Strategie

Wachstum beginnt mit der richtigen Einstellung

20.11.2017 von Daniel Delank
Profitables Wachstum darf nicht nur als Modethema der Unternehmenslenker gesehen werden. Vielmehr muss profitables Wachstum als Grundhaltung verstanden werden, welches durch eine richtige Einstellung beflügelt werden kann.
  • Wachstumsorientierte Unternehmen steigern den Gewinn nicht durch Senkung der Kosten, sondern durch eine langfristige und profitable Wachstumsstrategie.
  • Die Haltung und Denkweise jedes Einzelnen beeinflusst dabei maßgeblich die Unternehmenssituation im Arbeitsalltag wie auch im Privaten.
  • Das Buch „Growth Mindset“ von Carol Dweck zeigt nicht nur den Unterschied zwischen zwei Denkweisen auf, sondern hilft auch dabei, das Selbstbild durch einfache Maßnahmen weiterzuentwickeln.
  • Die „A Complaint Free World Initiative“ von Will Bowen schärft unser Bewusstsein für eine positive Kommunikation, wodurch wir unsere Stimmung und Beziehungen verbessern können.

Die meisten Unternehmen streben nach profitablem Wachstum und folglich auch nach neuen Chancen und Möglichkeiten auf dem Markt, um so ihre Wettbewerbsvorteile auszubauen. Dabei werden neue Strategien herausgearbeitet, Kundenprobleme gelöst, Nischenmärkte untersucht und neue Produkte sowie Leistungen entwickelt.

Unternehmen, besonders in der IT-Branche, suchen nach neuen Möglichkeiten, um zu wachsen. Allzu häufig wird dabei auf anorganisches Wachstum, also den Zukauf von Unternehmen, zurückgegriffen. Jedoch werden diese Zukäufe oftmals nicht ausreichend hinterfragt und von den daraus resultierenden Ergebnissen kann man im Anschluss oftmals lesen. Ein weiterer Ansatzpunkt von Unternehmen profitabel zu wachsen, ist die stetige Gewinnsteigerung, welche meist mit dem Trend die Kosten zu senken einhergeht.

Wachstum ist kein Zustand, sondern eine Grundhaltung.
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Doch Wachstum ist nicht nur ein Zustand, der als Zielbild im Unternehmen erreicht werden soll, sondern stellt vielmehr eine Grundhaltung dar, die wir einnehmen sollten. Zwar schließen sich Wachstum und Gewinnsteigerung nicht aus, jedoch muss profitables Wachstum anders gestaltet sein. Die Mitarbeiter und das Unternehmen sollten das Wachstum verstehen und emotional und organisatorisch stemmen können, denn ansonsten ist jede Wachstumsstrategie zum Scheitern verurteilt.

Folgende Fragen sind hierbei von hoher Relevanz:

Setzen sich Unternehmen und Mitarbeiter mit diesen Fragen auseinander, wird sich das gesamte Unternehmen mit dem Wachstum weiterentwickeln.

Profitables Wachstum ist ein Prozess, eine Motivations- und vor allem Einstellungssache

Wenn ich mich mit dem Thema beschäftige, denke ich oft an das Buch „Mindset“ von Carol Dweck. Es ist für mich das Buch, das mich wohl am meisten prägte. Dweck schafft ein großes Fundament zu der richtigen inneren Perspektive und einem gesunden Optimismus.

Sie erklärt, dass das richtige Loben und Verhalten dazu führen kann, dass der Mensch seinen Gedankengang ändert. Ein „Fixed Mindset“, also ein statisches Selbstbild, welches Menschen daran hindert, ihr Potenzial voll auszuschöpfen, soll vermieden werden. Dweck führt uns stattdessen hin zu der Perspektive des „Growth Mindset“, also des dynamischen Selbstbildes.

Berge versetzen mit dem Growth Mindset-Ansatz.
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Unsere Einstellung und Haltung machen den Unterschied aus zwischen Mittelmaß und Exzellenz – auch Hermann Scherer hat das schon erkannt. Ein zu dem Buch passendes Sprichwort lautet: „Der Glaube begrenzt unser Potenzial oder aber er versetzt Berge“.

Eine positive Haltung und der Glaube an Erfolg beeinflusst nicht nur unser Selbstbewusstsein, sondern auch unsere Kreativität, Herausforderungen zu meistern, unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Rückschlägen und kann sogar unser Selbstwertgefühl steigern.

All das sind Eigenschaften, die im Vertrieb unerlässlich sind, denn der richtige Umgang mit Misserfolg ist notwendig. 7 von 10 Verkaufsgesprächen sind nicht erfolgreich – statistisch gesehen, muss also eines Tages ein Misserfolg eintreten. Ebenso wichtig ist aber auch die Überzeugungskraft in die eigenen Lösungen und Produkte, um diese kundenorientiert zu „vermarkten“.

Worin unterscheiden sich die beiden „Mindsets“?

Leben wir mit einem „Fixed Mindset“, sind wir der Überzeugung, dass Fähigkeiten und Talente angeboren und unveränderlich sind. Man muss sich also beweisen und aufzeigen, dass man bestimmte Qualitäten vorzuweisen hat, da man diese kaum oder nur schwer erarbeiten kann. Daraus resultiert, dass durch Erfolg oder Niederlage das Selbstvertrauen und der Selbstwert steigt oder fällt. Schwieriges wird letztendlich gemieden, weil es im Falle eines Fehlschlags den eigenen Selbstwert in Frage stellt.

Im Kontrast dazu steht das andere Extrem des „Growth Mindsets“. Es stellt die innere Überzeugung dar, dass man sich weiterentwickelt sowie Fähigkeiten erlernen und durch Übung verbessern kann. Im Gegensatz zum „Fixed Mindset“ werden Fehlschläge als Gelegenheiten wahrgenommen, um dazuzulernen und sich weiterzuentwickeln. Vertritt man eine solche Einstellung, stellt man sich automatisch viel bewusster schwierigen Problemen und Herausforderungen, denn sie stellen eine viel größere Chance dar, etwas zu lernen und selbst zu wachsen. Tritt ein Misserfolg ein, wird dieser schnell überwunden, da das Gefühl des Versagens von der Freude des Wissenserwerbs übertroffen wird.

Da beide Selbstbilder Extreme darstellen, treffen sie keineswegs für jeden zu. Die Haltung ist nicht nur bei unterschiedlichen Menschen verschieden, sondern kann auch bei einer einzelnen Person variieren, abhängig von den Lebensbereichen, in welchen eine solche Herausforderung eintritt.

Der Weg zum Erfolg ist ein langer Lernprozess.
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Die Geschichte scheint dabei Dweck Recht zu geben. Viele große Erfinder, Denker und Wissenschaftler haben sich nicht nur wegen ihrer Intelligenz hervorgetan, sondern vor allem durch ihr Durchhaltevermögen. Nimmt man beispielsweise den Erfinder der Glühbirne, Thomas Alva Edison. Er soll 1.000 Modelle gebaut haben, bis er eine funktionierende Glühbirne erschaffen hatte. „Die Glühbirne war keine Erfindung mit 1.000 Fehlversuchen, sondern eine Erfindung, für die es 1.000 Schritte gebraucht hat.“, sollen seine Worte nach der Erfindung gewesen sein, die die Grundhaltung des „Growth Mindset“ perfekt widerspiegeln.

Mit diesen Maßnahmen zum „Growth Mindset“

Schwächen und Fehler dürfen nicht ausgeblendet werden, sondern müssen erkannt und akzeptiert werden, sodass man sie überwinden kann. Weiterentwickeln kann man sich nicht nur durch die Betrachtung der eigenen Fehler, sondern auch durch die Fehler der anderen. Das Wort „versagen“ sollte dabei durch das Wort „lernen“ ersetzt werden. Wird ein Ziel nicht erreicht, bedeutet das nämlich lediglich, dass man daraus gelernt hat und nicht, dass man versagt hat.

Auch der Lernprozess sollte mehr wertgeschätzt werden als das Endergebnis. Erstreckt er sich dann über den erwarteten Zeitrahmen, erfolgt keine Enttäuschung. Nur weil man etwas schnell lernt, heißt es nicht automatisch, dass man gut gelernt hat. Hilfreich ist es auch, sich nach der Adaption des Gelernten ein nächstes Ziel zu stecken. Ausgelernt hat man nämlich nie. Ist das Gelernte noch nicht erreicht, sollte man sich den Ausdruck „noch nicht“ aneignen. Dieser greift den Lernprozess auf und gibt einem nicht das Gefühl des Scheiterns.

Vermeiden sollte man die Suche nach der Bestätigung und Anerkennung anderer, denn sie führt dazu, dass man sein Entwicklungspotenzial nicht vollständig ausschöpft. Wird man kritisiert oder kritisiert andere, sollte dies lediglich konstruktiv erfolgen.

„A Complaint Free World Initiative“ – eine Initiative, um unser Bewusstsein zu schärfen

Im Durchschnitt erleben wir täglich zwischen 15 und 30 Mal Niederlagen und Misserfolge. Das schließt ein, dass wir uns darüber beschweren, weil uns etwas nicht gelungen ist, weil wir nicht weiterwissen, weil wir uns über etwas oder jemanden aufregen, oder einfach nur, weil man das eben so macht. Aber: Sich beschweren hilft uns nicht weiter. Es verschlechtert unsere Stimmung, löst das Problem nicht und treibt uns in eine Opferrolle („Fixed Mindset“).

Eine Möglichkeit, das zu umgehen, ist ganz einfach: Es einfach mal anders zu probieren! Die Idee des „Growth Mindset“ spielt dabei eine zentrale Rolle. Der Amerikaner Will Bowen hat die „A Complaint Free World Initiative“ gestartet, mit der Vision, dass die Welt besser wird, wenn wir damit aufhören, uns zu beschweren und mit dem Lernen beginnen. Wenn wir uns in einer Situation, die kritisch ist, aktiv lösungsorientiert verhalten, also das Lernen im Vordergrund steht, können wir sofort etwas daran verändern und übernehmen Selbstverantwortung.

Erfolgt, Pfeile, Mann, 16.9
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Bowens Idee zur Umsetzung ist ganz simpel. Er gab seiner Gemeinde eines Tages ein Armband. Dieses soll jedes Mal von einem zum anderen Arm bewegt werden, wenn man sich selbst beim Beschweren erwischte („Fixed Mindset“). Dadurch wird ein Bewusstsein dafür geschaffen, wie häufig man sich unnötigerweise beschwert und welchen Effekt das auf unsere Umwelt hat. Die Idee ist ebenso einfach wie effektiv.

Auf den Gedanken kam Will Bowen im Juli 2006 und mittlerweile sind weltweit fast 10 Millionen Armbänder in über 100 Länder der Erde verschickt worden.

Möchte ein Unternehmen wirklich auf Dauer wachsen, sollte es diese offene und konstruktive Denkweise seinen Mitarbeitern vermitteln. Denn wenn man wirklich daran glaubt, dass man etwas verbessern kann, wird man viel mehr getrieben, zu lernen und zu üben. Kritik wird konstruktiv hervorgebracht und als wertvolles Feedback gesehen, wovon nicht nur die Arbeitsatmosphäre, sondern auch das gesamte Unternehmen profitiert.