Deployment

Windows 7 für Administratoren Teil 2

02.04.2013 von Ulrich B. Boddenberg
Wenn Windows 7 für eine Vielzahl von Nutzern konfiguriert werden soll, spielt Standardisierung eine wichtige Rolle. Microsoft hilft in diesem Fall mit Tools wie WAIK.
Pflicht-Download: WAIK for Windows 7.
Foto: Galileo Computing, Boddenberg

Bevor der Benutzer mit dem Betriebssystem arbeiten kann, muss es installiert werden – das ist so weit einleuchtend. Wenn Sie Dutzende oder Hunderte von Installationen von Windows 7 durchführen müssen, spielt die Automatisierung und Vereinheitlichung des Installationsprozesses eine große Rolle. Einerseits soll die eigentliche Installation schnell und möglichst kostengünstig ablaufen, andererseits sollen die PCs auch in der Betriebsphase einfach zu warten und zu managen sein. Letzteres ist nur dann erreichbar, wenn alle Systeme identisch aufgesetzt sind, also nicht individuell über jeden PC nachgedacht werden muss.

Der Pflicht-Download für alle, die sich mit der automatisierten Installation von Windows 7 auseinandersetzen, ist das Windows Automated Installation Kit (WAIK), das auch in einer Version für Windows 7 vorliegt.

Windows 7 für Administratoren

Foto: Galileo Computing, Boddenberg

Ulrich B. Boddenberg

Galileo Computing
804 S., 2010, 49,90 Euro
ISBN 978-3-8362-1501-5

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Einführende Überlegungen

Es gibt nun natürlich mehrere Wege, wie ein Betriebssystem auf den PC kommen kann. Sie müssen sich dabei aber stets die Frage stellen, wie gut die durchgeführte Installation dann letztendlich zu betreiben ist.

Standardisierung

Bevor wir in die Technik einsteigen, möchte ich ein wirklich wesentliches Thema erwähnen: die Standardisierung.

Dreh- und Angelpunkt sowohl eines effizienten Deployment-Prozesses als auch einer kostengünstigen Betriebsphase ist eine möglichst hohe Standardisierung der PCs – das betrifft sowohl die Hardware als auch die Art und Weise, wie das Betriebssystem installiert wird.

Im günstigsten Fall sieht jeder PC softwaremäßig gleich aus, sodass Sie einfach an einer Konsole auf einen Knopf drücken und zehn Minuten später ist ein PC aufgesetzt – einfach durch Installation des Standard-Images. So weitgehend wird eine Vereinheitlichung im Allgemeinen nicht möglich sein, da die Abteilungen unterschiedliche Anforderungen an die Applikationen haben. Somit gibt es für das optimale Szenario in der Praxis zwei Wege:

Der erstgenannte Fall ist eigentlich der bessere, denn Sie müssen nicht mehrere Images pflegen und hätten vermutlich auch im zweiten Fall die Situation, dass bei dem einen oder anderen Anwender etwas nachinstalliert werden muss.

Mehr zum Thema

Lesen Sie hierzu auch die anderen Ratgeber aus der Reihe Windows 7 für Administratoren:

Windows 7 Godmodes
Windows 7 Godmodes
Der ursprüngliche Godmode verbirgt sich hinter dem String .{ED7BA470-8E54-465E-825C-99712043E01C} und bietet den schnellen Zugriff auf zahlreiche Funktionen.
Windows 7 Godmodes
Die standortbasierten Einstellungen sind eine Neuerung in Windows 7. String: .{00C6D95F-329C-409a-81D7-C46C66EA7F33}
Windows 7 Godmodes
Ist ein biometrisches Gerät in Windows angemeldet, können Sie über den String .{0142e4d0-fb7a-11dc-ba4a-000ffe7ab428} die passenden Einstellungen erreichen.
Windows 7 Godmodes
Der Zugriff auf die Energieeinstellungen. String: .{025A5937-A6BE-4686-A844-36FE4BEC8B6D}
Windows 7 Godmodes
Über diese Verknüpfung lassen sich die Benachrichtigungen in Windows schnell anpassen. String: .{05d7b0f4-2121-4eff-bf6b-ed3f69b894d9}
Windows 7 Godmodes
Ein schneller Einblick an alle gesicherten Anmeldeinformationen. String: .{1206F5F1-0569-412C-8FEC-3204630DFB70}
Windows 7 Godmodes
Über dieses Interface lassen sich Programme aus dem Netzwerk installieren. String: .{15eae92e-f17a-4431-9f28-805e482dafd4}
Windows 7 Godmodes
Die Standardprogramme. String: .{17cd9488-1228-4b2f-88ce-4298e93e0966}
Windows 7 Godmodes
Der Zugriff auf alle gespeicheren WLAN-Verbindungen. String: .{1FA9085F-25A2-489B-85D4-86326EEDCD87}
Windows 7 Godmodes
Der String .{208D2C60-3AEA-1069-A2D7-08002B30309D} zeigt alle sichtbaren Computer der aktuellen Arbeitsgruppe an.
Windows 7 Godmodes
Der String .{20D04FE0-3AEA-1069-A2D8-08002B30309D} liefert einen schnellen Überlblick zu den im Computer verbauten Laufwerke.
Windows 7 Godmodes
Die Verknüpfung hinter .{2227A280-3AEA-1069-A2DE-08002B30309D} zeigt alle auf dem System installierten Drucker.
Windows 7 Godmodes
Eine Verknüpfung zur Remote Desktopverbindung von Windows. String: .{241D7C96-F8BF-4F85-B01F-E2B043341A4B}
Windows 7 Godmodes
Die Daten zur Windows Firewall finden sich mit dem String .{4026492F-2F69-46B8-B9BF-5654FC07E423}
Windows 7 Godmodes
Mit dem String .{78F3955E-3B90-4184-BD14-5397C15F1EFC} legen Sie eine Verknüpfung zu den Einstellungen der Computerleistungen an.

Lokale Daten und Profile

Beim Austausch von PCs oder auch bei einer Neuinstallation eines bestehenden PCs im Fehler- oder Upgrade-Fall stellen lokal auf dem PC vorhandene Daten eine wesentliche »Bremse« dar. Diese müssen gesichert und auf den neuen PC übertragen werden, wobei erschwerend hinzukommt, dass dies mit Profilen nicht so ganz simpel ist. Optimalerweise sollte es also keine Benutzerdateien auf PCs geben, was in der Praxis bedeutet:

Bei den servergespeicherten Profilen schwingt immer ein wenig der Gedanke mit, dass diese in erster Linie dazu dienen, dass Benutzer sich an beliebigen PCs im Unternehmen anmelden können und trotzdem stets ihre Einstellungen zur Hand haben. Ja, das ist ein Aspekt – dieser spielt meiner Erfahrung nach aber nur selten wirklich eine Rolle. Wichtig im Zusammenhang mit servergespeicherten Profilen sind aber die »implizite Sicherung« des Profils und die deutliche Vereinfachung im Fall eines Austauschs oder einer Neuinstallation des PCs.

Recovery-Funktionen von Windows 7
Systemreparaturdatenträger in Windows 7:
Über die Notfall-CD kann der Anwender bei Startproblemen oder einer nicht mehr erkannten Installation von Windows 7 Rettungsmaßnahmen durchführen.
Recovery durch Schattenkopien:
Die Dateiversionierung in Windows 7 legt beim Errichten eines Wiederherstellungspunkts automatisch Sicherungskopien von Dateien an, sofern die betreffende Funktion nicht ausgeschaltet wurde und genügend Speicherplatz zur Verfügung steht.
Systemdatei-Check:
Der Befehl sfc.exe kann fehlende Systemdateien wiederherstellen und beschädigte Windows-Dateien ersetzen. Dafür muss die Installations-DVD bereitgehalten werden. Ferner erfordert das Tool Admin-Rechte.
Zugriffsprobleme:
Konflikte bei den NTFS-Berechtigungen zur Regelung des Zugriffs auf Datei- und Verzeichnisressourcen können die Nutzung von Dokumenten und die Ausführung von Programmen blockieren.
Rettungsumgebung:
Zentrale Anlaufstelle für das Recovery einer nicht mehr startfähigen Installation von Windows 7 ist das Wiederherstellungsmenü.
Startumgebung reparieren:
Mit diesem Befehl aus dem Wiederherstellungsmenü der Installations-DVD erkennt und repariert Windows 7 fehlende oder beschädigte Systemdateien ohne Nachfrage.
Früheren Status wiederherstellen:
Der Befehl Systemwiederherstellung setzt Windows auf einen zuvor erstellten Wiederherstellungspunkt zurück.
Arbeitsspeicherdiagnose:
Damit kann ein möglicher RAM-Defekt als Ursache für Windows-Startprobleme bestätigt oder ausgeschlossen werden.
Diskpart:
Das Festplatten-Tool für die Kommandozeile stellt dem Anwender ein umfangreiches Portfolio an Befehlen zur Verfügung.

Vorinstallierte Versionen und Re-Imaging-Recht

Wenn Sie nicht als Großabnehmer PCs ohne vorinstalliertes Betriebssystem kaufen, wird es auf Ihren Geräten bereits ein Windows 7 geben. Warum also nicht einfach den PC einschalten, 15 Minuten warten, bis das vorinstallierte Betriebssystem eingerichtet ist und den Benutzer losarbeiten lassen?

Ein wesentliches Problem ist, dass die vorinstallierten Images mit Sicherheit nicht gemäß Ihrer Vorgaben beziehungsweise Vorstellungen eingerichtet sein werden. Vermutlich installieren Sie standardmäßig keine Spiele und Testversionen von Virenscannern und Bildbearbeitungswerkzeugen mit. Dafür möchten Sie vielleicht andere Software einfügen, wie beispielsweise den Adobe Reader.

Zu bedenken ist auch, dass bei der Beschaffung von PCs zu unterschiedlichen Zeitpunkten vermutlich auch leicht unterschiedliche Vorinstallationen geliefert werden.

Eventuell entspricht auch die Partitionierung nicht Ihren Vorstellungen oder Sie möchten den Beitritt zur Domäne optimieren – kurzum: Es gibt viele Gründe dafür, nicht einfach die vorinstallierte Version zu verwenden.

Wenn Sie sich dafür entscheiden, das Betriebssystem neu zu installieren und dabei eine Volumenlizenzversion aufspielen, stellt sich die Frage nach den lizenzrechtlichen Aspekten.

Grundsätzlich gewährt Microsoft Volumenlizenzkunden (!) das Recht auf Re-Imaging. Vereinfacht gesagt bedeutet dies, dass beispielsweise auf einem PC, der vom Hersteller mit einer Windows 7-Business-Lizenz verkauft worden ist, ein Image aufgebracht werden darf, das von einem Windows 7-Business-Volumenlizenzdatenträger installiert wurde. Die Bedingungen für die legale, also lizenzbestimmungskonforme Nutzung des Re-Imaging-Rechts sind relativ eng:

Lizenzierung

Dieser Beitrag kann eine fundierte Lizenzberatung nicht ersetzen. Die Aussagen, die ich hier zur Lizenzierung mache, könnten von Microsoft kurzfristig geändert werden, außerdem könnten Ihr Volumenlizenzvertrag oder Ihre Einzellizenzen speziellen Bedingungen unterliegen.

Eine recht lesenswerte Einführung in das Thema Re-Imaging finden Sie hier:

Weiter vorn sind einige Typen von Einzellizenzen erwähnt; hier eine kurze Zusammenfassung:

Die ersten Screenshots von Windows 8?
Windows 8 im Anmarsch
Windows 8 im Anmarsch

Der Deployment-Prozess

Wenn Sie ein zu verteilendes Image erstellt haben, müssen Sie entscheiden, wie Sie es auf die PCs aufbringen möchten. Es gibt dazu zwei Methoden:

Eine dritte Variante wäre freilich die Installation direkt von der Original-Windows 7-DVD, aber diese Variante dürfte in der Unternehmenspraxis wirklich nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen.

Die meisten Kunden erstellen heute ein Image, das zum Rollout neuer PCs oder zum Neuinstallieren von vorhandenen PCs verwendet wird. Nun ist noch zu entscheiden, wie das Image auf einen PC gebracht werden soll:

Eine weitere wichtige Entscheidung ist, ob Sie die PCs zunächst in der IT auspacken und installieren möchten und dann den fertig installierten PC zum Anwender bringen oder ob die Installation des PCs beim Anwender stattfinden soll. Der »klassische « Fall ist die Vorbereitung der PCs im IT-Labor, allerdings erscheint mir das heute gar nicht der zeitsparendste Weg zu sein. Eine Netzwerkinstallation von einem Image geht so schnell, dass durchaus folgende Vorgehensweise denkbar ist:

Während der Techniker mit dem letztgenannten Schritt beschäftigt ist, dürfte auch die Installation durchgelaufen sein. Nun werden unter Umständen die Nachinstallation von Anwendungen und Patches die Installationszeit verlängern, trotzdem dürfte in vielen Fällen der Gesamtprozess nicht allzu lange dauern. Wenn der Techniker an jedem einzelnen PC noch zwei Stunden herumbasteln muss, dann wird die Installation beim Anwender nicht funktionieren. Es stellt sich dann allerdings die Frage, ob es nicht erforderlich ist, das Thema Standardisierung nochmals genau aufzugreifen.

WAIK installieren und Testumgebung

Installation des Windows Automated Installation Kit (WAIK.
Foto: Galileo Computing, Boddenberg

Der erste Schritt ist die Installation des Windows Automated Installation Kit (WAIK). Dieses enthält einerseits verschiedene Dokumentationen, andererseits einige Werkzeuge, unter anderem den Windows-Systemabbild-Manager, mit dem sich Definitionsdateien für die unbeaufsichtigte Installation erzeugen lassen. Das WAIK ist als Download erhältlich, die Installation startet mit dem Dialog aus der Abbildung. Für eine initiale Installation wählen Sie den Menüpunkt Windows AIK-Setup.

Da die WAIK-Installation problemlos durchläuft, lautet die Frage eigentlich nicht, wie man es installiert, sondern vielmehr wohin. Das hört sich zunächst irgendwie trivial an, aber die Frage ist durchaus begründet.

Das WAIK gehört auf den PC, mit dem der jeweilige Administrator das Deployment verwaltet. Auf diesen PC werden Sie gegebenenfalls noch einige andere Dinge installieren, beispielsweise eine Software zum Erstellen und Modifizieren von ISO-Images und ähnliche Werkzeuge. Dieser PC kann durchaus Ihr »normaler « Admin-Arbeitsplatz sein, es hat sich in der Praxis aber durchaus bewährt, eine separate Maschine dafür vorzusehen. Der Grund ist simpel: In etwas größeren Unternehmen arbeiten häufig mehrere Leute an einem Thema, wobei es dann hilfreich ist, wenn hierfür ein gemeinsamer PC genutzt werden kann, auf dem »alles drauf« ist. Dieser PC kann übrigens auch eine virtuelle Maschine sein.

Wenn Sie Installationen testen oder eine Master-Installation erzeugen möchten, können Sie als Ziel ebenfalls mit virtuellen Maschinen arbeiten. Dies ist durchaus sinnvoll, denn man kann schnell Zwischenstände wegsichern, Snapshots anfertigen und zurückholen und dergleichen mehr. Der große Nachteil ist, dass Sie im Normalfall irgendwann die Hardware ins Spiel bringen müssen, was insbesondere die Installation von Treiberpaketen bedeutet. Grundsätzlich ist es aber kein schlechter Weg, zunächst mit einer virtuellen »Zielumgebung« zu arbeiten und dann erst in der Endphase mit PC-Hardware zu validieren und gegebenenfalls Ergänzungen vorzunehmen. Die erwähnten Möglichkeiten wie das Erstellen von Snapshots führen schon zu einem deutlichen Produktivitätsgewinn – ansonsten sind Sie ständig damit beschäftigt, mit einem Imaging-Tool (z. B. Ghost, True-Image) Zwischenstände zu sichern.

Noch ein Hinweis Das WAIK muss auf einem Admin/Techniker-PC installiert werden, es kommt keinesfalls auf die Zielmaschine! (ph)