Märchen entlarvt

Tuning-Tricks im Check

16.04.2016 von Christoph Metzger
Mit Tuning-Tipps vom „Profi“ macht man nichts falsch? Doch – denn vieles, was als ultimativer Ratschlag für mehr Windows-Performance kursiert, entpuppt sich im Check als banales Tuning-Märchen.

Jeder wünscht sich einen Windows-Rechner mit maximaler Geschwindigkeit. Im Internet kursieren viele angeblich todsichere Optimierungs-Tipps, die Windows spürbar beschleunigen sollen, beispielsweise durch Änderungen an der Registry, das Abschalten bestimmter Systemdienste oder das Entfernen spezieller Dateien.

Auch manch alter Hase in Sachen Windows-Tuning hält ein Sammelsurium vermeintlich guter Tuning-Ratschläge für mehr Tempo und Stabilität bereit, die dann im Freundes-und Bekanntenkreis als Wundermittel verbreitet werden. Doch vieles von dem, was als Geheimtipp angepriesen wird, macht Windows am Ende keinen deut flotter. Einige der „heißen“ Tipps stammen schlichtweg aus dem Märchenland, andere beruhen zwar auf einer realen Grundlage, rühren jedoch aus früheren Windows-Zeiten her und sind unter Windows 8.1 und Windows 10 nicht mehr relevant.

Tuning-Mythen, Pseudo-Tipps und leere Tempoversprechen

Fakt ist: Rein an der Geschwindigkeit eines Windows-PCs lässt sich ohne einen Hardware-Wechsel nicht wirklich viel verbessern, wohl aber an Optik, Bedienkomfort und Speichernutzung. Es klappt also im Normalfall nicht, hier und da einfach ein paar Registry-Schlüssel zu frisieren, um aus einer betagten Windows-Kiste einen flinken PC-Rennboliden zu machen. Allerdings gibt es durchaus Ansatzpunkte, um Windows aufzufrischen – diesen Effekt kennt man von einer Neuinstallation. Liegen etwa Tausende temporäre Dateien im Temp-Ordner, sorgt das Löschen für mehr Speicherplatz und verkürzt auch die Zeit, die Anwendungen zum Erstellen von Temp-Dateien brauchen. Auf den folgenden Seiten lesen Sie, was wirklich funktioniert und welche „wohlwollenden“ Tuning-Tricks Sie sich sparen können.

Wenige Programme in Windows, mehr Tempo für den Rechner

Behauptung: Je weniger Anwendungen auf dem Windows-PC installiert sind, desto schneller läuft der Rechner im Alltag.

Fakten: Anwendungen, die Sie auf Ihrem Rechner über eine Setup-Routine installiert oder aus dem Windows Store heruntergeladen, aber nicht gestartet haben, belegen auf Rechner zunächst nur Festplatten-oder SSD-Speicherplatz. Prozessor und Arbeitsspeicher werden dadurch nicht pauschal negativ beeinträchtigt. Windows wird also nicht langsamer, je mehr Anwendungen installiert sind. Zwar landen mit jeder neuen Software zusätzliche Schlüssel in der Registry, diese wirken sich jedoch nicht negativ auf das Arbeitstempo aus. Die Zahl der installierten Programme verringert die Performance also nicht.

Nur weil man wenige Programme installiert hat, läuft das Betriebssystem nicht automatisch schneller.

Tempoeinbußen können sich allerdings dann ergeben, wenn Programme im Rahmen der Installation Dateien zum System hinzufügen, die während des Systemstarts geladen werden und im Hintergrund aktiv bleiben. Entweder, weil die betreffende Software sich selbst für einen Autostart registriert, oder weil sie Software-Komponenten wie Shell-Erweiterungen oder Add-ins verknüpft, die dann zusammen mit Windows-Bestandteilen wie dem Explorer gestartet werden. Entsprechende Module kommen häufig mit PDF-, Player-, Kalender-, Grafik-und Desktop-Tools auf den PC.

Mehr freier Arbeitsspeicher beschleunigt Anwendungen

Behauptung: Anwendungen laufen nach einem Windows-Neustart stets schneller.

Fakten: Das Ausführungstempo einer Anwendung hängt nicht vom Zeitpunkt ihres Starts ab, sondern vor allem davon, ob genügend freier Arbeitsspeicher verfügbar ist und welche System-und Anwendungsaktivitäten parallel ablaufen. Windows versucht, der Anwendung im Vordergrund möglichst viele Systemressourcen zur Verfügung zu stellen. Parallel aktive Anwendungen und Tools mit hoher Systemlast oder RAM-Auslastung können das Laufzeitverhalten der Vordergrundanwendung jedoch negativ beeinträchtigen. In diesem Fall wird die Anwendung gebremst, sie reagiert verzögert und führt Operationen langsamer durch. In welcher Weise eine Anwendung beeinträchtigt wird, hängt maßgeblich davon ab, ob die Hintergrundprozesse primär Prozessorleistung beanspruchen, vermehrt Datenträgerzugriffe durchführen oder eine hohe Netzwerklast verursachen. Programme, die gerade große Mengen an Daten laden, speichern oder übertragen, können dadurch die Zugriffe auf den betreffenden Datenträger oder Ihre Internetverbindung auslasten, sodass die Anwendung im Vordergrund langsamer wird.

Auch wenn genügend Arbeitsspeicher verfügbar ist, können Prozesse im Hintergrund stören.

Statt Windows in diesem Fall neu zu starten genügt es allerdings, die ressourcenzehrenden Hintergrundprozesse zu beenden, etwa indem Sie die betreffenden Programme schließen. Dann läuft auch die Anwendung im Vordergrund wieder mit voller Kraft.

SSD-Laufwerk beschleunigt Programmausführung

Behauptung: Von einer SSD laufen alle Programme flotter als von einer Festplatte

Fakten: Das Verschieben der Windows-Installation samt Anwendungen von einer Festplatte auf ein SSD-Laufwerk bringt einen enormen Temposchub. Nicht nur Windows startet um einiges schneller, auch das Öffnen von Programmen benötigt nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Zeit.

SSD-Laufwerk wie das Samsung 850 Pro verkürzen die Ladezeit von Programmen und Datenträgerzugriffe.
Foto: Samsung

Allerdings laufen Anwendungen nicht grundsätzlich schneller, wenn Sie von einer SSD geöffnet werden. Verkürzt werden neben dem Start nämlich nur die Datenträgerzugriffe der Software, also das Laden und Speichern von Dokumenten und Temporärdaten. Bei Anwendungen, in denen viele Dateizugriffe und häufiges Zwischenspeichern üblich sind, etwa bei der Bildbearbeitung in Photoshop, kommt man auf einer SSD spürbar schneller ans Ziel als auf einer Festplatte. Die meisten Office-Anwendungen profitieren nach dem Start dagegen kaum von einer SSD und so läuft etwa das Briefeschreiben in Word nicht spürbar flotter als von Festplatte ab.


Manuelles Defragmentieren von Laufwerken bringt nichts

Behauptung: Manuelles Defragmentieren von Laufwerken unter Windows 8.1 und 10 kostet nur Zeit, bringt aber keine Tempovorteile.

Fakten:Defragmentierung macht herkömmliche Magnetfestplatten wieder flink und bei SSD-Laufwerken senden Windows 8.1 und 10 den Trim-Befehl zum Bereinigen des Flash-Laufwerks, was die Schreibgeschwindigkeit verbessern kann. Der Eindruck, dass eine per Rechtsklick auf ein Laufwerk und „Eigenschaften -> Tools -> Optimieren“ durchgeführte Defragmentierung nichts bringt, rührt vor allem daher, dass Windows 8.1 und 10 die Laufwerksoptimierung nach einem voreingestellten Zeitplan einmal wöchentlich im Hintergrund durchführen. Dadurch sind die Laufwerke meist schon soweit aufgeräumt, sodass es im Rahmen einer manuelle Optimierung samt Defragmentierung nur noch wenig zu tun gibt.

Das Abschalten von Diensten macht den PC flotter

Behauptung: Überflüssige Systemdienste abzuschalten bringt Leistungsreserven zurück.

Fakten: Grundsätzlich richtig, denn jedes Programm, das nicht von Windows gestartet wird und im Hintergrund weiterarbeitet, entlastet den Rechner. Und bei den an die 90 Diensten, die ein frisch installiertes Windows 8.1 umfasst, handelt es sich um automatisch startende Dienstprogramme, auch wenn diese nicht im Benutzerkontext laufen und viele Dienste keine Meldungen am Monitor ausgeben.

Das Abschalten von Windows-Systemdiensten bringt unterm Strich keine nennenswerten Tempovorteile.

Allerdings: Längst nicht alle Dienste, die zu Windows gehören oder durch Programme zum Betriebssystem hinzugefügt wurden, arbeiten permanent im Hintergrund. Andererseits ist es unwahrscheinlich, dass ein System auch wirklich die nach einer Windows-Neuinstallation vorhandenen Dienste tatsächlich braucht. Auf PCs ohne Bluetooth ist der Bluetooth-Unterstützungsdienst entbehrlich, ebenso kommt der Fax-Dienst heutzutage wohl nur auf den wenigsten Rechnern zum Einsatz.

Allerdings muss man Microsoft zugutehalten, dass der größte Teil der normalerweise nicht verwendeten Dienste mit dem Starttyp „Manuell“ eingerichtet wird. Dadurch startet Windows den Systemdienst erst dann, wenn er auch tatsächlich benötigt wird. Wenn der Dienst nach einer gewissen Zeit gestartet wird, so besteht offensichtlich eine Abhängigkeit von einem anderen Systemdienst.

Auf unserem Test-PC mit Windows 8.1 und der Windows 10 Technical Preview 10074 haben wir durch Deaktivieren aller scheinbar überflüssigen Dienste keine im üblichen Windows-Alltag nennenswerte Prozessor-oder Arbeitsspeicherkapazität zurückgewonnen.

Automatische Windows-Updates generell ausknipsen

Behauptung: Automatische Windows-Updates halten den Rechner unnötig auf und wollen ihn immer zur Unzeit neu starten.

Fakten: Der Systemdienst Wuauserv für automatische Updates lädt und installiert wichtige Aktualisierungen, die Microsoft zur Behebung von Fehlern und Sicherheitsproblemen in Windows kostenlos bereitstellt. Wenn man ihn über die Systemsteuerung oder die Einstellungen-App in Windows 8 und 10 abschaltet, geht dieser wichtige Schutz aber verloren – dieses Risiko sollten Sie keinesfalls eingehen.

Es gibt allerdings auch Gründe, auf das automatische Windows-Update zu verzichten: So versorgen viele Unternehmen ihre Windows-PCs über einen Update-Server im Netzwerk erst dann mit Aktualisierungen, wenn diese vom Administrator geprüft und freigegeben wurden. Auch in virtuellen Maschinen kann es sinnvoll sein, das automatische Einspielen von Windows-Aktualisierungen zu unterbinden, um zu verhindern, dass Windows beim Zurücksetzen des virtuellen PCs immer wieder aufs Neue alle verfügbaren Updates herunterlädt.

Die Systemwiederherstellung bremst Windows aus

Behauptung: Die Systemwiederherstellung in Windows bremst den Rechner und belegt unnötig Speicherplatz auf Festplatte oder SSD.

Fakten: Der Systemwiederherstellungsdienst (rstrui.exe) ist eine Sicherheitsfunktion bei kritischen Änderungen am System wie der Installation eines neuen Treibers oder systemnaher Software. Er legt vor der jeweiligen Änderung einen Wiederherstellungspunkt an, das heißt einen Schnappschuss des Systems im Ausgangszustand, zu dem Sie bei späteren Fehlfunktionen zurückkehren können. Die meiste Zeit verbringt der Dienst allerdings in Wartestellung, ohne nennenswerte Prozessor-und Speicher-Ressourcen zu verbraten.

Schnelleres Windows ohne den Dateiversionsverlauf

Behauptung: Die Backup-Automatikfunktion Dateiversionsverlauf in Windows 8.1 und 10 macht Windows besonders langsam, da im Hintergrund immer wieder Sicherungskopien von Dateien erzeugt und verwaltet werden.

Fakten: Der Dateiversionsverlauf ist eine mit Windows 8 eingeführten automatische Datensicherungsfunktion. Sie arbeitet im Hintergrund und übernimmt das regelmäßige Backup von Dateien aus – und nur aus! – den Windows-Bibliotheken auf einem festgelegten Sicherungslaufwerk. Aufgerufen wird der Dateiversionsverlauf über die Systemsteuerung oder durch Eintippen von dateiversionsverlauf ins Suchfeld oder auf der Kachelstartseite.

Die automatische Datensicherung des Dateiversionsverlaufs in Windows 8 und 10 läuft im Hintergrund.

Zunächst legen Sie per Klick auf „Laufwerk auswählen“ den Zieldatenträger fest. Das Windows-Laufwerk oder eine weitere Partition auf dem Systemlaufwerk wird nicht angeboten. Sie bekommen also nur eine zweite interne Festplatte oder externe USB-Festplatten angezeigt, auf der später Schreibzugriffe stattfinden, vom Windows-Laufwerk wird nur gelesen. Auch auf eine Netzwerkfreigabe können Sie Daten sichern („Netzwerkadresse hinzufügen“). Zum Aktivieren der Sicherung klicken Sie im Hauptdialog auf „Einschalten“.

Die Sicherungsvorgaben lassen sich unter „Erweiterte Einstellungen“ nach Bedarf festlegen: Normalerweise genügt ein Sicherungsintervall von drei oder sechs Stunden (Standard ist stündlich). Auch bei der „Aufbewahrung gespeicherter Versionen“ sollten einige Monate reichen (Standard ist „Für immer“). Das reduziert den Bedarf an Ressourcen.

Gesichert werden im Dateiversionsverlauf nur geänderte Dateien. Auch wenn Sie viele Dateien in den Bibliotheken bearbeiten, werden Sie in der Praxis ganz selten eine Verlangsamung durch die Hintergrundsicherung bemerken.

Das Löschen von Schriftdateien verkürzt den Windows-Start

Behauptung: Durch das Löschen überflüssiger Schriften aus dem Schriften-Ordner lässt sich Windows beschleunigen.

Fakten: Windows speichert installierte Schriftdateien auf dem Systemlaufwerk unter „\Windows\Fonts“. Auch Anwendungen wie Micro-soft Office oder Photoshop, die eigene Schriften mitbringen, platzieren diese ebenfalls im Fonts-Ordner, sodass sich hier mehrere hundert Dateien ansammeln können.

Seit Windows 7 lässt sich das Betriebssystem durch eine große Schriftbibliothek nicht mehr negativ beeinflussen. Wenn sich beispielsweise 500 Dateien im Font-Ordner befinden und Sie einen Großteil davon löschen, wird Windows nicht spürbar beschleunigt. Bestenfalls vergeht etwas weniger Zeit, wenn Sie Anwendungsprogramme wie Photoshop starten oder einen Schriftartauswahldialog öffnen.

Tempogewinn durchs Entfernen von Windows-Komponenten

Behauptung: Windows wird schneller, wenn man überflüssige Komponenten deinstalliert.

Fakten: Anders als in früheren Windows-Versionen können Sie unter Windows 7, 8.1 und 10 nicht mehr bestimmen, welche Zusatzprogramme während der Installation des Betriebssystems eingerichtet werden. Die Auswahl lässt sich aber direkt im Anschluss an den Installationsvorgang ändern. Unter Windows 7 und 8.1 können Sie via „Systemsteuerung -> Programme -> Windows-Features aktivieren oder deaktivieren“ etwa die Druck-und Dokumentdienste, den Arbeitsordner-Client, die Powershell und den Media Player deinstallieren. In Windows 10 müssen Sie dazu Windows-Features ins Suchfeld eingeben.

Das Deinstallieren überflüssiger Windows-Komponenten bringt keine großen Tempo-Vorteile.

Der Speicherplatzgewinn, den Sie durch die Deinstallation erzielen, fällt selbst auf einer verhältnismäßig kleinen SSD jedoch kaum ins Gewicht. Geschwindigkeitsvorteile ergeben sich aus der Deinstallation ebenfalls keine, denn solange Sie die Programme nicht starten, ruhen sie einfach unbeachtet auf dem PC.

Temporäre Dateien löschen

Behauptung: Temporäre Dateien machen den Rechner langsam und müssen deshalb regelmäßig gelöscht werden.

Fakten: Temporäre Dateien werden von Windows und vielen Programmen angelegt, um Daten zeitweise zwischenzuspeichern. So legen etwa Mailprogramme an Nachrichten angehängte Dateien für die Darstellung in der in Windows für den jeweiligen Dateityp registrierten Anwendung temporär auf Festplatte oder SSD ab. Foto-und Videoschnittprogramme speichern große temporäre Dateien mit den Zwischenständen während der Bearbeitung. Viele Setup-und Download-Programme erzeugen temporäre Dateien beim Herunterladen oder Auspacken. Theoretisch sollte jedes Programm die von ihm erzeugten, aber nicht mehr notwendigen Dateien bei seiner Beendigung auch wieder löschen. In der Praxis funktioniert das aber nicht, weil viele Programmierer entsprechende Routinen vergessen oder die Programme einfach abstürzen, bevor sie ihren Datenmüll ordentlich entsorgen konnten.

Im voreingestellten Temp-Ordner von Windows sammelt sich im Laufe der Zeit einiges an Datenmüll.

Tendenziell finden sich mit zunehmendem Alter einer Windows-Installation mehr und mehr dieser Dateileichen auf der Festplatte. An der Arbeitsgeschwindigkeit des Rechners ändert sich dadurch zunächst nichts, wenn allerdings im zentralen Temp-Ordner von Windows hunderte oder gar tausende mitunter riesiger Dateileichen zusammenkommen, geht nicht nur einiges an Speicherplatz flöten, sondern das Erstellen neuer temporärer Dateien wird verzögert – und die korrespondierende Anwendung gebremst. Einfache Lösung: Suchen Sie nach temporären Dateien und löschen Sie diese.

Windows durch Aufräumen der Registry schneller machen

Behauptung: Die Registry muss regelmäßig mit geeigneten Tools defragmentiert werden, damit Windows optimal arbeitet.

Fakten: Tools zur Registry-Optimierung versprechen, die Registry von überflüssigen Einträgen zu befreien, was zu einem flotten und fehlerfrei arbeitenden Rechner führen soll.

Die Registry ist eine Datenbank, in der Windows und viele Programme Konfigurationsdaten abspeichern. Sie besteht aus mehreren Dateien, so genannten Hives. Seit Windows XP werden jeweils nur noch die Abschnitte der Hives in den Arbeitsspeicher geladen, die gerade tatsächlich ausgelesen oder bearbeitet werden. Eine wodurch auch immer aufgeblasene Registry belegt also weder in Windows 7 noch in Windows 8.1 oder in Windows 10 großen Mengen Arbeitsspeicher. Auch konnten wir weder unter Windows 8.1 noch in der Technical Preview von Windows 10 beobachten, dass eine absichtlich um mehrere tausend Einträge angereicherte Registry den Rechner bedeutend verlangsamt hätte.

Ungültige Einträge in der Registry machen Windows träge

Behauptung: Einige Tuning-Tool versprechen eine Reparatur defekter Registry-Einträge, wodurch viele PC-Probleme beseitigt und Windows bedeutend flotter arbeiten soll.

Fakten: Schenken Sie diesen oft gelesenen Versprechungen keinen Glauben. Zwar können Registry-Inhalte tatsächlich ungültig werden, beispielsweise bei einem Systemabsturz oder einer unvollständigen Software-Deinstallation. Solche Einträge bleiben in der Regel allerdings schlicht unberücksichtigt.

Das Ausmisten der Registry schadet normalerweise zwar nicht, bringt allerdings auch nicht viel.

Eine echte Reparatur der defekten Registry-Schlüssel setzt voraus, dass das Tuning-Tool jede Software, die ihre Einträge in der Registry hinterließ, kennt und weiß, wie deren korrekte Einträge aussehen müssten – kaum anzunehmen, dass dies einem Anbieter gelingt. So bleibt den Tools nur, Schlüssel beispielsweise mit Verweisen auf nicht mehr existierende Dateien einfach zu löschen.

Anwendungen durch Tuning des Arbeitsspeichers beschleunigen

Behauptung: Programme zum Arbeitsspeicher-Tuning räumen den Inhalt des Arbeitsspeichers auf und sorgen dadurch für mehr Performance im Windows-Alltag.


Fakten: Das Speichermanagement in Windows verwaltet den verfügbaren physikalischen Arbeitsspeicher von Haus aus vollautomatisch. Benötigt ein Prozess, beispielsweise ein Anwendungsprogramm wie Word, Photoshop oder Firefox Arbeitsspeicher zum Start oder während der Ausführung, dann wird ihm dieser vom Speichermanager zugeteilt. Geht der im PC physikalisch vorhandene Arbeitsspeicher dabei zur Neige, verschiebt der Windows-Speichermanager die Teile des bisherigen Speicherinhalts, auf die am längsten nicht mehr zugegriffen wurde, in die Auslagerungsdatei auf der Festplatte oder dem SSD-Laufwerk. Im Task-Manager von Windows können Sie ablesen, wie viel Arbeitsspeicher gerade von einem Prozess verwendet wird.

System-Tools wie RAM Rush wollen das Tempo durch eine Speicheroptimierung verbessern - ohne Erfolg.

Tools zum Speicher-Tuning, die den Arbeitsspeicher angeblich freischaufeln oder defragmentieren, arbeiten mit einem Trick, um Ihnen eine Optimierung vorzugaukeln: Sie fordern zunächst große Speichermengen vom Windows-Speichermanager an. Dadurch zwingen sie das Betriebssystem, Daten anderer laufenden Programme in die Auslagerungsdatei zu verschieben. Anschließend geben sie den gerade erst zugeteilten Arbeitsspeicher wieder frei und zeigen ihn zugleich als „zurückgewonnenen“ Speicher im Statusfenster an.

Die entsprechende Anzeige mag beeindrucken. Tatsächlich hat das Tool den Speichermanager aber umsonst strapaziert. Ein Großteil der von anderen Programmen benötigten Daten steckt jetzt in der Auslagerungsdatei und muss von dort erst wieder eingelesen werden, sobald Sie in die entsprechende Anwendung zurückkehren. Deshalb bringt das angebliche Defragmentieren des Arbeitsspeichers sogar eine unnötige Mehrbelastung des Computers und verbraucht sogar Ressourcen.

(PC-Welt/ad)