ERP-Software

Wie Microsoft-Dynamics-Partner KUMAvision und HR-Spezialist P&I die Krise erleben

29.05.2009 von Frank Niemann
Der in Markdorf beheimate Spezialist für ERP-Lösungen auf Basis von "Dynamics NAV" von Microsoft hat den Umsatz im Jahr 2008 um 20 Prozent steigern können. Beim Anbieter von Software für das Personalwesen P&I aus Wiesbaden gingen die Einnahmen dagegen leicht zurück.

Geschäftsapplikationen erwerben und einführen oder bestehende Lösungen modernisieren kostet Geld, das so manche Firma in der Krise nicht ausgeben mag. Softwareanbieter haben zu kämpfen, wenn viele ihrer Kunden die Taschen geschlossen halten. Doch das gilt nicht für alle Branchen und Softwareprodukte.

Noch relativ gut läuft es beim Microsoft-ERP-Partner KUMAvision AG aus Markdorf. Für das Jahr 2008 weist die Firma einen Umsatz von 25,8 Millionen Euro aus, was einem Anstieg von 20 Prozent entspricht. Der Gewinnanteil vor Steuern und Zinsen (EBIT) liegt bei 7,8 Prozent. Erfreulicherweise legte der ERP-Spezialist auch bei der Mitarbeiterzahl zu: Gegenüber dem Vorjahr beschäftigt die Firma nun 30 Personen mehr; insgesamt sind es rund 200 Angestellte. "Wir stehen derzeit robust da und haben unsere angestrebten betriebswirtschaftlichen Ziele erreicht, teilweise sogar übererfüllt", so Markus Schrade, Vorstand der KUMAvision AG. Das Unternehmen entwickelt branchenspezifische Anwendungssoftware auf Grundlage der Microsoft-ERP-Software "Dynamics NAV" (Navision) und führt sie bei Firmen ein beziehungsweise pflegt diese.

Weniger ERP-Ausschreibungen

Mit Softwarelizenzen setzte KUMAvision 32 Prozent um, auf Dienstleistungen zur Einführung, Anpassung und Betreuung von ERP-Applikationen entfielen 68 Prozent. Nach Angaben des Unternehmens läuft auch das erste Quartal 2009 gut, allerdings geht die Krise auch nicht an dem ERP-Anbieter spurlos vorüber. "Es zeigt sich, dass insgesamt weniger Projekte am Markt ausgeschrieben werden", stellt Schrade fest.

Im Handel und im Gesundheitswesen geht noch was

Geholfen hat KUMAvision offenbar, in unterschiedlichen Branchen mit ERP-Software unterwegs zu sein. Dazu zählt das Gesundheitswesen, das laut Schrader noch nicht von der wirtschaftlichen Talfahrt erfasst wurde. "Das liegt vor allem daran, dass aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Leistungen im Gesundheitswesen der Einbruch auf den internationalen Märkten kaum durchschlägt." Umso härter treffe die Krise dagegen die Industrie. Nach KUMAvision-Angaben verschieben Unternehmen dieser Branche ERP-Projekte oder stellen sie sogar auf unbestimmte Zeit zurück. Der Handel hingegen halte sich bei ERP-Investitionen noch nicht spürbar zurück.

Den guten Geschäftsverlauf führt KUMAvision darauf zurück, dass Firmen sich nicht um die Modernisierung ihrer Business-Applikationen kümmern konnten, als die Geschäfte noch florierten. Dies sei nun der Fall, meint Schrade.

Weniger Nachfrage nach HR-Software

Wesentlich deutlicher bekommt der in Wiesbaden beheimatete Hersteller von Personalwesensoftware P&I die Krise zu spüren. Der P&I-Konzern setzte im Geschäftsjahr 2008/2009 (1. April 2008 bis 31. März 2009) 59 Millionen Euro um. Im Vorjahr waren es 59,4 Millionen Euro. Nach P&I-Angaben ist unter Berücksichtigung des im Vorjahresumsatz enthaltenen und im Vorjahr veräußerten LOGA/400-Geschäfts der Umsatz bereinigt um 6,3 Prozent angestiegen (siehe "P&I verkauft Loga/400-Sparte"). P&I hatte die Kunden der Loga/400-Software an die Infoniqa-Gruppe verkauft.

Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) gibt P&I mit 13,1 Millionen Euro an, was dem Vorjahreswert entspricht. Auch die EBIT-Marge liegt mit 22,2 Prozent im Bereich des vorangegangenen Geschäftsjahres.

Keine Großaufträge mehr

Nach Angaben des HR-Softwareanbieters (Kernprodukt: "Loga") hat sich das Geschäftsklima im zweiten Halbjahr des P&I-Geschäftsjahres verschlechtert. Vor allem im letzten Quartal des Geschäftsjahres habe sich die Nachfrage deutlich abgeschwächt, so der Vorstand. Es seien keine Großaufträge gewonnen worden. Nur mit nicht ganz so umfangreichen Projekten konnte P&I einen Lizenzumsatz von 17,2 Millionen Euro erzielen, der sich damit in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (17,4 Millionen Euro) einpendelte.

Die P&I-Wartungserlöse beliefen sich auf 21,2 Millionen Euro (Vorjahr: 22,2 Millionen Euro). Diese Einnahmen umfassten im Vorjahr noch Wartungseinnahmen von den Loga/400-Anwendern in Höhe von 3,5 Millionen Euro.

Der Umsatz mit Dienstleistungen blieb mit 19,1 Millionen Euro fast unverändert (Steigerung um 600.000 Euro). Dieses Geschäftsfeld umfasst 32,4 Prozent des gesamten P&I-Umsatzes.

P&I will Investitionen nicht zurückfahren

Wie genau sich die Wirtschafts- und Finanzkrise auf P&I auswirkt, vermag der Konzern nicht genau zu sagen. Man geht jedoch von niedrigeren Gesamtumsätzen aus. "Angesichts des Bekenntnisses zur dauerhaften und fortgesetzten Investition besteht im Bereich der Kosten kein Einsparpotenzial", so der Vorstand. Unter den aktuellen Umständen werde daher die EBIT-Marge auf 15 bis 20 Prozent zurückgehen. Details zum abgelaufenen Geschäftsjahr will P&I auf der Bilanzpressekonferenz am 16. Juni 2009 vorstellen.