Office aus der Cloud

Was bietet Microsoft im Web?

12.07.2010 von Wolfgang Miedl
Office 2010 als kostenlose Web App und Server-Produkte aus der Cloud: Wir nennen Ihnen Funktionen, Nutzwert und Preise.
Office Web Apps verfügen über einen reduzierten Funktionsumfang. Grundlegende Aufgaben lassen sich aber im Browser erledigen, ohne dass Dateiformatierungen darunter leiden.
Foto: Wolfgang Miedl

Mit dem Office-Paket hat Microsoft einen erstaunlichen Dauerbrenner im Regal: Bereits vor 27 Jahren kam Word 1.0 auf den Markt, und bis heute zählt Office neben Windows zu den wichtigsten Umsatzbringern. Doch mit dem Internet ändern sich rasant die Spielregeln des IT-Markts: Immer mehr Software wird über Online-Verbindungen bezogen, und so hat schließlich auch Microsoft nach längerem Zögern einen radikalen Kurswechsel ausgerufen - weg vom alten Softwarelizenzverkauf hin zu einem Mischmodell mit Online-Services und Internet-basierender IT-Infrastruktur. Gemäß der neuen Cloud-Strategie sollen zukünftig alle Produkte auch als in Rechenzentren gehostete Services angeboten werden, am liebsten natürlich mit dem ebenfalls neuen Cloud-Betriebssystem Windows Azure.

MS Office 2010
Outlook 2010
Microsoft Office, Office 2010, Excel, Word, Outlook, Powerpoint
Word 2010
In Word 2010 steht eine Vorschau „Navigation Pane“ zur Verfügung. Sie ähnelt der Slide-Vorschau von Powerpoint in der linken Spalte. Word kann künftig Text direkt in PDF-Dateien speichern.
Word 2010 - Print Dialog
Ein neuer Dialog erscheint, wenn man in Word 2010 auf das File-Menü klickt. Auf einen Blick hat der Nutzer die Druckoptionen nebst Vorschau im Blick.
PowerPoint 2010 - Videos
Powerpoint 2010 verfügt über Basisfunktionen zum Schneiden von Videos, die in Präsentationen zum Besten gegeben werden sollen. Zudem können Anwender ihre Vorträge vertonen und so selbstlaufende Präsentationen im Windows-Media-Format erzeugen.
PowerPoint 2010 - Screenshot Tool
Ein neues Screenshot-Werkzeug in Powerpoint 2010 gestattet es, Bilder von gerade laufenden Anwendungen zu schießen.
Publisher 2010
Auch der Publisher 2010 erscheint nun in der Benutzeroberfläche.
OneNote 2010
Onenote 2010 unterstützt den Anwender dabei, Videos und Audio aufzuzeichnen sowie in die eigenen Notizen aufzunehmen. Die Audio-Aufnahme steht auch auf mobilen Endgeräten zur Verfügung. Eine Audio-Suche soll es gestatten, Abschnitte zu finden, in denen ein bestimmtes Wort vorkommt.
SharePoint Workplace 2010
Über den kostenlosen Internet-Dienst „Workplace“ können kleine Gruppen Teamräume bilden. Via Office 2010 lassen sich die Features nutzen, um Dokumente gleichzeitig zu editieren.

Die Konkurrenz ist gerade im Office-Bereich mittlerweile nicht mehr zu übersehen, wie das Beispiel Google Docs zeigt. Browser-basierende Applikationen gewinnen immer mehr Nutzer und fordern Microsoft als Platzhirsch heraus, zumal die Alternativen aus dem Internet oft kostenlos angeboten werden. Im Zuge des gerade vorgestellten Office 2010 reagiert der Marktführer nun erstmals darauf und bietet parallel zu den klassischen Desktop-Anwendungen die Office Web Apps an. Es handelt sich dabei um Online-Ableger der vier Programme Word, Excel, Powerpoint und das Information-Management-Tool Onenote - diese lassen sich nun allesamt kostenlos im Browser nutzen.

Neben der bekannten Office-Suite wandern auch immer mehr Server-Produkte in die Wolke. Als interessanteste Option für Unternehmen präsentiert sich derzeit die "Business Productivity Online Suite" (BPOS). Dahinter verbergen sich die Backend-Produkte des Office-Systems, nämlich Exchange, SharePoint, Office Communications Server und Live Meeting. Angesichts dieser Fülle an Angeboten, die sich auch in verschiedenster Weise kombinieren lassen, stellt sich für Unternehmen die Frage, welche Wahl die eigenen Bedürfnisse am besten erfüllt.

Office Web Apps - Einstieg für null Euro

Online-Festplatte mit Werbung: Microsofts Live Skydrive ist als Explorer-Ersatz der Ausgangspunkt für die Arbeit mit Office Web Apps.
Foto: Wolfgang Miedl

Die Office Web Apps kosten kein Geld, setzen aber wie viele Microsoft-Dienste einen Nutzer-Account beim hauseigenen (und ebenfalls kostenlosen) Online-Dienst live.com voraus. Zudem muss der Nutzer Werbeeinblendungen auf einigen Seiten dieses Portals akzeptieren. Eng integriert in die Web Apps ist der bereits seit längerem betriebsbereite Online-Speicherdienst Skydrive mit 25 GB Speicherplatz pro Benutzer. Diese Verbindung ist sinnvoll, da Skydrive als universelle Dateiablage ähnlich dem Windows Explorer funktioniert. Dort gespeicherte Dokumente tragen das Symbol der zugehörigen Office App und lassen sich unmittelbar im Browser öffnen. Mit dieser Kombination können Nutzer der Online-Services an jedem beliebigen Ort ihre Office-Dokumente öffnen, sobald sie über einen Internet-Zugang und einen Browser verfügen. Das funktioniert sogar auf Apples neuem iPad mit dem etwas abgespeckten Safari-Browser (siehe auch How-to: So verbinden Sie SkyDrive mit dem Windows Explorer).

Aus der Sicht mittlerer und größerer Unternehmen nützt das Einstiegspaket nicht viel, weil beispielsweise eine Integration in die firmeneigene IT-Infrastruktur nicht möglich ist. Für diesen Kundenkreis hat Microsoft eine Alternative im Portfolio. Interne IT-Abteilungen können die Office Web Apps auf einem firmeneigenen SharePoint-Server installieren. Das erforderliche Installationspaket können Anwender, die über eine Volumenlizenz verfügen, und Technet-Abonnenten einfach herunterladen. Auf den Technet-Seiten informiert Microsoft auch über die Integration der Web Apps in das Firmennetz. Diese selbst gehosteten Web Apps erlauben es Mitarbeitern, von jedem Ort und jedem Endgerät aus auf firmeninterne Office-Dokumente zuzugreifen.

Wichtige Grundfunktionen in allen Browsern

Excel-Arbeitsmappen lassen sich wahlweise direkt im Browser (hier Google Chrome) lesen und bearbeiten oder aber mit einem Klick in Excel 2010 öffnen und danach wieder online abspeichern.
Foto: Wolfgang Miedl

Als Browser können Nutzer neben Microsofts Internet Explorer auch Firefox und Safari wählen. Googles Chrome bereitet Probleme beim Dateiaustausch zwischen der Web App und der Office-Client-Anwendung.

Funktional bilden die vier Office Web Apps - wie nicht anders zu erwarten - nur eine Untermenge der Desktop-Funktionen ab. Die Einschränkung fällt erst auf den zweiten Blick auf, da Microsoft das Design der Bedienoberfläche der Web-Applikationen weitgehend originalgetreu den Windows-Anwendungen nachempfunden hat. Einzig das umrahmende Browser-Fenster gibt Hinweise auf die Online-Suite. Der Funktionsumfang beschränkt sich bei Excel auf drei, bei den anderen Apps auf vier Menü-Reiter. Enthalten sind die wichtigsten Grundfunktionen, so dass die meisten Basisaufgaben problemlos bewältigt werden können.

Gut gelungen ist die Verzahnung der Web Apps mit den Desktop-Pendants. Steigt der Anwender über die Browser-Oberfläche ein - also über office.live.com oder skydrive.com -, so kann er in der Explorer-ähnlichen Dateienliste zum einen die gespeicherten Dokumente öffnen, die hierbei im Nur-Lesen-Modus angezeigt werden. Powerpoint-Dateien lassen sich dabei sogar bildschirmfüllend präsentieren. Zum anderen stehen die Optionen "Im Browser bearbeiten" oder "In Excel/Word/Powerpoint/Onenote bearbeiten" zur Verfügung. Sofern am PC die Office-2010-Suite installiert ist, öffnet sich das betreffende Dokument ohne irgendwelche Download-Umwege direkt in der betreffenden Desktop-Anwendung. Microsoft hat inzwischen angekündigt, die Online-Funktionen rund um Office weiter auszubauen. Unter anderem werden die Web Apps in den nächsten Monaten in Hotmail integriert, so dass Benutzer dann Dateianhänge direkt in Hotmail betrachten oder auf Skydrive ablegen können.

BPOS: Server-Produkte im Abonnement

Mit seiner Business Productivity Online Suite (BPOS) brachte Microsoft im vergangenen Jahr erstmals eine On-Demand-Lösung auf den Markt. BPOS besteht aus den vier Server-Produkten Exchange, SharePoint, Office Communications Server und Live Meeting, die in Microsoft-Rechenzentren gehostet werden und als Dienste zur Verfügung stehen. Während der Anbieter bislang die eiserne Regel verfolgte, dass Anwender Server mit den darauf installierten Softwareprodukten im eigenen Data Center betreiben müssen, bieten die BPOS-Produkte den Nutzern nun die Möglichkeit, auf eine eigene IT-Infrastruktur verzichten. Sie mieten den gewünschten Server. Administration, Sicherheit und Backup obliegen dem Anbieter. Als zentrale Funktionen bietet BPOS E-Mail, Kalender, Dokumentenbibliotheken, einfaches Website-Hosting, Instant Messaging, IP-Telefonie und Webconferencing. Da es sich hierbei überwiegend um Server-Dienste handelt, benötigen die Arbeitsplätze weiterhin die klassischen Office-Applikationen. Dabei sollten Anwender darauf achten, dass sie für alle zugreifenden Clients die im Microsoft-Lizenzmodell üblichen Client Access Licenses (CALs) gekauft haben.

BPOS-Leistungen im Überblick

Exchange Online:

  • 25 GB Mailbox pro User;

  • Spam und Virenfilter inklusive Forefront Online Security for Exchange;

  • unterstützt die Clients Outlook, Outlook Anywhere und Outlook Web Access;

  • ActiveSync (Push zum/vom Handy für Smartphones).

SharePoint Online:

  • Intra- und Extranetportal;

  • Team Workspaces;

  • Dokumenten-Management;

  • Kontakte und Kalender.

Live Meeting:

  • Web-Konferenzen;

  • Applikationen mit mehreren Benutzern teilen;

  • Audio- und Videoübertragung.

Office Communications Online:

  • Präsenzinformationen (auch in Office und SharePoint);

  • Instant Messaging für Unternehmensumgebungen.

Dennoch bieten auch die BPOS einige Browser-basierende Dienste für die PC-Nutzer, beispielsweise für den "Exchange Online Deskless Worker". Hierbei handelt es sich um ein E-Mail-Postfach mit Web-basierendem Outlook-Zugang. Diese rudimentäre E-Mail-Offerte ist für Arbeitsplätze mit geringem IT-Bezug vorgesehen. Der Preis pro Nutzer und Monat beläuft sich auf 1,70 Euro. Für den gleichen Preis gibt es zudem den Service "SharePoint Online Deskless Worker". Das Einstiegspaket gewährt den schreibgeschützten Zugriff auf SharePoint-Websites beispielsweise für Mitarbeiter, denen der Lesezugriff auf Firmeninformationen ausreicht. Interessierte Kunden können BPOS 30 Tage lang kostenlos testen. Die Vertragslaufzeit beträgt zwölf Monate.

Nicht alle Kunden dürften mit dem standardisierten Funktionsumfang von BPOS zurechtkommen, besonders wenn geschäftliche Anwendungen eine individuelle Konfiguration oder Erweiterung auf Server-Seite erfordern. In solchen Fällen kommen Microsofts Hosting-Partner ins Spiel. Gemäß der Software-und-Services-Politik des Herstellers sind die Vertriebs- und Lösungspartner inzwischen in der Lage, einen Großteil der Server-Produkte in eigenen Rechenzentren zu hosten und auf dieser Grundlage Web-basierende Dienste anzubieten. Solche Offerten dürften teurer sein als die BPOS-Dienste von Microsoft. Dennoch sind sie für viele Anwender eine interessante Alternative zum selbst betriebenen Rechenzentrum.

Microsoft bietet Office-Server-Lösungen als vorkonfektionierte Services aus den eigenen Rechenzentren an. Die Verträge laufen zwölf Monate.

Produkt

Preis pro Arbeitsplatz und Monat

Exchange Online (EHS)

4,26 Euro

SharePoint Online

4,47 Euro

Office Communications Online

1,70 Euro

Office Live Meeting

3,84 Euro

Business Productivity Online Standard Suite (BPOS - Bundle obiger Server-Produkte)

8,52 Euro

Exchange Online Deskless Worker

1,70 Euro

SharePoint Online Deskless Worker

1,70 Euro

Exchange Hosted Archive

variabel