Datenbank-Betrieb, IT-Monitoring und Virtualisierung

Was Oracle-Kunden bewegt

15.07.2009 von Frank Niemann
Anwender von Oracle-Produkten interessieren vor allem die Themen Virtualisierung, Compliance, Business-Intelligence und die Automatisierung des IT-Betriebs, so die Deutsche Oracle Anwendergruppe e.V. (DOAG).

Von einer Automatisierung beispielsweise des Datenbankbetriebs erhoffen sich Firmen Kosteneinsparungen. Sie erwarten, damit den Anteil der Betriebskosten an den gesamten Ausgaben für IT drücken zu können, um mehr Luft für IT-Innovationen übrig zu haben. Die Situation verschärft sich, weil so manche Firma mit einem geringeren IT-Budget auskommen muss. Die Aufgaben des Lifecycle-Management, sprich Rollout, Überwachung von Wartung von Software sollen weniger manuell erledigt werden (siehe auch "Spartipps fürs Rechenzentrum").

IT-Automatisierung mit Hilfe der Fusion Middleware

Gespannt sind die Oracle-Anwender daher auf die Neuerungen der unlängst präsentierten "Fusion Middleware 11g". Sie enthält unter anderen einen erweiterten "Enterprise Manager". Dieses System-Management-Werkzeug könnte Unternehmen dabei helfen, Verwaltungsaufgaben im Datenbankumfeld zu automatisieren, die heute mit eigenen Tools oder selbst geschriebenen Scripts erledigt werden. Jedoch wollen viele Kunden auf das Release 2 der neuen Produktgeneration 11g warten. Das ist nicht neu: Viele Firmen nehmen erst das "Terminal-Release" einer Hauptversion in Betrieb.

Nach Angaben der DOAG stellt die Oracle-Plattform mit "AIA" (Application Integration Architecture) eine Integrationskomponente bereit, mit der sich verschiedene Anwendungen integrieren lassen. Die Lösung dient Oracle-Nutzern beispielsweise dazu, das CRM-Produkt "Siebel" mit einem ERP-System von SAP zu verbinden. Diese Kopplung wurde früher durch zahlreiche Schnittstellenprobleme erschwert.

Virtualisierung und Oracle-Lizenzmodelle

Virtualisierung spielt der DOAG zufolge auch bei Oracle-Nutzern eine große Rolle. Mit Hilfe der Technik hoffen die Firmen, ihre IT flexibler machen und ihre Hardware besser auslasten zu können. Jedoch sind den Nutzern die Lizenzbestimmungen des Softwarekonzerns diesbezüglich nicht verständlich genug. Sie fragen sich zum Beispiel, wie ein Lizenzvertrag auf Basis der Anzahl der CPUs eines Rechners zu bewerten ist, wenn die betreffende Software in einer virtuellen Maschine läuft, ohne dabei einem dedizierten Prozessor zugeordnet zu sein. Hinzu kommt, dass Firmen oft einen Mix aus verschiedenen Softwareprodukten von Oracle und anderen Anbietern in virtuellen Umgebungen nutzen möchten (mehr zum Thema Virtualisierung).

Fachkräftemangel belastet die Oracle-Anwender

Doch die wirklichen Probleme der Oracle-Kunden betreffen nicht die Technik oder die Lizenzmodelle: Woran es in ihren Unternehmen trotz Krise mangelt, sind IT-Fachkräfte, und zwar solche, die zwar einerseits Technik-affin sind, jedoch interdisziplinär denken und im Team arbeiten können. Den Mangel an Experten, die sowohl Geschäftsprozesse der Fachabteilungen als auch die IT-Lösungen verstehen, nannten die in der Studie befragte Mitglieder der DOAG als eines von drei Risiken in Sachen IT. Darüber hinaus hoffen sie, dass ihre Budgets nicht weiter schrumpfen. Insgesamt nahmen 182 Oracle-Kunden an der Befragung teil.

Umfrage der DOAG

Die DOAG wollte in einer Umfrage von ihren Mitgliedern wissen, wie sie Oracle-Software einsetzen und welche Chancen sowie Risiken sie dabei sehen.

Oracle-Kunden sind in erster Linie Datenbanknutzer. Unter Middleware verstehen die meisten den Applikations-Server des Herstellers.

Mit Budgetkürzungen dürften nicht nur Oracle-Kunden konfrontiert sein.

Viele Firmen sehen trotz Krise Bedarf an Unternehmenssoftware.

Fachkräfte fehlen nach wie vor. Vor allem Experten, die Technik und Geschäftsprozesse gleichermaßen begreifen und umsetzen können.

An IT-Funktionen mangelt es den Anwendern offenbar nicht. Bekanntlich nutzen viele Firmen (nicht nur Oracle-Nutzer) die Features ihrer Software nur zum Teil.

Die Umsetzung von Business-Plänen verbinden Firmen mit IT-Investitionen. Allerdings darf auch nicht vergessen werden, dass in dieser Studie IT-Fachleute befragt wurden.

Mit „Stabilität der Systeme“ meint die DOAG zum Beispiel verlässliche Release- und Produktpolitik.

Compliance und Risiko-Management

Die befragten Firmen sagten zudem, dass der Druck steige, gesetzliche Anforderungen in IT umzusetzen (Compliance) und Lösungen für das Risiko-Management bereitzustellen. Dazu zählt beispielsweise, in den IT-Systemen die Vorgaben des US-amerikanischen Sarbanes-Oxley-Act ("SOX") sowie der deutschen GdPDU abzubilden. Oracle selbst macht es da den Kunden auch nicht immer leicht: So hatte der Anbieter erst nach Druck der Anwender die Zertifizierung der "E-Business Suite Release 12" gemäß den "Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung" (GoB) erneuert - eigentlich sollte das für einen ERP-Anbieter, der eine integrierte Buchhaltung entwickelt, selbstverständlich sein. Die E-Business Suite ist eine ERP-Komplettlösung, die für internationale Unternehmen geeignet ist. Sie steht in direktem Wettbewerb mit der "Business Suite" des Konkurrenten SAP.

Bedarf an Risiko-Management weckt Interesse an Business-Intelligence

Das Interesse an Business-Intelligence-Software rührt nicht zuletzt her von dem Bedarf nach Funktionen für das Risiko-Management. Softwarelösungen sollen Firmen helfen, durch die Analyse von Geschäftsdaten die eigene Situation einschätzen und Risiken für das Unternehmen abschätzen zu können. Doch auch diese Initiativen lassen sich nur mit entsprechenden Experten umsetzen, da gerade hier eine enge Zusammenarbeit zwischen IT und der Fachabteilung vonnöten ist.

Maßnahmen gegen den Mangel an Fachleuten

Dem Mangel an Fachkräften wollen weder die DOAG noch Oracle tatenlos zusehen. Die DOAG hat hierzu eine "Hochschul Community" etabliert. Die Anwendervereinigung will über ihre Plattform Professoren, Studenten, den Softwarehersteller, dessen Partnern und Anwender zusammenbringen. Der Softwarekonzern hält seit einigen Jahren über die "Oracle Academic Initiative" Kontakt zu insgesamt 260 Fachbereichen an Universitäten, Fachhochschulen und anderen Bildungseinrichtungen. Die beteiligten Institute erhalten Oracle-Datenbank und -Middleware-Software beziehungsweise einen Zugriff auf gehostete Geschäftsapplikationen.