Energieeffizienz

Unternehmen nutzen Förderung für Green IT nicht

22.10.2009 von Jan-Bernd Meyer
Stell Dir vor, Green-IT-Projekte würden vom Staat gefördert - und kein Unternehmen will das Geld. Nicht zu glauben? Es ist die Realität.

So zumindest sagt es das "Green IT Beratungsbüro". Die gemeinsame Einrichtung des Bundesumweltministeriums (BMU), des Umweltbundesamtes (UBA), der KfW-Bankengruppe und des Branchenverbands Bitkom stellt fest, dass es in Deutschland viele Fördermittel für Green-IT-Projekte gibt.

Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist allerdings, dass es kaum Unternehmen gibt, die diese staatlichen Ausschüttungen für firmeninterne Green-IT-Projekte abrufen.

Das Beratungsbüro moniert, viele Organisationen wüssten nicht einmal, wie viel Energie ihre IT-Infrastruktur verbraucht. Deshalb würden sie diesen Kostenfaktor vernachlässigen.

"Gerade in Zeiten knapper Kassen sollten Unternehmen über die Einsparpotenziale ihrer ITK-Systeme nachdenken. Green IT spart Energiekosten, mit staatlicher Unterstützung können sich solche Projekte in kürzester Zeit amortisieren", sagt Florian König, Projektmanager Kommunikation im "Green IT Beratungsbüro".

Das Beratungsbüro berät aktuell zu zwei staatlichen Förderprogrammen: Im Rahmen des Umweltinnovationsprogramms des Bundesumweltministeriums werden Maßnahmen unterstützt, die Umweltbelastungen auf besonders innovative Weise vermindern. Zur Unterstützung solcher Spitzen-Projekte erhalten die Organisationen in der Regel ein zinsvergünstigtes Darlehen. In begründeten Ausnahmefällen wird alternativ ein Investitionskostenzuschuss von bis zu 30 Prozent gewährt.

Staat zahlt Energieberater fast komplett

Die zweite Maßnahme ist als Breitenförderung im Rahmen des ERP-Umwelt- und Energieeffizienzprogramms angelegt. In diesem Verfahren erhalten Unternehmen für einzelne Green-IT-Projekte ein Darlehen zu niedrigen Zinsen - das Beratungsbüro sagt, diese Förderung könne "unbürokratisch" beantragt werden. Kleineren und mittleren Unternehmen wird in diesem Förderprogramm zusätzlich geholfen. Der "Sonderfond Energieeffizienz" übernimmt 80 Prozent der Kosten für einen Energieberater, der die Green-IT-Potenziale im Unternehmen ermittelt.

Green-IT-Anbieterverzeichnis

Insbesondere in Rechenzentren herrscht großer Optimierungsbedarf. Das "Green IT Beratungsbüro" berät daher alle grundsätzlich förderfähigen Anwender, wie sich der Energieverbrauch ihrer IT-Infrastrukturen senken lässt. Um die Transparenz auf dem Markt weiter zu erhöhen, werde das Beratungsbüro Ende dieses Jahres das Green-IT-Anbieterverzeichnis auf seiner Internetseite starten. "Damit wollen wir Interessierten einen besseren Überblick über den Markt für besonders energieeffiziente ITK-Produkte und -Dienstleistungen geben", sagt Bernd Klusmann, Projektmanager Technologien im "Green IT Beratungsbüro". (jm)

Stromkosten: 1,1 Milliarden Euro

Die Stromkosten für die rund 2,2 Millionen installierten Server in Deutschland betrugen 2008 rund 1,1 Milliarden Euro. Das ergab eine Studie des Borderstep-Instituts im Auftrag des Bitkom. Server und zentrale IT-Systeme von kleineren Verwaltungen und Mittelständlern mit je bis zu 250 Mitarbeitern verbrauchten rund 3,6 Terawattstunden. Damit waren Energiekosten von 400 Millionen Euro verbunden.