Nokia-Smartphone mit Windows Phone 8

Was taugt das Nokia Lumia 820?

02.01.2013 von Moritz Jäger
Trotz des relativ günstigen Preises muss sich das Lumia 820 vor aktuellen Android-Smartphones und der teureren Alternative Nokia Lumia 920 nicht verstecken.
Farbenfroh: das Nokia Lumia 820.
Foto: Nokia

Als einziger Hersteller hat Microsoft-Partner Nokia zum Start von Windows Phone 8 gleich zwei neue Geräte auf den Markt gebracht: das Lumia 920 und das Lumia 820. Die Smartphones verbindet neben dem Betriebssystem auch ein Großteil der Hardware. Dennoch fällt der Preis stark unterschiedlich aus: Während für das Nokia Lumia 920 immerhin aktuell ohne Vertrag etwa 590 Euro aufgerufen werden, ist das Nokia Lumia 820 ab 448 Euro erhältlich. Ist das Gerät damit ein Schnäppchen? Wir haben uns das günstige Windows Phone näher angeschaut.

Die Leistung des 820 kann sich in jedem Fall sehen lassen: Herzstück des Smartphones ist ein Qualcomm-S4-Chipsatz mit zwei Prozessoren, die mit 1,5 GHz getaktet sind. Diesen stehen 1024 MByte Arbeitsspeicher zur Seite. Dank Windows Phone 8 ist das Gerät beim Speicherplatz deutlich flexibler als die früheren Lumia-Produkte. So besitzt das Smartphone - anders als das HTC 8x (ebenfalls mit Windows Phone 8) einen zusätzlichen MicroSD-Slot, der Speicherkarten mit bis zu 64 GByte Kapazität aufnimmt. Dieser sitzt unter der Rückenabdeckung, neben dem wechselbaren Akku.

Auch das Display des Lumia 820 lässt wenig Wünsche offen: Nokia nutzt Clear AMOLED als Bildschirmtechnik; wie der Name andeutet, sieht vor allem das Schwarz auf dem Bildschirm enorm gut aus. Das passt mit einem dunklen Hintergrund zu den Live-Tiles gut zusammen, doch dazu später mehr. Leider stellt das Display bei einer Bildschirmdiagonalen von 4,3 Zoll (10,9 Zentimetern) Inhalte lediglich mit 480 mal 800 Pixeln dar; es erreicht somit 217,4 ppi. Wer eine HD-Auflösung bevorzugt, der muss zwangsläufig zum Lumia 920 greifen.

Kommunikation, Haptik, Laufzeit

Beim Lumia 820 integriert Nokia einiges an Funktechnik. Im Mobilfunknetz funkt das Smartphone nicht nur per UTMS und HSDPA, sondern bietet auch eine LTE-Unterstützung. Anders als etwa Apple beschränkt sich Nokia hierzulande nicht auf eine Frequenz, sondern unterstützt die Frequenzbänder auf 800 MHz, 1,8 GHz und 2,6 GHz - damit finden alle deutschen Provider Unterstützung.

Kabellos laden: Das Nokia Lumia 820 unterstützt den Qi-Standard für kabelloses Aufladen.
Foto: Nokia

Für den WLAN-Zugriff integriert Nokia 802.11 a/b/g/n, das Smartphone funkt sowohl auf 2,4 GHz wie auch auf 5 GHz. Im Test hatten wir allerdings immer wieder Probleme beim Verbinden mit unserem WLAN, nach einem Neustart klappt der Verbindungsaufbau allerdings problemlos. Seltsamerweise beschränkt sich Nokia bei Bluetooth aber auf einen Chip nach dem 3.0-Standard, aktuell wäre 4.0. Dafür ist die Nahfunktechnik NFC mit an Bord; Windows Phone 8 unterstützt diese Technik mit der App "Brieftasche".

Bei der Haptik macht sich der Preis allerdings bemerkbar: Nokia bietet für das Lumia 820 verschiedene Cover an, mit denen die Nutzer das Smartphone an ihren "Gemütszustand" anpassen können. Das ist eine nette Idee, allerdings geht sie zulasten der Haptik - die Rückseite besteht aus Plastik.

Unter der Abdeckung steckt der Akku mit 1650 mAh Kapazität. Dieser hält im Test, bei intensiver Nutzung, etwa eineinhalb Tage durch. Wer allerdings die Navigationslösung nutzt, muss deutlich schneller wieder ans Netz. Wie seine große Verwandtschaft Lumia 920, unterstützt auch das Lumia 820 den kabellosen Ladestandard Qi. Dazu benötigt man allerdings Zubehör, Nokia liefert leider kein passendes Gerät mit.

Windows Phone 8 und Nokias Apps

Windows Phone 8 fühlt sich auf dem Smartphone enorm gut an. Das Lumia 820 reagiert flink auf die Eingaben, das gilt sowohl für die Oberfläche als auch für Applikationen wie etwa den Internet Explorer. Nokia darf zwar wie alle anderen Windows-Phone-Smartphones keine Änderungen an der Oberfläche vornehmen, liefert aber eine ganze Reihe eigener Applikationen mit.

Nokia Karten, Nokia Drive+ und Nokia City Kompass nutzen dabei das ausgezeichnete Kartenmaterial von Navteq, einer 2008 übernommenen Firma. Im Grunde hat der Konzern seine bereits sehr gute Kartenlösung für Symbian nun noch weiter auf Windows Phone 8 angepasst. Das zeigt sich etwa in der Offline-Nutzung von Karten: Nutzer können alle Karten lokal abspeichern. Der große Vorteil: Laut Microsoft können dann auch andere Apps diese lokalen Daten nutzen. Die Offline-Funktion lohnt sich nicht nur bei einem Ausflug ins Ausland, sondern auch bei längeren Trips in Gegenden ohne Empfang.

Neben den reinen Kartendaten liefert Nokia auch eine Navigationsfunktion, die durchaus mit denen anderer Navis mithalten kann. Im Test klappte das bei einem Ausflug nach Italien sehr gut, auch wenn die Navigations-App teilweise sehr stur bei der Wegwahl war. Die letzte Applikation, City Kompass, ist eine Augmented-Reality-Applikation, ähnlich wie Wikitude. Diese zeigt relevante Punkte im Display und relevante Daten dazu an - praktisch, aber nicht wirklich weltbewegend.

Office und Multimedia

Neben den Nokia-Apps bringt das Lumia 820 die bekannten Funktionen von Windows Phone 8 mit. Dazu gehört etwa der Office-Hub, eine mobile Ausführung von Office 2013. Damit lassen sich alle gängigen Daten der Microsoft-Bürosuite ansehen und bearbeiten; zudem kann man neue Dokumente erstellen. Diese lassen sich anschließend auf dem Gerät oder im Skydrive, Microsofts Online-Speicherplatz, ablegen. Zusätzlich können Firmenkonten, etwa von Office 365 oder Exchange, mit dem Gerät verknüpft werden.

Im Multimedia-Bereich bietet das Lumia 820 Standardkost. Lieder im MP3-Format spielt das Smartphone problemlos ab, Formate wie Flac oder OGG werden dagegen nicht unterstützt. Bei Videos sieht es besser aus: Alle unsere Testvideos in den Containerformaten AVI, MKV, M4V und WMV wurden abgespielt.

Das Smartphone meldet sich am PC als Multimedia-Gerät, sodass man Inhalte auch ohne die zusätzliche Applikation auf das Smartphone spielen kann.

Fazit: Solides Gerät

Nokias gute Verbindungen zu Microsoft zahlen sich beim Lumia 820 aus. Das Smartphone wartet mit einer ordentlichen Leistung, reagiert schnell auf Eingaben der Nutzer und bietet dank des AMOLED-Bildschirms knackige Farben. Dazu kommen NFC, aktuelles WLAN und die kabellose Ladefunktion. Für Letztere muss man allerdings noch in passende Ladestationen investieren.

Wirklich gelungen sind aber die mitgelieferten Kartenprogramme. Sowohl die Karten-App als auch die Navigations-App können sehr locker mit den Lösungen von Apple oder Google mithalten - vor allem die Offline-Funktion ist praktisch und noch dazu kostenlos vorinstalliert

Das Nokia Lumia 820 ist ein solides Smartphone, das die Neuerungen von Windows Phone 8 mit Dual-Core-CPU, Speicherkarten-Slot und NFC konsequent umsetzt. Allerdings hat sich Nokia bei der Auflösung scheinbar zurückgehalten, wohl auch um die Distanz zum Lumia 920 zu wahren. (mje)

Technische Daten des Nokia Lumia 820

Hardware

Prozessor

Qualcomm S 4, Dual Core, 1,5 GHz

Speicher

intern: 8 GByte
RAM: 1024 MByte

Erweiterungs-Slot

Ja, bis zu 64 GByte

Display

480 x 800 Bildpunkte

Kamera

8 Megapixel (plus 0,3-Megapixel-Frontkamera)

Größe (H x B x T)

68,5 x 123,8 x 9,9 mm

Gewicht

160 Gramm inklusive Akku

Akku

1650 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GSM / GPRS / EDGE / UMTS / HSDPA / LTE

WLAN / GPS

ja / ja

Bluetooth

ja, 3.0

Schnittstelle

Micro-USB

Synchronisation

Exchange, Google, Yahoo usw.

Betriebssystem

Windows Phone 8

Vertrieb und Preis

Hersteller

Nokia

Preis mit Vertrag

ab 12 Euro

ohne Vertrag

ab etwa 448 Euro

Vertrieb

O2, Telekom, E-Plus, Vodafone

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der Schwester-Publikation Tecchannel.de.