Ein gutes Profil ist die beste Werbung

Wie Freiberufler ihr Wissen auf den Punkt bringen

07.04.2009 von Svenja Hofert
IT-Profis brauchen ein Profil. Dahinter steckt kein Kurz-Lebenslauf, sondern eine verkaufsfördernde Darstellung der Kompetenzen und beruflichen Schwerpunkte. Karriereberaterin Svenja Hofert verrät, wie Freiberufler Ihr eigenes Profil erstellen und optimieren.

Die meisten Profile beginnen mit Detailinfos. Falsch: Wichtig sind ein bis zwei Übersichtsseiten, die Ihre zentralen Kompetenzen auf den Punkt bringen. Wer sind Sie? Für was stehen Sie? Was sind die wichtigsten Kenntnissen und Erfahrungen? Welche Argumente möchten Vermittler und Firmen von Ihnen als erstes lesen, bevor Sie weiter ins Detail gehen?

Genau diese Informationen sollten auf den maximal ersten beiden Seiten Ihres Profils stehen, das Sie am besten nach den Prinzipien "das Wichtigste zuerst" und "vom Allgemeinen ins Spezielle" aufbauen. So steuern Sie die Wahrnehmung des Lesers und überfordern ihn nicht mit der Aufgabe, im Heuhaufen (aller ihrer technischen Skills) nach der Stecknadel (dem Fokus Ihrer Erfahrung) zu suchen.

Verzichten Sie auf den chronologischen Lebenslauf

Lassen Sie die gewohnte Chronologie außen vor. Die interessiert den Personaler auf der Jagd nach Festangestellten, nicht aber jemand, der Sie für ein Projekt oder freie Mitarbeit zeitweise einsetzen möchte. Außerdem ist ein chronologischer Lebenslauf oft wenig verkaufsfördernd. Und die verkaufsfördernde Darstellung Ihrer einzigartigen Vorzüge sollten Sie als Freelancer eindeutig in den Vordergrund stehen. Ihr Profil ist letztendlich auch Ihr Werbeprospekt.

Doch was sind meine Kernaussagen? Viele ITler haben Schwierigkeiten damit, diese festzulegen. Hier hilft der Blick von außen, durch einen Coach oder neutralen Kollegen, der sich in der Branche auskennt, aber besser nicht zu fachlich geprägt sein sollte.

Ihre zentralen Kompetenzen sollten Freiberufler auf zwei Übersichtsseiten beschreiben. Foto: Superstars for You/Fotolia.com
Foto: Computerwoche/Fotolia

Nehmen Sie einen Perspektivenwechsel vor und setzen Sie die Brille Ihrer Zielgruppe auf. Das sind oft Vermittler und im zweiten Schritt manchmal Fachverantwortliche. Also: Bestenfalls halbinformierte Laien im ersten Schritt, selten Techniker! Deshalb ist es sehr wichtig zu überlegen: Nach welchen Kriterien wählt diese Zielgruppe aus? Was weiß und kennt sie, was nicht? Was sind die wesentlichen Argumente? Liegt der Schwerpunkt auf den persönlichen Fähigkeiten, den Management-Skills, der Erfahrung oder dem Fachwissen? Und wenn es alles zusammen ist, was steht an oberster Stelle?

Definieren Sie Ihre Rolle klar

Schreiben Sie daraus einen kurzen Text wie eine Art Steckbrief. in einen Kasten oder heben Sie es anders hervor. Trauen Sie sich ruhig, sich Fachmann, Spezialist oder Experte zu nennen. Definieren Sie auch Ihre Rolle klar: Projektleiter, Programmierer, Business Analyst, Softwarearchitekt oder Trainer um nur einige Beispiele zu nennen. Je weniger technisch Sie sind - etwa als Projektleiter - desto mehr Raum für persönliche Skills sollten Sie schaffen.

Svenja Hofert: Jedes Profil sollte eine Projektübersicht enthalten.

Wenn Sie nicht sicher sind, denken Sie bei der Suche nach der Kernkompetenz nach dem x+y-Prinzip. Das bedeutet, dass Sie eine Aussage in Ihrem Profil zum Fundament machen, etwa "Projektleiter mit Schwerpunkt CRM". Dazu addieren Sie ein weiteres, hinsichtlich Ihrer beruflichen Pläne relevantes Argument. Beispiel: "Projektleiter mit Schwerpunkt CRM + Diplom-Informatiker". Und so weiter.

Projektübersicht nur über die letzten fünf Jahre

Teil eines guten Profils ist die Projektübersicht. Diese kann durchaus mehrere Seiten umfassen; es ist ein Irrglaube, dass drei Seiten - wie beim Lebenslauf - das Limit sind. Allerdings sollten Sie sich im IT-Bereich auf die letzten fünf Jahre beschränken. Als Ingenieur können Sie ruhig länger zurückgehen und etwa den Bau der Pipeline im Irak der 80er Jahre einbeziehen. Zerlegen Sie Projekte nach folgendem System:

Name des Projekts

Nicht immer fällt es leicht, in Projekten zu denken, zumal wenn Sie bisher als angestellter Mitarbeiter tätig waren. Wenn Sie Ihre bisherige angestellte Berufserfahrung in Projektarbeit übertragen wollen, dann sollten Sie diese erst einmal in einzelne Stücke zersägen wie einen Baumstamm. Denn: Projekte sind abgeschlossene Einheiten und kein zusammenhängendes Ganzes wie Ihre Arbeit bei Firma XY von 2001 bis 2005. Und wenn Sie genau darüber nachdenken, dann entpuppt sich auch die neue technische Plattform für die Flirtcommunty, die Sie konzipiert haben, oder die Umstellung auf Apache-Server und Linux-Betriebssysteme als Projekt.

Eine optimale Gliederung sieht so aus

Überblick (1-2 Seiten):

Detailkenntnisse (1-2 Seiten)

Projektliste wie beschrieben ( 2- 10 Seiten)

Gehen Sie nach dem ersten Schreiben mit der Heckenschere über Ihr Profil. Schneiden Sie alles ab, was nicht einheitlich oder nach "der will ja alles können" aussieht. Niemand glaubt Ihnen, dass Sie sowohl Flash als auch Java auf gleichem Niveau können, zudem PHP, Oracle und SAP/R3 beherrschen. Es ist nach außen sehr viel wirksamer, einfach nur ein sehr guter Flasher mit riesig viel Erfahrung zu sein. Oder jemand, der zwar generalistische und weniger tiefgehende Kenntnisse hat, dafür aber Branchenerfahrung.

Svenja Hofert betreibt ein Büro für Karriereberatung in Hamburg. Die Buchautorin ("Praxisbuch IT-Karriere", Eichborn-Verlag 2009) ist spezialisiert auf Coaching von IT-Spezialisten, vor allem im Bereich der Selbstvermarktung, und die Optimierung von IT-Profilen.