Was ist Deep Tech?

17.01.2024 von Josh Fruhlinger
Deep Tech forciert den technologischen Fortschritt in Bereichen wie Biotechnik, Halbleiter und KI. Das sollten Sie zum Thema wissen.
Bei Deep Technology geht es um das große Ganze und (wirklich) tiefgreifende Umwälzungen.
Foto: terra.incognita - shutterstock.com

Mit dem Begriff Deep Tech werden Unternehmen (in vielen Fällen Startups) bezeichnet, die Produkte und Services für Endverbraucher hinter sich gelassen haben und sich stattdessen auf Technologien fokussieren, deren Realisierung erhebliche technologische oder wissenschaftliche Fortschritte erfordern. Deep Tech hebt sich also ganz wesentlich von den Consumer-facing Apps ab, die die meisten Menschen heutzutage mit der Tech- und IT-Branche assoziieren.

Eine "Uber für X"-App, mit der man etwas per Smartphone kaufen kann, fällt entsprechend nicht in den Bereich Deep Tech - egal, wie innovativ oder profitabel sie ist. Eine neue Form der Materialwissenschaft, die schnellere oder billigere Chips für Smartphones hervorbringt, schon eher.

Deep Tech - Definition

Der Begriff Deep Tech wurde im Jahr 2015 von Swati Chaturvedi, Gründerin und CEO der Online-Investmentplattform Propel(x), geprägt. In einem LinkedIn-Pulse-Beitrag legte die Managerin ihre Vision für den Begriff dar. Demnach biete er eine Möglichkeit, die Startups in den Bereichen Biowissenschaften, saubere Technologien et cetera von den Unicorn-Startups zu unterscheiden, denen Mitte der 2010er Jahre das Risikokapital nur so hinterhergeworfen wurde. Doch während der Glanz der einst heißen Web- und Mobil-Startups des letzten Jahrzehnts nachlasse, wachse das Interesse an Unternehmen, die Fortschritte im Bereich Deep Tech machen wollten.

"Unternehmen im Bereich Deep Technology schaffen neue Möglichkeiten für verschiedene Märkte und bringen Investoren dazu, über Startups nachzudenken, die sie in dieser Form bislang noch nicht gesehen haben. Das sind keine Internetunternehmen und sie basieren auch nicht auf Geschäftsmodellinnovationen. Die Grundlage für Deep-Technology-Unternehmen liefern wissenschaftliche Erkenntnisse oder Innovationen im Bereich Engineering. Das sind die transformativen Unternehmen, die das Gesicht unseres Planeten in den kommenden Jahrzehnten prägen werden", schreibt Chaturvedi.

Inzwischen hat Deep Tech in Tech- und Venture-Finanzierungskreisen jedoch ein Eigenleben entwickelt - was auch daran liegt, dass es keine zentrale Instanz gibt, die darüber bestimmt, was als Deep Tech gilt und was nicht. Dass der Begriff eine gewisse Anziehungskraft besitzt und damit Finanzierungspotenzial birgt, nutzen einige als willkommene Gelegenheit, um die Grenzen zu verwischen. Es gibt jedoch eine ganze Reihe von Technologien, die in jedem Fall in den Bereich Deep Tech fallen. Dazu gehören:

Deep Technology - Elemente und Ziele

All diese Technologiebereiche weisen Gemeinsamkeiten auf, die sie miteinander verbinden:

Dabei ist anzumerken, dass viele dieser Bereiche zwar zu dem gehören, was wir als den "traditionellen" Bereich der Tech-Industrie bezeichnen würden - einige von ihnen jedoch darüber hinausgehen. Chaturvedi drückte es im Rahmen eines LinkedIn-Pulse-Beitrags aus dem Jahr 2021 folgendermaßen aus:

"Unsere Sorge ist, dass die meisten Menschen Deep Technology immer noch ausschließlich im Bereich der Informationstechnologie und Computerwissenschaften sehen. Nur am Rande werden Innovationen in den Biowissenschaften oder industriellen Technologien und anderen Bereichen in einem Atemzug genannt. Infolgedessen hat sich das Risikokapital ausschließlich auf die Informatik konzentriert ("KI für alles" ist heutzutage das Schlagwort). Aber andere sinnvolle, tiefgreifende Technologien, die das Potenzial haben, die Welt zu verändern, stoßen immer noch nicht auf großes Finanzierungsinteresse ... Wir müssen uns für die technologischen Disziplinen einsetzen, die uns den Schritt in die Zukunft ermöglichen."

Deep Tech in der Praxis

Um die eben beschriebenen Ziele zu erreichen, haben Deep-Tech-Unternehmen andere Anforderungen und Geschäftsprozesse als kundenorientierte Unternehmen. Aus diesem Grund wurde die Kategorie überhaupt erst in der Risikokapitalbranche entwickelt: Potenzielle Investoren müssen verstehen, dass Deep-Tech-Unternehmen größere Vorabinvestitionen und eine längere Anlaufzeit benötigen, bis mit Rentabilität oder einem Exit-Ereignis wie einem Börsengang oder einer Übernahme zu rechnen ist. Das hat Folgen für die Unternehmenspraxis im Bereich Deep Tech:

Eine der größten Herausforderungen für Deep-Tech-Startups: Weil die von ihnen verfolgten Innovationen dem aktuellen Stand der Technik so weit voraus sind, werden sie möglicherweise nie etwas produzieren, das zum Verkauf angeboten werden kann - oder Gewinn abwirft. Was Deep-Tech-Unternehmen allerdings auf keinen Fall tun sollten, ist, Versprechungen zu machen, die sie nicht halten können. Das ultimative Negativbeispiel für ein Deep-Tech-Unternehmen ist wahrscheinlich Theranos. Deren Innovationsversprechen - die Revolution der Bluttests - stellte sich als heiße Luft heraus, was nicht nur den Zusammenbruch des Unternehmens, sondern auch Gefängnisstrafen für die Gründer nach sich zog.

Deep-Tech-Unternehmen

Um Ihnen einen Eindruck von der aktuellen Deep-Tech-Landschaft zu vermitteln, haben wir einige Startups in diesem Bereich für Sie zusammengetragen:

(fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.