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Was Deutsche in den USA lernen müssen

03.04.2014
Ein deutscher Nachwuchsinformatiker sammelt erste Joberfahrungen an der amerikanischen Westküste und möchte wissen, wie die Unterschiede zwischen den Geschäftskulturen zu bewerten sind.

1. Ein deutscher Nachwuchsinformatiker sammelt erste Joberfahrungen an der amerikanischen Westküste und möchte wissen, wie die Unterschiede zwischen den Geschäftskulturen zu bewerten sind.

Götz Lessmann ist Managing Partner beim internationalen Software- und Beratungsunternehmen Datavard.
Foto: Lessmann

Götz Lessmann, 37, ist Managing Partner beim internationalen Software- und Beratungsunternehmen Datavard und leitet unter anderem auch dessen Niederlassung in den USA. Er ist ein großer Verfechter eines beruflichen Auslandsaufenthalts. Lessmann antwortet dem COMPUTERWOCHE-Leser:

"Einen Auslandsaufenthalt im Arbeitsleben kann ich jedem nur empfehlen. Dabei kann man viel lernen, muss aber ein paar Spielregeln beachten. Vor allem im englischsprachigen Ausland sind die Gepflogenheiten anders. In Deutschland sind wir sehr direkt, in den USA wird eher eine höfliche und diplomatische Umgangsform bevorzugt. "Yeah sure let`s do that some day" - da hört der Deutsche "Super, das geht klar", gemeint ist aber "Vergiss es, nie im Leben!". Und dennoch: Ich empfinde diese indirekte Umgangsform als respektvoll und positiv. Vor allem in Amerika ist es im IT-Umfeld üblich, sehr international zu arbeiten. Bei einigen unserer Kunden sind in Sitzungen Mitarbeiter von allen Kontinenten vertreten (einzige Ausnahme Antarktis).

Da funktioniert Kommunikation nur dann wirklich gut, wenn man sich gegenseitig mit Respekt und Verständnis begegnet. Die typisch englische indirekte, respektvolle und tolerante Kommunikation erleichtert das Miteinander. Obwohl es zunächst nicht leicht ist, diesen Umgang zu akzeptieren, müssen wir lernen, zurückzustecken und auch in den Höflichkeitsmodus umzuschalten. Interessanterweise kann man allerdings mit "Exildeutschen" unter vier Augen offen und direkt reden - was manchmal ganz unterhaltsam ist, vor allem dann, wenn man eine Bar mit deutschem Importbier findet."

Interkulturelle Zusammenarbeit -
So kann die Zusammenarbeit gelingen
Damit Mitarbeiter auf mehreren Kontinenten oder an unterschiedlichen Standorten gut zusammenarbeiten können,sollten Führungskräfte einiges beachten. Beraterin Sonja App hat einige Tipps zusammengestellt.
1. Auswahl der Mitarbeiter
Prüfen Sie nicht nur die Fachkenntnisse, sondern auch die englischen Sprachkenntnisse der Teammitglieder bereits vor Projektstart und bieten Sie bei Bedarf Crashkurse an.
3. Persönliche Treffen
Ein Kickoff-Meeting sollte als Präsenztreffen gestaltet werden, damit sich alle Projektbeteiligten persönlich kennenlernen und Vertrauen zueinander aufbauen. Als Leiter virtueller Linienteams sollten Sie mehrere persönliche Treffen pro Jahr mit Ihren Mitarbeitern einplanen. Im Idealfall führen Sie das jährliche Beurteilungsgespräch mit jedem Teammitglied vor Ort an dessen Arbeitsplatz.
4. Interkulturelle Zusammenarbeit
Gehen Sie offen und tolerant mit fremden Ansichten und Arbeitsstilen um. Bieten Sie bei Bedarf interkulturelle Trainings an. Berücksichtigen Sie Zeitverschiebungen und Besonderheiten wie lokale Feiertage und Schulferien bei Ihrer Projektplanung. Beachten Sie den Arbeitsrhythmus Ihrer ausländischen Kollegen bei der Terminvereinbarung für Telefonkonferenzen und virtuelle Meetings.
5. Dokumentation
Stellen Sie sicher, dass alle Zielgruppen im Unternehmen die Ergebnisdokumente im richtigen Format zum richtigen Zeitpunkt erhalten. Sensibilisieren Sie Ihr Team auch für die Dokumentation von informellem Wissen. Planen Sie einen Lessons-Learned-Workshop ein und informieren Sie die Abteilungen über die Ergebnisse.
Sonja App
Managementberaterin Sonja App hat jahrelang selbst in virtuellen Teams gearbeitet. Ihre Tipps kommen aus erster Hand. Seit sechs Jahren ist sie als Beraterin für Innovation-Management, Relationship -Management und interkulturelle Kommunikation selbstständig.
Buchtipp
Ihre Erfahrungen und Ratschläge hat Sonja App in einem Buch zusammengefasst: "Virtuelle Teams" von Sonja App, Haufe Lexware, 2013, 240 Seiten.

2. "Welche Themenschwerpunkte würden Sie mir als Neuling im SAP-Umfeld empfehlen, um mich für ein nachhaltiges Thema zu qualifizieren?", fragt eine junge IT-Expertin.

Lessmann empfiehlt: "Wichtig für SAP-Einsteiger ist es, sich gut zu orientieren und nicht kurzlebigen Trends zu folgen. Wer redet heute beispielsweise noch von SOA? Von den aktuellen Trends ist vor allem Big Data einschließlich der Konsequenzen für SAP-Landschaften interessant. Unser Unternehmen setzt daher konsequent auf Aufgaben, die in der IT nachhaltig sind - und das schon seit 15 Jahren. Das sind aus unserer Sicht Themen im Bereich Daten-Management. Dazu gehören BW, ILM (Information-Lifecycle-Management), das Management von Datenwachstum sowie das Abbilden von Datentransformationen vor dem Hintergrund von Firmenzusammenschlüssen, Ausgliederungen und Umstrukturierungen. Diese Themen waren immer interessant und werden es auch bleiben. Besonders im BW-Umfeld setzen wir weniger auf Frontend und Visualisierung als auf Technologie und Performance. HANA spielt dabei eine große Rolle, wobei man nicht vergessen darf, dass selbst diese Entwicklung nicht das ultimative Allheilmittel ist. HANA ist ,nur` eine Datenbank - wenn auch eine besonders schnelle. Um sie optimal zu nutzen, müssen SAP-Kunden nicht nur darauf migrieren, sondern auch Prozesse im Daten-Management anpassen oder erst einmal aufbauen. Das wird für die nächsten Jahre eine interessante Aufgabe sein." (hk)

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