Update: HP könnte IBM dieses Jahr nach Umsatz überflügeln

17.08.2006
Elefantenrennen: Hewlett-Packard (HP) könnte in diesem Jahr gemessen am Umsatz der weltgrößte Computerkonzern vor dem jahrzehntelangen Spitzenreiter IBM werden.

Im dritten Quartal und den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres 2005/06 steigerte HP auch den Gewinn überaus deutlich. Unter anderem baute HP Umsatz und Gewinn im PC-Geschäft stark aus und konnte dem mit schweren Problemen kämpfenden PC-Branchenführer Dell Kunden abjagen.

Unter dem seit März 2005 amtierenden Konzernchef Mark Hurd zog HP in den vergangenen drei Monaten mit einer Umsatzsteigerung von fünf Prozent auf 21,9 Milliarden Dollar (17,1 Milliarden Euro) mit dem seit Beginn des Computerzeitalters führenden Branchenprimus IBM umsatzmäßig gleich. HP dürfte im Gesamtjahr die globale Führung mit einem Umsatz von mehr als 91 Milliarden Dollar übernehmen. Die Wall Street geht für IBM von knapp 90 Milliarden Dollar Jahresumsatz aus.

HP brachte es den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf einen Umsatz von 67,1 Milliarden Dollar nach 63,8 Milliarden ein Jahr zuvor. Der Gewinn wurde in dem am 31. Juli beendeten Neunmonatsabschnitt mehr als verdoppelt, wie das Unternehmen mit Sitz in Palo Alto (Kalifornien) am Mittwoch nach Börsenschluss mitteilte. Der Überschuss legte auf 4,5 (2,0) Milliarden Dollar und der Gewinn je Aktie auf 1,57 (0,68) Dollar zu.

HP rechnet für das Schlussquartal des laufenden Geschäftsjahres mit einem Umsatz von 24,1 Milliarden Dollar und mit einem Gewinn von 57 bis 59 Cent je Aktie. Im Gesamtjahr dürfte der Gewinn bei 2,14 bis 2,16 Dollar liegen.

HP steigerte den Gewinn im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres auf 1,4 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) gegenüber nur 73 Millionen Dollar in der entsprechenden Vorjahreszeit. Im Vorjahr hatte es allerdings hohe steuerliche Sonderbelastungen gegeben, die für die Repatriierung kumulierter Auslandsgewinne von 14,5 Milliarden Dollar angefallen waren. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich auf 48 (Vorjahresvergleichszeit: drei) Cent. Unter Ausklammerung von Sonderfaktoren legte der Gewinn je Aktie auf 52 (36) Cent zu, während die Wall Street fünf Cent weniger erwartet hatte. Die operativen Gewinne der Gesellschaft stiegen in allen Sparten kräftig.

Konzernchef Hurd hob die höheren Gewinnmargen hervor. Er hatte das Unternehmen durchforstet und rund 15.000 Stellenstreichungen verordnet. Das sind rund zehn Prozent der HP-Gesamtbelegschaft. In der Berichtszeit fielen davon 1900 Stellen weg. Die HP-Aktien schossen nachbörslich um 6,16 Prozent auf 36,55 Dollar in die Höhe. HP kündigte auch ein Aktienrückkaufprogramm von sechs Milliarden Dollar an. HP hatte 16 Milliarden Dollar liquide Mittel in der Kasse.

Gleichzeitig baute HP aber auch Umsatz und Gewinn im PC-Geschäft trotz der Preiskämpfe mit Dell stark aus. Dell kämpft mit schweren geschäftlichen Problemen und hat gerade eine massive Rückrufaktion für 4,1 Millionen Laptop-Batterien angekündigt.

Der PC-Umsatz von HP legte im dritten Quartal deutlich um acht Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar zu. Der der operative Gewinn der PC-Sparte stieg beeindruckend von 163 auf 275 Millionen Dollar. Die lukrative Druckersparte steigerte den Umsatz um fünf Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar und den operativen Gewinn auf 884 (771) Millionen Dollar. Bei Speicherprodukten und Servern gab es einen Umsatzanstieg um drei Prozent auf 4,1 Milliarden Dollar und einen operativen Gewinn von 296 (147) Millionen Dollar. Die Dienstleistungssparte legte um ein Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar zu und erhöhte den operativen Gewinn auf 364 (256) Millionen Dollar.

Hurd will das Softwaregeschäft durch den anstehenden Kauf der Softwarefirma Mercury Interactive für 4,5 Milliarden Dollar weiter ausbauen. Es hatte in der Berichtszeit in der Softwaresparte einen Umsatzanstieg von 30 Prozent auf 318 Millionen Dollar gegeben und einen operativen Gewinn von 13 Millionen Dollar gegenüber roten Zahlen von 37 Millionen Dollar in der entsprechenden Vorjahreszeit.

Der HP-Quartalsumsatz in Nord- und Südamerika erhöhte sich um acht Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar, in der Region Europa/Naher Osten/Afrika um zwei Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar und im asiatisch-pazifischen Raum um sieben Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar. (dpa/tc)