Berufseinstieg

Viele Wege führen zur IT-Karriere

28.02.2011 von Ingrid  Weidner
Der Berufseinstieg in die IT-Branche ist vielfältig. Nach Ausbildung oder Studium eröffnen sich dem IT-Nachwuchs immer wieder neue Karrierepfade, wie drei ausgewählte Beispiele zeigen.

Vom Auszubildenden zum Ausbilder

Schon als Kind schraubte Michael Jurukov Rechner auseinander und besuchte seinen Vater, IT-Abteilungsleiter eines internationalen Konzerns, regelmäßig im Rechenzentrum. "Ich bin da reingewachsen", erzählt der heute 25-Jährige. Deshalb überraschte es niemanden, dass Jurukov nach der 12. Klasse das Gymnasium verließ und 2005 die dreijährige Ausbildung zum Fachinformatiker (IHK) in der Anwendungsentwicklung bei Fiducia in Karlsruhe begann.

Michael Jurukov, 25 Jahre, Fachinformatiker bei Fiducia: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht."
Foto: Michael Jurokov, Fiducia

Während seiner Ausbildung absolvierte er auch eine dreimonatige Java-Weiterbildung. Mit dem firmeneigenen Programm "Java Just Do IT" schult das Unternehmen seine Mitarbeiter gezielt in der Programmierumgebung. Inzwischen zählt Jurukov zu den Trainern und verbringt einen Teil seiner Arbeitszeit damit, seine Kollegen für die vielen Facetten von Java zu begeistern. "Zwar gibt es ein Rahmenprogramm für den Kurs, doch ich muss mir immer wieder überlegen, wie ich die Auszubildenden motiviere."

Fiducia plagen in einem weiteren Sektor Nachwuchsprobleme. Immer mehr langjährige Mainframe-Entwickler verabschieden sich in den Ruhestand, deshalb überlegten sich die Verantwortlichen in Karlsruhe, wie sie jüngere Mitarbeiter für Großrechner begeistern können. "Mir wurde im Oktober 2009 angeboten, bei der European Mainframe Academy eine Weiterbildung zu beginnen", erzählt Jurukov. Der auf eineinhalb Jahre konzipierte Kurs findet komplett online als Blended-Learning-Angebot statt. "Die externe, berufsbegleitende Weiterbildung ist zwar gut, aber nicht auf die Firma zugeschnitten. Ich arbeite jetzt in einem Host-Projekt mit und habe einen Projektpaten, von dem ich viel aus der Praxis und den speziellen Anforderungen bei Fiducia lerne."

Inzwischen hat das Karlsruher Unternehmen ein eigenes Weiterbildungsprogramm "Host Just Do IT" konzipiert. Michael Jurukov kann seinen Wissensvorsprung nutzen und unterrichtet auch in diesem Kurs. "Mit gefällt das vielschichtige Arbeiten, denn neben meinen Projekten im Team unterrichte ich Auszubildende im Java- und Mainframe-Programm."

Für den 25-Jährigen war der Wechsel vom Gymnasium in die Ausbildung die richtige Entscheidung. "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht. Früher habe ich mich spielerisch mit IT beschäftigt, jetzt ist es mein Job."

Karriere
Die Deutsche Telekom
schnitt in der Kategorie "Access" am besten ab. Alle relevanten Informationen sind übersichtlich gegliedert und auf der Startseite zu finden.
Steria Mummert Consulting
Das Karriere-Portal der Unternehmensberatung landete in der Kategorie "Access" auf dem zweiten Platz.
Cirquent
Auch die IT-Beratung punktete mit einer übersichtlichen Startseite und erreichte in der Kategorie "Access" den dritten Platz.
Datev
hatte in Sachen Unternehmensdarstellung die Nase vorn. Schon auf der Hauptseite finden Bewerber Informationen zur Unternehmenskultur und zur Work-Life-Balance.
Die Deutsche Telekom
konnte auch für ihre Unternehmensdarstellung viele Punkte sammeln. Platz zwei.
SAS Institute
erreiche Platz drei in der Kategorie "Unternehmensdarstellung".
Steria Mummert Consulting
zeigte sich in der Kategorie "Careers" am stärksten. So bietet das Unternehmen eine Job-Matrix an, die die Zahl der freien Stellen für die jeweilige Zielgruppe und Beschäftigungsbereiche sichtbar macht.
SAP AG
Platz zwei für Deutschlands größten Softwarehersteller, der auch die unterschiedlichen Karrieremöglichkeiten überzeugend darstellte.
Siemens IT Solutions and Services
Die IT-Sparte des Konzerns erreichte mit ihrer Darstellung der Jobchancen den dritten Platz in der Apriori-Studie.
Die Deutsche Telekom
überzeugte in der Kategorie "Anwendungen" mit ihrem Bewerber-Management und kam auf Platz eins. So ist das Anhängen von Dateien mit Angaben zur Größe und Dateiart nutzerfreundlich gestaltet.
PC-Ware
ergatterte Platz zwei in der Kategorie "Anwendungen"
E-Plus
Auch das Mobilfunkunternehmen konnte mit seinen Anwendungen überzeugen. Platz drei in dieser Kategorie.

Von der Praktikantin zur Master-Studentin

"Mir war immer klar, dass ich meinen Master-Abschluss machen möchte", erzählt die 24-jährige Carina Tietje. Ihr Bachelor-Studium in Betriebswirtschaft begann sie 2006 an der Universität Bamberg. Nach dem ersten universitären Abschluss wollte die junge Frau zunächst Berufserfahrung sammeln und begann ein halbjähriges Praktikum bei IBM in Ehningen im Bereich Öffentlicher Sektor, Sozialversicherung. Während des Praktikums wurde Tietjes Interesse für Informatik - sie liebäugelte einst mit einem Wirtschaftsinformatikstudium - wieder geweckt. Statt eines einfachen Arbeitsvertrages bot ihr IBM an, nahtlos in das neue Programm Master@IBM zu wechseln und neben einer Festanstellung gleichzeitig berufsbegleitend zu studieren. Seit März 2010 meistert sie den Spagat zwischen Arbeitsalltag in einem IBM-Beraterteam und regelmäßigen Hochschulkursen.

"Arbeiten und gleichzeitig Studieren erfordert Ehrgeiz und Disziplin." Carina Tietje, 24 Jahre, Betriebswirtin, Master@IBM
Foto: Carina Tietje, IBM

"Ich habe mich für einen Master in IT-Management entschieden und kann jetzt meine Begeisterung für die IT gut mit meinen betriebswirtschaftlichen Kenntnissen verbinden." An der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) in Stuttgart belegt sie den viersemestrigen Master-Studiengang IT-Management. Während einige ihrer Kommilitonen sich intensiver mit den wirtschaftswissenschaftlichen Themen auseinandersetzen müssen, kann sich Tietje auf die IT-Kurse konzentrieren.

"Jeden Mittwochabend besuche ich eine Vorlesung an der FOM." Auch die Freitagnachmittage und Abende sowie die Samstage sind während des Semesters fest für Vorlesungen und Seminare reserviert. Dann tauscht Tietje ihren Schreibtisch in Ehningen mit einem Platz im Hörsaal der Stuttgarter Fachhochschule.

"Ich arbeite an vier Tagen in der Woche bei IBM, am Freitag habe ich frei und kann den Vormittag zum Lernen nutzen oder mich auf Vorlesungen und Seminare vorbereiten." Dieser straffe Zeitplan lässt sich nur mit entsprechend guter Planung und Begeisterung für das Studium meistern.

"Arbeiten und gleichzeitig Studieren erfordert Ehrgeiz und Disziplin", so Tietje. Wie schafft sie das? "Ich definiere Lernziele und teile mir den Lernstoff so ein, dass ich auch noch Freizeit habe." Allerdings wirbeln Klausuren diese Zeitpläne meist gehörig durcheinander, gibt sie zu.

Tietje sieht die Kombination von Theorie und Praxis als großen Vorteil an. "Das gelernte Wissen ist nicht mehr so abstrakt, wenn ich es im Arbeitsalltag anwenden oder mit Kollegen bei IBM darüber sprechen kann."

Ihr Arbeitgeber übernimmt die Studiengebühren und zahlt ihr ein Gehalt. Neben dem freien Freitag erhält sie 25 Urlaubstage im Jahr. Ein Auslandssemester lässt sich mit dem engen Zeitkorsett allerdings kaum einplanen. Doch Carina Tietje weiß die Vorteile des kombinierten Master-Studiums zu schätzen: "Mit 25 habe ich meinen Master in der Tasche und gleichzeitig schon zwei Jahre Berufserfahrung gesammelt. In zehn Jahren sehe ich mich ganz klar in einer Führungsposition", ist sich die junge Frau sicher.

Nach dem Diplom die Promotion

Mathematik zählte schon in der Schule zu den Lieblingsfächern von Jörg Beyersdorf. Nach dem Abitur war für ihn klar, dass er ein technisches Studienfach wählen würde. 1996/97 schrieb er sich an der Universität Erlangen-Nürnberg für Elektrotechnik ein. "Zum Studium gehörten auch Vorlesungen in Informatik, und ich habe bald gemerkt, dass mir das mehr Spaß macht als E-Technik", erinnert sich Beyersdorf. Trotzdem wechselte er nicht sofort das Studienfach. "Für mich waren die ersten Semester eine Art Orientierungsphase; ich habe mir den Wechsel zur Informatik gut überlegt. Es gehörte Mut dazu, diesen Schritt zu gehen. Doch ich wusste, dass es für mich die richtige Entscheidung ist."

Jörg Beyersdorf, 35 Jahre, Diplominformatiker, Method Park: "Ich habe schon im Vorstellungsgespräch gesagt, dass ich berufsbegleitend promovieren möchte."
Foto: Jörg Beyersdorf, Method Park

Mit dem Diplom in der Tasche suchte der Informatiker nach einem Job. "Ich habe während meines Studiums immer nebenher gearbeitet und vom Konzern bis zum Mittelständler viele Firmen kennen gelernt. Deshalb war für mich klar, dass ich zu einem mittelständischen Unternehmen möchte. Mich hat das breite Aufgabenfeld gereizt." Beyersdorf suchte zwar deutschlandweit nach einem passenden Angebot, doch ausgerechnet auf einer Jobmesse am Studienort Erlangen fand er seinen heutigen Arbeitgeber Method Park. Die auf Softwareentwicklung und Beratung spezialisierte Firma in Erlangen mit rund 100 Mitarbeitern hatte genau die richtige Größe und das Arbeitsumfeld, das sich der Absolvent wünschte.

"Ich wollte in die Softwareentwicklung, denn mir war klar, dass ich die Grundlagen beherrschen und wissen muss, welche Probleme es geben kann, um später vielleicht in die Beratung wechseln zu können. Dazu gehört auch der Elan, bis in die Abendstunden zu programmieren." Inzwischen entwickelt der heute 35-Jährige seit fünf Jahren Software.

Doch die Idee, irgendwann zu promovieren, hat Beyersdorf auch im Arbeitsalltag nicht aufgegeben. Mit Dirk Riehle, Professor für Open-Source-Software an der Universität Erlangen-Nürnberg, hat er inzwischen auch einen Doktorvater gefunden. Sein Arbeitgeber unterstützt diese Pläne. "Ich habe schon im Vorstellungsgespräch gesagt, dass ich berufsbegleitend promovieren möchte. Direkt nach dem Diplom wollte ich jedoch erst Berufserfahrung sammeln."

Momentan tüftelt Beyersdorf noch am Thema, das sich mit der kommerziellen Nutzung von Open-Source-Software beschäftigen wird. Auch an der Finanzierung wird noch gearbeitet, denn Beyersdorf wird ein unternehmensnahes Forschungsvorhaben umsetzen, von dem auch sein Arbeitgeber profitiert. "Ich werde Vollzeit arbeiten, allerdings zwischen Universität und Firma pendeln."

Geplant ist, dass der Informatiker etwa zu gleichen Teilen seine Arbeitszeit zwischen Forschung an der Universität und Projektgeschäft in der Firma aufteilt: "Ich möchte auch für die Firma neues Wissen aufbauen." Ob es für ihn mit dem Doktorhut wieder zurück in die Softwareentwicklung geht oder ob er in die Beratung wechselt, weiß er noch nicht. Schließlich gibt es noch eine weitere Option: "Ich sehe die Forschung und eine akademische Karriere durchaus als Berufsperspektive für mich."

Bildquelle: Fotolia, StephanieB