Gunst der jungen Kunden liegt das nahezu vollständig digitalisierte Finanzinstitut ebenfalls an erster Stelle.

Stack-based Buying wird der neue Standard sein

CW: Ist das ein Trend, den wir bei allen Outsourcern sehen werden: Die Trennung des hochautomatisierten Back-Office-Geschäfts vom individuelleren und vermutlich lukrativeren Digital-Business?

KURIEN: Wir glauben natürlich, dass wir ganz vorne dran sind. Stack-based Buying wird unserer Ansicht nach sehr bald der neue Standard sein. Der Erfolg bei ersten Ausschreibungen zeigt, dass wir da richtig liegen.

CW: Unternehmen stecken heute in der digitalen Transformation, sprechen über das Data-driven Unternehmen und träumen vom Realtime Enterprise. Wie wollen Sie diese zukunftsträchtigen Geschäfte angehen?

KURIEN: Zunächst einmal ist Stabilität im operativen Geschäft bei optimalen Kostenstrukturen die Grundlage von allem. Das war bislang unser Fokus und USP. Doch dann kam die Digitalisierung dazu. Jetzt geht es um Wettbewerbsfähigkeit; Stabilität und Kosten sind selbstverständlich geworden. Es geht jetzt um den Impact. Das ist ein völlig anderer Ansatz. Deshalb haben wir Wipro Digital eröffnet: eine komplett andere Einheit mit eigenen Regeln, Systemen und Strukturen. Wie die Mitarbeiter dort entwickeln, wie sie Frontends designen, das folgt typischen DevOps-Ansätzen. Und so sprechen sie auch mit dem Kunden; ein anderer Kundentyp übrigens, als wir ihn kennen.

CW: Wie sehen die Schnittstellen zum klassischen Geschäft aus?

KURIEN: Schnittstelle ist der Verantwortliche für den Kunden-Account. Die Digital-Unit wird nicht einfach losziehen und verkaufen, ohne den Account-Verantwortlichen einzubeziehen. Er ist aber wirklich nur noch dafür zuständig, den Digital-Kollegen beim Kunden einzuführen, das ist schon alles.

"Wir brauchen eine neue Marke für das Digitalgeschäft"

CW: Sie wollen also mit zwei Botschaften an ihre Kunden herantreten: Wir können das operative Geschäft, einfach, schnell, billig, hoch automatisiert. Und: Wir helfen dir mit unserem Digitalisierungs-Know-how, dich im Wettbewerb besser zu positionieren.

KURIEN: Exakt. Deshalb ist es so wichtig für uns, dass Wipro Digital unabhängig agiert. Unsere Marke steht für Stabilität und Kostenvorteile, aber sie ist bislang nicht bekannt für Innovation und Geschwindigkeit. Deshalb brauchen wir eine völlig andere Marke.

CW: Dass es Wipro Digital gibt, war mir bisher noch gar nicht aufgefallen.

KURIEN: In den kommenden Monaten werden Sie es deutlich sehen.

CW: Für Ihre neue Ausrichtung brauchen Sie nicht nur Zugang zu den CIOs - den haben Sie -, sondern auch zu den Business Lines. Wie wollen Sie das mit Ihrer Historie erreichen?

KURIEN: In den meisten Unternehmen, mit denen ich zu tun habe, glauben die Business-Verantwortlichen, dass die CIOs ihre Probleme nicht verstehen und außerdem zu langsam sind. Die CIOs kritisieren ihrerseits das fehlende Verständnis für Kostendruck, Standardisierungszwänge, Sicherheit und Compliance.

Wesentliche Bereiche der IT-Compliance
1. Informationsschutz zur Wahrung der Vertraulichkeit
(insbesondere Zugriffsschutz, siehe § 9 BDSG)
2. Gewährleistung der technischen und organisatorischen Verfügbarkeit
(insbesondere Notfall-planung und Wiederanlaufmöglichkeit durch Redundanz)
3. Schutz der Datenintegrität
(Programmintegrität durch Change Management und Maßnahmen zur Erhaltung der Datenin-tegrität, z.B. Virenschutz)
4. Stabilität und Sicherheit der IT-Prozesse
5. Gewährleistung der physischen Sicherheit
6. Datenaufbewahrung und –archivierung
7. Mitarbeitermanagement im Hinblick auf IT-Sicherheit (Awareness)
8. Wirksames IT-Management durch alle Phasen (Plan-Do-Check-Act)
9. Kontrolle der ausgelagerten Bereiche (Outsourcing)
10. Materieller Datenschutz

Wenn wir heute zu einem großen Kunden wie zum Beispiel Daimler gehen, kommen wir nicht mehr mit der einen großen, universal gültigen Message. Lieber sagen wir: ‚Wir können Euch bei Eurem Digitalisierungsproblem helfen‘ oder: ‚Wir können für dich ein Integrationsproblem im Infrastrukturbereich lösen‘.

CW: Aber viele Kunden denken an Wipro in einer klassischen Weise. Sie möchten ihren Anwendungsbestand gepflegt oder die Infrastruktur betreut haben.

KURIEN: Application Maintenance und Support, Infrastruktur-Maintenance und Support - dort wollen wir möglichst rationell und mit exakt planbarem Aufwand arbeiten. Das erreichen wir, in dem wir die Anzahl der Mitarbeiter dort tendenziell reduzieren und immer mehr automatisieren.

Trügerische Idylle auf dem Wipro-Campus: Beim IT-Outsourcers ist vieles in Bewegung.
Foto: Wipro

Vor zwei Jahren haben wir mit dem Aufbau einer Gruppe begonnen, die komplett neu definiert hat, wie wir unsere Kunden beraten. Beispielsweise haben wir jetzt eine neue Methode für die Software-Entwicklung, die agile Ansätze mit Elementen der Wasserfall-Methode kombiniert. Auch für den Support haben wir uns etwas einfallen lassen. Dafür haben wir eine Reihe von Tools entwickelt, die auf Künstlicher Intelligenz basieren. Wenn Sie sich beispielsweise größere Helpdesks anschauen, dann kann ich Ihnen garantieren, dass wir damit in jedem Unternehmen, egal wie effizient gearbeitet wird, 50 Prozent des Aufwands senken können, indem wir unsere Tools zum Einsatz bringen.

Wir verfolgen hier einen anderen Ansatz als unsere Konkurrenten. Wir setzen konsequent auf Tools und Automatisierung, um die Menge der anfallenden Arbeit für die Mitarbeiter zu senken.

"Das muss man selbst machen"

CW: Vermarkten Sie diese Tools auch?

KURIEN: Nein. Wir nutzen unsere Tools, um den Kunden zu helfen, Budget einzusparen und die Effizienz in diesem Bereich zu erhöhen. Bei uns arbeitet ein 200-Mitarbeiter-Team an Artificial Intelligence Engines. Dafür kann man keine anständigen Produkte kaufen, das muss man selbst machen. Da ist viel Entwicklungsarbeit nötig, aufwändige Algorithmen müssen programmiert werden. Für uns ist es ein strategischer Vorteil, hier gute eigene Lösungen zu bauen.

CW: Welche Rolle spielt die Cloud in ihrer Strategie?

KURIEN: Für uns ist es wichtig, unser Infrastruktur-Business so aufzustellen, dass es hybride Umgebungen beim Anwender unterstützt. Heute holen sich die Unternehmen Cloud-Broker, die zwischen Kunde und Ressourcenlieferant stehen, um Datenflüsse effektiv und vor allem effizient zu managen. Wir bieten dafür die gesamte Umgebung. Wir bieten auch unsere eigene Cloud-Umgebung, aber diese Infrastruktur bleibt bei uns eher im Hintergrund. Wir haben aber die Infrastruktur weltweit. In den USA betreiben wir sieben Rechenzentren, in Deutschland sind wir in Meerbusch bei Düsseldorf, außerdem haben wir Rechenzentren in UK.

Cloud-Unternehmen, auf die Sie achten sollten
Adallom
Adallom hat bereits vor einigen Jahren eine Lösung für das Cloud-basierte Monitoring von Software-as-a-Service (SaaS)-Apps auf Mitarbeiter-Smartphones präsentiert.
Appirio
Der Cloud-Consulter arbeitet schon seit Jahren eng mit großen Namen wie Google, Salesforce oder Workday zusammen. Laut CEO Chris Barbin sollen dadurch Kunden und Partner besseren Zugriff auf die interne Service-Plattform erhalten, auf der sich die Designer, Entwickler und Datenspezialisten von Appirio tummeln.
Docker
Die immer größer werdende Open-Source-Plattform für Entwickler und Administratoren automatisiert das Anwendungs-Deployment, indem sie einen zusätzlichen Virtualisierungs-Layer in Linux-Systeme einbringt.
Duo Security
Das Startup möchte Unternehmen vor Einbrüchen bewahren, die durch gestohlene Mitarbeiterdaten stattfinden können.
Illumio
Illumio will sich um die Sicherheit von Rechenzentren kümmern.
Pepperdata
Der Anbieter von Optimization-Software für Hadoop-Cluster erhebt den Anspruch, Spezialist für skalierbare Systeme zu sein und will dabei helfen, Big Data-Berge im Unternehmen abzutragen.
Tray.io
Man könnte diesen Newcomer als IFTTT-Spezialist für Enterprise SaaS-Apps bezeichnen. Mit IFTTT kann man verschiedene Webanwendungen wie etwa Facebook, Evenote oder Dropbox mit einfachen Anweisungen verknüpfen. Tray.io seinerseits erklärt, man mache einfach den Umgang mit APIs simpler.
Vlocity
Ganz unbescheiden haben sich die von Oracle und Siebel stammenden Topmanager zum Ziel gesetzt, "die weltweit erste Multi-Industry Cloud Software Company auf der Salesforce1-Platform" zu werden. Bislang gibt es Apps für die Bereiche Kommunikation/Medien/Technologie, Krankenversicherung, Versicherung und öffentliche Verwaltung.

Wir glauben aber, dass das RZ-Geschäft Commodity wird. Am Ende wird diese Welt von drei oder vier sehr großen Playern dominiert werden. Ganz sicher wird AWS einer sein, Microsoft auch, vielleicht noch Google und IBM mit Bluemix. Das ist es auch schon.

Wir wollen nicht im Data-Center-Business sein

CW: Und wo bleibt Wipro?

KURIEN: Wir glauben nicht, dass wir auf lange Sicht im Data-Center-Business sein wollen.

CW: Aber gehört zu dem von Ihnen zitierten Stack nicht auch die Data-Center-Seite?

KURIEN: Wir werden unsere Data Centers für die Hybrid-Cloud-Ansätze unserer Kunden anbieten, das macht Sinn. Aber Effizienz in diesem Geschäft bekommen eher die großen Betreiber hin.

CW: Kommen wir zu Wipro Digital: Welche Themen stehen dort im Vordergrund?

KURIEN: Das Internet of Things und das Industrial Internet stehen klar im Fokus. Außerdem das Thema Daten, insbesondere die Art und Weise, wie Kunden Web-scale Data nutzen können, um ihre Geschäfte effektiver aufzustellen. Das ist etwas völlig anderes als die traditionelle Art der Datennutzung, die wir kennen. Wer hier vorne dran ist, kann sich einen gewaltigen Vorteil gegenüber Wettbewerbern verschaffen.

CW: Welche Rolle spielt dabei Realtime Analytics?

KURIEN: Realtime Analytics an sich bedeutet gar nichts, wenn Sie nicht in der Lage sind, den Feedback-Loop zu managen. Und den Autocorrect-Loop. Darauf fokussieren wir uns in Forschung und Entwicklung. Wir glauben, dass sich an dieser Stelle echte Schätze heben lassen.

Analytics-Tools für Web, Mobile und Social
15 Analytics-Tools für Web, Mobile und Social im Überblick
Moderne Analytics-Tools aus der Cloud versetzen Unternehmen in die Lage, ihre Kundschaft besser verstehen und ihre Marketing-Initiativen effizienter planen und auswerten zu können. Im Folgenden eine Vorstellung professioneller Alternativen für die Analyse von Web-Auftritten, mobilen Apps und Social-Media-Profilen.
Mixpanel
Mixpanel ist ein anspruchsvolles Analytics-Tool für Web- und Mobile-Apps. Davon können Softwarehersteller und Webseitenbetreiber profitieren, die ihre Nutzer besser verstehen möchten.
Intercom
Eine weniger bekannte, aber vielversprechende Alternative zu Mixpanel ist Intercom. Der ebenfalls aus San Francisco stammende SaaS-Dienst adressiert Softwareanbieter, die nicht nur wissen, wer ihre User sind und wie sie ihre Produkte nutzen, sondern auch mit ihnen in Kontakt treten möchten.
Kissmetrics
Während sich Google Analytics auf Seitenabrufe, Besucherzahlen und ähnliche Statistiken fokussiert, zeigt Kissmetrics, welche Personen hinter den Klicks stehen. Der Clou: Durch ausgefeilte "User Tracking"-Methoden ist der 2008 in Kalifornien lancierte Service in der Lage, die Aktivitäten der Seitenbesucher über verschiedene Online-Kanäle zu erfassen.
Woopra
n direkter Konkurrenz zu Kissmetrics steht Woopra. So fokussiert sich diese speziell auf die Bedürfnisse von Sales- und Marketing-Teams ausgerichtete Lösung ebenfalls auf persönliche Kundenprofile.
GoSquared
Professionelle Analytics-Tools müssen nicht unbedingt aus den USA stammen. Als Beweis dafür dient der in England beheimatete Softwareanbieter GoSquared. Seine gleichnamige Analytics-Plattform richtet sich in erster Linie an E-Commerce-Anbieter und punktet mit professionellen Features im Bereich Social, Echtzeit-Statistiken und Trends.
Chartbeat
Mit Chartbeat präsentiert sich ein nützliches Tool, das sich auf die Analyse von Echtzeitdaten fokussiert. Was geschieht in diesem Moment auf meiner Website? Wie viele Besucher sind gerade auf dieser oder jener Seite aktiv? Aus welchen Ländern kommen sie?
App Annie
App-Anbieter, die den Erfolg ihrer mobilen Apps professionell messen möchten, finden in App Annie einen Analytics-Service, der ausführliche App Store-Statistiken liefert.
Flurry Analytics
Flurry Analytics ist so etwas wie Google Analytics, aber speziell für App-Anbieter. So dient der Dienst aus Kalifornien auch der effizienten Datenverkehrsanalyse, nur nicht von Websites, sondern von Mobile-Apps.
Apsalar
Eine nennenswerte Alternative zu Flurry Analytics, die ebenfalls in San Francisco entwickelt wird und mit iOS und Android kompatibel ist, ist Apsalar. In diesem Fall muss der Anwender ebenfalls ein SDK (Software Development Kit) in seine App einbauen, das für die automatische Erfassung der Nutzerdaten sorgt.
App Figures
App-Entwickler wollen nicht nur wissen, wie die eigene App bei den Nutzern ankommt und wie sie in der Praxis verwendet wird, sondern auch wie sie im Vergleich zur Konkurrenz steht.
Mopapp
App-Anbieter, die an Tools wie Apsalar und App Figures interessiert sind, aber nicht nur die iOS- und Android-Stores auswerten möchten, sind bei Mopapp genau an der richtigen Adresse.
AppTrace
Mit AppTrace bietet das Berliner Softwarehaus Adjust einen weiteren Online-Dienst, der ebenfalls viele interessante Store-Statistiken bereitstellt und kostenlos ist. Wie der Anbieter erklärt, werden dabei öffentliche Daten aus 155 Ländern ausgewertet.
SocialBench
SocialBench ist ein anspruchsvolles Social-Marketing-Tool, das Community-Management und zahlreiche analytische Werkzeuge auf einen gemeinsamen Nenner bringt.
Sprout Social
Eine gute Alternative zu SocialBench bietet sich mit Sprout Social an. 2010 in Chicago gegründet dient der Cloud-Service ebenfalls als ein ganzheitliches Social-Media-Management-Dashboard, die über zahlreiche Analytics- und Monitoring-Funktionen verfügt.
Quintly
Der Online-Dienst Quintly ermöglicht die effektive Analyse und Steuerung der eigenen Unternehmenspräsenz in den wichtigsten sozialen Netzwerken. Die in Köln entwickelte Lösung unterstützt Facebook, Twitter, Youtube, Google+, LinkedIn und Instagram.

Das Backoffice muss automatisiert werden

CW: Mit welchen Analytics-Partnern arbeiten Sie hier zusammen?

KURIEN: Wir arbeiten vor allem mit unseren Kunden selbst zusammen, beispielsweise mit den Autobauern. Wir helfen ihnen mit Geräten und Daten, um zu verstehen, wie sie operative Umgebungen verbessern können. Die Menschen, die unmittelbar in diesen Umgebungen arbeiten, sind diejenigen, die ein Problem am besten verstehen. Deshalb arbeiten wir kollaborativ mit ihnen zusammen, um die operative Umgebung wirklich zu verstehen. Dafür schreiben wir Algorithmen - und wir sind in der Lage, diese später auch für andere Aufgaben zu verwenden.

CW: Vielen Unternehmen in Deutschland und Europa fällt es schwer, zwischen den indischen IT-Outsourcern zu differenzieren. Wo liegen die Unterschiede?

KURIEN: Zunächst ganz einfach in den Arbeitskosten. Aber unser Unterscheidungsmerkmal wird zunehmend die Technologie. Wir glauben, dass wir Aufgaben weitgehend ohne menschliche Einflüsse lösen und dadurch auch Fehlerquoten und Verschwendung senken können. Wir sehen es als unsere Aufgabe, überflüssige Arbeit aus den Prozessen herauszunehmen.

40 bis 50 Prozent der Anstrengungen, die Unternehmen in die Lösung eines Problems investieren, könnten unserer Einschätzung nach remote erledigt werden. Ob das offshore passiert oder im eigenen Land, ist ein zweites Thema. In vielen Fälle, so propagieren wir, muss das möglichst nahe am Arbeitsplatz passieren - insbesondere, wenn es um geschäftskritische Anwendungen und Infrastrukturen geht. Offshoring macht künftig Sinn, wenn Aufgaben in vollautomatisierten Umgebungen laufen können. Wir sehen uns als Technologiefirma, die Outsourcing anbietet.

A.T. Kearney Global Services Location Index 2014
Offshoring
Die Analysten von A.T. Kearney haben nach 2011 nun für 2014 untersucht, welche Länder die attraktivsten Outsourcing-Standorte darstellen. Ihr globaler Index 2014 bringt insgesamt 51 Länder in ein Ranking. Drei Faktoren bestimmen die Rangfolge: die Kostenvorteile, die Fähigkeit sowie Verfügbarkeit der Fachkräfte und die geschäftliche Umgebung.
Top 20 im Index
Wie schon 2011 führen Indien, China und Malaysia die Liste an. Wie ein Blick auf die Top 20 zeigt, liegt Deutschland auf Rang 17 - und konnte sich in den vergangenen drei Jahren neun Punkte dazuholen.
Platz 1: Indien
Aus Indien bezieht man exzellente IT, Business Process Outsourcing und Voice-Services, schreibt A.T. Kearney. Der Sektor repräsentiere ein Viertel des gesamten indischen Exports. Indien steht unangefochten an der Spitze der Offshoring-Standorte.
Platz 2: China
Die Analysten sehen China auf dem Weg zu einer stärker Service-orientierten Wirtschaft. Der Zweitplatzierte verbessert seine Angebote in puncto Advanced Analytics. Damit biete er eine Alternative zum Outsourcing nach Osteuropa.
Platz 3: Malaysia
Das kleine Malaysia liegt nach A.T. Kearney auf Rang drei. Das Land punktet mit politischer Stabilität und Mehrsprachigkeit.
Platz 4: Mexico
Mexico hat zwei Zähler hinzugewonnen. Die Analysten sehen das Land jetzt auf Rang 4. Den Lateinamerikanern kommt ihr steigendes Bildungsniveau zu gute. Durch die Nähe zu den USA können sie sich als Service-Provider für Unternehmen wie Dell, IBM und Oracle positionieren.
Platz 5: Indonesien
Zwar steigt das Bildungsniveau Indonesiens und die Angebote sind noch immer kostengünstig. Aber schlechtes Englisch stellt aus Sicht von A.T. Kearney ein Hindernis dar. Nichtsdestoweniger platziert sich Indonesien wie schon 2011 auf Rang fünf.

"In drei Jahren wollen wir 35 Prozent weniger Leute haben"

CW: Wenn ich mir Ihren Wettbewerber Infosys anschaue, dann glaube ich, dass der neue CEO Vishal Sikka einen ähnlichen Ansatz verfolgt. Automation ist für alle Offshoring-Unternehmen elementar, weil sich an dieser Stelle die eigenen Betriebskosten am ehesten senken lassen.

KURIEN: Absolut richtig. Aber wenn man wirklich glaubt, dass das wichtig für einen ist, dann sollte man auch einen Pfahl in den Boden rammen und sagen: So machen wir’s. Wir haben gesagt: Wir haben heute 158.000 Leute weltweit bei Wipro beschäftigt. In drei Jahren wollen wir 35 Prozent weniger Leute haben. Das ist der Pfahl, den wir in den Boden gerammt haben.

CW: Kommen wir zum deutschen Markt. Wie viele Kunden haben Sie hier und in welchen Märkten bewegen sie sich?

KURIEN: Ich kann Ihnen die Namen unserer Kunden nicht nennen. Aber wir haben schon einige hier. Wir sind stark im Banking-Bereich, bei den Versorgern, der Automotive-Branche, Maschinenbau und Elektrotechnik.

CW: Wie stark treffen Sie Probleme wie die Euro-Schwäche oder der Ölpreiseinbruch?

KURIEN: Stark. Wir sind der drittgrößte IT-Dienstleister für Ölkonzerne weltweit. Aber jede Schwächephase eröffnet auch Chancen. Für uns ist es wichtig, zu unseren Kunden zu stehen, wenn es mal nicht so läuft. Das zahlt sich später aus. Außerdem sind schlechte Zeiten eine Gelegenheit, sich zu hinterfragen und besser aufzustellen. Das tun wir.

"Es geht um Aggressivität"

CW: Haben klassische europäische IT-Dienstleister wie Atos, Capgemini oder T-Systems jetzt nicht aufgrund der günstigen Währungsbedingungen einen großen Vorteil?

KURIEN: Am Ende geht es nicht um Währungen, sondern um die Art und Weise, wie man arbeitet. Es geht um Aggressivität. Wir bei Wipro sehen uns als Attackierer, nicht als Verteidiger. Menschen, die Schlösser bauen und darin geschützt und ungestört leben wollen, werden irgendwann angegriffen, ihre Burg wird geschliffen. Verteidigung ist der falsche Weg. Wir sind von unserem Naturell her die Angreifer. Wir streben immer 12 bis 15 Prozent Wachstum an, nicht Stagnation oder ein kleines Plus.

So wechseln CIOs den Outsourcing-Partner
So wechseln CIOs den Outsourcing-Partner
Bei Unzufriedenheit unbedacht den Dienstleister zu wechseln ist gefährlich. Zu prüfen sind unter anderem Laufzeit, Folgekosten und Optionen wie Multisourcing.
1. Die Gründe für das Outsourcing nochmals überprüfen:
"Rufen Sie sich die Gründe dafür zurück, warum Sie sich ursprünglich zum Auslagern entschieden haben", rät Edward J. Hansen von der Anwaltskanzlei Baker & McKenzie. Wenn diese Gründe immer noch gelten, reicht es, sich einen neuen Dienstleister zu suchen. Falls nicht, muss die ganze Strategie überdacht werden - und das Unternehmen entschließt sich möglicherweise zum Insourcing.
2. An die Vertragslaufzeiten denken:
Wer den Anbieter wechseln will, tut das am besten, wenn das bisherige Abkommen ausläuft. Die Zusammenarbeit während der Laufzeit zu beenden, ist nur in dringenden Fällen ratsam.
3. Den Vertrag genau studieren:
Es kann Streit ums Geld geben, wenn ein Vertrag vorzeitig beendet werden soll. Schon aus diesem Grund muss der bestehende Vertrag genauestens unter die Lupe genommen werden. Wer geschickt ist, baut in künftige Abkommen ein, in welcher Weise ein Dienstleister den Kunden bei einem Provider-Wechsel unterstützen muss.
4. Wiederverhandeln kann sinnvoller sein als Aussteigen:
Ein Anbieterwechsel kann sich kompliziert gestalten. Wer das vermeiden will, sollte den bestehenden Vertrag lieber neu verhandeln. Entscheider müssen die eigenen Motive für den Wunsch nach einem Wechsel überprüfen.
5. Den bestehenden Dienstleister durchleuchten:
Dieser Punkt knüpft an den vorhergehenden an. Wenn der Grund für den Wechsel-Wunsch darin liegt, dass der Dienstleister schlechte Qualität liefert, muss sich auch der Kunde nach den Gründen dafür fragen. Ein offenes Gespräch kann in Neu-Verhandlungen statt im Wechsel enden.
6. Es wird Ärger mit dem Faktor Mensch geben:
Wenn Mitarbeiter des neuen Dienstleisters ins eigene Unternehmen kommen, kann es zu zwischenmenschlichen Reibereien kommen. Das darf nicht unterschätzt werden.
7. Beim Wechsel mit unproblematischeren Teilen beginnen:
Rechenzentrum-Services oder Disaster Recovery bieten sich als Erstes an, wenn der Dienstleister gewechselt werden soll. Generell gilt: Nicht mit dem Kompliziertesten anfangen!
8. Die Kosten eines Wechsels kalkulieren:
Wer durch den Wechsel des Anbieters Kosten senken will, muss bedenken, dass die Neu-Organisation des Outsourcings selbst auch Geld kostet. Diese Ausgaben müssen gegen mögliche Einsparungen abgewogen werden.
9. Multisourcing als Alternative:
Wer das bisherige Abkommen auflösen will, zielt meist auf Multisourcing ab, statt sich wieder für einen einzigen Anbieter zu entscheiden. Das ist zumindest die Beobachtung von Jeffrey Andrews (Anwaltskanzlei Thompson & Knight). Entscheider sollten sich des damit verbundenen Zeitaufwandes bewusst sein.
10. Aus den eigenen bisherigen Fehlern lernen:
Das vielleicht Wichtigste ist, die eigenen Erfahrungen festzuhalten, um beim nächsten Mal daraus zu lernen.

CW: Wenn Sie Wachstum bei geringerem Headcount wollen, wird Automation nicht reichen. Sie brauchen innovative, höherwertige Services. Welche Rolle spielen Startups und Übernahmen in ihren Überlegungen?

KURIEN: Eine sehr interessante Frage. Wir investieren jedes Jahr 100 Millionen Dollar in Startups.

CW: Kaufen Sie auch zu?

KURIEN: Das ist nicht das Ziel. Wenn Sie ein Startup kaufen und in ein Großunternehmen integrieren, töten Sie es. Wir wollen von ihnen lernen, aber sie nicht absorbieren. Das machen wir höchstens, wenn wir enorme Werte für einen ganz bestimmten Unternehmensbereich sehen. Wir nutzen die Technik, die diese Startups haben, und ihre Skills. In der IT-Welt geht es heute vor allem um Talente, und es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese an sich zu binden. Sich mit Startups einzulassen und gute Ideen und Geschäftsmodelle zu fördern, ist eine davon.

CW: Im Zuge der Digitalen Transformation wird viel über Disruption gesprochen. Was sind die disruptiven Herausforderungen für Wipro?

KURIEN: Ich spreche lieber von Wandel. Für uns geht es darum, uns schneller als der Markt zu wandeln und dem Wettbewerb voraus zu sein. Unser Geschäft ist künftig zweigeteilt. Im klassischen Outsourcing geht es weiterhin um stabile, langjährige Kundenbeziehungen, nicht um Disruption. Im digitalen Business tut sich ein neues Universum auf, da müssen wir innovativ und vorneweg sein.

"Wir tragen keine Anzüge"

CW: Demnach braucht Wipro Digital auch eine andere Kultur als das klassische Geschäft.

KURIEN: Das ist ein Grund dafür, dass wir Wipro Digital komplett unabhängig aufgestellt haben. Wir haben es dort mit einem anderen Kaufverhalten und mit anderen Menschen zu tun. Die müssen wir anders ansprechen. Bei Wipro Digital tragen wir beispielsweise keine Anzüge. Die Leute sitzen in offenen Büro-Arrangements zusammen. Alle Incentive-Pläne sind für Teams gemacht, sie basieren auf Kundenerfolg.

CW: Wäre es nicht eine gute Idee, diesen kulturellen Wandel für Wipro ingesamt herbeizuführen?

KURIEN: Das glaube ich nicht. Die Geschwindigkeiten der Geschäfte sind zu unterschiedlich. Wenn wir diese Geschwindigkeit auf unser Hauptgeschäft übertragen würden, bekämen wir Probleme. Wir würden dort signifikante Disruption schaffen - im negativen Sinne. Das wollen auch die Kunden nicht hören, wenn ich denen heute sage: Wir werden das Data-Center-Geschäft ganz anders aufstellen. Im alten Kerngeschäft geht es um Zuverlässigkeit, Stabilität und Kosten. In der Wipro Digital geht es um Disruption, Innovation und Wandel. Zwei völlig verschiedenen Welten, und wir müssen in beiden agieren. In der neuen Welt müssen wir uns vorantasten und herausfinden, wie die Zukunft aussieht. Das entspricht unserem Slogan: "Sense forward and respond today". (sh)

10 Thesen zur Digitalisierung
Zehn Thesen zur Digitalisierung
In Zusammenarbeit mit dem IT-Dienstleister Dimension Data hat Crisp Research Ende letzten Jahres die unabhängige Studie "Digital Business Readiness" umgesetzt. Ziel war es, ein Stimmungsbild deutscher Unternehmen zum aktuellen Stand ihrer digitalen Transformation zu zeichnen. Hier finden Sie Zehn Thesen, die sich aus dieser Studie ableiten lassen
1. Die digitale Transformation ist bereits in vollem Gange ...
... und hat mittlerweile sämtliche Branchen mehr oder minder fest im Griff. Dennoch steht die Wirtschaft noch am Anfang eines langen Transformationsprozesses.
2. Die digitale Transformation wird die Unternehmen ...
... in den kommenden Jahren in Gewinner und Verlierer spalten.
3. Das Gros der deutschen Unternehmen hat erkannt, ...
... welche weitreichenden Implikationen der digitale Umbruch nach sich zieht. Die absolute Mehrheit sieht sich gut bis sehr gut dafür aufgestellt. Allerdings haben nur 42 Prozent bislang eine funktionierende Digitalstrategie.
4. 39 Prozent der befragten Unternehmen sehen sich als Profiteure ...
... und Gestalter des digitalen Wandels. 61 Prozent bezeichnen sich als Mitläufer und Skeptiker.
5. Es gibt einen klaren Zusammenhang zwischen Digital Excellence ...
... und der erfolgreichen Implementierung einer Digitalstrategie. So haben bereits zwei Drittel (67 Prozent) der Digital Champions (Profiteure und aktive Gestalter) ihre Strategie erfolgreich implementiert und mit der Umsetzung in die Praxis begonnen.
6. Die IT-Abteilungen sind die entscheidenden Akteure, ...
... wenn es gilt, die Strategie zu entwerfen und die Aktivitäten im Prozess der digitalen Transformation zu steuern und umzusetzen. Allerdings wirkt das Thema weit über die Grenzen der IT-Abteilung hinaus.
7. Die Kunden sind Treiber der digitalen Transformation.
Von ihnen gehen die Veränderungen aus.
8. Das Rechenzentrum ist das Epizentrum der Digitalisierung.
Für mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) ist es die alles entscheidende Basis der Digitalisierung.
9. Für eine zukunftssichere Infrastruktur ...
... sind Investitionen nötig, die über das Rechenzentrum hinausgehen.
10. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen glauben, ...
... dass sie für eine konsequente Umsetzung der digitalen Transformation professionelle Partner brauchen. Diese sollten eine hohe Kompetenz bei der IT-Integration sowie umfangreiches Prozess- und Branchen-Know-how mitbringen.