Umsatzrückgang

Wie Personalberater die Krise meistern wollen

05.08.2009 von Hans Königes
Sie rechnen mit einem zweistelligen Umsatzrückgang, sind aber dennoch zuversichtlich, dass sie zum Beispiel mit Zusatzgeschäften die Krise gut überstehen werden.

Bei der Jahrestagung der Personalberater im Mai dieses Jahres auf dem Petersberg bei Bonn hatte der Verbandsvorsitzende Wolfgang Lichius zwar gute Nachrichten mitgebracht, was die Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres betraf - der Umsatz stieg um 8,5 Prozent auf 1,49 Milliarden Euro. Beim Ausblick allerdings war Lichius nicht mehr so optimistisch. Er rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzeinbruch von rund 20 Prozent.

Weniger dramatisch fällt die Stellenauswertung des Karriereportals Placement 24 aus, das von März bis Juli einen Rückgang der Anzeigen für Fach- und Führungskräfte von 16,5 Prozent errechnet hat. 10,6 Prozent der Anzeigen richteten sich an IT-Manager, womit sie Platz eins belegen vor den Unternehmensberatern (7,9 Prozent) und Machinenbauern und Bankern (je 5,7 Prozent). Placement-24-Geschäftsführer Fabiano Maturi beobachtet, dass "die Suche nach guten IT-Profis auch in der Krise nicht abgenommen hat". Er ist überzeugt, dass in die IT und damit in ihre Mitarbeiter investiert wird, weil sie helfen, Kosten zu senken.

Abwärtstrend zeichnete sich früh ab

In solchen Zeiten ist also Kreativität gefragt. Nach wie vor verdienen die Berater das meiste Geld mit der Suche und Auswahl von Fach- und Führungskräften. Immerhin 88,4 Prozent des Gesamtumsatzes entfallen auf das Kerngeschäft. Zu beobachten ist indes, dass die Berater ihr Geschäft auf den Prüfstand stellen. Einige geben auf, andere konzentrieren sich noch stärker, sei es auf eine Branche oder auf eine Zielgruppe, und andere wieder überlegen sich Zusatzangebote, die sich mit ihrem klassischen Vermittlungsgeschäft gut verbinden lassen.

Harald Sabin zum Beispiel, geschäftsführender Gesellschafter von HSC in Berlin, erzählt, dass seine Berater ihm bereits Ende vergangenen Jahres signalisierten, dass es mit dem Geschäft abwärtsgehe, obwohl sich auf der CeBIT "noch jeder optimistisch gab".

Direktansprache funktioniert noch immer am besten

Neben der Direktansprache, die er noch immer als beste Lösung für das Finden von guten Kandidaten sieht, hat er sein Angebot um Outplacement und Unterstützung bei Käufen und Verkäufen (Merger and Acquisitions) erweitert.

Computerfutures schwört auf das Modell der Vermittlung allein auf Erfolgsbasis. Der englische Personalvermittler drängt mit großem Elan auf den deutschen Markt und hat sich vor allem auf die Vermittlung von IT-Fachkräften, weniger von Führungskräften, spezialisiert.

Der Münchner Niederlassungsleiter Andreas Klinder, in dessen Büros rund 30 Vermittler sitzen, berichtet stolz, dass das Unternehmen entgegen dem Markttrend wächst. Nachdem im Januar ein Büro in Hamburg eröffnet wurde, folgen weitere in Düsseldorf und in Stuttgart. Klinder glaubt, dass sein Modell besser in diese schwierigen Zeiten passe. Mit Anzeigen und aufwändigen Datenbankrecherchen, auch in sozialen Netzwerken, wird versucht, den Kunden möglichst schnell und so lange, bis es passt, Kandidaten vorzustellen.

Ein Viertel billiger

Auch Saskia Thurm von Firstcircle hat ein Verfahren gefunden, mit dem sie gut durch die schwierigen Zeiten kommt. Die Inhaberin der Kölner Personalberatung, die vor allem in der Internet-Wirtschaft aktiv ist, wirbt damit, dass ihr Service um ein Viertel günstiger ist als die herkömmliche Vermittlung. Das funktioniert deshalb, weil Thurm nur ein ausführliches Telefoninterview mit dem Kandidaten führt, diesen aber nicht mehr persönlich betreut, was die hohen Kosten ausmache. Trotz Kritik an ihrer Methode der fehlenden Kandidatenbetreuung habe sie noch keine Niete vermittelt, wie ihr die Arbeitgeber bisher versicherten.

Unternehmen erwarten oft mehr als nur Vermittlung

Jürgen Rohrmeier ist Headhunter bei der Münchner Pape Personalberatung.
Foto: Jürgen Rohrmeier

Richtig ist aber auch, wie Verbandspräsident Lichius beobachtet, dass an Personalberater hohe Anforderungen gestellt werden. Gerade mittelständische Unternehmen vertrauten sich ihnen an und wünschten mehr als nur die Besetzung einer neuen Position. Lichius ist überzeugt, dass "ergänzende Dienstleistungen" wichtiger werden. Diese sollten aber unbedingt "zu dem passen, was man macht", fordert der Münchner Headhunter Jürgen Rohrmeier, der als Partner bei der Pape Personalberatung tätig ist. Seit Jahren bietet er Karriereberatung und Coaching an. Weitere von Firmen nachgefragte Themen seien zum Beispiel Management-Audits, Management-Diagnostik oder Change-Management. (hk)

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