HD-Camcorder im Test

Videos hoch aufgelöst

13.03.2008
Jeder Grashalm auf der Wiese, jedes Haar am Kopf der Gattin kommt gestochen scharf. Mit hochauflösenden Videos sieht man erst, was aktuelle HD-Fernseher wirklich darstellen können. Von Markus Schelhorn/vo

Camcorder mit HD-Auflösung sind für Otto Normalfilmer erschwinglich geworden und liefern meist beeindruckende Bilder. In Zeiten, in denen bereits Einfach-Camcorder Videos in annehmbarer Bildqualität aufnehmen, muss die High-Definition-Klasse der Camcorder deutlich mehr bieten. Und das tun sie, die neuen HD-Cams im Kompaktformat.

Doch drei Dinge sollte man schon haben, will man sich einen HD-Camcorder zulegen: einen Full-HD-Fernseher, einen schnellen Rechner mit viel Arbeitsspeicher und einer großen Festplatte – und viel Geduld, denn das Verarbeiten des Videomaterials verläuft bei manchen Camcordern nicht ohne Hürden. Deshalb zäumen wir das Pferd von hinten auf und erklären zunächst, wie man das Videofutter der jeweiligen Camcorder dem Rechner schmackhaft macht.

Videos überspielen

Schnappschussmodell: Unterwegs immer dabei und schnell zur Hand ist die Sanyo Xacti HD2. Zwei leicht bedienbare Schalter dienen für Fotoaufnahmen und für Videos
Foto: Sanyo

Bei allen Probanden in unserem Testfeld klappt die Übertragung der aufgenommenen Videos und Fotos per Drag & Drop problemlos. Außer bei der Canon HV20 erscheinen die Speicher aller Camcorder im Test als Festplattensymbol – der Windows-Explorer und der Arbeitsplatz zeigen hierfür ein neues Laufwerk an. Am komfortabelsten gelang der Transfer im Test mit der Sanyo Xacti HD2 und dem mitgelieferten Dock. Hier muss man lediglich den Camcorder in das Dock stellen und auf den Schalter am Dock drücken, damit die Speicherkarte auf dem Desktop erscheint.

Die Canon HV20 ist die Ausnahme im Test. Da sie die Videos auf Mini-DV-Band speichert, verbinden Sie den Camcorder via Firewire-Kabel (nicht im Lieferumfang) und importieren die Filme per Videoschnitt-Software. Fotos speichert die Canon HV20 auf einer Mini-SD-Card, per USB-Verbindung laden Sie hier die Fotos auf den Rechner. Canon legt neben dem USB-Kabel auch passende Software bei. Wir raten, beim Überspielen der Videos zum Computer den Camcorder an den Netzadapter anzuschließen, damit dem Kamera-Akku nicht mitten in der Übertragung der Saft ausgeht. Je nach Filmlänge kann sich der Überspielvorgang nämlich hinziehen.

Übrigens verweigert die Panasonic HDC-SD1 gänzlich das Übertragen der Daten, wenn kein Akku eingelegt und der Camcorder nicht am Netzadapter angeschlossen ist. Das ist an sich löblich, allerdings lästig, wenn man eben mal schnell eine kleine Videosequenz übertragen will.

Das Videoformat AVCHD

Die Übertragung der Videos zum Rechner ist nur die halbe Miete. Während man sich bei den herkömmlichen Camcordern, die Filme auf Mini-DV-Band sichern, kaum Gedanken um die Computerverarbeitung machen musste, sieht dies mit der HD-Generation ganz anders aus. Der Grund ist das Videoformat AVCHD, das bislang längst nicht jede Software erkennt, und das nicht bei allen Herstellern einheitlich ist.

Windows-Anwender können beispielsweise zu Adobe Premiere Pro CS3, Pinnacle Studio 11, Ulead Video Studio 11 Plus oder Nero ab Version 7.8.5.0 greifen. Am Mac unterstützt nur die aktuelle Version von Final Cut Pro, die immerhin mit 1300 Euro zu Buche schlägt, das AVCHD-Format – und das auch nur indirekt, denn Final Cut Pro wandelt das Video des Camcorders zunächst zeitraubend in das eigene Format Pro Res 422 um. Dies ist allerdings bei keinem der von uns getesteten Camcorder notwendig.

JVC Everio GZ-HD7: der Camcorder setzt SDHC-Karten ein. Im Inneren werkelt ein Lüfter.
Foto: JVC

Gut gefällt, dass JVC der Everio GZ-HD7 eine CD mit einem Quicktime-Plug-in beilegt. Das ist ohne Suche schnell installiert. Der Nachteil ist jedoch eine deutlich längere Übertragungszeit als die Spieldauer des Films. So brauchten mehrere Filmclips der JVC GZ-HD7, die zusammen rund zehn Minuten lang waren, auf unserem Testrechner immerhin 45 Minuten, bis sie von der Festplatte des Camcorders geladen waren.

Am Mac zeigte sich ein Problem: Der Rechner erkannte die Firewire-Verbindung nicht, so dass nur die langsamere USB-Verbindung blieb. Am längsten dauert das Überspielen und Konvertieren der Filmaufnahmen mit der Panasonic HDC-SD1. Da sie keine Apple-Mac-Unterstützung bietet, muss man auf die 30 Euro kostende Shareware Voltaic zurückgreifen.

In der Praxis

Unser Testfeld ist ein bunt gewürfelter Haufen, denen das Aufnahmeformat HD gemeinsam ist. Angefangen von der winzigen Sanyo Xacti HD2, die sich als hervorragende Kamera für unterwegs empfiehlt, bis zur nahezu dreimal so teuren JVC GZHD7, die Profi-Ambitionen hat und sich dadurch sogar für umfangreiche Videoprojekte eignet. Genau so unterschiedlich sind daher auch die Geräte im Praxistest.

Foto: Sanyo

Die Sanyo Xacti HD2 passt in jede Tasche und ist der unkomplizierteste Begleiter im Test. Gleichwertig sind zwei Knöpfe für Foto und Video auf der Rückseite angebracht, so kann man sich bei jeder Szene spontan für eine der beiden Aufnahmearten entscheiden. Die Einstellmöglichkeiten sind begrenzt, aber für Video- und Fotoaufnahmen ausreichend. Man kann zwar schnell die manuelle Scharfstellung aktivieren, doch die Schärfebeurteilung fällt auf dem kleinen Display schwer. Zudem ändert sich während der Zufnahme der manuelle Fokus nicht. Dafür lässt sich mit einem Antippen des Vierwege-Jogdials während der Aufnahme die aktuelle Einstellung des Autofokus speichern. Gut gefällt uns bei der Xacti HD2, dass sie sehr schnell einsatzbereit ist - das unterstreicht ihren Charakter als unkomplizierter Mitnehm-Camcorder.

Foto: JVC

Mit Profi -Ambitionen wartet dagegen die JVC GZ-HD7 auf, der größte und teuerste Camcorder im Test. Schon das hochwertig wirkende Gehäuse fällt angenehm auf. Auch liegt die JVC GZ-HD7 sehr gut und sicher in der Hand, alle Steuereinheiten lassen sich schnell erreichen und sind an den richtigen Stellen platziert. Angenehm weich lässt sich der Zoom betätigen. Zudem überzeugt das Objektivrad für den komfortablen manuellen Fokus. Gut gefällt uns die Focus-Assist-Taste, die bei manuellem Fokus in eine Graustufendarstellung im Display umschaltet und die scharf gestellten Motive blau umrandet darstellt.

Der Autofokus ist etwas behäbiger als bei den Konkurrenten, was kein Nachteil sein muss, denn so pumpt er in gewissen Szenen nicht so stark. Dafür dauert es vergleichsweise lange, bis der Camcorder betriebsbereit ist. Aus dem Ruhezustand erwacht die JVC GZ-HD7 nach rund sechs Sekunden, eben so lange dauert es beim Einschalten. Das eingebaute Mikrofon ist vergleichsweise gut, anspruchsvollere Anwender können – wie übrigens bei jedem HD-Camcorder im Test – ein externes Mikrofon anschließen. Der optische Bildstabilisator macht sich in der Praxis leider kaum bemerkbar.

Foto: Canon

Ein Wolf im Schafspelz ist die Canon HV20. In ihrer nicht sonderlich hochwertig wirkenden Plastikschale verbirgt sich eine vorzügliche Technik. Auch an Einstellmöglichkeiten mangelt es dem Camcorder nicht, diese sind für die Preisklasse sogar recht umfangreich. Für den Praxiseinsatz sinnvoll ist beispielsweise ein Drehrad, das vor dem Display platziert ist, mit dem man manuell die Schärfe regeln kann. Neben dem Drehrad sitzt der Umschalter zwischen Autofokus und manuellem Fokus, auch ein Schalter zum Aufhellen der Aufnahme bei dunklen Szenen ist vorhanden. Ein Kritikpunkt bleibt aber: Da die Schärfebeurteilung beim manuellen Fokussieren auf dem Display schlecht zu bewerkstelligen ist, gibt es zwar eine Taste für eine Ausschnittsvergrößerung, diese ist aber unpraktisch unterhalb des Displays angebracht.

Auf eine SDHC-Card speichert die Panasonic HDC-SD1 ihre Daten. So kann man Platz sparen und ohne mechanisches Laufwerk auskommen. Doch ganz ohne Eigengeräusche kommt auch die kleine HDC-SD1 nicht aus. Denn im Inneren kühlt ein Lüfter die Elektronik. Glücklicherweise ist er recht leise und stört die Tonaufnahmen kaum. Das kleine Gehäuse des Panasonic-Camcorders hat allerdings in der Praxis seine Nachteile bei der Bedienung. Wer eine große Hand hat, wird die Finger arg verrenken müssen, um an die gewünschten Steuereinheiten zu gelangen. Besonders der Aufnahmeknopf ist nach unserem Geschmack ungünstig platziert. Für eine Kamera dieser Preisklasse hätten wir uns zudem ein separates Einstellrad oder einen Ring zum Einstellen der manuellen Schärfe gewünscht. Diese muss man über den winzigen Jogdial-Vierwegeschalter vornehmen. Immerhin erscheint auf Wunsch automatisch eine Vergrößerung in der Displaymitte, damit man die Schärfeeinstellung besser beurteilen kann.

Bildqualität

Full-HD bedeutet eine Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln. Im Test zeichnet jedoch nur die JVC GZ-HD7 in dieser Auflösung auf. Alle anderen Full-HD-Camcorder im Test schreiben die Filme mit 1440 x 1080 Pixeln auf ihren Speicher. Am Bildschirm füllen die Camcorder die fehlenden Lücken durch ein Hochrechnen des Signals aus. In der Praxis fällt dies bei den meisten Szenen nicht sonderlich auf, da das menschliche Auge horizontal schlechter auflöst als vertikal.

Halbscharf: Gut gefällt das Drehrad der Canon HV20 zum Einstellen des manuellen Fokus. Unergonomisch ist aber die Taste für die Schärfenkontrolle angebracht
Foto: Canon

Bei viel Licht lieferten alle Kandidaten schöne Bilder. Besonders der Canon HV20 konnte hier mit einer sehr guten Bildschärfe und ausgewogenen, satten Farben glänzen und führt in dieser Disziplin das Feld klar an. Die schlechteste Bildqualität im Test bemerkten wir bei der Sanyo Xacti HD2, allerdings ist dieser Camcorder-Foto-Hybrid zum einem das günstigste Gerät im Test und zeichnet zum anderen die Videos mit 720p statt 1080i auf. Bei sich schneller bewegenden Motiven fielen teils Kompressionsartefakte unangenehm auf, zudem waren die Aufnahmen zu kontrastreich und ohne die bei der Betrachung wichtige Detailzeichnung. Insgesamt lieferten bei Tageslicht die JVC Everio GZ-HD7 und die Panasonic HDC-SD1 ein gutes Videobild. Bei beiden Modellen würden wir uns aber eine bessere Bildschärfe wünschen.

Vielseitiges Videospeicherwunder: Auf die 4 GB große Speicherkarte im SDHC-Format des Panasonic HDC- SD1 passen bereits rund 40 Minuten hochauflösender Film

Dafür konnten die JVC Everio GZ-HD7 und die Panasonic HDC-SD1 ihre Qualitäten in punkto Nachtaufnahmen ausspielen. Beide Camcorder verwenden einen Drei-Chip- Bildwandler, was das Farbrauschen beträchtlich reduzierte. Besonders mit ihrem lichtstarken Objektiv eignet sich die Panasonic HDC-SD1 am besten für Aufnahmen in dunkler Umgebung, allerdings kam der Autofokus gelegentlich ins Straucheln. Insgesamt lieferte die JVC Everio GZ-HD7 die ausgewogenste Leistung zu später Stunde. Erstaunlich scharfe und detailreiche Bilder produziertze die Canon HV20 bei Nachtaufnahmen, allerdings war das Bildrauschen deutlich sichtbar. Die Sanyo Xacti HD2 musste in dieser Disziplin gegenüber den ausgewachsenen HD-Camcordern kapitulieren. Zu dunkel und mit zu geringer Zeichnung landen Videos auf der Karte.

Fazit und Testergebnisse

Fazit
Wer sich jetzt einen Camcorder zulegen möchte, sollte das HD-Format wählen. AVCHD steckt derzeit noch in den Kinderschuhen. So empfiehlt sich für die unkomplizierte Nachbearbeitung das HDV-Format, das allerdings überwiegend Camcorder mit Mini-DV-Band verwenden.

Testergebnisse

Produkt

Canon HV20

JVC Everio GZ-HD7

Panasonic HDC-SD1

Sanyo Xacti HD2

Straßenpreis

rund 800 Euro

rund 1200 Euro

rund 1000 Euro

rund 450 Euro

Fazit

Vorzüge: viele Funktionen, sehr gute Videos bei hellem Licht, unkomplizierter Import. Nachteile: hörbares Laufwerk, teils umständliche Bedienung

Vorzüge: sehr gute Bedienung, viele manuelle Einstellungen, lange Speicherzeit. Nachteile: braucht lange bis betriebsbereit, kein Hilfslicht oder Blitz, langsamer Autofokus

Vorzüge: kompakt, gute Ergebnisse bei schwachem Licht. Nachteile: kein optischer Sucher, kein manueller Fokus

Vorzüge: beste Fotoqualität, gute Makrofunktion. Nachteile: schlechteste Videoqualität, ungeeignet bei Nacht, kein mechanischer Bildstabilisator, keine SD-Card

Gesamt- wertung

2,2

2,3

2,5

2,9

Bildqualität hell (40 %)

1,6

2,1

2,2

3,0

Bildqualität dunkel (15 %)

3,5

2,9

2,8

4,3

Tonqualität (5 %)

3,1

2,8

2,5

3,0

Fotofunktion (10 %)

3,2

3,3

2,6

2,0

Ausstattung (15 %)

1,6

1,3

1,9

2,2

Handhabung(10 %)

1,8

1,3

1,9

1,7

Transfer (5 %)

2,0

3,0

4,0

2,0

TECHNISCHE DATEN

Speicher

Mini-DV, Mini-SD-Card (nur Fotos)

60-GB-Platte, SD(HC)-Card

SD(HC)-Card

SD(HC)-Card

Datenformat

HDV

AVCHD (.TOD)

AVCHD (.MTS)

HDV (.mp4)

Zoom optisch/digital

10/40 (200)

10/200

12/30 (700)

10/10

Videoauflösung (Pixel)

1440 x 1080/50i und 25p; 720 x 576/50i

1920 x 1080/50(60)i; 1440 x 1080/50(60)i

1440 x 1080/50i

1280 x 720 (720p); 720 x 480; 640 x 480; 320 x 240

Sensor

1-mal CMOS, 1/2,7“, 2,96 Megapixel

3-mal CCD, je 1/4“, je 570 000 Pixel

3-mal CCD, je 1/4“, je 520 000 Pixel

1-mal CCD, 1/2,5“, 7,1 Megapixel

Anschlüsse

HDMI, FBAS, Komponenten, Firewire, USB 2.0, Kopfhörer, Mikrofon, Systemschuh

HDMI, Komponenten, S-Video, A/V, USB 2.0, Firewire, Systemschuh

HDMI, A/V, Komponenten, USB 2.0, Mikrofon, Systemschuh

HDMI, Kombibuchse für Audio, Video, S-Video und USB 2.0, Komponenten, Mikrofon

Lieferumfang

Tragegurt, Fernbedienung, A/V- und USB-Kabel

Tragegurt, Fernbedienung, A/V- und USB-Kabel

Fernbedienung, A/V- und USB-Kabel, 4-GB-SDHC-Karte

Docking-Station mit Adapter, Kameratasche, Handschlaufe, Fernbedienung, HDMI-, A/V- und USB-Kabel, Mikrofonadapter

Maße in mm

88 x 80 x 138

91 x 77 x 186

74 x 67 x 137

119 x 80 x 36

Gewicht in g

535

750

490

210

Nützliche Tipps zur Nachvertonung

Der Videofilmer weiß, dass seine schönen Clips ohne oder mit dem falschen Ton schnell langweilen. Deswegen nimmt er stets auch ein ausreichendes Stück Audio am Schauplatz auf und opfert dafür Band- oder Speicherkapazität. Doch auch bei den aktuellen Videokameramodellen der Ober- und Spitzenklasse ist ein perfekter Ton keineswegs garantiert. Viel ökonomischer ist ein zusätzliches Aufnahmegerät für den perfekten Sound: MP3-Player mit Recorderfunktion speichern stundenlang O-Ton und sind dabei vollkommen unabhängig von den Schnitten des Kameramanns.

Die Tonaufnahme erfolgt ohne Unterbrechung, so dass auch Audiomitschnitte von den Szenen zur Verfügung stehen, die gar nicht mit aufgenommen wurden. Sie eignen sich oft perfekt als Sounduntermalung für Gegenschnitte. Voraussetzung ist natürlich – wie meistens in diesem Metier – die richtige Ausrüstung. Die Aufnahmequalität des Recorders sollte exzellent sein, weil der leise Nebenbei-Ton besonders empfänglich ist für niedrige Rauschabstände oder Kompressionsartefakte. Zudem sollten Sie beim Mikrofon nicht sparen. Und schließlich ist beim Schnitt darauf zu achten, dass der Atmosphären-Track keine identifizierbaren Ereignisse bietet.