iPad & Co. im Business

Viele Tablets, oft wenig dahinter...

08.09.2012 von Manfred Bremmer
Eine aktuelle Marktstudie der COMPUTERWOCHE ergab: iPad & Co. sind in deutschen Firmen schon weit verbreitet - aber nur selten integriert.
Foto: goodluz, Fotolia.de

Tablets und insbesondere die eleganten iPads von Apple sind sehr beliebt - bei Privatanwendern, aber auch im Business-Umfeld. Gerade im gehobenen Management gehört es fast schon zum guten Ton, bei Meetings und Veranstaltungen ein Tablet dabeizuhaben. Die Gründe liegen auf der Hand: Technisch betrachtet, sind die Flachmänner zwar bei Weitem noch kein äquivalenter Ersatz für Notebooks. Im Gegensatz zu diesen müssen sie aber auch nicht zeitaufwendig hochgefahren werden.

Entscheidender noch ist die Tatsache, dass sich Tablets fast intuitiv über den Touchscreen bedienen lassen - das kann jeder Business-Anwender. Und last, but not least kann man mit ihnen trotz des gar nicht so hohen Preises von einigen hundert Euro noch immer Geschäftspartner und Kunden beeindrucken. Die Geräte werden daher gerne auch als Aushängeschild für moderne Firmenkultur oder als Incentive für Leistungsträger verwendet.

So ist es auch wenig verwunderlich, dass iPad & Co. bereits in mehr als 80 Prozent der Unternehmen im Einsatz sind, wie eine zwischen Mai und Juni vorgenommene Umfrage der Computerwoche zur Tablet-Nutzung von hiesigen Unternehmen ergab. Weitere drei Prozent, so ein weiteres Ergebnis der Interviews mit 310 IT-Entscheidern, IT-Spezialisten und IT-Professionals, planen zumindest die Einführung.

Oft nur einzelne Geräte im Einsatz

Hat Ihr Unternehmen bereits im größeren Stil Tablets im Einsatz?

Die Tücken liegen allerdings im Detail: So gab ein Großteil der Studienteilnehmer an, dass in ihrer Firma nur einzelne Geräte genutzt würden. Und trotz des Hypes findet sich auch noch eine beachtliche Zahl von Tablet-Muffeln unter den Unternehmen: Mehr als 18 Prozent der Befragten bekundeten, dass ihre Company bislang keine Tablets einsetzt. Im größeren Stil kommen die Flachmänner dagegen nur in einem Zehntel der Unternehmen zum Zug. Lediglich ein Prozent der Befragten gab an, dass Tablets bei ihnen im Betrieb in sehr großem Umfang genutzt würden.

Angesichts der Tatsache, dass Mobility laut Umfrage als eines der Themen mit der größten Relevanz für das eigene Unternehmen gesehen wird, scheint diese magere Ausbeute überraschend - allerdings nur auf den ersten Blick. Anders sieht es aus, wenn man berücksichtigt, dass die Geräteform schon 2002 von Microsoft vorgestellt wurde, sich damals aber aus verschiedenen Gründen wie der wenig intuitiven Bedienung, der fehlenden Anwendungen, des hohen Preises und der leistungsschwachen Hardware nicht durchsetzen konnte. Die Tablet-PCs kamen nie aus der Business-Ecke heraus und wurden auch dort nur in wenigen, kleinen Nischen eingesetzt.

Steve Jobs ist schuld

Der eigentliche Tablet-Boom setzte erst mit der Vorstellung des ersten Apple iPad im Jahr 2010 ein. Dabei handelte es sich bereits um Steve Jobs` zweiten Coup, nachdem der inzwischen verstorbene Apple-CEO drei Jahre zuvor schon dem Bereich Smartphones mit dem iPhone neue Impulse verliehen hatte. Doch es gibt noch mehr Gemeinsamkeiten: Wie dereinst die ersten iPhones werden auch die meisten iPads als Privatgeräte in die Unternehmen eingeschleppt - meistens übrigens über das Topmanagement, das dann von der IT-Abteilung den Zugriff auf E-Mail, Kalender und Kontaktdaten verlangt. Dank der mittlerweile zu Apples Mobile-Betriebssystem iOS hinzugekommenen Enterprise-Features - insbesondere Sicherheit und Verwaltbarkeit - kann der CIO diesen Wunsch jetzt auch meistens erfüllen.

Der Vorstand als Early Adopter

Wenig überraschend sind in den meisten Unternehmen, die Tablets im größeren oder sehr großen Stil einsetzen, das gehobene und mittlere Management mit diesen Geräten voll ausgestattet. Zwei Drittel der rund 80 Befragten, die zu diesem Aspekt Stellung nehmen wollten, geben allerdings an, dass auch einfache Mitarbeiter diese Rechnerkategorie nutzen können.

In welchen der folgenden Geschäftsbereiche werden Tablets eingesetzt?

Im Detail sind die Devices außer in Vorstand und Geschäftsführung (rund 82 Prozent) besonders in Verkauf und Vertrieb (rund 70 Prozent) verbreitet, also in Unternehmensbereichen, in denen neben der Mobilität auch die Außenwirkung eine Rolle spielt. Daneben werden iPad & Co. häufig in der IT-Abteilung (46 Prozent), im Marketing (42 Prozent), in Forschung und Entwicklung (37 Prozent) sowie im Kundendienst/Service (18 Prozent) verwendet.

Welche der folgenden Tablets sind in Ihrem Unternehmen im Einsatz?

Weniger oft nutzen hingegen Logistik, Fertigung, Einkauf, Finanz und Personalabteilung diese Geräte. Apropos Geräte: Wenig überraschend gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen iPads verwendet werden. Daneben kommen aber in zwei von drei Firmen schon Android-Tablets zum Einsatz, weniger stark sind Blackberry PlayBook mit QNX-Betriebssystem (14 Prozent) und Tablet-PCs mit Windows-Betriebssystem (acht Prozent) vertreten. Zudem sind bei vier Prozent der Umfrageteilnehmer noch Tablets mit anderen Betriebssytemen in Betrieb - bei diesen Geräten dürfte es sich in erster Line um die mittlerweile eingestellten HP-Touchpads mit WebOS-Betriebssystem handeln.

Tablets im Business 2012
Tablets im Business 2012
Eine aktuelle Marktstudie der COMPUTERWOCHE ergab: iPad & Co. sind in deutschen Firmen schon weit verbreitet - aber nur selten integriert.
Nutzt die IT-Abteilung Ihres Unternehmens eine spezielle Applikation zur zentralen Verwaltung der Tablets?
Bei sechs von zehn Befragten werden im Unternehmen bereits spezielle Tablet-Anwendungen eingesetzt, weitere elf Prozent planen dies zumindest für die Zukunft.
In welchen der folgenden Geschäftsbereiche werden Tablets eingesetzt?
Im Detail sind die Devices außer in Vorstand und Geschäftsführung (rund 82 Prozent) besonders in Verkauf und Vertrieb (rund 70 Prozent) verbreitet.
Welche der folgenden Tablets sind in Ihrem Unternehmen im Einsatz?
Wenig überraschend gaben mehr als 90 Prozent der Befragten an, dass in ihrem Unternehmen iPads verwendet werden.
Hat Ihr Unternehmen bereits im größeren Stil Tablets im Einsatz?
Ein Großteil der Studienteilnehmer gab an, dass in ihrer Firma nur einzelne Geräte genutzt würden. Und trotz des Hypes findet sich auch noch eine beachtliche Zahl von Tablet-Muffeln unter den Unternehmen.
Welche Sicherheitseinschränkungen gibt Ihr Unternehmen zum Einsatz von Tablets vor?
Es erklärten immerhin 62 Prozent der in diesem Fall 48 Befragten, dass es in ihrer Firma eine allgemein verbindliche Unternehmens-Policy zum Einsatz der Geräte existiere.

Spezielle Tablet-Anwendungen

Ein Zeichen dafür, dass die Tablets bei einem so breiten Einsatz nicht mehr ausschließlich als Manager-Spielzeug genutzt werden, sondern tiefer in die Geschäftsprozesse integriert sind, ist auch die Verwendung dafür konzipierter Apps. Bei sechs von zehn Befragten werden im Unternehmen bereits spezielle Tablet-Anwendungen eingesetzt, weitere elf Prozent planen dies zumindest für die Zukunft. Ein eigener AppStore, über den die Tablet-Nutzer auf ausgewählte oder empfohlene Apps zugreifen können, ist dagegen nur bei etwas über einem Drittel der Befragten eingerichtet.

Nutzt die IT-Abteilung Ihres Unternehmens eine spezielle Applikation zur zentralen Verwaltung der Tablets?

Zugegebenermaßen handelt es sich dabei allerdings um ein Feature, das in vielen, aber beileibe nicht allen aktuellen Mobile-Device-Management-Systemen (MDM) zu finden ist und - wenn nicht ohnehin im Software-Bundle enthalten - meist nur in sehr großen Unternehmen Sinn gibt. Eine solche Lösung zur zentralen Verwaltung der Tablets fehlt aber bei mindestens einem Drittel der Befragten. Anders herum betrachtet, ist bei etwas mehr als 60 Prozent ein MDM-System im Einsatz.

Verwaltung tut not

Der Betrieb einer Verwaltungslösung, um Vorschriften durchzusetzen und Fehlverhalten zu sanktionieren, ist allerdings nur ein Aspekt, wenn es um die sichere Mobilisierung von Unternehmen geht. Mindestens ebenso wichtig für den Schutz sind die Einschränkungen, die dem Tablet-Nutzer selbst auferlegt werden. Hier erklärten immerhin 62 Prozent der in diesem Fall 48 Befragten, es existiere in ihrer Firma eine allgemein verbindliche Unternehmens-Policy zum Einsatz der Geräte.

Welche Sicherheitseinschränkungen gibt Ihr Unternehmen zum Einsatz von Tablets vor?

Bei mehr als der Hälfte ist die Nutzung eines sicheren Passworts vorgeschrieben, jeweils sechs Umfrageteilnehmer gaben an, dass Tablet-Nutzern in ihrem Unternehmen der Zugriff auf den offiziellen App-Marktplatz (also etwa iTunes AppStore oder Google Play Store) beziehungsweise spezielle Websites wie YouTube verboten respektive technisch gesperrt sei. Vier Befragte gaben sogar an, bei ihnen sei die private Nutzung der Geräte grundsätzlich nicht gestattet - während es bei immerhin einem Achtel der Teilnehmer keinerlei Sicherheitseinschränkungen gibt.

Fazit: Kein leichtes Unterfangen

Manager sind auch nur Menschen - anders kann man sich den raschen und durchschlagenden Erfolg des iPad im Unternehmen nicht erklären. Angesichts der mittels Umfrage festgestellten Defizite in verschiedenen Bereichen stellt sich jedoch die Frage, ob das Glück bei einem Großteil der Anwenderunternehmen vielleicht doch nur von kurzer Dauer ist. Derzeit sperren sich die meisten Firmen nicht gegen die einmalige Anschaffung von Tablets - schon weil die stylishen Flachrechner in der Chefetage ihre größten Fans haben. Auf den Prüfstand gestellt wird die Tablet-Strategie aber spätestens dann, wenn die erste Generation der Geräte ersetzt werden muss - in dieser kurzlebigen Branche also spätestens nach zwei oder drei Jahren.

Hier wird sich dann die Spreu vom Weizen trennen: Unternehmen mit einer wenig ausgefeilten Mobility-Strategie, fehlenden Richtlinien und unzureichender Verwaltung werden viel Lehrgeld zahlen und möglicherweise das Interesse an Tablets verlieren. Übrig bleiben Firmen mit einem klaren Konzept, vorgegebenen Zielen und den passenden Kontrollmechanismen, um nicht vom rechten Weg abzukommen.

Ausgehend von diesen Kriterien und den Antworten der Umfrageteilnehmer sind die meisten Unternehmen in der Studie auf einem guten Weg. Ein Teil von ihnen hat jedoch dringenden Nachholbedarf, insbesondere was Lösungen zur Verwaltung und Absicherung betrifft.

Studiensteckbrief

Grundgesamtheit: IT-Entscheider, IT-Spezialisten, IT-Professionals.

Zielpersonen: Leser der COMPUTERWOCHE sowie Nutzer von COMPUTERWOCHE.de, bei denen es sich um IT-Entscheider, IT-Spezialisten, IT-Professionals handelt.

Methode: Online-Befragung.

Teilnehmer-Generierung: Persönliche E-Mail-Einladung zur Umfrage.

Stichprobe: Die Umfrage basiert auf einer Personenstichprobe: 318 Befragungsteilnehmer, die mit der Befragung begonnen haben, 304 ordnungsgemäß beendete Fragebögen.

Untersuchungszeitraum: 14. Mai bis 11. Juni 2012.

Fragebogen: Die Befragung erfolgte anhand eines strukturierten Fragebogens online.

Auftraggeber:

Redaktion COMPUTERWOCHE,

Redakteur: Manfred Bremmer.

Durchführung:

Marktforschung IDG Business Media.

Projektleiter: Matthias Teichmann.