Mobile Banking

Wie Banken sich App-setzen

13.01.2010 von Sascha Alexander
Wasserwaagen, Kegelclubs, Kerzenauspuster - verrückte Apps gibt es inzwischen viele. Sinnvoll wollen nun einige Banken auf den modernen Zug aufspringen, mit neuen Mobile-Banking-Apps.

Banken wünschen sich vor allem eins: Einkommensstarke Kunden. Gerade Institute mit hohem Privatkundenanteil suchen nach Lösungen, ihren Premium-Kunden etwas bieten zu können. Smart- und iphone-Apps sind die Zukunft, sagen die Einen, brauchen wir nicht, sagen die anderen.

Karsten W. hat für seine Frau eine Konferenz abgesagt und fährt vor dem Mittagessen an eine Tankstelle. Nicht um Blumen zu kaufen, sondern um das Bargeld dafür abzuheben. Denn wenn er Blumen kauft, muss es nach Spontaneität aussehen. Nach Cary Grant, der beim späteren Spaziergang durch die Stadt kurz in einen Kiosk springt, um seiner Frau ausladende Rosen zu präsentieren. Und es sieht einfach nicht aus, wenn ein Trenchcoat mit Hut in einen Kiosk springt und im Tausch gegen einen Strauß eine Plastikkarte zückt. Hat keinen Stil.

iPhone-Nutzer sind im Vorteil

Dank diverser Apps für Mobile Banking bestens geeignet: Das iPhone.

Stil hat, dass Klaus das mit der Tankstelle wusste, und zwar von seinem Handy. Auf sein iPhone hat er sich die iPostbank-Applikation (kurz: App) geladen und kann damit überall in Deutschland sehen, wo der nächste Bankautomat ist – egal ob in einer Filiale der Cashgroup-Banken oder einer Shell-Tankstelle. Eine ähnliche Anwendung bietet die Hamburger Sparkasse (Haspa). Außerdem haben beide Institute einen vergleichbaren Mobile Banking-Service, den die Deutsche Bank seit November in Kooperation mit Vodafone bietet. Dafür wurden vereinfachte, aber ebenso browsergestützte Seiten gebaut. Praktisch alle Transaktionen, die sonst über die Homepages der Kreditinstitute erreicht werden, sind über diese Seiten auch möglich – auf den vergleichsweise kleinen Displays und mit den technischen Gegebenheiten sind sie aber besser darstellbar. Schließlich bietet die Postbank gegenüber der Haspa und der Deutschen Bank noch einen Vorteil: Das iBanking-Tool läuft auch auf den Smartphones anderer Hersteller. Die Haspa arbeitet aber gerade an Erweiterungen für Blackberrys und Geräte mit dem neuen Android-Betriebssystem von Google.

Mobile Banking versus mTAN

Damit hört das mobile Banking bei den größeren deutschen Banken aber auch schon auf. Viele Konkurrenten tun in Sachen neue Technologien praktisch nichts. Lediglich eine mobile TAN (mTAN) kann man sich von einigen Instituten per SMS zusenden lassen, um nicht immer die iTAN-Liste in Papierform mit sich herumschleppen zu müssen. Aber das hat im Grunde nichts mehr mit mobilem Banking zu tun, denn mTANs und die Apps von Haspa oder Postbank schließen sich praktisch gegenseitig aus. Ein Grundsatz des Mobile Banking nämlich ist die sogenannte Kanaltrennung.

Vorsicht vor „Man-in-the-Middle-Angriffen“

Das Gerät, über das eine Transaktion stattfinden soll, darf nicht gleichzeitig Aufbewahrungs- oder Empfangsort der zugehörigen Geheimnummer sein – die Prozesse müssen sich auf zwei Kanäle verteilen. Sonst können sich Hacker einschalten und die Transaktion per „Man-in-the-middle-Angriff“ für ihre Zwecke mißbrauchen. Wer die mTAN per SMS also zum mobilen Banking nutzen möchte, muss mindestens ein zweites Handy bei sich haben, auf das die SMS gesendet werden kann.

Die Telekommunikationsriesen helfen aus

Während einige Banken schwächeln, kümmern sich Software-Hersteller und Telekommunikationskonzerne um die Belieferung ihrer Kunden mit Finanz-Applikationen. Die Deutsche Bank bedient sich der Vodafone-Technik, aber auch die Telekom hat im Zuge des iPhone-Vertriebsmonopol nicht geschlafen. Sie bietet eine App an, die mobiles Banking für viele Konten gleichzeitig ermöglicht. Das Prinzip ist ein ähnliches wie beim Lexware-Produkt Quicken oder dem früheren MicrosoftMoney-Paket für den PC. Verschiedene Konten werden in einer Anwendung zusammengelegt und können gleichzeitig verwaltet werden. Der Nachteil: Nicht alle Funktionen, die über die bankeigene App oder Homepage zur Verfügung stehen, sind nutzbar.

Innovative Traditionsbank

Dank Apps wie iOutBank ist anspruchsvolleres Mobile Banking auch auf Symbian-Smartphones möglich.

Dennoch: Für einkommensstarke Kunden ist die Anwendung eine schnelle Informationsquelle. Besonders mit einer diversifizierten Vermögensstruktur bieten sich weiterentwickelte Software-Applikationen wie S-Banking oder iOutBank an, letzte eignet sich auch für Smartphones mit SymbianOS-Betriebssystem. Unterschiedliche Steuermeldungen, Reportings oder sonstiges, was man mühsam zusammensucht, kann mit dieser App gesammelt werden. Dass das den eigenen Kunden nutzen könnte, glaubt die Donner Bank aus Hamburg. Die traditionsreiche, aber offensichtlich wenig in der Vergangenheit steckende Privatbank hat die notwendigen Schlüssel und Sicherheitsstandards für die eigene Kundschaft erworben und bietet mit "Donner & Reuschel Banking" voraussichtlich ab Ende Januar eine eigene Mobile-Banking-App für das iPhone an. Der Name verrät: Auch die Kunden der Reuschel Bank in München, mit der Donner in diesem Sommer zur Donner & Reuschel Bank verschmelzen wird, profitieren von der neuen Technik. „Die Häuser arbeiten heute zwar noch auf unterschiedlichen technologischen Plattformen, aber davon ist die App unabhängig“, erklärt dazu der zukünftige Vorstandssprecher Marcus Vitt. „Die Kunden beider Häuser können schon heute auf einer Plattform arbeiten, die über die Fusion hinaus fortgeführt wird.“

Mit myReturn die Vermögensstruktur abbilden

Die Donner Bank hat sich auf die Fahnen geschrieben, trotz Traditionen nicht zu verstauben. Daher blieb die MobileBanking-App auch nicht das einzige Produkt, welches die Hamburger kürzlich vorstellten: Mit der myReturn-App, die auf das eigens entwickelte RenditeRisikoRadars zugreift, möchte das Institut investmentinteressierte Kunden locken. Ein Ahnungsloser wird es Spielerei nennen, Marcus Vitt nennt es ein „wertvolles Beratungstool“. Vitt war früher selbst Controller und Berater, beschäftigte sich intensiv mit Zahlen und wollte irgendwann wissen, ob man nicht ein Programm entwickeln könnte, das die Renditen vieler unterschiedlicher Vermögensstrukturen abbildet. Genau das tut jetzt das RenditeRisikoRadar – aufgrund von Vergangenheitswerten versteht sich. „Wir haben im Grunde das Rendite-Dreieck, das es für den DAX und den EuroStoxx gab, weiterentwickelt, um die Wechselwirkungen von Risiko und Ertrag in der Vergangenheit anzuschauen. Viele glauben im Moment, Aktien seien schlecht und Gold sicher. Aber wie hat sich Gold wirklich in den letzten Jahren entwickelt?“ fragt Vitt rhetorisch, und antwortet sogleich: „Gold ist am Ende einfach eine Dollar-Anlage, und das wird dem Anleger viel deutlicher, wenn er die teilweise zweistelligen Prozent-Verluste in der Vergangenheit sieht.“

Die Zukunft ist mobil

Mit der myReturn-App kann also jeder iPhone-Nutzer in Zukunft seine Wunsch-Vermögensstruktur auf dem Bildschirm hin- und herschieben und von Renditen in der Zukunft träumen. Zu berechnen ist sie nicht, aber begegnen kann man ihr. Donner und Deutsche Bank, Haspa und Postbank setzen dabei auf die mobile Kundschaft.

Mit freundlicher Genehmigung der Schwesterpublikation www.cfoworld.de.