Umstellung der Chipproduktion bringt IBM Probleme

22.04.2004

Durch die Umstellung der Fertigungsverfahren auf neue Produktionstechniken in der Fabrik in East Fishkill, US-Bundesstaat New York, hat IBM offenbar erhebliche Probleme bekommen. Auf einer telefonischen Pressekonferenz erklärte John Joyce, Finanzchef bei Big Blue, der für die Chipfertigung zuständige Unternehmensbereich IBM Microelectronics habe im letzten Quartal 150 Millionen Dollar Verlust eingefahren. Dabei erwähnte er die Chipfabrik in East Fishkill und ungenügende Produktionsergebnisse.

Im Kern geht es darum, wie viele einwandfrei arbeitende Prozessoren sich aus einem Wafer, einer Silizium-Scheibe von 300 Millimeter Durchmesser, gewinnen lassen. Und damit hat IBM in East Fishkill anscheinend Probleme. Das könnte mehrere Gründe haben: Derzeit wird dort die Fertigung auf Prozessoren mit 90 statt 130 Nanometer Strukturbreite umgestellt. Dabei sind Probleme üblich. So verzögerte sich wiederholt Intels "Prescott"-Pentium 4 ebenfalls wegen der Einführung der 90-Nanometer-Herstellungstechnik.

Intel aber kann Startprobleme leichter verschmerzen, weil das Unternehmen relativ wenige Chiptypen in großer Menge herstellt. IBM hingegen - und das dürfte das zweite Problem in East Fishkill sein - produziert dort zahlreiche verschiedene Prozessoren in jeweils vergleichsweise bescheidener Auflage. Server mit Power-5-Prozessoren müssen erst noch auf den Markt kommen. Außerdem werden dort beispielsweise der Prozessor für die neue Grafikkarte Geforce 6800 von Nvidia und die CPU Power-PC 970FX für Apples Xserve-Systeme hergestellt. IBM hat sich gerühmt, den taiwanesischen Chipherstellern TSMC und UMC Aufträge weggeschnappt zu haben. Die Freude war wohl verfrüht.

Die Kunden dürften ob der Probleme in East Fishkill angesäuert sein. Apple hat für schlechte Geschäftsergebnisse im letzten Quartal IBM verantwortlich gemacht. Die Ursache sei das verspätete Erscheinen des Xserve G5, der mit IBMs Power-PC 970FX arbeitet. Big Blues Finanzchef Joyce gelobte Besserung: "Wir werden die Fertigungsergebnisse in unserer fortschrittlichsten 300-Millimeter-Produktion verbessern, auch wenn sie noch nicht so sind, wie es nötig wäre." (ls)