Digitalisierung

Wie das digitale Business von Augmented Reality profitiert

17.03.2016 von Nico Rehmann
Augmented Reality ist nicht nur für Industrie 4.0, sondern auch für das digitale Business eine vielversprechende Technologie. Gehen Unternehmen das Thema konzeptionell an, können sie damit echte Mehrwerte für ihre Kunden und ihre internen Prozesse generieren. Eine der größten Herausforderungen dabei ist der Datenschutz.

Augmented Reality zählt derzeit zu den heißesten Trends im digitalen Business und verspricht Unternehmen zahlreiche neue Möglichkeiten. Dazu zählt unter anderem die Verknüpfung von Offline- mit Online-Medien. So liefern bereits einige Handelsunternehmen gedruckte Kataloge aus, die sich in Kombination mit mobilen Apps virtuell erweitern lassen.

Augmented Reality besitzt nicht nur im B-to-C-Bereich Potenzial.
Foto: elenabsl - Shutterstock.com

Die Nutzer können einzelne Katalogseiten mit den Kameras ihrer Smartphones oder Tablets fotografieren, die App führt dann einen Bildabgleich durch, erkennt so das Produkt, für das sich der Nutzer interessiert, und bietet ihm weiterführende virtuelle Informationen an – seien es Produktvideos, Empfehlungen für passendes Zubehör oder auch die direkte Verbindung mit dem gewünschten Produkt im Online-Shop. Auf diese Weise gestaltet Augmented Reality die Customer Experience der Offline-Kanäle noch positiver.

Darüber hinaus kann diese Technologie den Konsumenten das Ausprobieren von Produkten vor dem Kauf ermöglichen. Bei Kleidungsstücken beispielsweise ist das auf herkömmlichem Wege im Geschäft problemlos möglich – bei Einrichtungsgegenständen etwa gestaltet sich das dagegen schon deutlich schwieriger.

Wie sich hier Abhilfe schaffen lässt, zeigt die Augmented-Reality-App von IKEA. Sie ermöglicht den Nutzern, Möbelstücke im richtigen Größenverhältnis virtuell direkt in ihre Wohnräume zu platzieren. Man sieht durch die Kamera seines Mobilgeräts sein Zimmer, und in dieses Bild blendet die App das ausgewählte Möbelstück ein. Es lässt sich verschieben und drehen, so dass sich der Nutzer davon überzeugen kann, ob das Möbelstück auch wirklich in seine Wohnung passt und die gewünschte Wirkung entfaltet oder nicht.

Neue Potenziale eröffnet Augmented Reality aber nicht nur für die Kunden, sondern auch für die internen Geschäftsprozesse der Unternehmen. Zu den wichtigsten Abläufen im E-Business zählt angesichts der steigenden Erwartungen von Kunden an schnelle Lieferungen die Logistik. ERP-Anbieter erarbeiten derzeit vielversprechende erste Ansätze, um die Prozesse im Lager mit Hilfe von Wearables wie Google Glass zu optimieren. Dazu werden beispielsweise Mitarbeitern, die einen Gabelstapler steuern, die aktuellen Bestellungen in eine Datenbrille eingeblendet – und zwar genau in der Reihenfolge, die die kürzesten Wege bei der Entnahme der Produkte aus den Regalen gewährleistet.

Zielgruppen setzen dem Einsatz noch Grenzen

Derzeit sind es unter anderem die Zielgruppen, die dem Einsatz von Augmented Reality noch Grenzen setzen. Es ist davon auszugehen, dass User bis zum Alter von ungefähr 50 Jahren Augmented-Reality-Anwendungen generell gerne nutzen. Darüber hinaus kommt es dann in jedem Einzelfall darauf an, wie Technik-affin die jeweilige Person ist.

Top Augmented Reality Apps für das iPhone
Wind Seeker
Wind Seeker blendet per Augmented Reality die Windbewegungen mit Hilfe von Pfeilen in der iPhone-Kamera ein. Zusätzlich erhalten Sie Informationen zu Geschwindigkeit, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Himmelsrichtung sowie die Wetterstation von der die Daten stammen. <br><br> Preis: 3,99 Euro
Junaio
Aktuell Events, Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Bars, Haltestellen oder Verkehrsmittel zeigt Ihnen der AR-Browser Junaio an und gibt Ihnen dazu noch Informationen wie Entfernung und etwaige Wiki-Artikel mit. Außerdem stehen Ihnen Inhalte bekannter Apps wie ebay Kleinanzeigen, Kino.de, kaufDa, Instagram oder Twitter zur Verfügung. Dank LLA-Markern, die über das Telefonnetz den genauen Standort ermitteln, kann die App Gebäude besonders genau orten. <br><br> Preis: kostenlos
iOnRoad
Die Sicherheits-App iOnRoad hilft Ihnen, über die Kamera und Sensoren Ihres iPhones, Fahrzeuge zu erkennen und Sie bei Gefahr zu warnen. Der virtuelle Radar verfolgt dabei in Echtzeit Objekte vor Ihnen und berechnet die aktuelle Geschwindigkeit des Fahrers. Sollte das Fahrzeug abrupt bremsen warnt die App über ein Geräusch und vermeidet so einen Auffahrunfall. Daneben stellt die App noch weitere Zusatzfunktionen wie eine Vorlesefunktion von Nachrichten oder die Parkplatzortung per GPS. <br><br> Preis: 0,99 Euro
Hidden Sky
Die Augmented Reality App Hidden Sky zeigt in Echtzeit über tausend Satelliten, Planeten und andere Objekte im Weltraum an. Durch die Kamera zeigt Ihnen die App die Flugbahnen und den derzeitigen Standort sowie weitere Informationen zu den Flugobjekten an. Zusätzlich lässt sich sogar der Orbit der ISS anzeigen. Neben dem AR-Modus gibt es noch einen Kartenmodus. Da die Umlaufbahnen oft korrigiert werden, sollten Sie die App regelmäßig aktualisieren. <br><br> Preis: 4,99 Euro
Flightradar24 Free
Mit Flightradar24 erhalten Sie Echtzeit-Informationen wie Fluglinie, Flugkennzeichnung, Höhe, Geschwindigkeit, Abflug- und Zielflughafen und Route zu sämtlichen Linienflügen. Highlight ist hier die Augmented Reality Funktionen. Hierfür halten Sie die Kamera ihres iPhones in den Himmel und zusehen wohin das Flugzeug über Ihnen fliegen wird. Über einen Tipp auf das Flugzeug erhalten Sie weitere Informationen. <br><br> Preis: kostenlos
Finden Sie Ihr Auto mit Augmented Reality
Mit dem Augmented Car Finder können Sie Ihr Auto immer und überall wiederfinden. Hierfür starten Sie die App, markieren Ihr Auto per GPS und wählen zwischen zwei Genauigkeitslevel (normal und hoch). Die App zeigt dann immer auf die richtige Himmelsrichtung und mit Angabe der Entfernung zu Ihrem Auto, sogar wenn Sie es in einem großen Parkhaus abstellen. Die App hat eine Genauigkeit bis auf circa fünf Meter. <br><br> Preis: kostenlos
Auto Bild Augmented Reality
Die speziell für das Magazin Auto Bild entwickelte Augmented-Reality-App lässt die Seiten zum Leben erwecken. Hierfür aktivieren Sie die Scan-Funktion in der App und halten es über eine Seite. Daraufhin erscheint ein Button, der Ihnen Videos, Motorengeräusche, Hörbücher, 3D-Modelle oder weitere Bilder zur Verfügung stellt. Zudem können Sie über die App interaktive Elemente wie Gewinnspiele oder Terminerinnerungen nutzen. <br><br> Preis: kostenlos
AR Puzzle
Sollten Sie ein Puzzle von Ravensburger aus der Serie „Augmented Reality“ zu Hause haben, puzzeln Sie sofort los und laden Sie sich die dazugehörige und kostenlose App AR Puzzle auf ihr iPhone. Öffnen Sie die App und halten Sie ihr Smartphone über das fertige Puzzle. Neben interaktiven und animierten Objekten werden auch akustische Informationen eingespielt und erwecken Ihr Puzzle zum Leben. <br><br> Preis: kostenlos
Wikitude
Die kostenlose Augmented-Reality-App Wikitude zeigt Ihnen Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Unterkünfte, Events und Geldautomaten in der Nähe an. Neben der Entfernung zeigt die App auch Öffnungszeiten und Kontaktdaten sowie Bewertungen von anderen Usern an. Sie können dabei zwischen den drei Ansichten Karte, Liste oder Kamera wählen. Für die Nutzung von Wikitude benötigen Sie eine stabile Internetverbindung. <br><br> Preis: kostenlos
Golfscape GPS Rangefinder
Der Golfscape Rangefinder zeigt Ihnen dank GPS den Standort auf dem Golfplatz an. Sie können den gewünschten Landeplatz des Balles angeben, woraufhin die App den besten Weg zum Ziel berechnet. Insgesamt sind über 40.000 Golfplätze weltweit in der Anwendung hinterlegt. <br><br> Preis: 9,99
SnapShop
Mit SnapShop macht das Einrichten der neuen Wohnung noch mehr Spaß, denn hierfür müssen Sie keine Möbel mehr hin und her schieben. Hierfür wählen Sie ein beliebiges Möbelstück aus. Gleichzeitig aktiviert sich die Kamera Ihres Smartphones und platziert z.B. das Sofa in Ihr Wohnzimmer. Sie können neben der Größe auch Farbe und Muster verändern und es beliebig drehen. Wenn das Möbelstück aus der App perfekt in Ihre Wohnung passt, können Sie es auch direkt bestellen. <br><br> Preis: kostenlos
Star Chart
Wer beim Sterne gucken schon immer wissen wollte, welchen Stern er gerade anschaut, sollte sich die App Star Chart auf sein iPhone laden. Hierfür halten Sie Ihr Gerät Richtung Himmel und tippen den gewünschten Stern an. Die App zeigt Ihnen daraufhin den Namen, die Entfernung und die Helligkeit des Sterns an. <br><br> Preis: kostenlos
SkyView Satellitenortung
Mit der App SkyView spüren Sie ganz einfach und schnell über 20.000 Satelliten auf. Hierfür halten Sie Ihr Handy Richtung Himmel und können die Internationale Raumstation ISS oder das Weltraumteleskop Hubble sowie viele weitere GPS-Satelliten entdecken. Tippen Sie die Flugobjekte an, um mehr zu erfahren. Damit Sie nicht verpassen wenn sich ein sichtbarer Satellit über Ihren Standort befindet, können Sie sogar eine Erinnerung stellen. Die App funktioniert auch offline und ohne GPS. <br><br> Preis: 3,99 Euro
Peaks
Mit der App Peaks lernen Sie in kürzester Zeit alle Berge kennen, die sich in Ihrer Nähe befinden. Halten Sie dazu die Kamera Ihres iPhone in Richtung Berg. Peaks verrät Ihnen daraufhin den Namen, die Entfernung und die Höhe des Berges. Die App ist auch im Offline-Modus nutzbar. <br><br> Preis: 2,99 Euro
Layar
Mit dem Layer Reality Browser lassen sich Attraktionen und Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung finden. Dazu werden Ihnen ortsbezogene Informationen wie Entfernung, Richtung und Inhalte von Drittanbietern wie Google, Wikipedia, Yelp oder Qype angezeigt. <br><br> Preis: kostenlos

Aber auch technisch existieren derzeit noch kleinere Einschränkungen. So sind die Systeme noch nicht ausgereift genug, um nicht-feste Stoffe – etwa von Taschen oder Kleidungsstücken – so abzubilden, dass sie sich realitätsgetreu verhalten. Die nötigen Messverfahren, um individuelle menschliche Körper so genau zu erfassen, dass ihnen diese Stoffe exakt angepasst werden können, sind im Moment ebenfalls noch nicht ganz zufriedenstellend.

In diesem Zusammenhang mangelt es den Webcams und den Kameras der Mobilgeräte außerdem häufig noch an der nötigen technischen Grundausstattung. Um lebensechte 3D-Modelle erstellen zu können, benötigen sie nämlich zwei Linsen, und darüber verfügen sie nur in seltenen Fällen. Dass der Trend der Anbieter aber eindeutig in Richtung Augmented Reality geht und es deshalb nur noch eine Frage der Zeit ist, bis diese Grenzen überwunden werden, steht außer Frage. Das unterstreicht nicht zuletzt die Übernahme des Münchner Augmented-Reality-Spezialisten Metaio durch Apple im Mai 2015.

Wollen Unternehmen das Thema Augmented Reality angehen, sollten sie sich dem Thema unbedingt von konzeptioneller Seite nähern. Natürlich benötigen sie technisches Know-how, etwa um eine App zu entwickeln und sie im Idealfall mit ihrem Content Management System oder dem Webshop zu verknüpfen.

Der entscheidende erste Schritt besteht aber darin, herauszuarbeiten, wie sie mit Augmented Reality einen echten Mehrwert für ihre Kunden oder ihre Prozesse generieren können. Setzen sie diese Technologie lediglich als Eyecatcher ohne konkreten Nutzen ein, werden sie damit wenig erfolgreich sein.

Ein besonders gelungenes Beispiel dafür, wie sich mit Augmented Reality ein Mehrwert generieren lässt, liefert Lego mit seiner Digital Box. Sie war die erste Anwendung dieser Art, die von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. In Spielwarengeschäften können Kunden die Lego-Verpackungen aus den Regalen an ein Terminal bringen, das die Verpackungen erkennt und auf seinem Bildschirm das aufgebaute Modell in animierten Spielsituationen zeigt. Diese Digital Box lockte nicht nur die neugierig gewordenen Menschen zahlreich in die Geschäfte, sondern trieb auch die Verkäufe deutlich nach oben.

Zukunftsfähige Konzepte für den Datenschutz gefragt

Vor allem im B2C-Umfeld sind konkrete Augmented-Reality-Projekte derzeit aber noch eher die Ausnahme. Der B2B-Bereich ist hier bereits einen kleinen Schritt weiter. Ein beliebtes Einsatzgebiet sind beispielsweise Instandhaltungs-Apps, die Techniker direkt an einer Anlage oder Maschine mir virtuellen Hilfestellungen durch eine Reparatur oder Montage leiten. Angesichts ihrer erheblichen Nutzenpotenziale ist die Frage aber nicht ob, sondern wann sich Augmented Reality auf breiter Front durchsetzt.

Eine große Herausforderung ist dabei der Datenschutz. Die Technologie wird in nicht allzu ferner Zukunft viele neuartige und vorteilhafte Services ermöglichen, aber auch die Diskussionen um den verantwortlichen Umgang mit sensiblen Informationen weiter anheizen.

So ist etwa folgendes Szenario vorstellbar: Jemand geht in einer Fußgängerzone am Schaufenster eines Bekleidungsgeschäfts vorbei und wird dabei von einer Kamera erfasst und vermessen. Da die Person bereits Kunde des Geschäfts ist, hat dieses ein Foto von ihr in seinen Systemen und kann sie damit automatisch erkennen. Außerdem ist dort bekannt, dass sie gerne einen bestimmten Typ an Mänteln trägt. Deshalb stellt das Geschäft die Person, noch während sie daran vorbeigeht, in seinem Schaufenster auf einem großen Display im neuesten Modell dieses Manteltyps realitätsgetreu dar.

Ein toller Service, keine Frage. Aber um diesen erbringen zu können ist es nötig, viele sensible Informationen zu erfassen, aus denen sich im Missbrauchsfall Verhaltens- und Bewegungsprofile ableiten lassen. Für die Zukunft braucht es deshalb unbedingt überzeugende Konzepte, die den Schutz persönlicher Daten mit den großartigen Chancen der Augmented Reality in Einklang bringen. (mb)