Forrester - Macs in die Firmen

User umgehen Apple-Verbot sowieso

18.08.2012 von Thomas Pelkmann
Der Marktforscher beobachtete, dass immer mehr Beschäftigte Macs nutzen - obwohl Firmen sie nicht supporten. Für Forrester höchste Zeit, Apple die Tür zu öffnen.
Apple gehört in die Unternehmen, fordert Forrester-Analyst David K. Johnson. Früher galt das Gegenteil als richtig.

Forrester-Analyst David K. Johnson bringt in seinem Anfang des Jahres veröffentlichten Report "People Are Bringing Macs To Work - It’s Time To Repeal Prohibition" auf den Punkt, was man bisher von Apple-Anwendern hielt: "Mac-User trinken in abgelegenen Gängen Möbelpolitur und kassieren Prämien von Schwarzhändlern, die die Macs doch irgendwie ins Unternehmen geschmuggelt haben."

Und so haben sich echte PC-Profis auch verhalten: Entweder sie verbieten Macs ganz oder beschränken den Support auf die Geräte der Vorstandsmitglieder, denen sie die Benutzung nicht verbieten können. Aber nun sei es Zeit, das Verbot von Macs am Arbeitsplatz aufzuheben, meint Johnson und macht sich in seiner Analyse ans Werk, dafür gute Gründe zu finden.

Mitarbeiter mit Macs müssen bisher oft jenseits der IT nach Produktivtät und Support suchen. Noch.
Foto: Apple

Ausgangspunkt seiner Diskussion ist ein von Forrester beobachtetes Phänomen: Die Zahl der Macs in den Unternehmen wächst, ohne dass der Support dieser Geräte in gleichem Maße ansteigt. Immerhin 22 Prozent der von Forrester dazu befragten Unternehmen geben an, dass auffallend mehr Mitarbeiter eigene Macs mit zur Arbeit bringen. Trotzdem sagen 41 Prozent, dass sie den Zugriff auf Mail und Netzwerk verbieten.

Für die Mac-Arbeiter heißt das: Sie müssen notgedrungen jenseits der Firmen-IT nach Wegen suchen, diese Verbote zu umgehen. Dabei entsteht ein grauer Markt, der auf deutsch gerne "Schatten-IT" genannt wird. Im Englischen hat sich dafür der Begriff Bootlegging eingebürgert. Damit werden "Aktivitäten motivierter Mitarbeiter" bezeichnet, in denen "Innovationsprozesse heimlich organisiert werden", wie Johnson schreibt.

Dabei macht Produktivität Produktive süchtig, so der Forrester-Analyst pointiert ("Productivity for the productive is addictive"): Einflussreiche Menschen in erfolgreichen Organisationen könnten gar nicht genug von dem Kick kriegen, den sie durch das Erledigen von Dingen erleben. Sie sind kreativ, fordern sich selbst und andere und kriegen ihre Erfolgserlebnisse dadurch, dass sie Probleme lösen und Auswege finden.

Produktivität macht Produktive süchtig

Sie reisen oft, weil sie dorthin wollen, wo die Kunden und das Geld sitzen. Sie arbeiten gerne unter Zeitdruck und sind bereit, ihr eigenes Geld für einen Mac auszugeben. Denn: Ihr PC bremst sie herunter. Und weil Zeit so ziemlich das einzige ist, was auch diese Über-Performer nicht beliebig vermehren können, zieht es sie zu Macs mit Flash-Laufwerken, weil die nicht 20 Minuten zum Booten oder zum Öffnen einer Excel-Datei brauchen. Kein Wunder, dass auch das graue Äußere der früher abschätzig DOSen genannten Windows-PCs bei dieser Zielgruppe nicht nur nicht überzeugen kann, sondern dem kreativen Image direkt als abträglich empfunden wird.

Was früher die Eckkneipe war, ist für Mac-User heute die Genius-Bar in den Apple-Stores größerer Städte, schreibt Johnson. Hier trifft man nicht nur Gleichgesinnte, hier kriegt man auch die Tipps, die man von seiner eigenen IT-Abteilung nicht bekommt.

Klar, noch immer sind Macs um einiges teurer als vergleichbare PCs. Das aktuelle Macbook Air kostet ungefähr doppelt so viel wie ein handelsüblicher Firmen-PC. Aber das nehmen die Mac-Arbeiter so gerne in Kauf, dass sie sich solche Geräte sogar selber kaufen. Forrester-Befragungen haben eine direkte Korrelation zwischen der Höhe des Gehalts und der Zahl der von den Mitarbeitern angeschafften Macs ergeben.

Aus all diesen und den folgenden Gründen rückt Forrester von seiner früher ablehnenden Haltung gegen Apple-Computer in den Unternehmen ab.

* Power-Laptop-User arbeiten im Durchschnitt 45 Stunden in der Woche - meistens am Rechner. Es ist ihr primäres Business- und Produktivitätswerkzeug, weil seine Leistungsfähigkeit und Nützlichkeit einen großen Anteil an der Produktivität dieser Mitarbeiter hat. Schlechte Maschinen in Verbindung mit einem über die Zeit immer langsameren Windows-Betriebssystem fressen diese Produktivität auf und sorgen für Frust bei den Outperformern. Ein leistungsfähiger Laptop wäre also ein prima Investitionsziel, weil es einen direkt spürbaren Nutzen bringt.

Man sagt Mac-Books Zuverlässigkeit nach

Gelten als teuer und kompliziert, sind aber tatsächlich wartungsärmer: Macbooks von Apple.
Foto: Apple

* Macbooks haben den Ruf, zuverlässig zu sein und wenig Wartungsaufwand zu benötigen. Das gilt aktuellen Umfragen zufolge sowohl für die Hardware als auch für das Betriebssystem. Der Grund laut Forrester: Apple legt mehr Wert auf hochwertige Komponenten, und das Betriebssystem ist noch immer relativ immun gegen Schad-Software und Viren. Vorhersagen, dass sich das alles mit der wachsenden Popularität der Geräte ändern wird, haben sich bisher auch nicht bewahrheitet.

* Jede IT würde gewinnen, wenn sie die produktiven Mitarbeiter unterstützt, anstatt sie an der Arbeit zu hindern, meint Forrester-Analyst Johnson. Mac-User sind in seinen Augen echte "HEROes", was als Akronym für "Highly Empowered and Resourceful Operatives" steht. Immerhin 17 Prozent aller Information Worker seien solche Helden, weil sie neue Technologien ausprobieren und produktiv nutzbar machen.

Und damit meint Forrester nicht die Abteilung Grafik-Design oder Desktop-Publishing mit den Leuten, die sich an den Mac-Würfel aus den 1980ern erinnern wie an einen Chateau Lafitte aus dem Spitzenjahr 1947. Die meisten Unternehmens-Macs befinden sich im Eigentum von Unternehmensverantwortlichen, Top-Sales-Managern und anderen "Workaholics". Diese Anwender machen im Schnitt 44 Prozent mehr Umsatz, verwenden mehr Collaboration-Apps und tragen drei Geräte mit sich herum, egal, wo sie sich gerade befinden.

Wer der Forrester-Linie folgen möchte, nach der Macs quasi dringend in die Unternehmen gehören, der sollte die folgenden Schritte gehen:

Verantwortung statt Kontrolle

1. Verantwortung übertragen statt kontrollieren. Die Firmen mit dem größten Erfolg beim Erwartungs-Management haben sich entschieden, Technologien einzusetzen, die Leute zu besseren Leistungen befähigt, statt sie zu kontrollieren. Ein Beispiel nennt Forrester auch: Programme, die regelmäßig überprüfen, welche Software auf einem Rechner installiert ist und ob diese Anwendung lizenztechnisch in Ordnung ist, sind kontraproduktiv. Wo Software sowieso nur noch gegen einen Freischaltcode erhältlich ist, wäre es besser, den Mitarbeitern einen Platz für die Ablage ihrer individuellen Schlüssel zu überlassen, anstatt sie zu kontrollieren.

2. Self-Service-Community für Mac-Anwender fördern. Arbeiten Sie mit den "Macsperten" Ihres Hauses zusammen, um allen Anwendern eine Handvoll Tipps und Tricks anbieten zu können. Setzen Sie ein firmeninternes Wiki damit auf, wie man Postfächer oder VPN-Verbindungen konfiguriert. So können die Mitarbeiter gleich noch ihre Social-Media-Skills mit verbessern.

3. Wenn Sie die Wahl haben, entscheiden Sie sich bei Tools und Utilities immer für Mac-spezifische Anwendungen anstelle von wenig passenden Windows-Anwendungen. Unternehmen mit einer parallelen Mac-Infrastruktur berichten von keinerlei negativen Seiteneffekten im Netzwerk, wohl aber von weniger Problemen beim Administrieren der Mac-Umgebungen.

4. Schaffen Sie sich für spezielle Probleme Mac-Tools anstelle von Windows-Werkzeugen an. Windows-Filesharing etwa arbeitet mit Macs schlechter zusammen als entsprechende Mac-Tools mit Windows, meint David K. Johnson. Was er meint: Der Mac ist häufiger Teil der Lösung als das Problem.

5. Schaffen Sie virtualisierte Umgebungen. Parallels ist eine Mac-Software, die den Betrieb von Windows auf einem Mac ermöglicht. So können Legacy-Anwendungen unter Windows notfalls auch auf einem Mac betrieben werden. Virtuelle Maschinen verfolgen denselben Zweck, sorgen aber auch dafür, dass man mit Macs ohne Umwege, browser-basiert auf klassische Anwendungen zugreifen kann.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO.