Messe-Guide: Mobility

Tragbare Trends

03.03.2005 von Wolfgang Miedl
Telefonieren, mailen, Termine verwalten - Smartphones und Handheld-Computer werden für immer mehr Manager unentbehrliche Begleiter. Auf der CeBIT werden sie deshalb wieder im Rampenlicht stehen.

MOBILE IT steht hoch im Kurs, die Nachfrage nach tragbaren Endgeräten wächst weiterhin stark. Das wird insbesondere am PC-Markt deutlich. Dieses Segment verlagert sich zunehmend von den Desktops zu den Notebooks, der deutsche Markt für Tragbare wuchs im vergangenen Jahr um 40 Prozent. Noch steiler zeigen die Verkaufsstatistiken für Kleingeräte wie PDAs und Smartphones nach oben. Für das dritte Quartal 2004 meldeten beispielsweise die britischen Marktforscher von Canalys einen weltweiten Zuwachs an verkauften Endgeräten um 83 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Neben der Dynamik in Sachen Verkaufszahlen ist dieser IT-Sektor aber auch weiterhin von einer enormen Vielfalt bei Hard- und Software geprägt. Stand vor ein paar Jahren noch Palm als Synonym für Handheld-Computer, so streiten sich mittlerweile mehrere

Betriebssysteme und unzählige Hardwarehersteller um die Verteilung des wachsenden Kuchens. Smartphones überflügeln PDAs Wichtigster Trend des vergangenen Jahres ist zweifellos die Marktverschiebung in Richtung Smartphones. Dieses Segment verzeichnet laut Canalys exorbitante Zuwächse von 190 Prozent. Im Vergleich dazu nimmt sich die Steigerungsrate bei klassischen Handhelds ohne Telefonfunktionen im genannten Zeitraum um 18 Prozent mehr als bescheiden aus. Diese Entwicklung findet ihren Niederschlag in der Liste der führenden Kleingeräte-Betriebssysteme. Während Palm OS einst mit einem Marktanteil von über 80 Prozent glänzen konnte, mausert sich allmählich Symbian zur herausragenden Plattform. In den weltweiten Verkaufs- Charts rangiert das aus Psion hervorgegangene Konsortium, dem neben

Hauptanteilseigner Nokia noch weitere Mobilfunkanbieter angehören, mit 50 Prozent Marktanteil auf Platz eins. Microsofts Windows-Mobile-Plattform liegt mit 20 Prozent auf dem zweiten Platz, gefolgt von Palm OS mit 17 Prozent (jeweils bezogen auf Stückzahlen). Symbian profitiert dabei vor allem vom allgemeinen Mobilfunkboom. Das Betriebssystem wird unter der Bezeichnung „Serie60“ von derzeit fünf Handyherstellern angeboten und unterscheidet sich von der herkömmlichen Telefonsoftware durch umfangreiche PDA-Funktionen und ein vielfältiges Softwareangebot. Mittlerweile ist auch Palm One auf den Smartphone-Zug aufgesprungen und profitiert so vom Boom - der neue „Treo 650“ ist in den USA ein Verkaufsschlager, während Symbian dort bisher einen schweren Stand hat. Deutlich schwerer tut sich Microsoft noch mit dem Einstieg in den Smartphone-Markt. Das Smartphone- Betriebssystem „Windows Mobile Smartphone“, das wie alle Windows-Kleingeräte im Kern

auf Windows CE 4.x basiert und der Pocket-PC-Oberfläche ähnelt, konnte seit seiner Vorstellung Ende 2002 noch keine nennenswerten Markanteile erobern. Allerdings fehlten auch lange die üblichen Vertriebskanäle der Mobilfunkanbieter. Diese übten sich in Zurückhaltung und warteten ab, bis die Kinderkrankheiten bei Hard- und Software beseitigt waren. Erst seit kurzem bietet zum Beispiel T-Mobile das Windows- Smartphone „SDA“ an, O2 hat nun das Motorola MPX220 im Programm. Vor allem Firmen bevorzugen die Windows-Mobile-Plattform wegen der einfacheren Integration in bestehende Anwendungs-und Messaging-Infrastrukturen. Um Geschäftsanwendern den Einstieg so leicht wie möglich zu machen, bietet T-Mobile gemeinsam mit Microsoft unter der Bezeichnung „MDA Messaging Solution“ Lösungspakete an. Zu einem

Festpreis werden dabei Endgeräte (MDA III, MDA Compact oder SDA), Mobilfunkvertrag, Exchange-Server sowie Sicherheits- und Beratungsdienstleistungen im Paket vertrieben. PDA: die großen Brüder Anders als bei den Smartphones hat sich Microsoft mit seiner klassischen PDALinie Pocket PC und Pocket PC Phone Edition mittlerweile zum Marktführer gemausert. Die Phone Edition bildet dabei die Brücke zwischen PDA und Smartphone - den größeren Funktionsumfang erkauft sich der Benutzer mit einem klobigeren und schwereren Gehäuse. Populär ist hier vor allem die von HTC produzierte Baureihe Himalaya, die unter Bezeichnungen wie XDA II (O2) oder MDA II (T-Mobile) vermarktet wird. Blackberry überrascht Dass die Grenzen zwischen den Geräteklassen aber fließend sind, zeigt sich am

neuen MDA Compact von T-Mobile. Das Gerät ist zwar funktional und von der Software identisch mit dem MDA II, besticht aber durch eine kompakte Bauform. Ein vergleichbares, recht populäres Gerät auf Symbian- Basis ist das P910 von Sony Ericsson.

Eine weitere Überraschung auf dem Mobile-Markt ist Research in Motion (RIM), der Erfinder der Blackberry-EMail-Handhelds. Die von den Mobilfunkanbietern vertriebenen mobilen E-Mail-Clients haben in den vergangenen beiden Jahren im geschäftlichen Umfeld eine enorme Verbreitung gefunden und konnten so weltweit Jahr für Jahr um 300 Prozent zulegen. Mittlerweile rangiert RIM in der Canalys-Marktübersicht mit 619 000 verkauften Geräten und 8,3 Prozent Marktanteil (Q3/2004) auf Rang vier der weltgrößten Handheldanbieter, nach Nokia, Palm One und Hewlett-Packard. Bei RIM stehen die Zeichen auf Funktionserweiterung, auf der CeBIT dürften einige Mobilfunkanbieter die neue Gerätereihe Blackberry 7100 zeigen. O2 bietet daneben auch herkömmliche Handys mit Blackberry-Software für den EMail-Push an, so etwa das Siemens

SK65. Außerdem zeigt der Anbieter den neuen Blackberry-Enterprise-Server 4.0. Ein CeBIT-Highlight könnte von Microsoft und seinen Mobile-Partnern kommen. Im Vorfeld der Messe sind einige Details über die neue Betriebssystemversion Windows Mobile 2005 durchgesickert, manche Branchenkenner erwarten zur Messe erste Geräte mit dieser neuen Software. Neben einer besseren VGA-Unterstützung sollen unter anderem die Gemeinsamkeiten von Smartphone und Pocket PC ausgebaut werden, was auf eine langfristige Verschmelzung der beiden Plattformen hindeutet. Notebooks mit neuen Intel-Chips Bei den tragbaren PCs kommt die wichtigste Nachricht zur CeBIT vom Prozessorhersteller Intel. Die Chipschmiede hat kurz vor der CeBIT eine neue Generation der Mobile-Chip-Plattform Centrino vorgestellt. Dieser Verbund aus Pentium-M-CPU, Chipsatz 915 sowie WLAN-Komponenten bietet höhere Grafik- und CPU-Leistung sowie erweiterte WLAN-Funktionen bei niedrigem Stromverbrauch. Die Umstellung

haben viele Gerätehersteller für Modellwechsel genutzt; deshalb werden auf der Messe viele neue Notebooks zu sehen sein. Das nach eigenen Angaben flachste 15-Zoll-Notebook stellt Asus mit dem V6800V vor - mit einer WSXGA+-Auflösung von 1400x1050. Sonys erstes Modell mit neuem Centrino ist die FS-Serie, etwa das FS 195XP. Zu den Highlights zählt hier unter anderem die X-Black-Display-Technologie, die wegen der glatten Oberfläche für eine besondere Brillanz bei der Bilddarstellung sorgen soll. Fujitsu-Siemens schließlich stellt die gesamt Lifebook-Business-Reihe (E, S, C, P) auf die neue Intel-Plattform um. Mobile Lösungen sollen in diesem Jahr insbesondere den mittelständischen Kunden nahe gebracht werden - mit dem Messeprogramm „Pragmatic Mobility“ richtet sich der Anbieter an kleine und mittlere Unternehmen. (uk) .

Wolfgang Miedl, freier Journalist in Erding bei München.