Tipps und Tricks

Wege zum geräuschlosen PC

21.08.2008 von Wolfgang Miedl
In der Fabrikhalle gelten Lärmschutzverordnungen - im Büro ergeben sich PC-Benutzer scheinbar schicksalhaft den surrenden Festplatten und dröhnenden Lüftern. Wir zeigen Ihnen, welche Krachmacher in Ihrem PC stecken und wie Sie mittels Umbau für Ruhe sorgen können.
Geräuschloser Multimedia-PC von Hush Technologies

Als Mitte der 80er Jahre die ersten Festplatten in Schreibtisch-PCs Einzug hielten, gehörte turbinenartiges Pfeifen zum guten Ton in den besseren Büros. 20 Jahre später gilt der PC als domestiziert und sollte seine Dienste am Arbeitsplatz wie im Haushalt zurückhaltend verrichten. Doch obwohl die Festplatten leiser wurden, brummt, surrt oder dröhnt das Gros der heutigen PCs weiter penetrant vor sich hin. Schuld ist das ständige Wettrüsten der Hersteller - immer schnellere Hardware braucht immer mehr Lüfter, um die Betriebstemperaturen niedrig zu halten. Während früher lediglich das Gebläse im Netzteil rotierte, sitzen die Miniturbinen heute auf Prozessor, Grafikkarte, in der Gehäusewand - und manchmal sogar auf dem Mainboard-Chipsatz und der Festplatte.

Mittlerweile bieten sich jedoch verschiedene Wege an, um die Störgeräusche wirksam zu reduzieren oder den Rechner sogar völlig zum Verstummen zu bringen. Prinzipiell steigern stromsparende Komponenten die Chance auf Geräuscharmut, da weniger Abwärme abgeführt werden muss. Außerdem bietet der Markt heute ein wachsendes Angebot an leise arbeitenden Bauteilen.

PC-Komponenten
MSI NX8600GT
Grafikkarte: lüfterlos, leistungsfähig und auch noch günstig.
E6-PC von Hush
Hush Technologies aus Leonberg hat die Markrlücke erkannt und bedient sie mit dem völlig geräuschlosen Multimedia-PC E6.
HFX micro V2
Komplettgerät im Zwergengehäuse: Zum Einsatz kommen stromsparende, aber nicht ganz billige Notebook-Komponenten, wobei auf jegliche Mechanik verzichtet wird.
Cooler Master HyperTX2
Laufruhiger Prozessorlüfter mit einer Gesamthöhe von 14 Zentimetern.
Scythe Shuriken
Der gegenüber Cooler Master nur sechs Zentimeter flache CPU-Lüfter ist dafür breiter ausgelegt.
Asus Triton 75
Passiver CPU-Kühlkörper.
Nesteq ECS4001
Ausgesprochen leises PC-Netzteil mit geregeltem Lüfter.
SilverStone SST
PC-Netzteil ohne Lüfter.
Asus EN9600GT Silent
Geräuschlos kühlbar und dennoch schnell: Die Asus-PCIe-Karte mit Nvidias 3D-Grafikchip GT9600.
Sharkoon HDD Vibe-Fixer
Wer seine Festplatte mechanisch vom Gehäuse entkoppeln will, muss auf Montagekäfige mit Gummibändern als Verspannung zurückgreifen.
Papst 8412/NGMLV
Die Abwärme passiver Kühler sollte aus dem PC-Gehäuse befördert werden, etwa mit dem Gehäuselüfter von Papst.

Komplettgeräte

Im Zwergengehäuse: Der HFX micro V2 mit stromsparenden, aber kostspieligen Notebook-Komponenten.

Einige Hersteller haben den "stillen" PC schon als Marktlücke erkannt, so zum Beispiel Hush Technologies aus Leonberg mit dem völlig geräuschlosen Wohnzimmer-PC "E6" für Multimedia-Enthusiasten. Der Clou an diesem Mediacenter ist sein schickes Alugehäuse mit Kühlrippen, das die Verlustleistung des Dualcore-Prozessors über Heatpipes nach außen leitet und daher keinen Lüfter benötigt. Selbstverständlich ist auch das Netzteil lüfterlos ausgelegt, und wenn Geld keine Rolle spielt, kann der Kunde auch noch eine Solid-State-Festplatte ordern und damit das letzte mechanische Teil aus dem Gerät verbannen. Soviel Extravaganz kostet dann allerdings zwischen 3.000 und 6.000 Euro.

Vielfältige Angebote rund um geräuscharme PCs bietet außerdem der Anbieter ichbinleise.de. Neben Barebone-Bausätzen für Schrauber finden sich auch interessante Komplettgeräte im Programm. Der HFX micro V2 beispielsweise ähnelt dem Zwergengehäuse des Mac Mini, verzichtet dabei aber auf jegliche mechanische Komponente. Zum Einsatz kommen hier stromsparende, aber kostspieligere Notebook-Komponenten wie Intel Core 2 Duo T9300 (mit Santa-Rosa-Chipsatz), was auch den Einstiegspreis von 1295 Euro erklärt.

Auch Chipmarktführer Intel hat mittlerweile die Marktlücke für stromsparende und leise PCs erkannt und dazu eine neue Reihe besonders energiesparender Komponenten vorgestellt. Bei der neuen Atom-Plattform verbraucht die CPU nur noch zwei Watt, während im Vergleich dazu aktuelle Notebook-CPUs 25 bis 45 Watt und Desktop-CPUs 50 bis 100 Watt aufnehmen.

Ruhe im Maschinenraum

Die Hauptgeräuschquelle heutiger PCs ist der Prozessorkühler, der in der Regel aus einem gerippten Metallkühlkörper mit darauf montiertem, schnell drehenden Lüfter besteht. Solche Krachmacher lassen sich in der Regel gegen leisere Alternativen austauschen, wobei zunächst der CPU-Typ und der (Montage-)Sockel zu ermitteln sind. Zuverlässige Auskunft liefert das kleine Analyse-Tool "CPU-Z".

Nicht so hoch, dafür breiter - der Scythe Shuriken.

Als preisgünstiger, universeller Leiseläufer eignet sich das Modell "Cooler Master HyperTX 2" für etwa 17 Euro (erhältlich beispielsweise bei Alternate.de). Dieser Kühler lässt sich auf den Intel- und AMD-Sockeln 754, 775, 939, 940 und AM2 montieren.

Sollte er mit seiner Gesamthöhe von 14 Zentimeter zu hoch sein, empfiehlt sich das nur 6 Zentimeter flache, aber breitere Modell "Scythe Shuriken" (Sockel 478, 754, 775, 939, 940, AM2, AM2+). Der geregelte Lüfter ist bei niedriger Last praktisch nicht hörbar.

Experimentierfreudige Anwender können ihre CPU unter Umständen sogar ganz ohne Lüfter betreiben, indem sie große, passive Kühlkörper verwenden. In unserem Test lieferte zum Beispiel der Asus Triton 75 in Verbindung mit der relativ stromsparenden, aber dennoch leistungsfähigen Intel-CPU Core 2 Duo E8200 sehr gute Ergebnisse. Obwohl dieser Kühler recht voluminös ist, fand er in unserem sehr kleinen Testgehäuse (Asus TA 210) mit Micro-ATX-Hauptplatine (Asus P5E VM) Platz. Beim verwendeten Board könnte dank des integrierten Onboard-Grafikchips sogar noch auf eine wärmeerzeugende Zusatzgrafikkarte verzichtet werden, was in dieser Konstellation einen zusätzlichen Gehäuselüfter erübrigen würde.

Unbedingt zu beachten ist beim Austausch des CPU-Kühlers die Verwendung einer guten, dünn aufgetragenen Wärmeleitpaste. Ist sie zu dick oder schlampig angewendet und sitzt die Verbindung zwischen Prozessor und Kühler nicht richtig, kann es zu Überhitzungen des Chips kommen. Premium-Pasten wie "Arctic Silver 5" machen die CPU noch um einige Grad kühler. Dank integrierter Temperatursensoren lässt sich die Prozessorkerntemperatur heute einfach überwachen, etwa mit dem Software-Tool "Core Temp 0.99".

Netzteil: Ein ruhiger Strom

Mit geregeltem Lüfter: das PC-Netzteil Nesteq ECS4001.
Foto: Nesteq

Das Netzteil trägt zu einem nicht unwesentlichen Teil am Stromverbrauch und der Geräuschentwicklung heutiger PCs bei. Mit der Verbesserung des Wirkungsgrads lassen sich hier Stromverbrauch und Kühlbedarf senken. Mittlerweile liegen die durchschnittlichen Wirkungsgrade bei über 80 Prozent, manche Stromumwandler erreichen sogar eine Effizienz von 88 Prozent.

Als ausgesprochen leise erwies sich in unserem Test das Modell Nesteq ECS4001. Eine Besonderheit stellt hier der große, geregelte Lüfter dar: Er wird von außen, über die Hauptplatine mit Strom versorgt und lässt sich daher per PC-BIOS regeln. Auch in diesem Bereich finden allmählich lüfterlose Komponenten Verbreitung, so zum Beispiel das SilverStone SST-ST45NF (erhältlich unter anderem bei www.ichbinleise.de).

Bei der Wahl des richtigen Netzteils ist auf die Ausgangsleistung zu achten. Für aktuelle PCs mit durchschnittlichen Komponenten reichen die Modelle der Brot und Butterklasse mit 400 Watt vollkommen aus. Nur Spiele-Freaks, die beispielsweise zwei Highend-Grafikkarten betreiben, müssen zu einer größeren Variante greifen. Wer unsicher ist, sollte sich über die Stromaufnahme seiner hungrigsten Komponenten informieren. Als Daumenregel gilt: Leistungsfähige Doppelkern-Prozessoren von Intel und AMD verbrauchen meist um die 70 Watt, Grafikkarten der oberen Mittelklasse derzeit rund 100 Watt bei Volllast, die restlichen Komponenten liegen deutlich darunter.

Grafikkarte: Laute Bildmacher

Dem Leistungswettlauf unter den 3D-Chip-Herstellern ist es geschuldet, dass auch die Grafikkarten mit monströsen Kühlern auf niedrige Betriebstemperaturen gehalten werden müssen. Viele Hersteller verbauen ungeniert lärmende Gebläse, so dass der Anwender sich genau über deren Geräuschpegel und mögliche Alternativkomponenten informieren sollte. Wer sich einen neuen PC anschafft, findet beispielsweise viele Modelle mit kühlerloser Chipsatzgrafik, wie sie moderne Chipsätze von Intel und AMD auf der Hauptplatine integrieren. Aktuelle Varianten wie Intels Graphics Media Accelerator X3500 reichen für Büro-Aufgaben, HD-Video und sogar viele ältere 3D-Spiele völlig aus.

Geräuschlos kühlbar, aber dennoch schnelle 3D-Grafiktechnik: Nvidias GT9600 hier auf der Asus-PCIe-Karte EN9600GT Silent.
Foto: Asus

Ganz überflüssig werden Zusatzgrafikkarten jedoch noch nicht. Zum einen macht sich ein schneller Grafikchip mit separatem Bildspeicher nach wie vor bei der gefühlten Systemleistung und dem Ansprechverhalten bemerkbar - insbesondere unter dem 3D-optimierten Windows Vista. Und auch wer gelegentlich mit grafikintensiven Anwendungen arbeitet oder seinem Spieltrieb nachkommen möchte, sollte sich eine Extra-Grafikkarte gönnen.

Tatsächlich gibt es auch geräuschlos kühlbare und dennoch schnelle 3D-Grafikchips wie etwa Nvidias GT9600, der zum Beispiel auf der Asus-PCIe-Karte "EN9600GT Silent" zum Einsatz kommt. Diese Karte ist mit einem großen, passiven Heatpipe-Kühlkörper ausgestattet und liefert selbst bei den derzeit anspruchsvollsten 3D-Spielen wie Colin McRae Dirt oder Crysis eine sehr gute Performance. Damit qualifiziert sie sich auch für den Aufbau von geräuschoptimierten Spiele-PCs. Der Hersteller empfiehlt - nicht zwingend - eine Gehäusebelüftung, wobei es auch hier auf Gehäusegröße und Anordnung der Bauteile ankommt. Wer vollständig auf einen Lüfter verzichten möchte, sollte auch die Temperatur des 3D-Chips kontrollieren, etwa mit dem kleinen Tool "GPU-Z 2.6".

In den Leistungsklassen darunter gibt es eine große Auswahl an lüfterlosen, aber durchaus leistungsfähigen Grafikkarten, so etwa die günstige MSI NX8600GT-T2D256EZ.

Leise und lautlose Festplatten

Festplatte im Montagekäfig Sharkoon HDD Vibe-Fixer.

Festplatten sind die Krachmacher von gestern, nur noch Modelle in der Nischenkategorie über 7.200 Umdrehungen pro Minute fallen hier unangenehm auf. Dennoch lohnt sich auch hier der genaue Blick in die einschlägigen Testberichte und Datenblätter. Als sehr leises Modell hat sich in unseren Tests die SATA-Platte "HD250HJ" mit 250 GB von Samsung erwiesen. Grundsätzlich empfiehlt es sich, Festplatten beim Einbau mechanisch vom Gehäuse zu entkoppeln, da sich Vibrationen ansonsten übertragen. Als sehr wirkungsvoll erweisen sich Montagekäfige mit Gummibändern als Verspannung, die im PC-Gehäuse in einem freien 5,25-Zoll-Schacht (CD-ROM-Format) Platz finden - zum Beispiel der "Sharkoon HDD Vibe-Fixer 5,25" (erhältlich bei Alternate.de).

Dennoch - sensible Ohren orten in leisen Umgebungen sogar eine gekapselte Festplatte. Wer hier keine Kosten und Mühen für den lautlosen PC scheut, kann mittlerweile auch mechanikfreie, aber noch teure Solid State Disks verwenden.

Auf Durchzug: Gehäuselüfter

Gehäuselüfter 8412/NGMLV von Papst

Mit den bisher aufgezählten Komponenten wäre die Einkaufsliste für einen extraleisen bis geräuschlosen PC nahezu vollständig. Bleibt noch die oben bereits aufgeworfene Frage nach einem Gehäuselüfter. Wer nicht experimentieren und lieber auf Nummer Sicher gehen möchte, sollte seinem PC-Gehäuse eine konstante Durchlüftung spendieren, um damit die Abwärme der passiven Kühler hinauszubefördern. Hier empfiehlt sich ein hochwertiges Modell wie etwa der "8412/NGMLV" vom renommierten Anbieter Papst im 80-Millimeter-Format. Dieses Gebläse wird an einem der üblichen Laufwerksspannungskabel angesteckt, enthält einen Temperatursensor und ist mit einer Lautstärke von 10 bis 19 dB(A) praktisch nicht hörbar.

Platz für Optimierungen bieten auch noch die Gehäuse selbst. So lassen sich etwa Vibrationen der blechernen Gehäusewände mit selbstklebenden Bitumen-Dämmmatten eliminieren, wie sie im Autozubehörhandel erhältlich sind. Eine weitere Option sind spezielle Lärmschutzgehäuse, die mit verschiedenen schallschluckenden Bauteilen ausgestattet sind. (ue)