Wer sich ein neues Auto kauft, nutzt auch selbstverständlich die Dienste der Marken-Fachwerkstatt, um Inspektionen oder mögliche Reparaturen durchführen zu lassen. Je älter das Fahrzeug wird, desto eher steht das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Wartung und Instandhaltung in Frage. Das Resultat ist oft der Besuch einer freien Meisterwerkstatt, die nicht markengebunden, aber dennoch nach Herstellervorgaben und damit auch auf qualitativ hohem Niveau arbeitet.
Vor ähnlichen Fragen stehen auch Betreiber umfangreicher IT-Infrastrukturen und Rechenzentren. Grundsätzlich sollte zunächst die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer von EDV-Anlagen individuell für jedes Unternehmen ermittelt werden. Für Großrechner wie Server geht die Finanzverwaltung von einem Abschreibezeitraum von sieben Jahren aus. Für Arbeitsplatz-PCs, Notebooks und Peripheriegeräte wie Drucker, Bildschirme und Scanner beträgt der Zeitraum laut AFA-Listen drei Jahre.
Nachhaltige IT und IT-Service stehen im Focus
Doch auch diese Nutzungszeiten bedeuten nicht zwangsläufig einen Austausch der Hardware nach diesem Zeitraum. Die reale Lebensdauer von Hardware, vor allem im Server-Bereich, ist wesentlich höher – allerdings auch die Anschaffungskosten für die hochbelastbaren Komponenten. Alleine die speziellen Festplatten, die im Serverbetrieb laufen, schlagen mit einem Mehrfachen von Workstation-Platten zu Buche. Cost-of-Ownership ist bei dieser Technologie ein wichtiges Stichwort: Investitionen in die IT verdienen zunächst kein Geld, sondern erzeugen nur Kosten. Betreiber von Rechenzentren und komplexen IT-Infrastrukturen legen daher Wert auf nachhaltige Investitionen.
Der Haken daran: Mit alter und überholter Hardware können Unternehmen im Zeitalter der digitalen Transformation auch Probleme bekommen – schließlich hängt ein Großteil der Wirtschaft an den Einrichtungen. Um die Hochverfügbarkeit der Datenhaltung zu gewährleisten, können Unternehmen entweder selber den Service übernehmen oder bleiben bei den Originalherstellern als Servicepartner. Ein Ausfall eines Rechenzentrums kann geschäftskritische Auswirkungen haben – der Service will also gut überlegt und geplant sein.
Heterogene IT-Landschaft birgt Probleme
Zudem haben nahezu alle Unternehmen Hardware unterschiedlicher Lieferanten im Einsatz, wenn es um Server, Storage oder Netzwerke geht. Eine Eigenwartung älterer Hardware müsste daher sämtliche Hersteller, die im Rechenzentrum vertreten sind, umfassen und abdecken. Das bedeutet einerseits eine Bevorratung von Ersatzteilen wie Festplatten oder Switchen, und dazu noch die nötige Fachkompetenz, die einzelnen Baugruppen diagnostizieren und tauschen zu können.
Dauerhafte Wartungsverträge mit verschiedenen Herstellern hingegen gehen ins Geld und erfordern umfassende Abstimmung – bei kleineren IT-Abteilungen eine Herausforderung. Das trifft aber auch für die Eigenwartung zu:neben Themen wie der Webseite, Client-Pflege oder speziellen Herausforderungen wie der Umsetzung der DSGVO im Unternehmen ist die Hardware-Wartung eine zusätzliche Belastung für die hauseigene IT.
Die Hersteller indes lassen meist nach Ablauf der Gewährleistung oder nach abgelaufenem Abschreibungszeitraum verlauten, dass nur ein Wechsel auf die neueste Hardware-Generation vor Problemen schützen kann. Nicht selten wird daher auch der Support für ältere Generationen eingeschränkt, um den Kunden gegenüber den Druck zu erhöhen. Hinzu kommt, dass Ersatzteile für zehn Jahre alte IT-Komponenten in den Herstellerlagern Mangelware sein können.
Servicekonzepte in eine Strategie einbinden
Als dritte Alternative neben der eigenhändigen Wartung und den Hardwareherstellern gibt es auch professionalisierte, herstellerunabhängige Servicekonzepte. Ziel ist auch hier der längerfristige und effiziente Einsatz von IT-Hardware. Üblicherweise kann hier die Hardware nahezu aller Hersteller aus einer Hand gewartet werden, und auch ältere Technik, die strategisch von den Herstellern nicht mehr unterstützt wird, erhält Service- und Instandhaltungsleistungen.
Der Markt für unabhängige Drittwartung wächst beständig, im August 2017 widmete sich das Analystenhaus Gartner dem Thema Third-Party-Management (TPM) und ermittelte, dass Einsparungen von bis zu 60 Prozent im Vergleich zu den Servicediensten der Originalhersteller realisiert werden können. Die Gartner Group schätzt, dass rund zehn Millionen Rechenzentren und Netzwerkgeräte weltweit über TPM-Verträge gewartet werden. Diese Angabe umfasst Server, Storage und Netzwerkausrüstung. Über 70 Prozent der Großunternehmen setzen laut Gartner bereits auf Third-Party Maintenance.
Letztlich ist das Servicemodell für jedes Unternehmen individuell zu betrachten – je nach Komponenten und deren Komplexität ändern sich die Ansprüche an eine Wartungslösung. Es ist tatsächlich wie beim Auto: Markenwerkstatt, freie Werkstatt oder Eigenleistung. Alle drei Möglichkeiten haben Vor- und Nachteile. (hal)