Neue Modelle von HP, Lenovo und Co.

Ultrabooks werden geschäftsfähig

17.06.2012 von Oliver Schonschek
Mit neuen Modellvarianten machen PC-Hersteller die flachen Rechner interessanter für professionelle Nutzer.

Mehr als 30 verschiedene Notebook-Modelle listet Intel inzwischen als Ultrabook. Ausdrücklich an Business-Anwender richten sich bislang aber erst wenige Ultrabooks, darunter das Dell XPS 13, das HP Folio 13, das Lenovo ThinkPad T430u und das Toshiba Portégé Z830.

Doch die Ultrabook-Familie bekommt bald Zuwachs; und der ist für professionelle Anwender und IT-Entscheider durchaus interessant: Zu den neuen Modellen gehören das HP Spectre XT Pro Ultrabook, das HP ENVY Pro Ultrabook 4, das HP EliteBook Folio 9740m und der Lenovo Thinkpad X1 Carbon. Die Präsentation der dritten Generation von Intels Core vPro Prozessoren für Ultrabooks zeigt, dass das Ende der Fahnenstange im Segment der Business-Ultrabooks noch lange nicht erreicht ist.

Eine Übersicht der aktuellen Ultrabook-Modelle finden Sie in unserer Bilderstrecke. Für weitere Informationen zu den neuen Ultrabook Modellen empfehlen wir unseren Artikel: Ivy Bridge macht Ultrabooks Beine

Ultrabooks Marktübersicht
Fujitsu Lifebook
Das neue Lifebook von Fujitsu ist speziell für Business-Kunden konzipiert. Es bietet diverse Security-Features und einen Docking Connector.
Fujitsu Lifebook
HP Envy Sleekbooks
Die HP Envy Sleekbooks sind nicht ganz so dünn wie das HP Spectre XT beziehungsweise die Pro-Variante, erfüllen aber zu deutlich günstigeren Preisen alle Anforderungen eines Utrabooks.
HP Envy Sleekbooks
ASUS Zenbook UX32
Asus schreibt die Zenbook-Story mit neun Ivy-Bridge-Ultrabooks fort.
ASUS Zenbook UX21A
Dell XPS 13
Dell war mit dem XPS 13 auf der CES einer der ersten Anbieter von Ultrabooks für Business-User.
HP Spectre XT
Mit den neuen Geräten der Serie Spectre XT und Spectre XT Pro wendet sich HP mal an Consumer, mal an Business-Kunden. Das Spitzenmodell dürfte wie das Demogerät mit dem neuen Ivy-Bridge-Prozessor Core i7-3667U kommen und somit Intel vPro unterstützen.
Acer Aspire S7
Auf der taiwanesischen IT-Messe Computex präsentierte Acer neue Ultrabook der Serie Aspire S7. Die Rechner sind unter anderem mit Touchscreens ausgestattet.
HP EliteBook Folio 9740m
Anders als die meisten Ultrabooks erlaubt das neue HP EliteBook Folio 9740m einen Akkuwechsel
Toshiba Z930-Serie
Mit der Z930-Serie von Satellite- und Portégé-Ultrabooks wandelt Toshiba schon auf Ivy-Bridge-Pfaden.
Samsungs-Ultrabooks der Serie 5.
Samsungs-Ultrabooks der Serie 5.
Vaio T von Sony
USB 3.0 mit Charger+, auch Anytime USB Charge genannt, ist eine ganz wichtige Funktion neuer Ultrabooks wie denen der Serie Vaio T von Sony.
Vaio T von Sony
Lenovo ThinkPad X1 Carbon
Lenovo setzt beim Gehäuse seiner neuen ThinkPads auf Carbon.
Lenovo ThinkPad X1 Carbon
Lenovo ThinkPad X1 Carbon
Acer Aspire S5 Ultrabook
Acer Aspire S5 Ultrabook

Für IT-Verantwortliche ist es wichtig zu wissen, welche Eigenschaften ein Business-Ultrabook mitbringen muss und welche weiteren Entwicklungen im Markt schon jetzt absehbar sind.

Das Display: Bitte keinen Spiegel

Das neue Ultrabook Lenovo ThinkPad X1 Carbon hat ein 14-Zoll-Display und steckt in einem leichten Carbon-Gehäuse
Foto: Lenovo

Wer unterwegs sein Notebook benutzen will, braucht nicht nur ein möglichst leichtes Gerät, das schnell hochfährt und lange durchhält. Je nach Einsatzposition kann der Lichteinfall zu störenden Reflexionen auf dem Display führen. Da sollte es selbstverständlich sein, dass ein Business-Ultrabook über ein mattes, nicht spiegelndes Display verfügt.

Beim HP Folio 13 zum Beispiel ist dies aber nicht der Fall. Anders sieht es etwa beim Toshiba Portégé Z830 aus. Auch der neue Lenovo Thinkpad X1 Carbon und das HP EliteBook Folio 9740m können mit einem matten Display punkten.

Tipp: Displays können zwar auch mit speziellen Folien besser gegen Reflexionen geschützt werden. In einem Business-Gerät sollte man jedoch ab Werk ein mattes Display erwarten dürfen. Neue Ultrabook-Modelle zeigen, dass die Hersteller hier dazugelernt haben.

Der Akku: Schnell laden oder schnell wechseln

Dank RapidCharge-Funktion erreicht das neue Ultrabook Lenovo ThinkPad X1 Carbon in rund 35 Minuten eine Akkuladung von 80 Prozent
Foto: Lenovo

Ein Business-Notebook sollte einen langen Arbeitstag überstehen und beispielsweise nach der Kundenbesprechung noch eine Angebotserstellung während der stundenlangen Zugfahrt ermöglichen. Da man nicht immer davon ausgehen kann, eine Steckdose am Sitzplatz vorzufinden, kann ein Akkuwechsel erforderlich werden.

Anders als die meisten Ultrabooks erlaubt das neue HP EliteBook Folio 9740m einen Akkuwechsel
Foto: HP, Asus

Leider zeigten sich die bisherigen Business-Ultrabooks bislang eher verschlossen. Sie bieten zwar laut Hersteller bis zu acht Stunden (Dell XPS 13) oder sogar fast neun Stunden (HP Folio 13) Akkubetrieb. Doch ein Akkuwechsel, wie ihn fast jedes billige Netbook erlaubt, ist bei diesen Modellen nicht vorgesehen. Das neue HP EliteBook Folio 9740m hingegen ist bereit für einen Akkuwechsel durch den Nutzer.

Tipp: Bei dem voraussichtlich ab August 2012 verfügbaren Lenovo Thinkpad X1 Carbon wird es eine RapidCharge-Funktion zur Schnellaufladung (80 Prozent) innerhalb von 35 Minuten geben. Wer also nicht in Minutenschnelle aufbrechen muss, kann sein Ultrabook dank einer solchen Funktion noch mit ausreichend Energievorrat versehen.

Wenn die Verfügbarkeit von Steckdosen auf längeren Reisen unsicher ist oder die Abreise meist spontan erfolgt, sollte aber ein Akkuwechsel möglich sein. Benutzer sollten für diesen Fall immer einen geladenen Reserve-Akku bereithalten.

Im Büro und unterwegs: Gute Verbindungen sind gefragt

Das neue Ultrabook HP EliteBook Folio 9740m zeigt sich sehr
Foto: HP

Klassische Notebooks haben den Markt für Desktop-PCs in den letzten Jahren massiv verändert. Die meisten Ultrabooks hingegen binden sich nicht so gern an den Schreibtisch: Einen Docking-Port sucht man bei vielen Modellen vergeblich. Nicht so zum Beispiel beim HP EliteBook Folio 9740m, das sich verbindungsfreudig zeigt und gerne auch an der Docking-Station Platz nimmt. Auch das Fujitsu Ultrabook soll einen Docking-Port bekommen.

Aber es geht auch anders: Eine freie USB-Schnittstelle reicht zum Beispiel beim HP Folio 13. Anwender können darüber den HP USB 2.0 Dock am Arbeitsplatz nutzen. Eine schnelle Datenübertragung auf Basis von USB 3.0 unterstützen neben dem HP Folio 13 auch das Lenovo Thinkpad X1 Carbon, das HP ENVY Pro Ultrabook 4, das HP Spectre XT Pro Ultrabook, das HP EliteBook Folio 9740m sowie das Dell XPS 13. Die Zahl der verfügbaren USB-Schnittstellen variiert allerdings.

Für den Zugang ins mobile Internet ist das integrierte UMTS-Modem beim Toshiba Portégé Z830 und Lenovo Thinkpad X1 Carbon praktisch, das HP EliteBook Folio 9740m und Fujitsus Ultrabook werden sogar LTE-Verbindungen direkt unterstützen können.

Tipp: Eine Docking-Station im Büro bietet Ultrabooks neben der Lademöglichkeit auch einen Zugang ins Firmennetzwerk. Das ist ein wichtiger Vorteil, denn viele Ultrabooks haben keine eigene Ethernet-Schnittstelle zum LAN. Die neuen Business-Ultrabooks Lenovo Thinkpad X1 Carbon, HP ENVY Pro Ultrabook 4, HP Spectre XT Pro Ultrabook und HP EliteBook Folio 9740m machen auch da eine Ausnahme, ebenso das HP Folio 13 und das Toshiba Portégé Z830. Funkverbindungen über WLAN (Wireless LAN) bietet dagegen jedes Business-Ultrabook.

Die Laufwerke: Kein Zutritt für CDs und DVDs

Wie bei besonders mobilen und flachen Geräten zu erwarten, besitzen Ultrabooks kein optisches Laufwerk. Wer den neuen Produktkatalog seines Lieferanten auf DVD erhält, sollte ihn sich vor dem Ultrabook-Einsatz ansehen oder an ein externes, optisches Laufwerk denken, wie zum Beispiel das mobile USB CD/DVD-Laufwerk von HP, das als Ergänzung etwa zum HP Folio 13 oder HP EliteBook Folio 9740m dienen soll.

Tipp: Wer sich unterwegs bei einer guten DVD entspannen möchte, sollte ebenfalls an das fehlende optische Laufwerk der Ultrabooks denken. Video-on-Demand aus dem mobilen Internet zum Beispiel ist nur dann ein Ersatz für DVD-Entertainment, wenn der Datentarif und die Verbindungsqualität am jeweiligen Standort passend sind.

Ultrabook-Sicherheit: Keine Abstriche machen!

Mehr als die Hälfte der deutschen Unternehmen beklagt einen Datenverlust auf mobilen Endgeräten. Sicherheitsfunktionen sind für ein Business-Ultrabook also Pflicht. Einen erhöhten Zugangsschutz über einen Fingerabdruck-Sensor bietet zum Beispiel das Toshiba Portégé Z830; je nach Modell verfügt das HP Folio 13 über einen TPM-Chip (Trusted Platform Module). Das Fujitsu Ultrabook soll neben Fingerprint-Reader und TPM-Chip auch eine Anti-Theft-Funktion aufweisen, um dem erhöhten Diebstahlrisiko bei mobilen Endgeräten zu begegnen. Kommt das Ultrabook abhanden, kann es aus der Ferne gesperrt werden.

Neue Business-Ultrabooks wie das Lenovo Thinkpad X1 Carbon und das HP EliteBook Folio 9740m nutzen zudem die dritte Generation der Intel Core vPro Prozessoren mit verbesserten Sicherheitsfunktionen. Dazu gehört die Intel Identity-Protection-Technik mit Public Key Infrastructure (PKI). Betreiber von Websites und Business-Netzwerken können so überprüfen, ob sich ein berechtigter Benutzer über einen vertrauenswürdigen PC mit einem privaten Schlüssel anmeldet, der in der Firmware des PCs gespeichert ist. Die Software Intel OS Guard erkennt und blockiert darüber hinaus Malware; der Intel Secure Key hilft bei der Datenverschlüsselung. Intels Active Management Technik (Intel AMT) unterstützt ferner die Verwaltung von Rechnern aus der Ferne (Remote-Management).

Tipp: Abstriche in Sachen Datensicherheit sollten Unternehmen bei mobilen Endgeräten nicht akzeptieren. Viele Security-Funktionen lassen sich zwar durch die Installation einer Spezialsoftware nachrüsten. Doch Funktionen, die bereits vorinstalliert sind, können Anwender oder Administratoren bei der Einrichtung des Systems schon mal nicht mehr vergessen.

Der Ultrabook-Speicher: HDD, SSD oder Cloud-Storage?

Damit die flachen Ultrabooks schnell starten können, verbauen die Hersteller vorwiegend Massenspeicher auf Basis von SSD (Solid State Drive beziehungsweise Solid State Disk). Die Ultrabooks verfügen dann in der Regel über lokale Speicherkapazitäten von maximal 256 GB (zum Beispiel Dell XPS 13). Alternativ werden SSDs mit maximal 32 GB verbaut, um einen Schnellstart zu ermöglichen. Speicherkapazitäten von 500 GB und mehr, wie man es von Notebooks inzwischen gewöhnt ist, kommen dann von der langsameren magnetischen Festplatte (HDD, Hard Disc Drive). Ein Business-Ultrabook wie das HP EliteBook Folio 9740m bietet beide Varianten: SSD und SSD kombiniert mit HDD, je nach Budget des Nutzers, denn speicherstarke SSDs sind noch recht teuer.

Tipp: Jedes vierte Unternehmen in Deutschland nutzt bereits Cloud Computing. Sofern eine breitbandige Flatrate-Verbindung ins mobile Internet verfügbar ist und an die notwendige Verschlüsselung und Cloud-Sicherheit gedacht wird, stellt die begrenzte Speicherkapazität der Ultrabooks kein Ausschlusskriterium für Business-Anwender dar. Wenn ein Unternehmen allerdings bewusst auf eine Cloud-Nutzung verzichtet, kann der in Ultrabooks ohne magnetische Festplatte verfügbare Speicher schnell knapp werden und zu einer Einschränkung im Alltag führen.

Fazit: Ultrabooks im Business

Ultrabooks haben viele Pluspunkte gegenüber herkömmlichen Notebooks: Sie zeichnen sich durch einen schnellen Start in den Betriebsmodus (Intel Rapid-Start-Technik) aus. E-Mails und Statusnachrichten aus sozialen Netzwerken können Anwender bei Modellen mit Smart-Connect-Technik selbst im Ruhezustand abrufen. Dank Intel Smart-Response-Technik starten häufig genutzte Anwendungen besonders schnell.

Ultrabooks haben zudem eine vergleichsweise lange Akkulaufzeit und ein geringes Gewicht (weniger als 1,4 kg etwa beim Lenovo Thinkpad X1 Carbon).

Trotzdem sollten sich Business-Anwender nicht vorschnell für ein Ultrabook entscheiden. Ohne Schnellladefunktion oder die Möglichkeit zum Akkuwechsel, ohne Docking-Port oder LAN-Schnittstelle und ohne umfassende Sicherheits- und Management-Funktionen ist ein Ultrabook zwar flach, leicht und schnell betriebsbereit, aber für viele Geschäftsanwender nicht die erste Wahl.

Vor allem die neuen Modelle von HP und Lenovo zeigen jedoch, dass Ultrabooks auch für den Business-Bereich geeignet sein können. Der Trend zum ausgesprochenen Business-Ultrabook wird sich weiter verstärken, die immer noch stolzen Preise werden sinken. Abwarten kann sich für Profinutzer jedoch immer noch lohnen, insbesondere für solche, die Touchscreen-Funktionen in Verbindung mit Windows 8 nutzen wollen. Tipp: Wer sein Budget schonen möchte, sollte sich auch die HP Sleekbooks auf Basis von AMD-Prozessoren genauer ansehen. (wh)