Update: SCO verliert den Krieg gegen Linux

13.08.2007
Ein Gericht hat entschieden: Die Rechte an Unix gehören Novell. SCO steht vor dem Aus.

Der 10. August 2007 wird in die Geschichte von Linux eingehen. Denn an diesem Tag beendete Richter Dale Kimball vom Bezirksgericht Zentral-Utah den von SCO am 12. Mai 2003 eröffneten Krieg gegen das Open-Source-Betriebssystem. Er entschied, Novell gehörten die Urheberrechte an Unix. Diese Entscheidung trifft SCO auch in den Klagen gegen IBM, Sequent (inzwischen IBM) und Red Hat an der Achilles-Ferse. Vom Tisch ist damit SCOs Ansinnen, von Linux-Anwendern bis zu 700 Dollar Lizenzgebühr pro Server zu verlangen.

SCO hatte Novell auf Schadensersatz verklagt, als der Linux-Distributor erklärte, er habe 1995 beim Verkauf von Unix und Unixware an SCO keineswegs die Urheberrechte an den Betriebssystemen veräußert. Richter Kimball befand jetzt, SCO habe lediglich Vertriebs- und Entwicklungsrechte erworben; das geistige Eigentum an Unix stehe weiterhin Novell zu. Kimball: "Novell ist der Besitzer der Urheberrechte an Unix und Unixware."

Daraus leitete Kimball des Weiteren ab, dass SCO kein Recht habe, IBM wegen Verletzung geistigen Eigentums zu verklagen. Vielmehr könne Novell die Unix-Company anweisen, das Verfahren einzustellen. Dem habe SCO Folge zu leisten. Die Prozessparteien müssen zu einem weiteren Verfahrenstermin am 31. August 2007 mitteilen, welche Konsequenzen dieses Urteil ihrer Ansicht nach für das Verfahren SCO gegen IBM hat.

SCO-Chef Darl McBride ist mit seiner Strategie der Klagen gegen Linux-Anbieter und -Anwender gescheitert.

Ferner könne Novell von SCO eine Nachzahlung auf sämtliche Unix-Lizenzeinnahmen verlangen, insbesondere auf mehrere Millionen Dollar, welche die Unix-Company gleich nach Eröffnung der Klage gegen IBM von Microsoft und Sun Microsystems erhalten hat. Die Höhe der finanziellen Ansprüche soll in einem separaten Verfahren geklärt werden. Weil SCO seit der Klagewelle vor vier Jahren immer mehr Kunden verloren und gleichzeitig Millionensummen für die Verfahren aufgewendet hat, sind die einst üppigen Finanzreserven fast völlig erschöpft. Die Firma steht unmittelbar vor dem Bankrott.

Der mit seiner Strategie gegen Linux gescheiterte SCO-Chef Darl McBride dürfte nun zur Verantwortung gezogen werden. Von ihm gab es bis Redaktionsschluss kein Statement, sein Unternehmen teilte lediglich mit, man sei von der Gerichtsentscheidung "enttäuscht". Der Richter habe im Übrigen entschieden, dass SCO Urheberrechte an den eigenen Weiterentwicklungen an Unix und Unixware seit dem Deal mit Novell von 1995 habe. "Wir werden unsere Optionen analysieren." Manche Beobachter erwarten, dass SCO in die Revision gehen wird.

"Äußerst zufrieden mit dem Urteil" äußerte sich dagegen Joe LaSala, Chefjustiziar von Novell: "Die Entscheidung des Gerichts hat der SCO-Klage ihren Kern genommen. Das eliminiert SCOs Drohung gegen die Linux-Community, die auf Vorwürfe der Unix-Urheberrechtsverletzungen aufbaute."

Pamela Jones, die mit ihrer Website "Groklaw" das Verfahren begleitet und mit der Veröffentlichung zahlloser prozessrelevanter Dokumente die SCO-Positionen untergraben hat, dankte Novell und seiner Kanzlei. Sie wies darauf hin, dass mit dem Urteil das Verfahren nicht beendet ist, SCO aber im Kern abgewiesen wurde. Jim Zemlin, Direktor der Linux Foundation, interpretierte das Urteil in einem weiteren Sinne: "Es belegt, dass die Industrie die Linux-Plattform verteidigen wird, wenn Organisationen sie mit Rechtsmitteln angreifen."

Das Urteil könnte für SCO weiteren Schaden nach sich ziehen, wenn Partner des Unternehmens Unixware und OpenServer fallen lassen und sich Linux zuwenden. Auch Microsoft dürfte jetzt gewarnt sein, nicht mehr ohne konkrete Beweise zu behaupten, Linux und andere Open-Source-Produkte verletzten Patente und Urheberrechte. Nicht absehbar ist, welche Folgen es hat, dass Sun im Einvernehmen mit SCO das Betriebssystem Open Solaris, im Kern geistiges Eigentum von Novell, Open Source gestellt hat. (ls)