Blackberry 10, Windows Phone 8, Tizen, Firefox OS

Wer gewinnt das Rennen um das dritte mobile Ökosystem?

15.04.2013 von Manfred Bremmer
Die Betriebssysteme Android und iOS dominieren mit großem Abstand den Markt für Smartphones, der dritte Platz ist jedoch heiß umkämpft. Wir haben für Sie die wichtigsten Kandidaten unter die Lupe genommen.

Die Marktzahlen sprechen eine klare Sprache: Den Untersuchungen von Gartner zufolge lag das Google-Betriebssystem Android im Schlussquartal 2012 bei den weltweiten Smartphone-Verkäufen mit knapp 70 Prozent klar in Führung vor iOS - das Apple-System war gerade einmal auf 21 Prozent der in den Monaten Oktober, November und Dezember verkauften Geräte installiert. Danach folgen erst mit großem Abstand Blackberry OS (3,5 Prozent), Windows Phone (3 Prozent) und andere Konkurrenten.

Laut Gartner lagen Android und iOS im Schlussquartal 2013 hausweit in Führung.
Foto: Gartner

Diese De-facto-Duokultur hat ihre Vor- und Nachteile: Im Unternehmenseinsatz ist es theoretisch von Vorteil, wenn die IT-Abteilung nur wenige Plattformen unterstützen muss, zum Beispiel mit Enterprise-Apps oder beim Support. Gleichzeitig sind aber weder iOS noch Android Wunschkandidaten. Die Betriebssysteme wie auch die darauf basierenden Geräte wurden primär mit Blick auf den Privatkundenmarkt entworfen, vom Business gewünschte Features wie Verwaltungs- und Verschlüsselungsfunktionen kamen erst sukzessive hinzu und dies auch nur unzureichend.

Hinzu kommen verschiedene individuelle Eigenschaften, die die beiden Systeme problematisch machen: Bei Android sind es etwa die zahlreichen Versionen, verschärft durch die nur zögerliche Update-Kultur. So wird das noch junge Betriebssystem von Google zwar kontinuierlich weiterentwickelt und erhält so nach und nach neue Funktionen. Wegen den oft gravierenden Veränderungen, die Hardware-Hersteller und Carrier an dem Betriebssystem vornehmen (und der oft geringen Motivation), werden die Updates - wenn überhaupt – aber erst mit deutlicher Verspätung vorgenommen.

Weitere Mankos sind die Möglichkeit, Apps aus verschiedensten Kanälen zu installieren und - generell - die Offenheit der Linux-Plattform. Diese erlaubt es zwar im Prinzip, das System komplett abzuschotten und zu „härten“. Auf der anderen Seite stellt aber das recht einfach mögliche Rooten ein erhebliches Risiko dar und nicht alle Android-Devices lassen sich von vorne herein mit MDM-Lösungen verwalten.

Android Business
Andlock Protection
AndLock Notification
Call Log Calendar
Pocket Informant
Pocket Informant
Multi Lang Dictionary
Google Finance
Google Finance
Project Viewer
Project Viewer
AVG Antivirus
AVG Antivirus
AVG Antivirus
RoadSync
RoadSync
Exchange by Touchdown
Exchange by Touchdown
Exchange by Touchdown
Phonebook 2.0
Phonebook 2.0
Otter
Call Log
CallFilter Add to List
CallFilter Block
DocumentsToGo
DocumentsToGo
WebSharing
WebSharing
EasyTether
EasyTether
Cam Card
Cam Card
FlightTrack
FlightTrack
CallFilter Block
Pocket Informant
Contact Group Manager
Contact Group Manager
Contact Group Manager

Auch Apple hat iOS nur scheinbar unter Kontrolle. Zwar lassen sich die Updates sofort nach der allgemeinen Bereitstellung auf den Geräten installieren, wenn die Systemvoraussetzungen passen, werden dabei auch ältere Baujahre unterstützt. Gleichzeitig hat die Company aus Cupertino aber noch immer kein wirksames Mittel gegen Jailbreak gefunden – in der Regel schaffen es findige Hacker schon kurz nach der Vorstellung einer neuen OS-Version, die darin enthaltenen Nutzungsbeschränkungen wie das Installieren von Apps abseits vom AppStore zu entfernen. Zusätzlich gibt es für iOS nur wenige hochpreisige Geräte, eine begrenzte Anzahl an freigegebenen Schnittstellen und generell restriktive Vorgaben, was etwa App-Entwicklung oder Content-Nutzung und -weitergabe anbelangt.

iPhone Business
Coda
Der Editor Coda basiert auf einem beliebten Mac-Texteditor und kann sowohl lokale als auch entferten Dateien bearbeiten. Er bietet Syntax-Highlighting für die wichtigsten Sprachen, Playgrounds und ein SSH-Terminal. Unterstützt werden FTP, WebDAV, S3, DreamObjects und FTP.
Good Reader
GoodReader war einer der ersten PDF-Viewer für iOS auf dem Markt, die Verwaltung von PDFs und Ergänzung von Anmerkungen ist auch weiterhin eine der Stärken der App. Außerdem kann die App auf Web-Dienste und Fileserver zugreifen, verwaltet Daten und Archive und schützt den Zugriff per Passwort. Desktop-Apps für den schnellen Zugriff auf die App-Daten sind verfügbar.
FTP On The Go
FTP On The Go bietet alle Funktionen eines FTP-Clients für den Desktop. Dateien lassen sich direkt vom und zum FTP-Server übertragen und außerdem auf dem iPhone mit dem integrierten Texteditor bearbeiten.
Dictate + Connect (Dictamus)
Obwohl das iPhone bereits eine integrierte Diktier-App besitzt, ist diese doch sehr in ihrer Funktionalität eingeschränkt. Recht viel mehr als bloßes Aufnehmen ist mit ihr nicht möglich, und so bieten sich Alternativen wie Dictate+ an. Dictate+ verhält ähnlich einem analogen Diktiergerät. So können Aufnahmen, wie bei einer Kassette, zu einem bestimmten Punkt zurückgespult und von dort aus überspielt werden. Mit der Komfortfunktion der Sprachaktivierung werden Sprachpausen gar nicht erst aufgezeichnet und müssen später nicht separat aus der Aufnahme entfernt werden.
Calvetica Calendar
Calvetica ist zuallererst eine schicke Kalender-Anwendung für das iPhone. Sofort bemerkt man den Sinn für Details, den die Entwickler in ihre Anwendung haben einfließen lassen. Gerade bei der Bedienung kommt man als Anwender mit nur wenigen Fingertipps an die wichtigsten Funktionen, der Tipp-Aufwand beim Anlegen neuer Einträge hält sich gering. Durch den Kalender-Abgleich mit iCal übernimmt calvetica standardmäßig bereits alle dort angelegten Termine und überträgt wiederum sämtlichen eigenen Verabredungen in den standardmäßigen iPhone-Kalender.
Outbank - Sicheres Online-Banking Ihrer Finanzen
OutBank ist eine iPhone-App zur Abwicklung mobiler Bankgeschäfte. Überweisungen lassen sich unterwegs tätigen und alle Kontobewegungen verfolgen. Unter anderem lassen sich auch Überweisungsvorlagen abfotografieren statt abzutippen. Neben diversen Banken, Sparkassen und Kreditkarten lässt sich auch PayPal verwalten.
1Password
1Password verwaltet Zugangsdaten sicher auf dem iPhone, wodurch sich der Anwender nur noch den Passcode der App zu merken braucht. Die Anwendung loggt den Benutzer direkt auf besuchten Webseiten ein und synchronisiert die Zugangsdaten auch über mehrere Geräte hinweg. Es gibt ein Gratisversion, doch erst die kostenpflichtige Pro-Variante (In-App-Kauf) bietet zusätzliche praktische Features.
WorldCard Mobile - business card reader & business card scanner
WorldCard Mobile funktioniert wie WorldCard Mobile Lite, ist jedoch nicht wie die Lite-Version in der Anzahl der importierbaren Kontakte beschränkt. Der Visitenkarten-Scanner erkennt fotografierte Kontaktdaten und verknüpft sie mit Kontakten des iPhone-Adressbuches.
Driverslog Pro - Fahrtenbuch
Driverslog Pro ist eine umfangreiche elektronische Fartenbuch-Software für das iPhone. Mit der Anwendung lassen sich Fahrten einfach aufzeichnen und sogar Finanzamt-konform ausgeben – die GPS-Unterstützung hilft hierbei. Exporte erfolgen PDF,ICAL, CSV, XML oder SQL.
Cardreader - Visitenkarten Scanner (mobile OCR Business Card Reader)
x-root Software bietet mit Cardreader einen zuverlässigen und funktionsstarken Visitenkarten-Scanner für das iPhone an. Die OCR-Software erkennt den Inhalt von Visitenkarten und trägt erkannte Informationen in die jeweiligen Felder eines Kontaktes ein.
iFiles
iFiles will als zentrale Software zur Verwaltung von Dokumenten auf dem iPhone fungieren. Die Anwendung unterstützt eine Vielzahl von Anwendungstypen und lässt vielfältige Dateioperationen zu. Bearbeitete Dokumente lassen sich abschließend aus der App heraus versenden. iFiles unterstützt folgende Dienste: Dropbox, Google Drive, iCloud, Box.net, OneDrive, SugarSync , AFP, FTP/FTPS, SFTP, Flickr, Picasa, Facebook, Rackspace CloudFiles, CloudApp, PogoPlug, WebDav, Amazon S3, Ubuntu One Files, ownCloud, 4Shared, Amazon S3: DreamObjects und UltiCloud.
Box
Was den Speicherdienst Box für Unternehmen interessant macht, sind Funktionen für die Zusammenarbeit und Integration in Office 365. Nahtlos kann man über den Dienst Office-Dateien öffnen und bearbeiten. Zur Verfügung stehen diese Funktionen aber nur in der kostenpflichtigen Pro-Version die man für 80 Euro im Jahr erhält. Dann unterstützt der Dienst ebenso Active Directory und Single Sign On, Enterprise Mobility Management und vieles mehr.
STARFACE Mobile Client for iPhone
Der STARFACE Client integriert das iPhone in die eigene Telefonanlage. Die App ermöglicht es iPhone-Anwendern unter anderem, die Rufumleitungen auf ihrer STARFACE-Telefonanlage konfigurieren, sich die Ruflisten ihres Festnetztelefons anzeigen lassen und direkt aus den Ruflisten heraus wählen.
Evernote
Evernote verwandelt das iPhone in das ideale Notizbuch. Die App sichert Notizen, Bilder und Sprachnachrichten beim gleichnamigen Online-Dienst und macht alle Daten somit auch auf anderen Geräten verfügbar. Informationen sind somit immer synchronisiert und überall als gleicher Versionsstand verfügbar. Obwohl die Evernote-App selbst kostenlos ist, benötigt man einen kostenpflichtigen Account um den Dienst effektiv nutzen zu können, da die Gratis-Version im Funktionsumfang eingeschränkt ist und nur ein geringes Datenkontingent synchronisiert.

Zusammengefasst gibt es also allein aus Unternehmenssicht genügend Argumente, die für eine dritte Plattform sprechen. Daneben haben natürlich auch Carrier, Entwickler und nicht zuletzt - im Android-Umfeld - Gerätehersteller ihre speziellen Gründe: Sie versprechen sich von einem neuen starken Player eine geringere Abhängigkeit von einem einzelnen Plattform-Lieferanten, wollen weniger Einmischung in ihre Geschäfte und hoffen generell auf einen größeren Anteil am Mobile-Kuchen.

Das Jahr der Entscheidung?

Foto: violetkaipa - Shutterstock.com

Die Chancen stehen gut, dass dieser Wunsch im laufenden Jahr in Erfüllung geht. So rechnet etwa Anshul Gupta, Principal Research Analyst bei Gartner, dass im Zuge der Schlacht zwischen dem neuen Blackberry 10 und Windows Phone ein drittes mächtiges Ökosystem entsteht. Gleichzeitig sieht er auch Chance dafür, dass alternative Betriebssysteme wie Tizen, Firefox, oder Jolla die Chance wahrnehmen, um sich als profitable Alternative zu Android zu positionieren. Eine Einschätzung dazu, wer letztendlich tatsächlich das Rennen um den dritten Platz gewinnt, gibt Gupta nicht ab – was auch wenig verwundert: Bei einem Marktanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich sind praktisch alle Chancen offen, auch für ganz neue Betriebssysteme, für die es aktuell noch gar keine Geräte gibt. Hier eine Analyse der vielversprechendsten Kandidaten:

Windows Phone 8: Und bist Du nicht willig....

Seit Microsoft vor mittlerweile knapp drei Jahren das veraltete Windows Mobile endgültig ad acta gelegt hatte, versucht der Softwareriese unermüdlich, den Nachfolger Windows Phone erfolgreich am Markt zu platzieren. Dabei tritt das neue System nicht unbedingt in die Fußstapfen seines Vorgängers: Um seiner Aufholjagd keine wertvolle Zeit zu verlieren, konzentrierte sich Microsoft bei Windows Phone zunächst auf den Endkundenmarkt und setzte auf optische Akzente wie das Metro-Design. Erst mit der aktuellen Version 8 nahm der Softwareriese auch das Enterprise-Geschäft und dabei insbesondere die ByoD-Thematik stärker ins Visier. So stellt Microsoft inzwischen mit Windows Intune und dem System Center Configuration Manager (SCCM) Firmen eine Verwaltungslösung bereit, die neben Windows Phone 8 auch weitere Plattformen abdeckt. Drittanbietern erhielten entsprechende Schnittstellen, um eine ausreichende Kontrolle mit Mobile-Device-Management-Lösungen zu ermöglichen.

Doch obwohl es inzwischen eine ordentliche - wenn auch nicht umfassende - Anzahl an Apps gibt und dank der Allianz mit dem finnischen Hersteller Nokia auch eine ganze Palette an Endgeräten herausgebracht wurde, blieb der erhoffte Durchbruch bislang aus. Das Betriebssystem steckt in einer Zwickmühle: Um von Entwickler und letztendlich wohl auch Käufern als weitere große Plattform neben Android und iOS ernst genommen zu werden, braucht es einen Marktanteil von zehn Prozent und mehr - dazu sind aber wiederum mehr Apps und Kunden notwendig.

Blackberry 10 - Neues OS, neues Glück?

Blackberry (vormals Research in Motion) plagten bis vor kurzem ähnliche Probleme wie Microsoft mit Windows Mobile. Trotz Bemühungen (und durchaus auch Fortschritten), das Betriebssystem moderner zu machen, wirkten die klassischen Blackberry-Geräte mit Volltastatur und kleinem Display neben iPhones und Android-Geräten nicht nur optisch wie Dinosaurier, auch die Bedienung war veraltet.

Um die Abwanderung der Nutzer im Privat- und Business-Umfeld zu stoppen, besannen sich die Kanadier auf das 2010 erworbene Unix-ähnliche Betriebssystem QNX, das zuvor primär in Embedded-Systemen von Autos zum Einsatz kam. Nachdem die Company zunächst auf Basis von QNX ihr Tablet-Betriebsystem Playbook-OS entwickelten, wurde das OS im zweiten Schritt als Blackberry 10 auf Smartphones portiert. Erstes darauf basierendes Gerät ist das Touchscreen-Device Z10, demnächst soll aber mit dem Q10 auch ein Modell mit physischer Qwertz-Tastatur auf den Markt kommen.

Gemessen an der Aufgabenstellung, in puncto Benutzerfreundlichkeit und Touch-Bedienung mit Android und iOS gleichzuziehen, hat Blackberry mit BB10 das Ziel weitgehend erreicht. Gleichzeitig haben die Kanadier auch die Business-Tauglichkeit nicht aus den Augen verloren: Die Funktion Blackberry Balance trennt auf dem Smartphone Berufliches von Privatem und unterstützt damit auch ByoD-Szenarien. Zusätzlich zu Blackberry Balance hat der Hersteller bereits vor kurzem mit Blackberry Enterprise Service 10 (BES10) eine Lösung vorgestellt, um Blackberry-10-Geräte zusammen mit alten Blackberrys, Blackberry-Playbook-Tablets sowie iOS- und Android-Geräten über eine gemeinsame Web-basierende Konsole zu verwalten. Wie bisher stellt Blackberry allerdings keine Schnittstellen für andere MDM-Lösungen bereit.

BB10 Balance
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
Mit Blackberry Balance kann der Anwender auf dem Gerät mit einem einfachen Wisch zwischen zwei Icons wählen, ob er vom privaten...
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
...in den beruflichen Modus wechselt – und umgekehrt.
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
Entscheidet er sich für den geschäftlichen Bereich, werden die private Inhalte nach dem Einloggen komplett ausgeblendet.
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
Im Privat-Modus sind zuletzt geöffnete Business-Apps zwar noch sichtbar, aber passwortgesichert.
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
Zusätzliche Programme findet der Nutzer in der geschäftlichen Blackberry World – einer Art Corporate AppStore. Hier können Unternehmen ihren Anwendern Enterprise-Anwendungen...
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
...oder erwünschte oder zumindest geduldete öffentliche Apps bereitstellen.
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
My World wiederum ist eine Sektion mit bereits geladenen Apps.
Blackberry Balance auf dem Blackberry Z10
Mit der App Blackberry Work Drives ist sogar der sichere Zugriff auf File-Systeme innerhalb des Unternehmens möglich.

Probleme bereitet dagegen noch die App-Auswahl, da trotz mehr als 100.000 Anwendungen in Blackberry World noch etliche bekannte Apps fehlen. Außerdem wird erwartet, dass in diesem Jahr nur drei Smartphones mit Blackberry 10 auf den Markt kommen. Selbst wenn das Unternehmen mit einer Million ausgelieferten Z10 im ersten Monat einen deutlichen Anfangserfolg verbuchte, dürfte Blackberry bei den Marktanteilen daher noch länger auf günstige Geräte mit Blackberry-OS 7 angewiesen sein.

Firefox OS: Smartphone-OS für die nächste Milliarde?

Mozilla setzt bei Firefox auf HTML5 und andere Web-Tugenden.
Foto: Mozilla

Dem einstmals als "Boot to Gecko" von der Mozilla Foundation gestarteten mobilen Betriebssystem sieht man seine Herkunft aus dem Browser- oder generell Web-Umfeld gar nicht an – zumindest oberflächlich. Bei der Bedienung erinnert Firefox OS mit Sperr- und Startbildschirm, Benachrichtigungsleiste sowie App-Übersicht an vergleichbare Systeme wie Android, iOS oder Windows Phone. Die Unterschiede stecken primär unter der Haube: So nutzt Firefox OS die Fähigkeiten des Web-Standards HTML5 und der Skriptsprache JavaScript, um direkt auf Hardware-Ressourcen zugreifen zu können. Beim Start werden Web- und JavaScript-Engine - also die Basis-Software zur Ausführung von entsprechendem Code - in den Arbeitsspeicher des mobilen Geräts geladen.

Relevant könnte Firefox OS insbesondere deswegen werden, weil es gleich von einer ganzen Reihe von Mobilfunkanbietern Rückendeckung erhält. 17 große Netzbetreiber weltweit haben sich der Initiative für offene Firefox-Webgeräte verpflichtet: América Móvil, China Unicom, Deutsche Telekom, Etisalat, Hutchison Three Group, KDDI, KT, MegaFon, Qtel, SingTel, Smart, Sprint, Telecom Italia Group, Telefónica, Telenor, TMN und VimpelCom. Für sie ist das Betriebssystem vor allem wegen der Möglichkeit interessant, eigene Marktplätze zu betreiben und so an Apple oder Google vorbei mehr mit Anwendungen und Services zu verdienen.

Insbesondere in Schwellenländern, wo gerade die Zahl der Smartphone-Nutzern deutlich wächst, wollen sie daher entsprechende Einsteigergeräte als Alternative zu Android-Devices platzieren. Auf den europäischen Markt will die Telekom als erster Mobilfunkanbieter ein Smartphone mit dem Mozilla-Betriebssystem bringen: Im Sommer startet der Vertrieb des Alcatel One Touch Fire in Polen. Weitere Länder in Osteuropa sollen noch in diesem Jahr folgen.

Bereits im Sommer starten die ersten Carrier mit Firefox OS.
Foto: Telekom

Ob sich die Plattform in Industrieländern durchsetzen kann, bleibt angesichts der niedrigen Hardware-Voraussetzungen abzuwarten. Damit Smartphones das Firefox-Logo tragen dürfen, müssen die Geräte mindestens eine Single-Core-CPU mit 800 MHz und 256 MB RAM haben. Und auch die Mindestanforderung an das Display ist mit einer QVGA-Auflösung (320 mal 240 Pixel) nicht sehr hoch. Die Marktforscher von Strategy Analytics gehen entsprechend für das laufende Jahr nur von ein Prozent Marktanteil im weltweiten Smartphone-Markt aus und verweisen darauf, dass das gesamte Ökosystem von Firefox OS mit Apps und Services noch relativ unerprobt ist.

Tizen: Samsungs Plan B

Dass Samsung und Android kaum mehr als eine Zweckgemeinschaft darstellen, dürfte mittlerweile weitläufig bekannt sein. Der Hersteller hat das Google-Betriebssystem und Benutzeroberfläche um zahlreiche Funktionen erweitert und verkauft mit Samsung Apps und Video Hub bereits eigene Inhalte auf den Geräten.

Spätestens seit der Übernahme von Motorola Mobility durch Google arbeiten die Südkoreaner verstärkt an einer Alternative, um ihre Abhängigkeit von Android zu reduzieren. Nach Schätzungen von Marktexperten laufen aktuell mehr als 90 Prozent der verkauften Samsung-Smartphones mit Android. Nachdem Bada und Windows Phone bislang nicht die Erwartungen erfüllten, scheint der Handy-Riese mit der Open-Source-Plattform Tizen nun die ideale Lösung für Plan B gefunden zu haben und arbeitet daran, falls notwendig von Google unabhängig zu sein.

Auch das erste Tizen-Smartphone soll schon im Sommer kommen.
Foto: Tizen Foundation

Der Vorstoß darf nicht unterschätzt werden: Neben den Koreanern sitzen außerdem die Hardwarehersteller Fujitsu, Huawei, Intel, NEC und Panasonic im Verwaltungsrat der Tizen Association. Mit an Bo(a)rd sind zudem große Carrier wie NTT Docomo, Orange, Sprint oder Vodafone. Und auch bis zum Launch der ersten Tizen-Geräte wird es nicht lange dauern. Wie ein hochrangiger Samsung-Manager kürzlich in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur „Bloomberg“ ankündigte, wird der Konzern bereits im August oder September sein erste Smartphone mit Tizen-Betriebssystem herausbringen.

Lee Young Hee, Executive Vice President von of Samsung’s Mobile-Sparte, zufolge, handelt es sich dabei um eines von drei Highend-Smartphones, die die Koreaner in diesem Jahr herausbringen wollen. Eines davon hat Samsung bereits mit dem Galaxy S4 vorgestellt, außerdem steht die neue Generation des Phablets Galaxy Note in den Startlöchern.

Der schnelle Vorstoß wird dabei offenbar dadurch erleichtert, dass Samsung und Co. nicht erst Entwickler um ihre Unterstützung bitten müssen. Der Application Compatibility Layer von OpenMobile (PDF) erlaubt es nämlich, dass Android-Anwendungen unmodifiziert auf Tizen-Geräten laufen. Und auch sonst ist dank der hauseigenen Touchwiz-Oberfläche gut möglich, dass nicht so technikaffine Nutzer nicht einmal merken, dass ihr neues Samsung-Smartphone gar nicht mit Android läuft. Was die Business-Tauglichkeit von Tizen anbelangt, kann derzeit nur spekuliert werden. Unumstritten ist jedoch, dass die Koreaner mit ihrem SAFE-Programm (Samsung for Enterprise) bereits ihr Interesse an Business-Kunden bewiesen haben und gute Beziehungen zu MDM-Anbietern wie Airwatch oder MobileIron pflegen.

Sailfish OS: Das Erbe der Nokianer

Das Betriebssystem des finnischen Startups Jolla Mobile stammt ähnlich wie Tizen von Meego ab – allerdings von der Nokia-Seite: Nachdem der finnische Hersteller im vergangenen Jahr die vielversprechende Smartphone-Plattform zugunsten von Windows Phone aufgab, übernahmen kurzerhand ehemalige Nokia-Entwickler die Reste um das einzige Meego-Gerät N9. Sailfish OS setzt auf Mer, dem Kern von Meego auf, daneben kommen QT (Sailfish Silica Qt), QML, aber auch HTML5 zum Einsatz. Außerdem soll wie bei Tizen der Application Compatibility Layer von OpenMobile zum Einsatz kommen und gewährleisten, dass auch Android-Apps laufen. Für native Anwendungen stehen QT oder QML zur Verfügung. Wie von Maemo und Meego bekannt, unterstützt Sailfish OS echtes Multitasking.

Auch wenn erste Geräte noch in diesem Jahr auf den Markt kommen und bereits eine Kooperation mit dem finnischen Carrier DNA existiert, wird es das Betriebssystem nicht leicht haben. Jolla-CEO Marc Dillon gibt sich dennoch kampfeslustig: „Die Industrie für mobile Endgeräte und Inhalte steht vor dem Scheideweg“, tönte der frühere Meego-Chefentwickler von Nokia auf dem Mobile World Congress, mit der Option, den Status Quo beizubehalten oder endlich damit anzufangen, eine Auswahl zu bieten.