IDC-Studie Big Data

Unternehmen erledigen noch Basisarbeiten

16.11.2012
Big Data zwingt Unternehmen aktiv zu werden. Aber nur wenn die Firmen das Thema ganzheitlich angehen, können sie aus den großen Datenmengen auch einen signifikanten Geschäftsnutzen ziehen, wie eine aktuelle IDC-Studie zeigt.
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Deutsche Unternehmen sehen das Potenzial von Big Data-Technologien an erster Stelle in der Optimierung von Kosten. 45 Prozent der IT-Verantwortlichen erwarten von entsprechenden Initiativen zunächst Kostensenkungen bei datenrelevanten Prozessen im Unternehmen, wie die aktuelle Studie „Big Business dank Big Data?“ des Marktforschungsunternehmens IDC zeigt. Danach hat Big Data für die Organisationen eine Dimension erreicht, die das Thema erst zum relevanten Kostenfaktor für die Firmen werden ließ.

Die Ursachen dafür sind nicht neu. Das weltweite digitale Datenvolumen soll sich nach Schätzungen von IDC im Jahre 2020 auf 35 Zettabyte belaufen. Noch im Jahr 2009 arbeiteten die Unternehmen mit 0,8 Zettabyte, was weniger als einem Viertel dieses Datenvolumens entspricht. Mehr als ein Viertel der befragten IT-Verantwortlichen erwarten in den nächsten zwei Jahren einen jährlichen Datenzuwachs von bis zu 25 Prozent. 13 Prozent rechnen sogar damit, dass ihr Datenberg im selben Zeitraum um 25 bis 50 Prozent wächst.

Mobile Daten bilden den Löwenanteil

Der Datenstrom speist sich aus einer Vielzahl von Quellen von Office- und Unternehmensanwendungen über Web-Applikationen bis hin zu Sozialen Medien, Maschinendaten und der exponentiell anwachsenden Vielfalt an mobilen Geräten. Mobile Daten bilden aus Sicht der IT- und Businessverantwortlichen auch den Löwenanteil an Neuinformationen, gefolgt von Daten aus IT- und TK-Systemen, aus der Cloud sowie unstrukturierte Daten.

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Die Datenflut trifft alle Unternehmen und setzt sie unter Zugzwang. So verwundert wenig, dass die Befragten das Potenzial von Big Data-Technologien zunächst in der Optimierung der Kosten sehen, die durch das Hereinbrechen der Datenmassen verursacht werden. Konsequenterweise betrachten die IT-Entscheider die Bewältigung der schieren Datenmenge auch als wichtigste technologische Herausforderung bei der Datenhaltung.

Firmen erwarten bessere Steuerung ihrer Organisation

Doch bei allem Druck, den das Phänomen Big Data auf die Unternehmen und IT-Abteilungen ausübt: Die Organisationen betrachten den erheblichen Informationszuwachs auch als Chance und erwarten von Big Data-Technologien einen klaren geschäftlichen Mehrwert. Sie zielen dabei vor allem auf eine schnellere Informationsgewinnung, ein besseres Informationsmanagement und eine insgesamt bessere Steuerung des Unternehmens.

Um dieses Ziel zu erreichen, bringen die Unternehmen vor allem In Memory-Datenbanken zum Einsatz, gefolgt von Systemen für High Performance Computing und Enterprise Content Management. Zu den gefragten Technologien gehören aber auch spaltenorientierte Datenbanken, Software Caching, verteilte Architekturen und dokumentenorientierte Datenbanken.

Betrachtet man die Geschäftsbereiche, zählt das Controlling zu den größten Nutznießern dieser Technologien. 35 Prozent sehen hier den größten Business-Nutzen, und weitere 30 Prozent halten Big Data-Technologien vor allem in der Finanzplanung und Budgetierung für nutzbringend. Als besonders wertvoll wird indes auch der Beitrag entsprechender Systeme für die Optimierung der IT-Infrastruktur betrachtet: 30 Prozent der Befragten sehen darin einen Vorteil für das gesamte Unternehmen.

Unternehmenseigene IT häufig nicht kompatibel für Big Data

Doch bevor der Business-Nutzen aus Big Data für die Firmen erkennbar wird, müssen diese noch ein beträchtliches Maß an Grundlagenarbeit leisten, wie die Studie zeigt. Die größten Herausforderungen sind aus Sicht der Befragten der Schutz von Informationen, die effiziente Speicherung und generell die kostengünstige Nutzung von Big Data. Aus IT-Sicht kommen weitere Aufgaben hinzu, etwa die Bewältigung der Datenmenge insgesamt, der hohe Datenverkehr, die Datenverwaltung sowie Storage-Aspekte. Dabei tun sich die IT-Verantwortlichen vielfach schwer mit der unternehmenseigenen IT: 34 Prozent sind der Ansicht, ihre IT-Infrastruktur lasse sich nicht ausreichend skalieren. Fast ebenso viele (33 Prozent) halten ihr Netzwerk nicht für ausreichend performant. Zugleich ist manchen (29 Prozent) die Technologie an sich noch unklar.

"Ohne strategische Ansätze ist ein Scheitern programmiert"

Trotz Breite und Umfang der Herausforderungen streben die Unternehmen noch eher selten einen ganzheitlichen Big Data-Lösungsansatz an. Auch das geht aus der Studie hervor. So geht Matthias Zacher, Senior Consultant bei IDC in Frankfurt, davon aus, dass die in den Firmen installierten Lösungen und die genutzten Konzepte zunehmend an ihre Grenzen stoßen, um die Daten ausreichend zu erschließen.

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„Hier sind strategische Ansätze gefragt, ansonsten ist ein Scheitern programmiert“, schließt Zacher. „Wir erwarten, dass sich viele Unternehmen mittels hybrider Szenarien aus vorhandenen und neuen Technologien den Herausforderungen durch Big Data nähern. Ansätze dazu sind bereits sichtbar."