Microsoft-Betriebssystem

Was Anwender von Windows 7 wollen

12.06.2008
Leser der Zeitung "The Wall Street Journal" haben sich dazu geäußert, was sie von Microsofts nächstem Betriebssystem ("Windows 7") erwarten. Einige wünschen sich, dass der Vista-Nachfolger sich so bedienen lässt wie das Apple-Betriebssystem Mac OS X. Andere wollen lieber alles beim alten belassen. Ganz im Gegensatz zu denen, die Microsoft nahelegen, ein komplett neues System zu bauen.

Anlass der Leserzuschriften war ein Aufruf des Wall-Street-Journal-Kolumnisten Lee Gomes, der seine Leser dazu anhielt, ihm mitzuteilen, was in Microsofts nächstes Betriebssystem enthalten sein soll. Aus den zahlreichen Einsendungen hat Gomes die besten Stücke in der regelmäßig erscheinenden Kolumne "Portals" zusammengefasst.

Kurz zum Hintergrund: Microsoft bereitet mit Windows 7 das nächste Betriebssystem vor. Wann die neue Version erscheint, steht noch nicht fest. Erste Details zum Funktionsumfang finden Sie hier.

Instant-Windows ohne Bugs

"Leute, Ihr müsst realistisch bleiben", ermahnt Gomes seine Leser mit einem Augenzwinkern. Diese hatten ihm geschrieben, Windows 7 sollte doch bitteschön im Handumdrehen booten und überhaupt keine Fehler mehr enthalten. Genauso gut könnte man von einem Autohersteller erwarten, dass die nächste Fahrzeuggeneration Wasser statt Benzin verbraucht und durch die Luft fliegt, spottet Gomes. Neben den Rufen nach einem Bug-freien Instant-Windows erreichten den Kolumnisten jedoch Hunderte von Einsendungen mit Vorschlägen, die sie in Microsofts kommenden Betriebssystem-Release verwirklicht sehen wollen.

Kauft euch endlich einen Mac!

Gomes zufolge haben sich offenbar viele Mac-Enthusiasten zu Wort gemeldet. Einige von ihnen werden nicht müde, Windows-Nutzern schlicht zu raten, sich endlich einen Mac zu kaufen. "Das tun die, wann immer irgendwo das Wort Windows auftaucht." Weniger platt drückt sich ein Leser aus, der vorschlägt, man solle dem Windows-Team bei Microsoft einen Macintosh hinstellen und sagen: "Macht es, dass es so arbeitet wie dieses Ding hier."

Mac OS X und Windows in der Dual-Boot-Option

Andere Mac-Freunde wünschen sich eine Dual-Boot-Funktion, die es gestattet, den PC wahlweise mit Windows oder mit Mac OS X zu booten. Hier allerdings kann Microsoft wenig helfen. Um dies auf PCs zu ermöglichen, wäre eine Version der Apple-Systemsoftware erforderlich, die auch auf Nicht-Apple-Hardware läuft.

Microsoft-Experte vor der Fahnenflucht

Doch zum Erstaunen des Kolumnisten äußern sich nicht nur eingefleischte Mac-Fans kritisch. "Ich bin zwar seit 1990 Microsoft Certified System Engineer, doch mein nächster Heimcomputer wird ein Mac", wird Bill Haymes aus Richmond im US-Bundesstaat Virginia zitiert.

Ressourcenhunger und lahme Rechner

Über den Ressourcenhunger von Windows frustrierte Leser fragen recht platt, wieso denn jede neue Fassung des Microsoft-Betriebssystems mehr CPU-Leistung fordert und der Rechner langsamer läuft als mit der alten Software. Anderen reichen die Funktionen von Windows vollauf, sie verlangen aber, dass Microsoft ihnen erklärt, was bereits alles an Funktionen enthalten ist.

Systemcode oder Spyware?

Eher ins Detail gehen Forderungen wie die von William Cole. Er will nämlich genau wissen, welche Programme auf seinem PC im Hintergrund laufen. Statt danach im Internet zu suchen, solle die Betriebssystemsoftware ihm mitteilen, ob es sich bei Dateien wie "shtat.exe" oder "mtrun.exe" um Teile des Windows-Systems oder Spyware handelt.

Eine Multitouch-Oberfläche soll Anwendern des künftigen Betriebssystems Windows 7 von Microsoft das Look and Feel des iPhone von Apple vermitteln.
Foto: Microsoft

Und Leser Eric Hillman möchte in der Lage sein, unterschiedliche Versionen seines Desktops und seiner Windows-Konfiguration zu verwalten, die zu dem jeweiligen Projekt passen, an dem er arbeitet. Ihm zufolge hat es ein solches Features einmal gegeben, und zwar in einem Add-on-Produkt namens "Rooms for Windows". Das ist allerdings schon etwas her: Das Produkt wird in einem COMPUTERWOCHE-Artikel aus dem Jahre 1992 erwähnt.

Leserschelte muss auch der "Windows Explorer" einstecken, das zentrale Navigationsinstrument für die Festplatte. M.C. Escher beschwert sich darüber, dass die linke Ansicht des Explorer zwar eine Hierarchie suggeriere, die angezeigten Elemente hingegen nicht in einer hierarchischen Beziehung zueinander stünden.

Gomes hat unter den Zusendungen zwei Strömungen ausgemacht: Die einen, er redet von den "Windows-Reaktionisten", wollen, dass alles in Windows beim Alten bleibt, damit sie sich nicht umgewöhnen müssen und ihre Software ungestört weiterlaufen kann. Das Lager der "Windows-Revolutionisten" bildet deren Gegenpart. Diese Zeitgenossen bezweifeln, dass es gelingen kann, Windows in seiner jetzigen Form noch nachhaltig zu verändern. Vielmehr sollte Microsoft ein komplett neues Betriebssystem schreiben. (fn)