VoIP: Hosting-Modelle punkten nicht im Mittelstand

16.04.2008 von Richard Knoll
Deutsche Unternehmen sehen bislang größtenteils davon ab, ihre Voice-over-IP (VoIP) und Unified-Communications-Lösungen in Form eines Hosting-Modells komplett aus der Hand zu geben. Wie eine Studie von Berlecon Research zeigt, sind vor allem kleine und mittelständische Firmen noch skeptisch.

Für ihren Bericht "VoIP und Unified Communications 2008" haben die Analysten von Berelcon Research 150 ITK-Entscheider in deutschen Unternehmen zu ihren Anforderungen und Plänen im Zusammenhang mit IP-basierten Kommunikationstechnologien befragt. "Die überwältigende Mehrheit der CIOs hält die Integration verschiedener Kommunikationskanäle und deren Einbindung in Office-Anwendungen in ihrem Unternehmen für sinnvoll" erläutert Berlecon-Analyst Philipp Bohn. Etwa drei Viertel der Befragungsteilnehmer sehen in diesen Unified-Communications-Funktionalitäten einen wichtigen Wertbeitrag für ihr Unternehmen.

Allerdings müssen in vielen der Firmen die notwendigen technischen Voraussetzungen für Unified Communications (UC) erst noch geschaffen werden. Laut Umfrage hat mehr als die Hälfte aller deutschen Unternehmen bisher weder VoIP-Technologien im Einsatz, noch konkrete Pläne diese einzuführen. Von den befragten Firmen verfügen beispielsweise nur 38 Prozent über gemeinsame IP-Netze für Daten und Sprache und gerade einmal ein Viertel nutzt eine Software-gestützte Telefonanlage (IP PBX).

VoIP-Markt ist noch lange nicht gesättigt

"VoIP ist die Grundvoraussetzung für Unified Communications, da ansonsten eine ITK-Integration unter technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht sinnvoll ist", fast Philipp Bohn zusammen. Die Ergebnisse der Studie zeigen laut Bohn, dass eine Sättigung des VoIP-Marktes noch weit entfernt ist, und die Anbieter hier noch beachtliche ungenutzte Potenziale aktivieren können. Allerdings müssen diese die Bedenken der Unternehmen in punkto Sicherheit und Administrierbarkeit ausräumen. Denn mit den Vorteilen von UC, wie beispielsweise der verbesserten Erreichbarkeit der Mitarbeiter und den effizienteren Geschäftsprozessen, gehen nach Meinung der befragten CIOs auch neue Sicherheitsrisiken einher.

Sicherheit und Administration haben Priorität bei der Entscheidung für Unified-Communications-Lösungen.
Foto: Berlecon Research

Daher rangiert auch das Thema Sicherheit mit einigem Abstand vor den anderen Faktoren, die für Unternehmen bei der Wahl einer UC-Lösungen von Bedeutung sind. Für rund 95 Prozent der befragten CIOs sind integrierte Sicherheitsfunktionen in wichtiges oder sehr wichtiges Entscheidungskriterium. Zudem messen etwa 90 Prozent der Befragten der einfachen Administrierbarkeit der UC-Lösung eine hohe Bedeutung zu. Gleiches gilt für die Integrierbarkeit vorhandener Technologien. Diese ist laut Berlecon-Studie für 87 Prozent der ITK-Verantwortlichen ein wichtiges Auswahlkriterium für Unified Communications. Die Unterstützung mobiler Endgeräte ist für drei Viertel der CIOs eine entscheidende Eigenschaft bei der Auswahl der passenden Lösung. Etwa 71 Prozent der Anwender fordern zudem von den Anbietern offene Standards und Schnittstellen, um die Integrierbarkeit der Technologien zu gewährleisten. Ein schneller Return of Investment (ROI) spielt hingegen für die Unternehmen keine vorrangige Rolle. Der Studie zufolge gaben 68 Prozent der Befragten an, dass der schnelle ROI für sie wichtig oder sehr wichtig bei der Auswahl ist.

CIOs bevorzugen eigenen VoIP-Betrieb

Bei der Wahl des Betreibermodells weisen die Studienergebnisse auf eine Tendenz zu Managed Services im VoIP- und UC-Markt hin. So sind rund 42 Prozent der Verantwortlichen bereit, den Betrieb und die Wartung von Hard- und Software ihrer VoIP-Lösung in Form von Managed Services in die Hände eines externen Dienstleisters zu geben. Dem Bericht zufolge bevorzugt immer noch eine knappe Mehrheit der befragten CIOs (57 Prozent) den Eigenbetrieb von VoIP-Lösungen, bei dem sich Hard- und Software beim Anwenderunternehmen befinden und von eigenem Personal betrieben wird. Nur zwei Prozent der Befragten favorisieren hingegen eine Hosting-Lösung, also die komplette Auslagerung und den Betrieb der Soft- und Hardware durch Externe.

Deutsche Firmen zeigen kaum Interesse an VoIP-Hosting.
Foto: Berlecon Research

Vor allem kleinere Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern scheuen das Hosting-Modell. Der Studie zufolge kann sich keines der befragten kleinen Unternehmen eine komplette Auslagerung ihrer VoIP-Lösung vorstellen. Unter den befragten mittelgroßen Firmen (500 bis 1000 Mitarbeiter) gibt es immerhin sechs, die eine Hosting-Lösung favorisieren. Bei den großen Firmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern ist diese Zahl mehr als doppelt so hoch. Im Gegensatz dazu sind kleinere Unternehmen eher geneigt, VoIP als Managed Service zu beziehen. So favorisieren mehr als 40 Prozent der kleinen, aber nur 32 Prozent der mittleren und etwa 28 Prozent der großen Unternehmen Managed Services für VoIP.

Interessenten können die Studie "VoIP und Unified Communications 2008" auf den Berlecon-Websites kostenpflichtig bestellen.