Verdrängt Windows den Blackberry?

04.08.2006
Voll im Trend scheinen derzeit Windows-basierende Smartphones zu liegen: Sie konnten ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahr um 84 Prozent steigern.

Während die Marketing-Abteilungen etlicher IT-Hersteller voll auf die Mobility-Karte setzen, sprechen die jüngsten Marktzahlen von IDC eine andere Sprache: Der westeuropäische Markt für mobile Endgeräte schrumpfte im zweiten Quartal 2006 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent. Insgesamt kauften rund 3,3 Millionen Europäer ein neues Endgerät. Laut IDC zeigen die Zahlen deutlich, dass sich der Markt für mobile Clients in einem Umbruch befindet.

So hat die negative Entwicklung ihre Ursache primär in der sinkenden Nachfrage nach Handhelds. Der Absatz dieser Gerätegattung, die IDC als Pocket PCs beziehungsweise PDAs ohne Telefonfunktion definiert, sank im Jahresvergleich um rund 46 Prozent. Einen Grund für die negative Entwicklung sehen die Marktforscher darin, dass die einstige "Killerapplikation" Fahrzeugnavigation nicht mehr zieht. Viele Anwender würden lieber zu den günstigeren, dedizierten mobilen GPS-Navigationssystemen greifen, als ein teureres multifunktionales Handheld-System zu kaufen. Dabei mussten alle Hersteller, mit Ausnahme von Fujitsu Siemens, Verluste im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen.

Diesen negativen Trend konnte auch die gestiegene Nachfrage nach konvergenten Endgeräten nicht wettmachen. Von diesen Geräten, die IDC als mobile Endgeräte mit integrierter Daten- und Telefonfunktion spezifiziert, konnten im ersten Halbjahr 2006 in Westeuropa 23 Prozent mehr verkauft werden. Damit blieb der westeuropäische Markt laut Andrew Brown, Program Manager European Mobile Devices and Computing bei IDC, im internationalen Vergleich aber hinter den Erwartungen zurück. Eine Ursache für das eher enttäuschende Wachstum sieht Brown darin, dass sich beispielsweise bei Motorola und Sony Ericsson Neuvorstellungen für dieses Segment verzögert hätten. Zudem stünden eine immer größere Zahl an intelligenten Handys in Konkurrenz zu den konvergenten Endgeräten.

Shooting Star in diesem Marktsegment war im zweiten Quartal der taiwanische Anbieter HTC. Der hierzulande eher unbekannte Hersteller, dessen Produkte - etwa der MDA, MDA Compact etc. - vor allem über Mobilfunkanbieter wie T-Mobile, O2 oder Vodafone vertrieben werden, konnte seinen Absatz um 210 Prozent im Vergleich zum 2. Quartal 2005 steigern. Damit liegen die Asiaten mit einem Marktanteil von fünf Prozent nur noch knapp hinter dem Blackberry-Hersteller RIM, der sechs Prozent des Marktes für sich beanspruchen kann. Ferner hat HTC im Juni mit der Einführung von HTC als eigenständige Marke die Weichen für ein weiteres überproportionales Wachstum gestellt.

Vom HTC-Erfolg profitiert auch Microsoft, denn die Asiaten bevorzugen bei ihren Endgeräten Windows Mobile als Betriebssystem. Spielte der Softwarekonzern in Sachen Mobile E-Mail-Push bislang nur eine untergeordnete Rolle, so konnte Microsoft dank HTC ein Plus von 84 Prozent für Windows Mobile im Segment der konvergenten Endgeräte verbuchen und kommt nun auf einen Marktanteil von 17 Prozent. Erzrivale RIM wuchs dagegen im Vergleichszeitraum mit seiner Blackberry-Plattform nur um 34 Prozent. Auf der anderen Seite erlitt Microsoft jedoch herbe Verluste im Bereich der reinen Handhelds, so dass die Zahl der mit Windows Mobile ausgelieferten Endgeräte um sieben Prozent sank. Unangefochtener Platzhirsch bei den konvergenten Endgeräten ist dagegen Nokia. Die Finnen konnten ihren Absatz um 13 Prozent steigern und haben nun einen Marktanteil von 74 Prozent.

Die absoluten Verlierer im zweiten Quartal 2006 waren Hewlett-Packard und Palm. So verkaufte HP 25 Prozent weniger Geräte. Noch stärker gebeutelt wurde Palm. Das Unternehmen setzte 48 Prozent weniger ab als im zweiten Quartal 2005. (hi)