Zwei Urlaubstage verschenkt

Was Mitarbeiter frustriert

03.03.2010 von Hans Königes
Hoher Druck, wenig Pausen, viele Überstunden - nach dem Krisenjahr 2009 sind viele frustriert.

Im Krisenjahr 2009 ist die Arbeitszufriedenheit von Fach- und Führungskräften in Deutschland rapide gesunken: Nur noch rund 46 Prozent sind mit ihrer Arbeit zufrieden beziehungsweise sehr zufrieden Im vergangenen Jahr lag diese Zahl noch bei knapp 77 Prozent. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der FOM Hochschule für Oekonomie & Management in München. Unter dem Motto "FOM fragt nach" hat die Hochschule zum Jahreswechsel 1470 Selbständige, Manager und Fachangestellte befragt.

Quelle: Fotolia, soupstock
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"Es scheint, dass die individuelle Belastung der Mitarbeiter zugenommen hat", so Ulrike Hellert, wissenschaftliche Leiterin der Befragung. Obwohl die durchschnittliche vertragliche Arbeitszeit 38,3 Stunden pro Woche beträgt, arbeiten vier von fünf Mitarbeiter im Schnitt 42,4 Stunden.

"Wenn man die Überstunden hochrechnet, schenken diese Mitarbeiter ihren Unternehmen zwei Arbeitstage pro Monat", sagt Hellert

Auch beim Urlaub wird Verzicht groß geschrieben: Von durchschnittlich 28,4 vertraglich zugesicherten Urlaubstagen nehmen die Fachkräfte 25,9 Tage in Anspruch. Gleichzeitig steigt die Arbeitsbelastung: 44,4 Prozent sagten, oft beziehungsweise sehr oft zeitlichem Druck ausgesetzt zu sein. "Weniger Pausen, erhöhter Zeitdruck und zu wenig Erholung durch Urlaub - das ist eine alarmierende Entwicklung, denn all diese Faktoren bedingen eine steigende psychische Belastung", so die FOM-Professorin.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von 35,4 Prozent der Fach- und Führungskräfte als schlecht beziehungsweise sehr schlecht beurteilt. Für die Möglichkeit, im "Home Office" zu arbeiten, interessieren sich mehr als die Hälfte (52,8 Prozent). "Es gibt hier offenbar viel zu tun", so Hellert. "Wir brauchen deutlich bessere Bedingungen, um Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen." Es gibt aber auch einen wichtigen positiven Aspekt: Fast drei Viertel der Befragten (71,5 Prozent) können ihre Arbeitszeit eigenverantwortlich gestalten.

Bürosünden
Platz 10: Selbstgespräche
Kollegen, die Selbstgespräche führen oder permanent ungefragte Kommentare abgeben, können einem ganz schön auf die Nerven gehen – das finden allerdings nur 5,8 Prozent der Befragten. Immerhin viermal so viele sind es aus dem Bereich Einzelhandel, Großhandel und E-Commerce.
Platz 9: Kopiererstau
Faule Mitarbeiter sind nicht beliebt: Wenn Kollegen einen Kopierstau hinterlassen und sich sonst auch jeder Arbeit entziehen, sorgt dies schon einmal für Unmut – in großen Unternehmen sogar bei 20 Prozent der Befragten.
Platz 7: Überquellende Mülleimer
Jeder schmeißt was rein, aber keiner leert ihn aus: den Mülleimer. 12,7 Prozent stören sich daran, dass sich einfach keiner für den überquellenden Mülleimer zuständig fühlen mag. Diesen Störenfried finden in mittelständischen Unternehmen (50-249 Mitarbeiter) 23 Prozent als lästig.
Platz 6 Fehler abstreiten
Zu seinen Fehler sollte man lieber stehen, als diese abzustreiten – letzteres kritisieren 13,2 Prozent der Befragten. Im Gesundheitswesen und medizinischen Bereich ist das Leugnen von Fehlern mit 60 Prozent sogar Bürosünde Nummer Eins.
Platz 5: Laute Privatgespräche
Nicht jeder möchte alles von seinem Nachbarn mitbekommen oder wissen. Daher fühlen sich etwa 20 Prozent der Befragten von privaten Telefongesprächen oder zu lauten Telefonaten belästigt. Aus dem Bereich Einzelhandel, Großhandel und E-Commerce trifft dies sogar auf 80 Prozent der Befragten zu.
Platz 4: Klatsch und Tratsch
„Weißt Du schon das Neueste?“ oder „Stimmt es, dass …?“: Nicht alle Tratsch- und Klatsch-Geschichten sind am Arbeitsplatz willkommen. Von Lästermäulern fühlen sich knapp 15 Prozent der Befragten gestört.
Platz 3: Unpünktliche Kollegen
Eigentlich wäre um 10 Uhr ein Termin gewesen, doch die meisten Teilnehmer erscheinen erst ein Viertelstündchen später. Diese Unpünktlichkeit löst bei einem Drittel der Deutschen gerne Unmut aus. Im Marketing und Medienbereich sind sogar doppelt so viele von unpünktlichen Kollegen genervt.
Platz 2: Schmutz
Der zweite Störenfried ist Schmutz am Arbeitsplatz. Viele fühlen sich gestört, wenn die Teeküche dreckig ist, abgelaufene Lebensmittel den Kühlschrank verstopfen oder konsequent die Klobürste ignoriert wird. Mit 75 Prozent finden dies besonders Mitarbeiter bei einer Unternehmensgröße von 250 bis 1.000 belästigend sowie mit 63 Prozent Mitarbeiter aus Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen.
Platz 1: Rauchende und trinkende Kollegen
Den ersten Platz teilen sich gleich zwei Kategorien: Dort liegen das Rauchen und Alkohol trinken am Arbeitsplatz sowie ...
... sowie unangenehme Gerüche
schlechte Gerüche, wie beispielsweise stinkendes Essen oder unangenehmer Körpergeruch. Aber auch nackte Füße gehören zu den meist verabscheuten Bürosünden. Diese Kategorien wurden von jeweils 55 Prozent der Befragten angegeben.