Was kostet die Office-SAP-Kopplung?

31.08.2006 von Frank Niemann
Firmen wollen die Integration, doch nur wenige würden dafür auf neue Releases migrieren.

Da die meisten SAP-Kunden gleichzeitig Office-Software von Microsoft nutzen, haben sie für "Duet" ein offenes Ohr. Nach den Erfahrungen des Marktforschungsunternehmens AMR Research fragen sie sich allerdings, was das Produkt sie kostet und ob es bereits ausgereift ist.

Kosten entstehen neben der Anschaffung und Installation der Duet-Software durch ein fälliges Upgrade des ERP-Systems auf Mysap ERP 2004. Zudem müssen Anwenderfirmen den zur Netweaver-Plattform gehörenden Web Application Server einführen. Microsoft-seitig wird Exchange, Windows Server 2003 sowie Office 2003 Professional vorausgesetzt.

Duet (vormals als "Project Mendocino" bekannt) besteht aus einem Integrations-Server, der zwischen Microsofts Office/.NET-Welt und SAPs ERP- und Netweaver-Plattform vermittelt. Mit diesem Konzept sind beispielsweise Sachbearbeiter in der Lage, Buchungen in SAP-Tabellen vorzunehmen, ohne hierzu ihre Office-Umgebung zu verlassen. Erforderliche SAP-Felder und -Masken werden innerhalb einer Ansicht in einem Microsoft-Programm wie "Outlook" oder "Excel" angezeigt. Fehler bei der Datenerfassung, redundante Datenhaltung sowie doppelte Dateneingaben sollen so vermieden werden. SAP und Microsoft versprechen Firmen, dass Duet die Produktivität der Mitarbeiter steigert, vor allem von solchen, die bislang noch nicht mit ERP-Lösungen zu tun hatten.

Mit Duet können Outlok-Anwender nun auch auf R/3-Daten basierende REports abrufen und versenden.

AMR Research schätzt unter Berufung auf eigene Umfragen, dass lediglich 29 Prozent der SAP-Anwender im Handel und der Fertigungsindustrie die technischen Voraussetzungen er- füllen. Und nur elf Prozent sind bereit, ihre Software zu aktualisieren, um Duet nutzen zu können. Die Analysten hatten 210 US-amerikanische Firmen befragt.

Nach den Worten von SAP haben jedoch auch R/3-Anwender die Möglichkeit, Duet einzuführen. Da die SAP-Funktionen zur Personalverwaltung in der Regel auf einem separaten System laufen, könnten sie dieses unabhängig von den anderen ERP-Funktionen auf Mysap ERP 2004 migrieren. Schon aus diesem Grund seien die ersten mit Duet ausgelieferten Funktionen auf das Personalwesen ausgerichtet.

Klassische ERP-Aufgaben

Mitarbeiter können Urlaubs- anträge direkt über Outlook stellen, wobei Duet die relevanten Informationen zwischen der Microsoft- und ERP-Welt übermittelt. Ein weiterer Satz an Funktionen ("Value Pack 1"), der für das dritte Quartal 2006 angekündigt ist, soll Bewerbungs-Management, Reiseverwaltung und Features zur Datenanalyse enthalten.

Das für das vierte Quartal ins Auge gefasste "Value Pack 2" stellt dann klassische ERP-Prozesse über Duet bereit, etwa für den Ein- sowie Verkauf. Ferner wird Office 2007 unterstützt.

Eine kleine Funktionserweiterung gibt es schon jetzt: Über Duet lassen sich nun via "Net- weaver Business Intelligence" (vormals "SAP Business Information Warehouse") auch R/3-Daten in Outlook anzeigen. Präsentiert werden diese in einem Berichtskatalog, der die Ordnerstruktur ergänzt. Nutzer können die Reporterzeugung via Outlook auslösen.

Hoffnungsträger Duet

Bei den konkreten Anschaffungskosten halten sich Microsoft und SAP bedeckt. Da der Produktpreis auf das jeweilige Projekt bezogen sei, erführen Kunden Details nur auf Anfrage.

Für SAP zählt Duet zu den Hoffnungsträgern, um das geplan- te große Kundenwachstum zu erzielen. Die Walldorfer wollen bis 2010 die Anzahl der Kunden verdreifachen. Duet soll darüber hinaus den Nutzen Service-orientierter Software veranschau- lichen. Microsoft ist daran in- teressiert, Office als Frontend auch für geschäftskritische Anwendungen zu etablieren. Auch für die eigenen ERP-Lösungen entwickelt der Konzern eine enge Kopplung an die Bürosoftware.