Messe-Rundgang Business Intelligence (BI)

Überblick statt Datenchaos

16.03.2004
Datenbankgestützte Analyse- und Berichtswerkzeuge für Business Intelligence (BI) entwickeln sich immer mehr zu strategischen Instrumenten der Unternehmenssteuerung. Die Hersteller reagieren auf die steigende Nachfrage mit immer umfassenderen Angeboten, vor allem Lösungen für das Massenberichtswesen.

B I -WERKZEUGE sind aus vielen Unternehmen nicht mehr wegzudenken. Meist mit einem Data Warehouse kombiniert dienen sie dazu, Fachkräfte auf verschiedenen Hierarchieebenen beim Erfassen, Auswerten und Verteilen der benötigten Geschäftsinformationen zu unterstützen. Dabei propagieren Analysten und immer mehr Hersteller heute den Ansatz eines Corporate- oder Business-Performance-Managements (CPM/BPM). Mit ihm sollen BI-Softwarelösungen mehr als bisher die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens beobachten und auswerten, um Informationen verfügbar zu machen, mit denen sich die Leistung eines Unternehmens verbessern, steuern, umsetzen und bewerten lässt. Wie und wohin sich die Produkte dabei im Einzelnen entwickeln, können Besucher auf der CeBIT erfahren, für die sich die meisten der führenden Anbieter, mit Ausnahme von Hyperion Solutions, angekündigt haben.
Schwerpunkte sind dieses Jahr Neuerungen im Berichtswesen, die engere Integration der Produkte in Microsoft Office sowie Praxisbeispiele. Interessant wird es dabei vor allem sein, wie sich der Markt und die Technik für Software für das Massenberichtswesen entwickeln werden. Dieses Marktsegment war lange Spezialisten wie Acutate oder Crystal Decisions vorbehalten gewesen, da andere Hersteller unter BI vor allem die Analyse von Geschäftsinformationen mit Hilfe von Tools für Ad-hoc-Abfragen und Online Analytical Processing (Olap) verstanden und eher den versierten Endanwender ansprechen wollten beziehungsweise über keine leistungsfähigen Berichtslösungen verfügten.
Diese Situation hat sich fundamental geändert. So erlebte der Markt im vergangenen Jahr eine Welle an Übernahmen und Produktneuvorstellungen für das Berichtswesen.

Reporting neu entdeckt

Einer der ersten BI-Spezialisten, der voriges Jahr das Reporting-Thema neu aufgegriffen hatte, ist Cognos (Halle 3, Stand C36). Dieser Anbieter zeigt in Hannover mit „Reportnet“ eine eigenentwickelte Web-basierende Berichtssoftware, die neben individuellen Adhoc- Analysen und Funktionen zur Formatierung und Personalisierung auch die Berichtsgenerierung direkt aus operativen Systemen heraus ermöglichen soll.
In diesem Zusammenhang hat Cognos von SAP bereits mehrere Zertifizierungen für den Einsatz von Reportnet mit der BISoftware „Business Information Warehouse“ (SAP BW) erhalten. Neuestes Prädikat ist „Powered by SAP Netweaver“, das eine korrekte Implementierung des „Cognos Dispatcher Service 1.0“ auf dem „Web Application Server 6.20“ der Walldorfer bescheinigt. Reportnet ist Teil der BIPlattform „Series 7“ von Cognos, die ebenfalls auf der CeBIT zu sehen ist. Inhaltlich bildet CPM den diesjährigen Themenschwerpunkt.

Einbindung in Microsoft Office

Ebenfalls mit einer Neuentwicklung und Praxisbeispielen für BI und das Berichtswesen wartet Microstrategy mit „Report Services“ auf (Halle 1, Stand 6a11). Die Web-basierende Software ist eine integrierte Komponente der BI-Plattform „Microstrategy 7i“ und soll wie das Konkurrenzprodukt von Cognos eine einheitliche Basis für alle Anforderungen im Massenberichtswesen bereitstellen. So lassen sich laut Hersteller Reports als Scorecard mit Leistungsindikatoren bis hin zu mehrseitigen operativen Berichten erstellen und verteilen. Dabei verspricht Microstrategy, dass Kunden ihre firmeninternen Vorgaben pixelgenau im Bericht umsetzen können. Darüber hinaus ist in Hannover erstmals mit „Microstrategy Office“ ein Add-in für Microsofts Büropaket zu sehen. Dieses eröffnet den Anwenderunternehmen die Option, BI-Funktionen des Anbieters über die Menüleiste in Excel, Word oder Powerpoint einzubinden.

Als neuer Akteur im Reporting-Markt stellt sich auf der CeBIT auch Microsoft (Halle 4, Stand A38) vor. Mit der auf dem .NET-Framework entwickelten Server-Lösung „Reporting Services“ schließt der Hersteller nach eigenen Angaben eine Lücke im BI-Portfolio, das auf der Datenbank SQL Server 2000 basiert. Die Berichtssoftware ist Vorbote des nächsten, vermutlich 2005 auf den Markt kommenden Datenbank-Release, Codename „Yukon“, das eine integrierte Plattform für die Datenintegration, Analyse, Data Mining und Reporting verspricht. Laut Microsoft lassen sich mit den als Teil der Datenbanklizenz gelieferten Reporting Services beispielsweise Daten aus Quellsystemen von Oracle, IBM oder der Software AG extrahieren und in HTML-, XML- und PDF publizieren.

Spreadsheet-Chaos beenden

Wie üblich setzt Microsoft beim Vertrieb und den Erweiterungen seiner Infrastrukturprodukte auch bei den Reporting Services auf die Unterstützung durch Partner. Zu ihnen zählen die Hersteller Proclarity, der auf dem Stand des Softwareriesen ausstellt, sowie die MIS AG aus Darmstadt (Halle 4, Stand D68). Beide wollen mit ihrem Angebot Reporting Services um Analysesoftware und zusätzliche Funktionen für die Datenauswertung und Berichtsgenerierung erweitern. So zeigt die MIS AG mit „MIS Plain“ in Hannover erstmals eine Lösung für Excel, mit der sich laut Hersteller Unternehmensdaten schnell und einfach mit Hilfe zahlreicher Analysefunktionen und Formeleditoren auswerten lassen und dem Spreadsheet-Chaos durch den Einsatz dynamischer Berichte begegnet werden kann. Außerdem sind bei der MIS, die sich auf BI-Software für Planung und Online Analytical Processing (Olap) spezialisiert hat, eine aktuelle Version ihrer Konsolidierungslösung „MIS Zeus 4.0“ sowie Version 5.0 ihrer BI-Suite „Decisionware“ zu sehen. Ferner gibt es Frontend-Lösungen der MIS für SAP BW auf dem SAP-Partnerstand (Halle 4, Stand D12).
Als ein Schwergewicht im Reporting- Markt ist künftig der BI-Hersteller Business Objects einzustufen (Halle 1, Stand 8A2 bei Sun Microsystems, Halle 4, Stand A12 bei IBM und Halle 4, Stand D12 Partnerstand der SAP). Mit der Übernahme des bis dato marktführenden Reporting-Spezialisten Crystal Decisions im letzten Jahr kann der Hersteller nun neben Analyse- jetzt auch Berichtswerkzeuge vorzeigen, deren Integration zu einer gemeinsamen BIPlattform Business Objects aber noch in den kommenden Monaten beschäftigen wird.

Fusion auf Produktebene

Erste Ergebnisse der Fusion lassen sich auf der Messe in Form der „Crystal Product Suite“ begutachten. Diese Sammlung umfasst aktualisierte Versionen der früheren Crystal-Produkte „Crystal Enterprise“, „Crystal Reports“ und Crystal Analysis“. Im Mittelpunkt steht hierbei Crystal Reports, das eine Vielzahl von Formatierungs-, Navigations- und Exportfunktionen sowie eine skalierbare Server-Software für das Massenberichtswesen verspricht. Zudem punktet die Software laut Business Objects mit der engen Integration in Microsoft Office und ist seit längerem die Berichtskomponente für die Entwicklungsumgebung „Visual Studio .NET“. (as)