Windows 10 - Ja oder Nein?

Win 10 Update: Kostenlose Nachteile

15.07.2016 von Florian Maier und Brad Chacos
Die Möglichkeit zum kostenlosen Update auf Microsofts Windows 10 neigt sich dem Ende zu. Auch wenn Win 10 in Teilen richtig gut ist - es gibt auch gute Gründe für ein freundliches, aber dennoch bestimmtes ‚Nein danke‘.

Die Uhr tickt! Wenn Sie Windows 7- oder Windows 8-User sind, haben Sie noch bis zum 29. Juli 2016 die Möglichkeit auf ein kostenloses Windows 10-Update. Für viele Unternehmens- und Privat-Anwender macht der Wechsel zu Win 10 durchaus Sinn - schließlich ist es nach Ansicht vieler das bislang beste Windows-Betriebssystem mit nützlichen neuen Features und vielen technischen Verbesserungen.

Zehn gute Gründe gegen Windows 10

Und doch ist Windows 10 nicht für Jedermann geeignet. Es gibt einige wirklich gute Gründe das Update abzulehnen - denn neben einem Gratis-Betriebssystem gibt’s mit dem aktuellen Microsoft-OS auch einige Gratis-Nachteile frei Haus. Wenn Sie also vor der Frage stehen ‚Windows 10 - Ja oder Nein?‘ oder einfach nach Gründen suchen, kein Update durchführen zu müssen - hier kommen zehn gewichtige Nachteile eines Upgrades auf Win 10:

10 Gründe gegen Windows 10
Kein Support für Windows Media Center & DVD
Wenn Sie ein Update auf Windows 10 durchführen, verlieren Sie auch etwas. Zum Beispiel Windows Media Center (WMC): Nachdem WMC bereits mit Windows 8 aufs Abstellgleis befördert worden war, ist jegliche WMC-Funktionalität mit einem Update auf Win 10 Geschichte. Das hat auch seinen Grund: WMC ist ein Nischenprodukt, das nicht viele User wirklich nutzen. <br><br /> Sollten Sie zu dieser Gruppe gehören, werden Sie auf das Update verzichten wollen. Es sei denn, Sie sind bereit sich mit WMC-Alternativen wie Kodi, Plex oder DVR workarounds zu beschäftigen. <br><br /> Achja - wenn Sie Windows 7-Nutzer sind, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass Windows 10 kein natives DVD-Playback bietet. Es gibt allerdings kostenlose Alternativen.
Keine Desktop-Gadgets & -Widgets
Fans der aus Windows 7 bekannten Gadgets und Widgets für den Desktop, müssen mit einem Umstieg auf Windows 10 auf ihre liebgewonnen Icons verzichten. Das ist im Grunde eine gute Sache, weil die Dinger ein eklatantes Sicherheitsrisiko darstellen. Sollten Sie sich für den Verbleib bei Win 7 entscheiden, lohnt sich also der Einsatz der Alternative Rainmeter 3.1.
Keine OneDrive-Platzhalter
Mit Windows 8.1 hielt ein ziemlich nützliches Feature für Hardcore-OneDrive-User Einzug: Platzhalter. Die zeigten auf einen Blick die Inhalte des Accounts, Dateien wurden aber erst bei Öffnung heruntergeladen. So konnten User stets auf dem Laufenden über die Inhalte ihres Cloud-Speichers bleiben, ohne jedesmal alle Inhalte auf verschiedene Devices downloaden zu müssen. <br><br /> Unglücklicherweise empfand die Mehrheit der Windows-User dieses Feature als verwirrend, weswegen Microsoft die Platzhalter in Windows 10 ersatzlos gestrichen hat. Es gibt zwar Hinweise darauf, dass ein ähnliches Feature für die Zukunft geplant sein könnte, noch ist davon aber nichts zu sehen. Wer die Platzhalter also unbedingt braucht, sollte sich das Win 10 Update sparen.
Keine Kontrolle über Windows Updates
Vielen Anwendern dürfte sauer aufstoßen, dass sie mit Windows 10 der Möglichkeit beraubt werden, Software Updates selbst zu steuern. Windows 10 Pro-User können Updates einige Monate vor sich herschieben - das war's aber auch schon. Wenn Microsoft ein Update ausrollt, wird Ihr System es früher oder später installieren. <br><br /> Für User, die in Windows 7 oder 8 die standardmäßige Windows-Update-Funktion nutzen, ändert sich im Grunde nicht viel. Wenn Sie aber Wert darauf legen, selbst entscheiden zu können, welche Updates sie installieren wollen, könnte das für Sie ein Ausschlussgrund sein.
Datenschutz-Bedenken
Das nächste Hauptargument von Win 10-Gegnern: der Datenschutz. Wahr ist: Microsofts aktuelles OS zieht mehr Daten über seine Nutzer, als die vorherigen Versionen. Ganz besonders gilt das, wenn Sie sich für das Express-Setup entscheiden. Die Suchleiste nutzt Cortana und sendet sämtliche Suchanfragen an die Microsoft Server. Die Windows Store-App sammelt Daten zu Werbezwecken, außerdem zeichnet Windows 10 Tastatureingaben, Lokaliserungsdaten, Browser-Nutzung, Programm-Installationen und vieles mehr auf. <br><br /> Wahr ist aber auch: Die Datenschutz-Bedenken sind im Fall von Windows 10 medial ziemlich aufgeblasen worden, obwohl sich die meisten potenziell bedenklichen Verhaltensweisen der Software abschalten lassen. Nicht abschaltbar ist hingegen, dass Windows 10 auch Telemetriedaten über Ihr System sammelt und Sie an Microsoft übersendet. Diese Daten schätzt man bei Microsoft als nicht kritisch ein. Wenn Sie das anders sehen, ist Windows 10 nichts für Sie.
Werbung über Werbung
In Sachen Werbung macht sich nicht nur die Windows Store-App negativ bemerkbar: Windows 10 "beglückt" seine User auch mit "nativen" Werbeanzeigen in eigener Sache. Pop-Up-Benachrichtigungen die Microsoft-Produkte wie Skype oder Office 365 anpreisen (sogar wenn man die Produkte bereits besitzt beziehungsweise abonniert hat!), zehren ebenso an den Nerven wie diverse andere Werbeanzeigen von verschiedensten Ausmaßen. <br><br /> Glücklicherweise lassen sich sämtliche Werbe-Nervereien jedoch abschalten. Dazu muss man sich allerdings auch ein bisschen tiefer in die Windows 10-Strukturen und -Optionen vorarbeiten.
Aggressive Praktiken
Die aggressive und teilweise auch leicht fragwürdige Art und Weise, wie Microsoft Windows 7- und 8-User zum Upgrade auf Win 10 bewegen möchte, sind schon seit einem Jahr Thema. "Unbesiegbare" Pop-Ups, Zwangs-Updates, Fullscreen-Werbeanzeigen und malware-eske Taktiken haben nicht wenigen Usern die Lust auf Windows 10 gründlich verdorben. <br><br /> Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt trotzdem noch über einen Wechsel zu Windows 10 nachdenken, sind Sie längst über diese Diskussion hinweggekommen. Auch die aggressiven Taktiken von Microsoft können letztendlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Windows 10 ein gutes Betriebssystem ist. Wenn Sie sich allerdings mit den ethischen Grundsätzen und Geschäftstaktiken von Microsoft nicht anfreunden können, sollten Sie auch die Finger von Windows 10 lassen.
Software-Kompatibilität
Alte Software ist nicht notwendigerweise schlechte Software. Allerdings finden sich im Netz zahlreiche Beschwerden von Usern, die bestimmte Software nach dem Win 10-Update nicht mehr ausführen können. <br><br /> Wenn Sie also auf spezifische Software-Produkte angewiesen sind, sollten Sie vor dem Update auf Windows 10 die Google-Suche bemühen, um herauszufinden, ob diese unter dem aktuellen Windows auch laufen. Nicht kompatibel sind beispielsweise Office 2003 oder Anwendungen, die den XP-Mode von Windows 7 benötigen. Zwar sollte Microsofts Upgrade Advisor Ihnen anzeigen, wenn Software nicht kompatibel ist, jedoch ist von vielen Usern zu hören, dass das Teil nicht besonders zuverlässig funktioniert.
Hardware Kompatibilität
Was für Software gilt, gilt auch für Hardware: Egal ob Sie Windows 7- oder Windows 8-User sind, Sie sollten Microsofts Hardware-Kompatibilitäts-Tool nutzen. <br><br /> Das war aber noch nicht alles: Dieses Tool untersucht lediglich ihr System zuverlässig auf Kompatibilität. Ältere Drucker- oder Scanner-Modelle könnten trotzdem unter Windows 10 nicht funktionieren. Der einzige Weg um sicher zu gehen, dass auch liebgewonnene Oldschool-Peripherie funktioniert: die Google-Suche.
Solange es funktioniert...
Dieser Grund für das Nicht-Update auf Windows 10 richtet sich an die User, die generell nicht auf Forschritt stehen oder einfach technisch nicht sonderlich bewandert sind. Zwar fällt die Umstellung auf Windows 10 nicht sonderlich schwer und auch die größten Win 8-Sünden sind beseitigt - aber ganz reibungslos geht ein Update dennoch nicht über die Bühne. Cortana, Edge, das neue Startmenü und die generelle Positionierung als cloud-basiertes Betriebssystem stellen wirklcih umwälzende Veränderungen dar. <br><br /> Ob diese neuen Features und Verbesserungen ein Update auf Windows 10 rechtfertigen? Unserer Meinung ja. Dennoch: Wenn Sie von Veränderungen an Ihrem Computer nicht begeistert sind, sollten Sie bei Ihrem bewährten System bleiben. <br><br /> Wenn Sie ihre Workflows perfekt auf Ihr derzeitiges OS abgestimmt haben, sollten Sie sich fragen, ob Sie von Cortana, dem Windows Store, Direct X12 oder Virtual Desktops profitieren können. Wenn nicht, können Sie sich den Aufwand eines Updates sparen.

Was bringt das Win 10 Anniversary Update?

Wenn Sie nun immer noch unschlüssig sind, ob Sie von Windows 7, 8 oder 8.1 auf Win 10 wechseln sollen: Microsoft hat versprochen, sein aktuelles Betriebssystem auf der Basis von User-Feedback weiter zu entwickeln. Dazu konnte bis letzten Herbst Jedermann Vorschläge über sogenannte UserVoice-Sites einreichen. Diese sind jedoch inzwischen Geschichte - der einzige Weg, Feedback abzugeben führt über die Feedback-App, die wiederum nur in Windows 10 verfügbar ist. Wer also eine der Vorgängerversionen verwendet, hat keinerlei Möglichkeit einzusehen, ob genau dieses eine Win 10-Feature, das fehlt oder stört in Zukunft hinzugefügt, beziehungsweise entfernt wird.

Darum haben wir kurzerhand die Top-Requests der Windows-User für das kommende Anniversary Update von Windows 10 in einer Bildergalerie zusammengestellt. Darunter finden sich auch einige Features, die Sie vielleicht noch gar nicht kennen - die jedoch bereits Teil der Insider Preview Build von Windows 10 sind:

Windows 10: Feature-Wünsche für das Anniversary Update
"Universal Dark Theme"
Mehr als 7000 Windows-10-Nutzer wollen ein optionales "Dark Theme" - also die Möglichkeit für weißen Text auf schwarzem Grund. Aktuell wird dieses Layout von Windows 10 nicht unterstützt. <br><br /> Allerdings wird das Anniversary Update mit dem sogenannten "App Mode" kommen, der die Option eines "Dark Theme" beinhaltet. Das funktioniert für einige Universal-Apps wie Mail und Kalender, aber leider nicht mit allen. Karten oder die Feedback-App sind nur zwei Negativ-Beispiele. Auch mit Win32-Apps scheint das Feature nicht zu funktionieren.
Wieso kann Cortana meinen PC nicht herunterfahren?
Ungefähr 8000 Leute wünschen sich, dass Cortana künftig mehr kann: Sie möchten gerne per Sprachbefehl ihren PC herunterfahren. Aktuell gibt es keinerlei Informationen darüber, ob Microsoft ein solches Feature für das Anniversary Update plant. Etliche Verbesserungen für Cortana sind waren bereits Teil des Insider Build, zum Beispiel die Möglichkeit, sprachlich Unterstützung von Cortana bei aktiviertem Sperrbildschirm anzufordern. <br><br /> Dass ein solches Feature in den falschen Händen für Unbehagen sorgen könnte, sollte jedem klar sein. Vielleicht wäre es eine bessere Idee, den PC per Cortana anzuschalten - ähnlich wie es bei der Xbox One mit Hilfe von Kinect bereits möglich ist.
Keine Treiber-Updates ohne Zustimmung
Mehr als 7000 User sind der Meinung, dass Windows 10 niemals ungefragt Driver Updates vornehmen sollte - insbesondere wenn es dabei um Grafik-Treiber geht. Für den "normalen" User sind solche automatischen Updates in der Regel eine gute Sache - anders sieht es aus, wenn die User Gamer sind. <br><br /> Denn die wissen, dass die Kombination aus Grafik-Treiber, Hardware, BIOS-Konfiguration und Software für die Performance entscheidend ist. In dieser Hinsicht ist die aktuellste Treiber-Version nicht immer unbedingt die beste. Leider gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass Microsoft ein solches Feature mit dem Anniversary Update anbietet.
Browser-Historie bei Edge
Viele Browser bieten eine Übersicht über kürzlich besuchte Webseiten in Form einer "Seiten-Historie". So können User schnell zu einer vorherigen Seite zurückkehren, ohne erst ausgiebig auf den "Zurück"-Button zugreifen zu müssen. Microsofts Edge bietet dieses Feature aktuell nicht. <br><br /> Rund 6000 User wollen dieses Feature - und Microsoft wird es aller Voraussicht nach beim Anniversary Update umsetzen, denn es ist bereits Teil der Insider Build. Ein Rechtsklick auf den "Zurück"-Button von Edge, schon werden die letzten sieben besuchten Seiten angezeigt. Das ist zwar eher wenig im Vergleich zu Googles Chrome, aber immerhin.
Keine Zwangs-Updates
Erstaunlicherweise haben sich nur 3800 User für die Abschaffung der Zwangs-Updates ausgesprochen. Und doch liegt uns dieser Wunsch besonders am Herzen, denn ohne einen Hinweis darauf, dass das OS sich ein Update holt, bleibt Windows 10 für viele User unattraktiv. <br><br /> Zwar speichern einige Apps wie beispielsweise Word automatisch ab - aber bei allen anderen Apps, die das nicht tun droht Datenverlust, wenn ein solches Update zur falschen Zeit am falschen Ort ansteht. Im Insider Preview von Windows 10 schickt Microsoft deshalb eine Benachrichtigung an die User, wenn ein Update ansteht. Das kann allerdings leicht übersehen werden. Hier könnte Microsoft noch nachbessern, schließlich ist eine bessere Kommunikation über Updates essentiell für das Vertrauen der User.
Unified Inbox
Das meist nachgefragte Feature für Windows 10 wurde bereits hinzugefügt: eine sogenannte "Unified Inbox". Hier können Sie verschiedene E-Mail-Konten in einer Übersicht bündeln. <br><br /> Sie aktivieren das Feature über die "Mail"-App: In den Einstellungen klicken Sie auf Kontenverwaltung. Die Option "Link-Posteingang" öffnet ein Fenster, in dem Sie wählen können, welche Accounts verknüpft werden sollen.
Schlauere Cortana
Mehr als 5000 Windows-10-Nutzer wünschen sich, dass Cortana schlauer wird und künftig auch kontextuelle Zusammenhänge erkennt. Wenn Sie zum Beispiel fragen: "Wer ist der CEO von Microsoft?" und anschließend "Wie alt ist er?", kann die virtuelle Assistentin keinen Zusammenhang herstellen. <br><br /> Allerdings besitzt Cortana bereits kontextuelle Fähigkeiten. Wenn Sie sich nach dem Wetter für heute abend erkundigen, gibt die Assistentin bereitwillig Auskunft. Die Anschlussfrage "Und morgen früh?" meistert sie ebenfalls. Dennoch: Microsoft muss Cortana in dieser Hinsicht weiterentwickeln - alleine, um an Google dran zu bleiben, das erst vor kurzem seinen eigenen digitalen Assistenten vorgestellt hat. Microsoft selbst hat bereits bestätigt, dass in dieser Hinsicht einige Verbesserungen Teil des Anniversary Updates sein werden.
Windows 10-eigener Passwort-Manager
Rund 5000 User wollen gerne einen Microsoft-Passwortmanager in Windows 10 nutzen. Und zwar als kostenlose Alternative zu Apps wie LastPass. <br><br /> Microsoft kann bei dieser Geschichte eigentlich nur verlieren: Die einen beschweren sich darüber, dass Sie für einen Passwort-Manager von einem Drittanbieter bezahlen müssen, während die anderen im Fall einer Microsoft-App Angst um ihre Privatsphäre haben.

Alles zu Windows 10: Konfigurieren, installieren, reparieren

Wenn Sie sich nun doch für einen Umstieg auf Windows 10 entscheiden sollten, stehen wir Ihnen bei Einrichtung, Konfiguration oder auch wenn es ums Zurücksetzen geht mit Rat und Tat zur Seite. Wir sagen Ihnen außerdem, welche Herausforderungen eine Migration für die IT-Abteilung bereit hält und nennen Ihnen die besten Freeware-Tools für Microsofts aktuelles Betriebssystem. In unserer Windows-10-FAQ finden Sie zudem Antworten auf alle offen gebliebenen Fragen.

Dieser Beitrag basiert in Teilen auf einem Artikel unserer Schwesterpublikation PCWorld.com.