CIO des Jahres 2020 – Großunternehmen – Platz 3

Uniper-CIO Bunyan gestaltete gesamte IT neu

26.11.2020 von Heinrich Vaske
Die Vorschusslorbeeren für Uniper waren nach der Ausgliederung aus dem E.ON-Konzern nicht üppig. CIO Damian Bunyan nutzte die Chance, nahezu alles neu aufzustellen und eroberte so Platz drei beim CIO des Jahres - punktgleich mit Gerd Niehage von der B. Braun Melsungen AG.
Die Ausgliederung aus dem E.ON-Konzern war auch für die IT von Uniper eine Herkulesaufgabe. CIO Damian Bunyan war ihr gewachsen und stellte nahezu alles neu auf.
Foto: E.ON

Als der Energieversorger E.ON Anfang 2016 seine Geschäfte neu ordnete und unter anderem die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Gas in die Uniper SE auslagerte, waren die Schlagzeilen alles andere als freundlich. Vokabeln wie "Resterampe" oder "Bad Bank" beschrieben den ausgegründeten Bereich, niemand traute der mit vielen Hypotheken belasteten Gesellschaft Erfolge zu.

Inzwischen hat sich die Stimmung gedreht: Uniper setzt heute primär auf die Geschäftsfelder moderne Energieerzeugung und Energiehandel. Der Konzern will eine führende Position in der klimafreundlichen Strom- und Gasversorgung einnehmen und verfolgt zudem Pläne, seine Kunden bei der Dekarbonisierung zu unterstützen.

Uniper

Im Jahr 2016 lagerte Eon die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen in die Uniper SE aus. Heute setzt Uniper primär auf die Geschäftsfelder moderne Energie-Erzeugung und Energiehandel, will eine führende Position in der klimafreundlichen Strom- und Gasversorgung einnehmen und seine Kunden bei der Dekarbonisierung unterstützen.

Zu dieser ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte hat die IT einen entscheidenden Beitrag geleistet. Zusammen mit einem Kernteam handverlesener Spezialisten hat CIO Damian Bunyan die gesamte IT neugestaltet. Alles begann mit der IT-Strategie: Sie musste ausformuliert, vom Vorstand verabschiedet und umgesetzt werden. Dabei verwarf die Planungsmannschaft den Gedanken, die IT weiter als Shared Service Provider aufzustellen. Allen war klar: IT und Business sind im 21. Jahrhundert untrennbar miteinander verknüpft. Agilität, Time-to-market, Cloud-basierte Technologien und Services sowie eine "Can-Do"-Kultur waren dem Team um Bunyan besonders wichtig.

Physische Trennung von E.ON

Die physische Trennung von E.ON war eine Herkulesaufgabe. Am Anfang stand das Design des neuen Unternehmensnetzwerks, das die anzuschaffenden Cloud-Lösungen und das gesamte Sicherheitskonzept von Beginn an mitberücksichtigen sollte. Ein großer Schritt war auch die Einführung eines Cloud-basierten Identity-Management-Systems, das hochskalierbar sein musste, um auch künftigen IoT-Anforderungen zu genügen.

Dann hat die IT Schritt für Schritt die Anwendungen und Daten aus den E.ON-Rechenzentren migriert. Fast ein Drittel der Apps wurde abgeschaltet, die meisten in die Public Cloud überführt. Bei den Daten gab es ebenfalls eine Bereinigung um 40 Prozent. Den E.ON-Workplace wollte Uniper ebenfalls nicht einfach übernehmen und mit Windows 10 und Office 365 auf den neuesten Stand bringen. Stattdessen setzten die Verantwortlichen ein alternatives Konzept auf, nach dem Motto "anytime, anywhere, any device". Die Anwender können ihre teils spezifischen Cloud-Lösungen heute auf beliebigen Geräten in einer abgesicherten Umgebung nutzen.

Uniper-Anwendungen über Data Lake miteinander verbunden

Die Anwendungen, ob Cloud-basiert oder on-premise, sind über einen zentralen Data Lake miteinander verbunden. Uniper legt so die Basis dafür, die Vision einer "Data-driven Company" mit verschiedenen Geschäftsszenarien Realität werden lassen zu können. Auch sein Servicemanagement hat das Energie-Unternehmen optimiert und in einer eigenen ServiceNow-Umgebung implementiert.

Die wichtigsten CIOs der deutschen Energiebranche
Martin Hölz
Ab 1. April 2020 wird Martin Hölz CIO der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe. Er löst Frank Krickel ab, der seit Juni 2017 die Position des Leiter der Funktionaleinheit Informationstechnologie (C-TI) innehatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt.
Damian Bunyan
Damian Bunyan ist seit Januar 2016 CIO der E.ON-Abspaltung Uniper in Düsseldorf. In dem Unternehmen werden die E.ON-Bereiche konventionelle Stromerzeugung, Energiehandel und Exploration & Produktion gebündelt. Von 2006 bis 2013 war Bunyan Mitglied der Geschäftsführung des E.on Business Services.
Philip Lübcke
Philip Lübcke ist seit September 2019 Geschäftsbereichsleiter IT der TEAG Thüringer Energie. Er berichtet an den Vorstand Personal und IT Wolfgang Rampf. Zuvor war Lübcke sechseinhalb Jahre lang CIO der Frankfurter Mainova AG. Insgesamt brint er 15 Jahre Erfahrung aus der Energiebranche mit.
Sebastian Weber
Seit 1. Juli verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Jan-Wilm Buschkamp
Jan-Wilm Buschkamp ist seit August 2019 Bereichsleiter IT der Mainova AG. Seitdem hat das Team um den CIO mit „hybrIT2023“ ein IT-Transformationsprogramm erarbeitet, um den Frankfurter Energieversorger zukunftsfähig zu machen. Ziel des Programms ist es unter anderem, mehr Wert zu generieren, das Unternehmen lean und agil aufzustellen sowie Prozesse end-to-end zu gestalten.
Oliver Herzog
Zum 1. September 2023 übernimmt Oliver Herzog den CIO-Posten bei der Thüga. Seine Vorgängerin Annette Suckert scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus.
Thorsten Steiling
Thorsten Steiling ist seit Februar 2019 CIO Oerlikon Group & Managing Director Oerlikon IT Solutions AG. Er berichtet an Boris von Bieberstein, Head of Group Business Services. Zuvor war Steiling von September 2017 bis Januar 2019 CIO/Head of Corporate IT beim Automobilzulieferer Veritas AG in Gelnhausen.
Marcus Schaper
Marcus Schaper ist CIO bei der neuen RWE-Tochter Innogy. Er kommt von der Mutter RWE. Er war zuvor Head of IT bei der RWE Supply & Trading. Schaper hat an der WWU Münster Wirtschaftsinformatik studiert und war seit dem Jahr 2000 bei McKinsey. Zu RWE kam er im April 2010. Bis zum Börsengang der neuen RWE-Tochter fungierte Schaper als CIO für beide Konzernteile, seitdem ist er CIO der neuen Tochtergesellschaft. Übergreifende IT-Aufgaben in der RWE AG werden derzeit von Winfried Bröring wahrgenommen.
Jan Leitermann
Seit Juni 2017 ist Jan Leitermann Group CIO beim österreichischen Öl- und Erdgaskonzern OMV in Wien. Leitermann war zuvor Managing Director und Board Member beim Beratungsunternehmen Accenture AG Schweiz.
Jürgen Skirde
Jürgen Skirde ist CIO der RAG. Gleichzeitig hat er die operativ ausgerichtete Funktion des IT-Leiters inne. Im Konzern arbeitet der Diplom-Ingenieur schon seit 1985 - zunächst zehn Jahre auf Bergwerken, seither im IT-Management. Unter anderem leitete er SAP-Einführungsprojekte, von 2004 bis 2011 war er für die Infrastruktur verantwortlich.
Jan-Hendrik Semkat
Seit November 2017 ist Jan-Hendrik Semkat neuer Bereichsleiter Innovations- & IT-Management bei Natgas. Der gebürtige Oldenburger war mehrere Jahre in den Bereichen Softwareentwicklung, Projektmanagement und Beratung in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der SIV Utility Services.
Jörg Ochs
Jörg Ochs (51) hat am 2. September die Leitung der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM) übernommen. Er berichtet an den technischen Geschäftsführer der SWM Helge-Uve Braun. Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der RegioNetzMünchen GmbH. Insgesamt ist er bei der SWM seit 2003 beschäftigt, unter anderem als Senior-Manager IT-Security, Leiter IT-Security und Datacenter/Infrastruktur und als Leiter Telekommunikation bei der SWM Services GmbH.
Michael Seiferth
Im Oktober 2021 hat Michael Seiferth die Geschäftsführung der N-Ergie IT übernommen. Vorgänger Klaus Vogl hat das Unternehmen verlassen.

Das IT-Team überprüfte das Risikoportfolio und stellte dementsprechend die stark Legacy-orientierte Security neu auf. Das mündete in grundlegend überarbeiteten Regelungen zur Daten-, Applikations- und Passwortsicherheit, um neue Technologien und benutzerfreundlichere Prozeduren einfacher einführen zu können.

Neue Geschäftsmodelle unterstützen

Wichtig war Bunyan und seinem Führungsteam immer eine enge Synchronisation von IT und der ebenfalls neu entwickelten Geschäftsstrategie. Dabei führte an einer Verschlankung kein Weg vorbei: In den Fachbereichen galt es alte Zöpfe abzuschneiden, aber auch die IT-Organisation wurde auf Linie gebracht. Gleichzeitig waren neue Geschäftsmodelle und Produkte im Handel, im Gasspeicher- und im Kraftwerksbetrieb schnellstmöglich mit neuester Technologie in Bereichen wie Automatisierung, Analytics oder Machine Learning zu unterstützen.

Derzeit gilt es, den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben und die Kunden beim Erreichen ihrer CO2-Emissionsziele zu unterstützen. Die IT leistet ihren Beitrag mit der Bereitstellung von Plattformen, auf denen innovative Lösungen schnell entwickelt und sicher bereitgestellt werden können.

Uniper-Vorstand würdigt IT-Abteilung mit "Weltklasse-IT"

Bunyan und sein Team haben weit mehr geleistet als ihre Hausaufgaben zu erledigen. Der Vorstand weiß das zu würdigen: Als es im Lockdown um alles ging, dann aber die meisten Prozesse so weiterlaufen konnten wie bisher, bedankte sich das Führungsgremium bei seiner "Weltklasse-IT".

IT bei Uniper

1. IT und Business verknüpfen

2. Agilität, Can-do, Time-to-Market

3. Public Cloud für Services und Anwendungen