Highend-Smartphone im Praxistest

Wie sensationell ist das HTC Sensation?

31.07.2011 von Jakob Ginzburg
Mit Smartphones wie dem "HTC Sensation" kann Technik, die vor einigen Jahren noch einen PC antrieb, heute schon wortwörtlich in die Tasche gesteckt werden. Die COMPUTERWOCHE hat getestet, ob das neue HTC-Flaggschiff hält, was es verspricht.

Schon der erste Blick auf das Gerät offenbart, wo sich HTC bei der Entwicklung des HTC Sensation inspirieren ließ: Die Vorderseite erinnert stark an das "HTC Desire HD", während die Rückseite von dem Windows-Phone "HTC Mozart" entliehen scheint. Doch die Taiwaner haben nicht nur die Vorzüge beider Smartphones genommen, sondern dem Resultat noch weitere Verbesserungen zukommen lassen. Eine davon ist der 4,3-Zoll große Super-LCD-Bildschirm mit einer Auflösung von 960 mal 540 Pixel (qHD), der von dem besonders robusten Gorilla-Glas geschützt wird. Die leichte Krümmung des Glases lässt die Front des Smartphones nicht nur sehr edel aussehen. Zusätzlich wird dadurch der Bildschirm vor Kratzern geschützt, wenn das Gerät "mit dem Gesicht nach unten" auf dem Tisch liegt.

HTC Sensation
HTC Sensation
Verwechslungsgefahr: Die Vorderseite des HTC Sensation erinnert an das HTC Desire HD.
HTC Sensation
Verwechslungsgefahr Nummer Zwei: Die Rückseite des HTC Sensation ist vom HTC 7 Mozart inspiriert
HTC Sensation
Hinter dem Lautsprecher verbirgt sich eine LED, die bei verpassten Anrufen, neuen SMS und E-Mail Nachrichten aufleuchtet. Eine VGA-Kamera für Videotelefonie, ein Licht- sowie ein Proximity-Sensor sind ebenfalls mit an Bord.
HTC Sensation
Der qHD Bildschirm wird durch ein gekrümmtes Gorillaglas geschützt. Dieses ist besonders stoß- und kratzfest.
HTC Sensation
Im unteren Teil des Displays befinden sich vier Funktionsflächen.
HTC Sensation
Auf der Rückseite befindet sich die 8 MP Kamera mit Doppel-LED, sowie ein mittelmäßiger Lautsprecher.
HTC Sensation
Zudem sind hier die Antennen-Ausgänge untergebracht.
HTC Sensation
Mit 148 Gramm Gewicht und 11,3 Millimeter Dicke hat HTC das Smartphone relativ leicht und handlich gemacht.
HTC Sensation
Der Bildschirm wird in die Akkuschale aus Aluminium eingelassen und ist dadurch vor Stößen geschützt.
HTC Sensation
Hier noch mal eine Detailansicht des Ganzen.
HTC Sensation
Drei Antennen sind an unterschiedlichen Positionen angebracht und sorgen für möglichst guten Empfang - egal wie man das Sensation hält.
HTC Sensation
Zum Auswechseln der microSD Karte muss das Smartphone nicht mehr ausgeschaltet werden. Der Akku mit 1520 mAh reichte für über 70 Stunden im Standby mit eingeschaltetem WLAN und Mobilfunknetz.

Ebenfalls innovativ ist der aus einem Stück Aluminium gefertigte Akkudeckel, der zugleich der Rahmen des Smartphones ist. In diesen wird der Bildschirm samt restlichem Innenleben untergebracht und ist so noch besser vor Stößen geschützt. Hier befinden sich auch die drei Antennen, die Antennagate verhindern sollen.

Technik auf dem neuesten Stand

"Unter der Haube" bietet das HTC Sensation mit die aktuellste, derzeit verfügbare Technik: So besitzt der neue Snapdragon-Chipsatz "MSM8660" von Qualcomm nicht nur zwei Rechenkerne mit jeweils 1,2 GHz Taktung, sondern auch die leistungsfähige Adreno-220-GPU. Dank dieser Kombination ist das HTC Sensation nahezu jeder Aufgabe gewachsen. Blättern von Inhalten funktioniert butterweich, große Datenbanken wie Kontakte, Emails oder Office-Dokumente werden nahezu ohne Verzögerung geöffnet und dargestellt. Leider wirkt sich die Performance auf die Wärmeentwicklung aus, so dass das HTC Sensationen bei längerer Benutzung warm werden kann.

Als eines der ersten Smartphones bietet das Sensation den neuen Bluetooth 3.0 Standard, der höhere Datenübertragungen bei weniger Stromverbrauch erlaubt. A2DP für kabellose Stereo-Headsets wird ebenfalls unterstützt, ebenso wie Object Push für Datenübertragungen. Über das Mobilfunknetz HSPA+ sollen theoretische 14,4 Mbit/s beim Download und bis zu 5,76 Mbit/s beim Upload möglich sein. Im Test war allerdings schon bei 3,1 Mbit/s Download Schluss, was aber auch an der Netzversorgung liegen könnte.

Das HTC Sensation integriert außerdem einen Gyro-Sensor, der bei Spielen und Augmented-Reality-Apps Verwendung finden soll. Leider ist das Modul bei Android-Smartphones noch lange nicht Standard, so dass es - anders als für iOS - derzeit nur eine Handvoll Apps und Spiele gibt, die diese Technologie integrieren. Ein Beschleunigungssensor, ein digitaler Kompass, ein Näherungssensor sowie ein Umgebungslichtsensor runden die Ausstattung ab.

Ein wenig geizig zeigt sich HTC beim Thema Speicher. So ist der Arbeitsspeicher mit nur 768 MB recht knapp bemessen, zumal am Ende nur 558 MB zur freien Verfügung stehen. Mitbewerber bieten hier bereits 1 GB an. Der Datenspeicher beläuft sich auf 4 GB, davon sind 1,138 GB für den eigenen Gebrauch verfügbar. Von den 16 GB, die beispielsweise das Samsung Galaxy S2 bietet, können HTC-Sensation-Nutzer also nur träumen. Der Speicher ist jedoch durch MicroSD-Karten erweiterbar, eine 8-GB-Karte legt HTC dem Gerät bei.

Mit HTC Sense durch den Alltag

Mit dem neuen HTC Sense 3.0 führt das Unternehmen nicht nur schöne 3D-Animationen ein, sondern bringt auch wirklich sinnvolle Funktionen, die den täglichen Umgang mit dem Gerät spürbar erleichtern. So bietet bereits der neuen Lockscreen eigene Widgets, die wichtige Informationen wie die Uhrzeit, Aktienkurse, aktuelle Nachrichten auf sozialen Netzen und anderes bereitstellen. Unterhalb der Widgets lassen sich vier Verknüpfungen zu Apps anlegen. Wird eine Verknüpfung in den neuen Unlock-Bereich gezogen, wird das Gerät automatisch entsperrt und die App augenblicklich gestartet.

HTC Sense 3.0
HTC Sense 3.0
Der neue Lockscreen bietet nun Widgets und Platz für vier Apps-Verknüpfungen.
HTC Sense 3.0
Zieht man eine Apps-Verknüpfung in den Unlock-Kreis, wird das HTC Sensation automatisch entsperrt und die Anwendung öffnet sich augenblicklich.
HTC Sense 3.0
Das neue Sense 3.0 bietet nun schöne 3D-Effekte.
HTC Sense 3.0
HTC Sense unterstützt auch in der neuen Version personenbezogene Informationen zu Kontakten. Im gleichen Fenster werden neben den standarisierten Informationen auch SMS- und E-Mail Konversationen, die neuesten Meldungen in den sozialen Diensten sowie die Anrufhistorie dargestellt.
HTC Sense 3.0
Klassisches Business-Schwarz oder farbenfrohes Frühlings-Grün? HTC Sense lässt sich nun mit verschiebenden Oberflächen (Skins) schmücken und personalisieren.
HTC Sense 3.0
Bestehende Widgets wurden nun um neue Darstellungen erweitert und neue Widgets zum Portfolie hinzugefügt.
HTC Sense 3.0
Noch mehr Widgets können im HTC Hub heruntergeladen werden.
HTC Sense 3.0
Für Leseratten: Über eine Kooperation mit Kobo bietet HTC nun auch eBooks an.

Natürlich beherrscht auch das neue Sense 3.0 die Darstellung von Personen-bezogene Informationen. Hier werden E-Mails, SMS, die Anruf-Historie und weitere wichtige Daten in einer einheitlichen Darstellung aufgelistet und müssen nicht erst in den einzelnen Anwendungen gesucht werden.

Um das Gesamtpaket des HTC Sensation noch umfangreicher zu gestalten, wurden einige Apps vorinstalliert. Darunter auch der "Adobe Reader" und "Polaris Office", mit dem Office-Dokumente betrachtet werden können. Außerdem gibt es eine vorinstallierten eBook-App, als Bezugsquelle für elektronische Bücher dient dabei Kobo. HTC integriert auch eine Navigations-Lösung mit Sprachausgabe, hier arbeitet das Unternehmen mit Route66 zusammen. Eine Karte für Deutschland ist bereits integriert, zusätzliche Karten für den DACH Raum kosten knapp 30 Euro, die für Westeuropa 40 Euro und der gesamte Europa-Raum schlägt mit 50 Euro zu Buche.

Großes Kino im Taschenformat

Dank moderner Technik besitzen Smartphones inzwischen das Potenzial, ganze Heimanlagen ersetzen zu können. So bietet das HTC Sensation brillanten Dolby-Mobile-Sound, inklusive virtuellem SRS Surround-Klang über den 3,5 mm Klinkenanschluss oder per eingebautem Bluetooth 3.0.

Als erstes HTC-Gerät verfügt das Sensation über eine durchweg brauchbare Kamera.
Foto: Jakob Ginzburg

Doch damit nicht genug: Auf der Rückseite befindet sich eine 8-Megapixel-Kamera mit Autofokus und Doppel-LED-Blitzlicht. Sie macht ganz ordentliche Fotos, kommt aber in Punkten Bildqualität und Feinheit nicht an das Nokia N8 heran. Dafür ist die Auslösezeit so gut, dass auch echte Schnappschüsse möglich sind - das war bei den bisherigen HTC-Smartphones nicht möglich. Videos werden mit einer Auflösung von bis zu 1080p (Full HD) mit Stereo-Sound aufgenommen. Leider überzeugt der eingebaute Lautsprecher auf der Rückseite nicht wirklich - basshaltige Songs klingen blechern und unrein.

Neben der üppigen Ausstattung hat das HTC Sensation noch mehr zu bieten. So ist es das erste Smartphone, auf dem HTC Watch vorinstalliert ist. Mit diesem neuen Dienst können wie in einer digitalen Videothek Filme ausgeliehen oder gekauft und dann per DLNA, eine teure Zubehörkomponente vorausgesetzt, auf einen Monitor oder Fernseher gestreamt werden.

Derzeit gibt es leider noch einige kleinere Bugs, die das Entertainment-Erlebnis trüben. So fiel uns beim Test auf, dass der HTC Watch Service immer wieder die Verbindung zum Server verliert. Auch Bluetooth 3.0 zeigt sich manchmal launisch und hat Schwierigkeiten, sich mit einem Bluetooth-Gerät zu pairen. HTC verspricht eine rasche Auslieferung entsprechender Updates.

Fazit

Wer sich für das HTC Sensation entscheidet, bekommt nicht nur ein filigran verarbeitetes Smartphone, sondern ein Gesamtpaket aus Funktionen und Services, inklusive Sense 3.0. Der Dual-Core-Prozessor treibt das Sensation mit nie dagewesener Geschwindigkeit an, was besonders bei der täglichen Benutzung und rechenintensiven Prozessen zugute kommt. Man merkt, dass HTC sich viel Mühe gegeben hat, die negativen Punkte der Vorgänger-Smartphones mit Erfolg zu beseitigen, darunter auch die Kamera. Auch wenn der aktuelle Preis von knapp 600 Euro recht hoch angesetzt ist, so wird für das Geld doch Einiges geboten.