Business Suite 4 SAP HANA

Was SAP Simple Finance kann

15.04.2015 von Frank Mang
Im Juni 2014 hat SAP Simple Finance angekündigt. Doch vielen Kunden ist die Bedeutung und der Nutzen der Finanzlösung häufig unklar.
  • SAP hat nicht sein Finanzmodul neu programmiert, sondern "lediglich" ein Add-On über das Enhancement Package 7 (EHP 7) zur Verfügung gestellt, das die Datenbank SAP HANA für das ERP erfordert.
  • Für Unternehmen, die ihre Systeme nicht konsolidiert haben, ist das eine gute Lösung und kann sich zu einem relevanten Systemkonsolidierungsszenario weiter entwickeln.

Es ist knapp ein Jahr her, dass SAP mit Simple Finance die ersten Lösung der neuen SAP Business Suite 4 SAP HANA (SAP S/4HANA) vorgestellt hat. Die Vision ist gut: Die analytische wird nicht länger von der transaktionalen Welt getrennt. Vom Finanzchef, über den Abteilungsleiter bis zum Buchhalter bekommen alle an der Wirtschaftlichkeit des Unternehmens interessierten Verantwortlichen ihren persönlichen Einblick in die Zahlen des Unternehmens entsprechend ihrer jeweiligen Rolle. Sogar ein "Softclose" ist möglich, also eine vereinfachte Zwischenbilanz zwischen den früher starren Monats-, Quartals- oder Jahresreports.

Es ist der Finanzchef, der für die Korrektheit der Daten geradestehen und auch auf unbequeme Fragen der Wirtschaftsprüfer Antworten parat haben muss.
Foto: elenabsl - Fotolia.com

Bei vielen Kunden entstand der Eindruck, die gesamte SAP-Finanzwelt würde neu erfunden werden, SAP Simple Finance ist hingegen eine nicht-disruptive Entwicklung, die nicht alles Dagewesene auf den Kopf stellt. Klar ist: SAP hat nicht sein Finanzmodul neu programmiert, sondern "lediglich" ein Add-On über das Enhancement Package 7 (EHP 7) zur Verfügung gestellt, das die Datenbank SAP HANA für das ERP erfordert.

Die Tabellenstruktur wurde vereinfacht, alle Daten werden in Einzelpostentabellen gespeichert. Die Ansicht der Datentabellen ("Views") hat dabei genau die gleiche Struktur wie die ehemaligen Aggregatstabellen, mit dem Unterschied, dass die Aggregatwerte zur Laufzeit durch die Geschwindigkeit von HANA basierend auf allen gebuchten Einzelposten berechnet werden. Simple Finance hat zudem keinen Einfluss auf die Lauffähigkeit der bestehenden Systeme. Sämtliche Programme im "normalen" - bisher eingesetzten - Finanzsystem werden in Simple Finance unverändert zu nutzen sein. Den Controller wird freuen, dass er sich sogar seine Daten aus dem SAP-System über ein Excel-Frontend ziehen und dort seine Auswertungen erstellen kann - in Gesprächen mit Kunden war hier von leuchtenden Controller-Augen die Rede.

HANA-basiert und Excel-freundlich

Zudem ist das Finanz- und Controlling-Modul der SAP (FICO) und damit SAPs Finanzwelt nun speziell an Hana-Erfordernisse angepasst worden. Das bringt dem Unternehmen vor allem den Vorteil, dass das Controlling und das Finanzwesen nun technisch vereint sind. Die Aggregate fallen weg. Alle Berechnungen erfolgen auf Line Item Level zur Laufzeit und berücksichtigen alle gebuchten Daten.

Bilder von der Sapphire 2014
Auf den Kundenveranstaltung Sapphire ...
... in Orlando hat der seit kurzem allein agierende SAP-CEO Bill McDermott der grassierenden Komplexität in Unternehmen den Kampf angesagt.
Für sein neues Motto "Run simple" ...
... bringt der Manager vor allem seine Cloud-Lösungen ins Spiel, macht aber auch wie bei "Fiori" Zugeständnisse an seine Kunden.
Damit zielt der neue starke Mann bei SAP ...
... sowohl auf seine Kunden wie auch auf die eigene Organisation. "SAP verfolgt eine mutige Vision für das Geschäft der Zukunft - eine einfachere Welt, eine einfachere SAP und eine einfachere Kundenerfahrung", verkündete der US-amerikanische Manager in seiner Keynote zur Eröffnung der Kundenveranstaltung Sappire in Orlando, Florida.
McDermott geißelte vor 25.000 Zuhörern ...
... die immer stärker um sich greifende Komplexität als das größte Problem, mit dem sich Geschäftsführer heutzutage konfrontiert sähen. "Vielleicht ist sie nur heimtückisch und unsichtbar, aber niemand könne abstreiten, dass sie überall steckt."
An dieser Stelle will der SAP-CEO offenbar den Hebel ansetzen, ...
... um seinen Softwarelösungen auch in Zukunft einen Markt zu sichern. "Wir können und wir werden die Komplexität bekämpfen", versprach McDermott seinen Kunden.

Durch diese Verschmelzung der analytischen Controlling-Funktionalitäten mit denen der transaktionalen Finanzbuchhaltung lässt sich nun die Analyse beschleunigen. Das war bisher vergleichsweise umständlich. Die Zahlen für die Analyse wurden zunächst in ein Business-Intelligence (BI)-System geladen, überprüft, Korrekten im ERP vorgenommen, noch einmal ins BI-System geschoben, überprüft, im ERP-System korrigiert - und zwar so lange, bis die Daten sauber waren. Das ist nun nicht mehr nötig. So können die Bearbeitungszeiten massiv reduziert werden, selbst wenn Fehler auftauchen, dauert der gesamte Prozess nur noch Minuten statt eines Tages oder sogar länger.

Allerdings sind die Vorteile von Simple Finance wie Adhoc-Reportings, Reduzierung der nötigen Datenmengen, "saubereren" Daten bis zu verringertem Controlling-Aufwand oft nicht sofort zu haben. Unternehmen arbeiten meist mit diversen ERP-Systemen und haben noch nicht auf ein ERP konsolidiert. Das heißt, sie haben noch nicht ihre nötige "Single Source of Truth" geschaffen. Was nicht heißt, dass sie Simple Finance nicht für einzelne ERP-Systeme einsetzen können. Für Unternehmen, die "auf der grünen Wiese" anfangen ihre IT zu planen, ist es sicher empfehlenswert, die neuen Funktionalitäten zu nutzen.

Für die Unternehmen mit heterogenen ERP-Landschaften hat SAP mit dem "Central Journal" eine Möglichkeit geschaffen, Daten aus den verschiedenen Systemen in eins zusammenzubringen. Für Unternehmen, die ihre Systeme nicht konsolidiert haben, ist das eine gute Lösung und kann sich zu einem relevanten Systemkonsolidierungsszenario weiter entwickeln.

Simple-Finance-ready? Im Proof of Concept genau hinschauen

Wichtig ist es für den Anwender, hinzuschauen: Wie sieht das Kundenszenario aus? Wo sind die unternehmensspezifischen Herausforderungen, die Schlüsselprozesse, die optimal funktionieren müssen? Wie kann Simple Finance helfen, diese Pain Points zu beseitigen und wie kann eine Einführungsroadmap aussehen?

SAP S/4HANA Launch
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Bill McDermott, CEO der SAP, eröffnete die Präsentation von SAP S/4HANA.
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Auch mit mobilen Geräten kann SAP S/4 HANA umgehen.
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Bei Bedarf kann der IT-Verantwortlich SAP S/4 HANA auch vom Armgelenk aus steuern.

Unseren Erfahrungen nach stehen die Abschlussprozesse in den Unternehmen immer an erster Stelle. Schließlich ist es der Finanzchef, der für die Korrektheit der Daten geradestehen und auch auf unbequeme Fragen der Wirtschaftsprüfer Antworten parat haben muss. Zudem sind die Unternehmen an (mobilen) Dashboards interessiert, die aktuelle Kennzahlen einfach verständlich und überall zugreifbar bereitstellen. Dritte Herausforderung in den Unternehmen ist unserer Ansicht nach die bessere Nutzerführung, die mit Simple Finance möglich wird. Über SAP Fiori können etwa Mitarbeiter aus dem Finanzwesen rollenbasiert und je nach Arbeitsgebiet aktuelle Buchungen und Rechnungen einsehen.

Klar ist, dass eine zentralisierte ERP-Landschaft Simple Finance entgegenkommt. Es gibt auch weiterhin viele Unternehmen, die derzeit solche Projekte durchführen. Mit dem Central Journal ergibt sich ein neuer Pfad auf dem Weg für die Konsolidierung von ERP-Systemen, der in den kommenden Jahren noch seine vollständige Umsetzbarkeit beweisen muss. Unabhängig von der Technologie müssen Unternehmen für eine effiziente Nutzung ihrer ERP-Systeme Prozesse optimieren und harmonisieren - die Technik ist nicht die alleinige Lösung. Erst mit einem Business Case und identifizierten Benefits macht die Einführung einer neuen Software Sinn. Da macht auch SAP Simple Finance keine Ausnahme. (bw)

Die Geschichte von SAP
2016
Auf der Kundenkonferenz Sapphire kündigte SAP im Mai eine Kooperation mit Microsoft an. Beide Hersteller wollen künftig SAPs In-Memory-Plattform HANA auf Microsofts Cloud-Infrastruktur Azure unterstützen. Microsofts CEO Satya Nadella sagte: "Gemeinsam mit SAP schaffen wir ein neues Maß an Integration innerhalb unserer Produkte."
2016
SAP und Apple wollen gemeinsam native Business-iOS-Apps für iPhone und iPad entwickeln. Experten sehen SAPs Festlegung auf eine mobile Plattform kritisch und monieren fehlende Offenheit. Anwendervertreter reagierten überrascht und verlangten Aufklärung was die neue Mobile-Strategie bedeutet.
2015
Im Sommer verunglückt SAP-CEO Bill McDermott bei der Geburtstagsfeier seines Vaters. Er stürzt mit einem Glas auf der Treppe und verliert nach einer Operation ein Auge. Im Herbst meldet sich der US-amerikanische Manager als wieder voll einsatzfähig zurück.
2015
Im Februar stellt SAP mit S/4HANA eine neue Generation seiner Business-Software und damit den Nachfolger für die Business Suite vor. SAP definiere damit das Konzept des Enterprise Resource Planning für das 21. jahrhundert neu, pries SAP-Chef Bill McDermott die Neuentwicklung. Für den Großteil der Unternehmen dürfte das Produkt noch Zukunft bleiben, konterte die Anwendervereinigung DSAG. Die Prioritäten vieler Kunden lägen eher auf klassischen Projekten rund um das ERP-System.
2014
SAP-Technikchef Vishal Sikka gibt im Mai seinen Posten auf und wird CEO von Infosys. SAP sucht lange einen Nachfolger für Sikka, holt im November schließlich den langjährigen Microsoft-Manager Quentin Clark für diesen Posten.
2012
Die Walldorfer setzen mit dem Kauf des amerikanischen Cloud-Computing-Anbieters SuccessFactors ihren Weg ins Cloud-Geschäft fort – nachdem kurz zuvor Wettbewerber Oracle RightNow übernommen hat. Der Kaufpreis lag mit 2,4 Milliarden Euro über die Hälfte höher als der aktuelle Marktwert. Cloud-Services werden mit der SuccessFactors-Lösung vor allem im Human-Ressources-Umfeld angeboten. Außerdem schnappt sich SAP den weltweit zweitgrößten Cloud-Anbieter für Handelsnetzwerke Ariba für 3,3 Milliarden Euro.
2011
In 2011 ist das Formtief vergessen, die Walldorfer fahren die besten Ergebnisse ihrer Geschichte ein. Die Innovationsstrategie geht auf, auch wenn zwischendurch gezweifelt wurde, ob SAP seinen Kunden nicht davon-sprintet: 2011 implementieren die ersten Kunden die In-Memory-Plattform HANA, immer mehr Kunden nutzen die mobilen Lösungen, die aus dem Sybase-Deal entstanden sind.
2010
Der Paukenschlag: Hasso Plattner reißt mit dem Aufsichtsrat das Ruder herum. Der glücklose Léo Apotheker, der zuvor mit der Erhöhung der Wartungsgebühren viele Kunden vor den Kopf gestoßen hatte, muss gehen. Die neue Doppelspitze aus Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe verspricht den Anwendern wieder mehr Kundennähe. CTO Vishal Sikka wird Vorstandsmitglied und SAP übernimmt Sybase, einen Anbieter für Informationsmanagement und die mobile Datennutzung, zum Preis von etwa 5,8 Milliarden Dollar.
2008
Mit der Erhöhung der Wartungsgebühren von 17 auf 22 Prozent und den Modalitäten des „Enterprise Support“, die viel Aufwand für die Anwender bringen, verärgert SAP seine Kunden massiv. Trotz intensiver Auseinandersetzung auf dem DSAG-Kongress bleibt SAP bei seiner Linie. Mittlerweile ist Léo Apotheker zweiter Vorstandssprecher neben Kagermann. Ende des Jahres beugt sich SAP dem Kundenwiderstand.
2008
Die größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte: 2008 kauft SAP den Business-Intelligence-Spezialisten Business Objects für 4,8 Milliarden Euro und wird damit der bisherigen Strategie untreu, aus eigener Kraft zu wachsen. Die Integration mit der eigenen SAP-BI-Palette gestaltet sich aufwendig und wird sich über mehrere Jahre hinziehen. Die 44.000 BO-Kunden sollen dabei helfen, die Kundenzahl bis 2010 auf 100.000 zu steigern.
2007
Über viele Jahre hinweg entwickelt SAP an der SaaS-ERP-Lösung Business byDesign für kleinere Unternehmen. Rund drei Milliarden Euro wurden laut „Wirtschaftswoche“ im Entstehungsprozess versenkt. Trotz der Arbeit von 3000 Entwicklern kommt die Software Jahre zu spät. Obwohl innovativ, hat es die Lösung schwer im deutschen Markt. 2013 wird byDesign ins Cloud-Portfolio überführt.
2006
Mit „Duet“ bringen SAP und Microsoft eine gemeinsame Software auf den Markt, mit der sich MS Office einfach in SAP-Geschäftsprozesse einbinden lassen soll. 2006 wird auch die Verfügbarkeit der neuen Software SAP ERP angekündigt, die auf dem SOA-Prinzip (Service oriented Architecture) basiert.
2003
Abschied des letzten SAP-Urgesteins: Hasso Plattner zieht sich aus dem Vorstand zurück und geht in den Aufsichtsrat, Henning Kagermann wird alleiniger Vorstandsprecher. SAP stellt die Integrationsplattform NetWeaver vor, die Basis für künftige Produkte sein soll. Die Mitarbeiterzahl liegt jetzt bei 30.000.
2002
Der ERP-Hersteller will das bisher vernachlässigte Feld der KMUs nicht mehr dem Wettbewerb überlassen. Auf der CeBIT 2002 stellt SAP mit Business One eine ERP-Lösung für kleine bis mittelständische Unternehmen mit rund fünf bis 150 Mitarbeitern vor. Doch einfach haben es die Walldorfer in diesem Marktsegment nicht. Zu stark haftet der Ruf an den Walldorfern, hauptsächlich komplexe und teure Lösungen für Konzerne zu bauen.
1999
Die New Economy boomt und der E-Commerce hält Einzug bei SAP: Plattner kündigt die neue Strategie von mySAP.com an. Die Software soll Online-Handels-Lösungen mit den ERP-Anwendungen auf Basis von Webtechnologie verknüpfen. Im Vorjahr hatten die Walldorfer ihr Team um die Hälfte verstärkt, jetzt arbeiten 20.000 Mitarbeiter bei SAP. Weil die Kunden beim Umstieg mehr zahlen sollen, gibt es längere Zeit Gegenwind, schließlich werden die Internet-Schnittstellen auch im Rahmen der R/3-Wartung geboten. Derweil ist die Zentrale gewachsen.
1997
Die SAP-Anwender organisieren sich in der Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e.V. (DSAG), um ihre Interessen gemeinsam besser vertreten zu können. Laut Satzung ist das Ziel des Vereins die „partnerschaftliche Interessenabstimmung und Zusammenarbeit zwischen SAP-Softwarebenutzern und SAP zum Zweck des Ausbaus und der Verbesserung der SAP-Softwareprodukte“.
1997
Der ERP-Hersteller feiert sein 25. Jubiläum, zum Gratulieren kommt Bundeskanzler Helmut Kohl, der im Jahr darauf von Gerhard Schröder abgelöst wird. Der Umsatz liegt bei über sechs Milliarden Mark, das Geschäftsergebnis erstmals über der Milliarden-Grenze. Mehr als zwei Drittel werden im Ausland erwirtschaftet. SAP beschäftigt knapp 13.000 Mitarbeiter und geht an die die Börse in New York (NYSE).
1995
1995 versucht der ERP-Anbieter erstmals, in Zusammenarbeit mit Systemhäusern den Mittelstandsmarkt zu beackern. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis sich mehr mittelständische Unternehmen auf die komplexe Software einlassen wollten. Mit knapp 7.000 Mitarbeitern erwirtschaftet SAP einen Umsatz von 2,7 Milliarden Mark, mehr als doppelt so viel wie noch zwei Jahre zuvor. Rudolf Scharping, damals noch SPD-Parteivorsitzender, kommt zu Besuch.
1993
Shake-Hands zwischen Plattner und Gates. SAP schließt ein Kooperationsabkommen mit Microsoft ab, um das System R/3 auf Windows NT zu portieren. SAP kauft zudem Anteile am Dokumentenmanagement-Anbieter IXOS. Zum ersten Mal überschreiten die Walldorfer die Milliardengrenze beim Umsatz.
1992
Seit 1992 wird R/3 ausgeliefert. Die Walldorfer hatten die Software für die AS/400 von IBM konzipiert, nach Performance-Problemen wich man auf Unix-Workstations mit Oracle-Datenbank im Client-Server-Prinzip aus. Das internationale Geschäft wächst: 1992 verdient die SAP im Ausland schon knapp die Hälfte von dem, was sie in Deutschland einnimmt. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 831 Millionen Mark. 3157 Mitarbeiter sind jetzt für SAP tätig.
1991
In diesem Jahr steigt Henning Kagermann (rechts im Bild), der seit 1982 die Entwicklungsbereiche Kostenrechnung und Projektcontrolling verantwortet, in den Vorstand auf.
1990
SAP übernimmt das Softwareunternehmen Steeb zu 50 Prozent und das Softwarehaus CAS komplett, um das Mittelstandsgeschäft zu verstärken. Die Mauer ist gefallen und die Walldorfer gründen gemeinsam mit Siemens Nixdorf und Robotron die SRS in Dresden. Die Berliner Geschäftsstelle wird eröffnet und SAP hält seine erste Bilanzpressekonferenz ab.
1988
SAP geht an die Börse: Hasso Plattner am ersten Handelstag der SAP-Aktie.
1987
Der erste Spatenstich: Dietmar Hopp startet 1987 den Bau der SAP-Zentrale in Walldorf.
1983
1983 zählt das Unternehmen 125 Mitarbeiter und erwirtschaftet 41 Millionen Mark im Jahr. Nach der Fibu adressiert SAP auch das Thema Produktionsplanung und -steuerung. Beim Kunden Heraeus in Hanau wird zum ersten Mal RM-PPS installiert. Im Jahr zuvor hatten die Gründer von SAP (v.l.: Dietmar Hopp, Hans-Werner Hector, Hasso Plattner, Klaus Tschira) zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
1979
SAP setzte sich mit dem Datenbank- und Dialogsteuerungssystem der IBM auseinander: Das war der Auslöser eine die Neukonzeption der Software und Grundstein für SAP R/2. Aus den Realtime-Systemen entstand in den 70iger Jahren das Online Transaction Processing (OLTP). So sahen Anfang der 80iger Jahre die Arbeitsplätze bei SAP aus.
1976
Die Software sollte Lohnabrechnung und Buchhaltung per Großrechner ermöglichen. Anstatt auf Lochkarten wurden die Daten per Bildschirm eingegeben – das nannte sich Realtime und das „R“ blieb über Jahrzehnte Namensbestandteil der Lösungen. Weil die Software erstmals nicht nur für ein Unternehmen entwickelt wurde, sondern universeller einsetzbar war, gilt SAP als Miterfinder des Standardsoftware-Ansatzes. Aber auch der Fußball kam nicht zu kurz: Das Computerteam mit Hasso Plattner und Dietmar Hopp auf dem Feld.
1972
1972 gründen die fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter Claus Wellenreuther, Hans-Werner Hector, Klaus Tschira, Dietmar Hopp und Hasso Plattner das Unternehmen „SAP Systemanalyse und Programmentwicklung“. Sie wollen eine Standardanwendungssoftware für die Echtzeitverarbeitung schaffen, die sich für unterschiedliche Unternehmen nutzen lässt und die Lochkarten ablöst.