VMware führend

Virtualisierung von SAP-Umgebungen

04.08.2010 von RAAD Research
Die Hypervisortechnologie ist in Deutschland führend bei der Virtualisierung von SAP-Servern. Einen wesentlichen Kundenanteil hieran hat VMware.

Mehr als 60 Prozent der SAP-Kunden, die eine Form der Servervirtualisierung durchführen, nutzen VMWare Hypervisiortechnologie zur Virtualisierung von SAP-Servern. Wettbewerber im Hypervisormarkt wie Microsoft, Citrix und Novell treten als Lösung für SAP-Server eher selten in Erscheinung. Proprietäre Lösungen von IBM (Lpars) bzw. von HP (Virtual Server Environment) kommen auf signifikante Einsatzzahlen, sind aber begrenzt auf die jeweiligen Bestandskunden der Hardwarehersteller. Dies ergab eine Befragung von mehr als 750 IT-Leitern bei SAP-Anwenderunternehmen, die RAAD im Frühjahr 2010 beendet hat.

Ebenen der Virtualisierung

Virtualisierung findet heute auf verschiedenen Ebenen des Softwarestacks statt. Unterschieden werden können insgesamt vier verschiedene Arten der Virtualisierung, die sich danach richten, auf welcher Ebene die Virtualisierung ausgeführt wird:

a) Hardware-Partitionierung: Hierbei werden physische Server in Segmente aufgeteilt. Diese Virtualisierungsart findet sich meist im Mainframe-Umfeld wieder.

b) Hypervisor-Virtualisierung: Hierbei verwaltet eine Hypervisor-Schicht virtuelle Instanzen oberhalb der Betriebssystemschicht des physikalischen Servers. Dieses Virtualisierungsart ist Stand heute die am weitesten verbreitete. Key-Player am Markt hierfür sind VMware, Microsoft sowie Citrix und Novell mit dem XEN-Produkt.

c) Virtualisierung auf Betriebssystemebene: Hierbei handelt es sich um virtuelle Container auf Basis eines gemeinsam genutzten Betriebssystems, sodass die Virtualisierung durch das Betriebssystem selbst ausgeführt wird. Ein prominentes Beispiel hierfür ist beispielsweise Solaris Zones.

d) Anwendungsvirtualisierung: Bei dieser Art der Virtualisierung wird die Anwendungsebene sowohl von der physikalischen Serverebene als auch von der Betriebssystemebene entkoppelt, wie dies z.B. beim FlexFrame-Ansatz von Fujitsu der Fall ist.

Während die drei erstgenannten Virtualisierungsformen die Virtualisierung der physikalischen Server zum Ziel haben, ist bei der letztgenannten Technologie die Anwendung, also das SAP-System, Ziel einer möglichen Virtualisierung. Aufgrund der Unterschiedlichkeit der technologischen Ansätze wurde die Anwendungsvirtualisierung bei der Erhebung ausgeklammert.

Über RAAD Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.

VMware baut Marktführerschaft im Bereich der x86-Server aus

Beim Vergleich der eingesetzten Produkte zur Virtualisierung von SAP-Servern zeigt sich, dass VMware Hypervisortechnologie am weitesten verbreitet ist. Der Anteil liegt je nach Serverart zwischen 59 Prozent bis 68 Prozent der SAP-Kunden, die eine Form der Servervirtualisierung durchführen.

Quelle: RAAD
Foto: RAAD Research, SAP

Ebenfalls recht hohe Verbreitung findet IBMs Lpars-Technologie, die zwischen 17 Prozent und 21 Prozent dieser SAP-Kunden einsetzen. HPs Virtual Server Environment kommt hingegen lediglich auf 6 Prozent bis 8 Prozent. VMware profitiert hierbei vor allem von der mittlerweile hohen Verbreitung von x86-basierten Servern. Mehr als 50 Prozent der SAP-Kunden setzen diese Technologie ein. Dies bedingt auch den eher niedrigen Anteil des Virtual Server Environments, da HP einen überdurchschnittlich hohen Anteil mit x86-Prozessoren ausgestatteten Servern in der SAP-Bestandskundschaft verkaufen konnte, welche häufig durch den Einsatz von VMware virtualisiert wurden.

Quelle: RAAD
Foto: RAAD Research, SAP

Für VMware ist dies ein excellentes Ergebnis im deutschen SAP-Markt, zumal VMware erst 2007 in diesen Markt eingestiegen ist. Auch in Zukunft wird VMware weiter von der wachsenden Verbreitung von x86-Servern profitieren, zumal die am weitesten verbreiteten Hardwarehersteller HP, IBM, Fujitsu und Dell im Hinblick auf Servervirtualisierung alle mit VMware zusammenarbeiten.

Was bringt die Zukunft? Anwendungsvirtualisierung

Die reine Servervirtualisierung kann für Anwender deutliche Vorteile gegenüber dem traditionellen „Box-Centric-Approach“ aufweisen, wie Kostenreduzierung durch eine höhere durchschnittliche Prozessorauslastung oder die flexible und schnelle Bereitstellung von virtuellen Servern. Aber auch traditionelle Servervirtualisierungsansätze, wie sie die Hardware-Partitionierung, die Hypervisor-Technologie und die Virtualisierung auf Betriebssystemebene darstellen, befreien die IT nicht davon, dass es zu Konflikten zwischen Applikationen und Betriebssystem kommen kann.

Hier setzt die Applikationsvirtualisierung an, deren Ziel es ist, Anwendungen von ihrer Umgebung so weit zu isolieren, dass Konflikte mit anderen Programmen oder dem Betriebssystem vermieden werden. Hierdurch lässt sich das Systemmanagement vereinfachen und die Sicherheit verbessern. Im Unterschied zur traditionellen Servervirtualisierung wird nicht die Hardware virtualisiert, sondern eine Abstraktionsschicht zwischen Anwendungen und Betriebssystem eingezogen.

Eine Installation von Programmen auf dem physischen oder virtuellen Zielrechner wird dadurch überflüssig. Dies versetzt beispielsweise SAP-Kunden in die Lage, ihre SAP-Systeme als Private Cloud-Systeme aufzubauen, sodass Applikationen zu jeder Zeit auf jedem Server laufen können. Bei SAP-Systemen steht hierfür im SAP NetWeaver die Adaptive-Computing-Schnittstelle (ACC) zur Verfügung.

Anwendungsvirtualisierung im Aufwind

Bisher fristet die Anwendungsvirtualisierung ein Nischendasein im SAP-Markt. Dies liegt auch darin begründet, dass mit FlexFrame von Fujitsu lediglich ein mit signifikanter Kundenzahl erprobtes System am Markt zur Verfügung steht. Weltweit tätige IT-Marktforscher wie IDC gehen davon aus, dass die Wachstumsraten in diesem Bereich in den kommenden Jahren deutlich zweistellig sein werden und deutlich über denen der Servervirtualisierung liegen werden.

Auch im traditionell etwas zurückhaltenden deutschen SAP-Markt wird sich diese Entwicklung einstellen. Sinnvoll ist natürlich eine Kombination zwischen beiden Ansätzen, um die Flexibilität der Anwendungsvirtualisierung und Kosteneinsparungen der Servervirtualisierung zu nutzen. Fujitsu und VMware gehen hierbei im SAP-Markt mit der Kombination aus FlexFrame und Hypervisor-Technologie einen gemeinsamen Weg.