Viele Anwender möchten Microsofts Software-Abo kündigen

10.07.2007
Einer Umfrage von Forrester Research zufolge sind viele Unternehmen mit Microsofts "Software Assurance" unzufrieden. Wegen langer Update-Zyklen falle der Gegenwert für die regelmäßigen Gebühren zu gering aus.

Mit der Einführung der Licence 6 im Jahr 2001 beseitigte Microsoft die Möglichkeit, Updates für bereits vorhandene Software zu einem reduzierten Preis zu kaufen. Stattdessen müssen Unternehmen für den Aufstieg zur neuesten Version eines Produkts den vollen Preis einer Neulizenz berappen oder das Software-Abo Assurance abschließen. Gegen eine Jahresgebühr zwischen 25 (Server) und 29 Prozent (Desktop) des Lizenzpreises können Anwender dann jederzeit die neuesten Releases der gewünschten Programme bekommen.

Eine aktuelle Umfrage von Forrester kommt zum Ergebnis, dass viele Firmen auf die ohnehin nicht sonderlich beliebte Software Assurance künftig verzichten wollen. Von 63 befragten Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitern beantworteten nur 24 Prozent die Frage, ob sie ihr Abo verlängern wollen, mit "Ja" beziehungsweise "Wahrscheinlich ja". Klar dagegen entschieden haben sich 26 Prozent und 18 Prozent wollen die Software Assurance nur für einige ausgewählte Produkte abschließen.

Als wichtigsten Grund, das Software-Abo auslaufen zu lassen, wird mangelnde Wirtschaftlichkeit genannt. Bei einer typischen Laufzeit von vier Jahren bezahlen Anwender für Desktop-Produkte 116 Prozent der Neulizenz (29 mal 4), bei Server-Software summieren sich die Abo-Gebühren auf 100 Prozent. Microsoft bietet im Rahmen der Software Assurance neben dem Recht auf Updates zwar einige Zugaben an, etwa den Zugriff auf das IT-Portal TechEd oder Trainingsgutscheine. Die meisten der von Forrester interviewten Unternehmen gaben aber an, diese Dreingaben nicht in Anspruch zu nehmen.

Keine Garantie für das Erscheinen neuer Versionen

Als unökonomisch erweist sich das Abonnement besonders dann, wenn Microsoft innerhalb der Vertragsdauer keine signifikanten Updates liefert. Genau dies traf bei einer Reihe von Schlüsselprodukten zu, die erst nach vier (Exchange 2007, Sharepoint 2007, Office 2007) bis fünf Jahren (Windows Vista, SQL Server) in einer neuen Version erschienen. Die Unwirtschaftlichkeit des Software-Abos zeigt sich allerdings erst im Nachhinein, weil Microsoft den Kunden vorher nicht garantiert, dass innerhalb der Laufzeit neue Versionen der betreffenden Produkte erscheinen.

Der Nutzen einer Software Assurance ist nicht nur deshalb schwer kalkulierbar. Hinzu kommt, dass Microsoft nach eigenem Ermessen die Lizenzbedingungen für abonnierte Produkte verändert. So führte der Hersteller für Exchange 2007 und Sharepoint 2007 zum Ärger vieler Anwender neue Client-Access-Lizenzen ("Enterprise CALs") ein, die extra bezahlt werden müssen. Das Abo umfasst nur Standards-CALs, die nicht zur Nutzung des vollen Funktionsumfangs der Server-Software berechtigen.

Die laut Umfrage sinkende Bereitschaft von Unternehmen, sich vertraglich weiterhin an Microsoft zu binden, begründet Forrester außerdem mit dem Erscheinen mehrerer wesentlicher Updates innerhalb eines kurzen Zeitraums. Diese Ballung war nur zum Teil in den Roadmaps vorgesehen, im Fall von Vista und Office ist sie die Folge von verspäteter Auslieferung. Anwender, deren Software Assurance sich bis Ende letzten Jahres erstreckte, erwarben somit das Recht auf die neuesten Versionen von Windows, Office, Exchange und Sharepoint.

Nach den bisherigen Erfahrungen können Sie davon ausgehen, dass Microsoft zumindest drei oder vier Jahre benötigen wird, bis die nächste Generation dieser Produkte auf den Markt kommt. Nachdem die meisten Anwender anschließend bis zum Erscheinen des ersten Service Packs abwarten und zudem eine längere Evaluierungsphase einplanen, würden sie über mehrere Jahre Gebühren an Microsoft entrichten, ohne dafür eine Gegenleistung zu beziehen. Sie könnten stattdessen nach 2011 eine Neulizenz der benötigten Produkte erwerben oder das Abo nach einer mehrjährigen Unterbrechung rechtzeitig wieder aufleben lassen.

Bindung an Microsoft blockiert freie Alternativen

Wenn Unternehmen das Abonnement auslaufen lassen, dann gewinnen sie zudem neue Spielräume für den Einsatz von Open-Source-Alternativen. Viele Anwender, die vor drei oder vier Jahren eine Software Assurance abschlossen, weil sie Linux oder Open Office nicht als geeigneten Ersatz für Microsoft-Produkte betrachteten, mussten feststellen, dass die freie Software seitdem durch kontinuierliche Updates große Fortschritte erzielte. Wer jedoch weitere zwei oder drei Jahre Gebühren an Microsoft entrichtet und damit das Anrecht auf die neuesten Versionen aus Redmond erwirbt, kann den Umstieg auf freie Alternativen betriebswirtschaftlich kaum rechtfertigen.

Microsoft stieg mit der Licence 6 auf ein Mietmodell um, weil das Unternehmen damit Schwankungen bei den Einnahmen ausgleichen wollte, die durch die Updatezyklen der Hauptprodukte entstanden. Die Abogebühren sorgen für einen gleichmäßigen und kalkulierbaren Umsatz, ohne dass sich Microsoft auf die Lieferung von neuer Software verpflichtet. Die solcherart erzielten Umsätze verbucht der Hersteller unter "Unearned Revenue". Dieser Posten belief sich im letzten Quartal auf über zehn Milliarden Dollar.

Wenn sich eine größere Zahl von Unternehmen nicht mehr langfristig an Microsoft binden will, dann muss das Unternehmen wieder mit Einnahmenschwankungen oder gar Ausfällen in den Zeiträumen zwischen großen Updates rechnen. Offenbar ist sich Microsoft dieser Gefahr bewusst und versucht gegen diese drohende Entwicklung zu steuern, indem es wesentliche Produkte exklusiv an die Software Assurance bindet. So kann Vista Enterprise nur über das Abo und nicht als Einzellizenz bezogen werden. Siehe auch Monopolsteuer Software Assurance?(ws)