CeBIT

Was jetzt Banken in der Krise machen müssen

03.03.2009 von Sascha Alexander
Trotz Liquiditätsproblemen und unsicherer Märkte dürfen Finanzhäuser nicht untätig bleiben. Ein besserer Vertrieb und systematisches Risiko-Management sind Gebot der Stunde.

Dies forderten jetzt IBM-Experten auf der CeBIT. Um die Finanzkrise zu überleben oder gar von ihr profitieren zu können, müssen Banken ihr Geschäftsmodell (Target Operating Model) überdenken, die aktuellen Probleme im Kosten-, Liquiditäts- und Finanz-Management angehen sowie ein leistungsfähiges Risiko-Management aufbauen, skizzierte Eckhard Bilitewski. Leiter Financial Services Industry Business Development bei IBM, die Kernprobleme der Branche.

Man dürfe sich nicht nur um die unmittelbaren Folgen der Finanzkrise und den damit verbundenen steigenden gesetzlichen Anforderungen kümmern, sondern auch Entwicklungen wie die fortschreitende Globalisierung und Industrialisierung sowie die Nachhaltigkeit des eigenen Geschäfts (Green IT, Reputations-Management) einbeziehen.

Die Finanzkrise, die Bilitewski als Folge eines "systemisches Fehlverhaltens" bezeichnet, habe gezeigt, dass es bei Banken einen akuten Nachholbedarf bei der Risikominimierung gebe. Dieser betreffe vor allem:

Laut Bilitewski habe zudem die institutsübergreifende Kontrolle versagt. Risiken seien auf der Ebene der Zentralbanken nicht ausreichend bei den Zentralbanken erfasst und konsolidiert, Risikofaktoren nicht korreliert worden. "Es fehlen ein globale Frühwarnsystem und globale Standards für Risiko-Reporting und Meldewesen." Der IBM-Manager forderte daher den Aufbau übergreifender Lösungen, die mit Hilfe etablierter Risiko-Management-Methoden makroökonomische Zusammenhänge erfassen helfen und den an ihnen beteiligen Instituten Handlungsempfehlungen geben könnten (weitergehende Informationen zum Risiko-Management finden Sie hier).

Voraussetzung sei aber eine standardisierte und konsolidierte Datenbasis, die heute aber oft auch innerhalb der Unternehmen noch fehle. Bisher sei das Risiko-Management von den Banken sehr unterschiedlich und angegangen worden. Abteilungsübergreifende Lösungen gibt es praktisch nicht. Ebenso fehlen Prozesse, um die Auswertungen und Kennzahlen aus dem Risiko-Management in das operative Geschäft einzubinden (im letzten Jahren hatten beispielsweise Controller eine engere Zusammenarbeit mit dem Risk-Management vorgeschlagen).

Kampf um die Gunst der Kunden

Vor allem aber müsse das Vertrauen der Kunden zurück gewonnen werden, ergänzte Rainer Welsch, IBM Solution Manager Industry Business Development. "Banken sollten sich entscheiden, ob sie sich nur gesund sparen oder auch in Zeiten der Finanzkrise die Chancen im Kundengeschäft nutzen wollen". Laut der aktuellen Umfrage "Bank & Zukunft 2009", die jetzt auf der CeBIT vorgestellt wurde, sind dieses Jahr der in- und ausländische Preiswettbewerb sowie das Misstrauen der Kunden die größten Herausforderungen im Vertrieb.

Vor allem der Preiswettbewerb und misstrauische Kunden machen den Banken zu schaffen. Befragt wurden 400 Finanzhäuser aus dem deutschsprachigen Raum.
Foto: Spath (´Herausgeber)

Die Antwort darauf ist laut IBM der Ansatz "Smart Banking 2.0", der die vielfältigen Anforderungen im Vertrieb adressieren soll. Dieses Konzept stellt einen umfangreichen Mix aus Beratungsdienstleistungen und Technikeinsatz dar. Beispiele sind laut Welsch der Aufbau einer integrierten Kundensicht, eine stärkere Interaktion mit den Kunden, die beispielsweise deren Zufriedenheit erforscht und Ernst nimmt, sowie eine systematische Imagepflege und -kontrolle, die hierbei auch Web-2.0-Werkzeuge und Web Analytics heranzieht.

Ferner müsse an der Beratungs- und Servicequalität, neuen Angeboten - Welsch nannte hier als Beispiel die Kombination von Handy-Vertrag und Kontoeröffnung - und der Prozessintegration und -automatisierung im Vertrieb gearbeitet werden.