UltraVNC, NTR Free Cloud, Teamviewer, Windows/Mac-Bordmittel

Tools für die Fernwartung

18.06.2012 von Thomas Bär und Frank-Michael Schlede
Nicht nur in Firmen sondern auch in kleinen Büros und im Home-Office gilt es oft, Systeme "aus der Ferne" zu verwalten. Wir stellen nützliche Werkzeuge vor, die ebensolche Fernzugriffe ermöglichen.
Mit Fernwartungssoftware haben Sie ihre Systeme immer und überall im Griff.
Foto: fotolia.com/peshkova

Administratoren haben noch bis vor wenigen Jahren vom "Sneaker-Net" geredet, wenn sie die Verwaltung ihrer über die ganze Firma verteilten PC-Systeme beschreiben wollten: Ein Administrator musste seine Sneakers - also seine Turnschuhe - anziehen, um dann mit CDs, DVDs und anderen Datenträgern bewaffnet von einem PC zum nächsten zu wandern. So kamen dann Änderungen und Patches auf die Systeme und auch die Fragen der Anwender, die nicht mit einem Telefonat geklärt werden konnten, mussten mit "Laufarbeit" bewältigt werden.

Natürlich existieren schon eine ganze Weile Lösungen, die es Anwender und Administratoren mehr oder minder komfortabel erlauben, ihre Systeme aus der Ferne zu verwalten. Aktuell werden diese Lösungen oft auch durch diverse Cloud-Techniken unterstützt. Damit gelangen IT-Umgebungen auf einen Stand, der es den Administratoren erlaubt, ihre Sneakers nur noch für das morgendliche Jogging einzusetzen: Wir stellen die interessantesten Programme für die Fernwartung vor.

Auf den folgenden Seiten finden Sie die ausführlichen Beschreibungen.

Tools für die Fernwartung
Gehört zu jedem Windows dazu und bietet direkten Zugriff aus der Ferne
Die Remotedesktopverbindung, hier auf einem Windows-7-System.
Muss eingeschaltet sein
Wer sich Hilfe „von außen“ auf seinen Windows-PC holen will, muss dazu die Remoteunterstützung auf seinem PC zulassen.
Mittels Kennwort gesichert
Erst mit Hilfe dieses Verbindungskennwortes kann der Helfer dann auf den PC zu- und entsprechend eingreifen.
Remotedesktopverbindung auf vom Windows-8-System
Hier der Zugriff auf einen entfernten Rechner unter Windows 7, der auf dem Desktop des Release Preview dargestellt wird.
Sieht anders aus, bietet aber die gleichen Funktionalitäten
Die verschiedenen Zugriffs- und Konfigurations-Möglichkeiten für Remotedesktopverbindungen unter Windows 8 (Release Preview).
Will zunächst einmal gefunden werden
Bei den Freigaben stellt auch das Mac OS X ab der Version 10.5 (Leopard) eine Möglichkeit zur Verfügung, aus der Ferne auf den Rechner zuzugreifen.
Das Fenster zum Verbindungsaufbau bringt es an den Tag
Apple verwendet hier das Programm VNC (Virtual Network Computing), um den Zugriff auf den Rechner zu ermöglichen.
Keine weitere Software auf dem Mac nötig
Der UltraVNC-Client kann direkt auf das freigegebenen OS X-System zugreifen und im Rahmen der gesetzten Rechte auch Änderungen vornehmen.
Komplettes Paket
Die Version UltraVNC wird komplett mit der Server- und der Client-Software geliefert und kann so sofort produktiv auf den Systemen eingesetzt werden.
Vielfältige Einstellmöglichkeiten
Der Client von UltraVNC kann sowohl an die eigenen Bedürfnisse als auch an die Gegebenheiten und Einschränkungen der Netzwerkverbindung angepasst werden.
Schnell installiert und eingerichtet
Die umfangreiche Lösung Teamviewer ist rasch auf dem System installiert und findet dabei „allein“ ihren Weg zum Ziel – der Anwender braucht sich beispielsweise nicht um Einstellungen an der Firewall zu kümmern.
Alles im Browser
Mit Hilfe von Teamviewer kann ein Anwender über einen beliebigen Browser direkt auf seinen PC zugreifen und ihn steuern.
Übersichtliche Kommandozentrale
Über den Browser und ein Login bekommt der Anwender ein entsprechende Übersicht der Systeme angezeigt, die er mittels der Software verwaltet.
Ohne Plugin geht es nicht
Wer die Verwaltung aus der „Free Cloud“ auf seinem PC einsetzen will, muss zunächst das entsprechende Plugin in seinem Browser installieren.
Gesicherter Zugriff
Wer über die Free Cloud auf ein System zugreifen will, muss die entsprechenden Zugriffsrechte besitzen.
Verwaltungswerkzeug für den Profi
Die kommerzielle Version der NTR-Global-Lösung ermöglicht auch einen einfachen Zugriff auf die Daten der verwalteten Systeme und hilft so, die Arbeit der Administratoren zu erleichtern.
Enge Integration mit den Verwaltungswerkzeugen
Die Software Dameware Mini Remote Control kann nicht nur das Netzwerk absuchen, sondern auch direkt auf die Daten von Active Directory zugreifen.
Wenn die Verteilung via Push einmal nicht klappt
Mittels eines eigenen Programms kann die Software Mini Remote Control auch fertige MSI-Pakete erstellen, die dann beispielsweise auf einem File-Share bereitgestellt werden.
Wird (noch) nicht offiziell unterstützt, aber funktioniert
Es war kein Problem, im Testnetzwerk mittels Mini Remote Control auch auf den Rechner unter Windows 8 zuzugreifen.

Was Windows und Mac OS mitliefern: die Bordmittel

Remotedesktopverbindung auf einem Windows-7-System.
Foto: Bär/Schlede

Die Windows-Betriebssysteme werden standardmäßig mit einer integrierten Remote-Unterstützung ausgeliefert. Im Laufe der Jahre hat Microsoft dabei die Möglichkeiten dieser Remote-Verbindungen nicht nur laufend erweitert, sondern auch das hier zugrunde liegende Übertragungsprotokoll RDP (Remote Desktop Protocol), das die Softwarefirma ursprünglich einmal von Citrix erworben hat, immer weiter entwickelt.

Was kann die Remote-Unterstützung von Windows?

Während reine RDP-Clients, mit denen eine Verbindung über das Netzwerk aufgebaut werden kann, für fast alle Betriebssysteme zur Verfügung stehen, funktioniert die Windows-Remote-Unterstützung nur für die Windows-Betriebssysteme. Sie ist unter dem Pfad "Start\Alle Programme\Wartung" zu finden. Zunächst muss dazu aber die Remote-Unterstützung in den Systemeigenschaften des Windows-Rechners zugelassen werden, was mit einem Klick erledigt ist.

Fazit: Wer in seinem Netzwerk nur aktuelle Windows-Rechner einsetzt, bekommt mit der Remote-Unterstützung von Windows eine kostenlose Lösung bereitgestellt, die für die meisten einfachen Fälle durchaus ausreicht. Zudem kann man sich mit der Remotedesktopverbindung problemlos auf fast jedes Windows-System aufschalten. Das gilt allerdings nur, solange es sich nicht um Windows 7 oder Vista in der Home beziehungsweise Home Premium Version handelt: Diese Betriebssysteme können nur als Remotedesktop-Client auf andere Systeme zugreifen, stellen selbst aber keinen entsprechenden Server-Prozess bereit - aber mit Windows 8 klappt die Verbindung hervorragend (siehe auch unsere Bilderstrecke).

Welche Remote-Unterstützung bietet Mac OS X?

Bei den Freigaben stellt auch Mac OS X ab Version 10.5 (Leopard) eine Möglichkeit zur Fernwartung zur Verfügung.
Foto: Bär/Schlede

Natürlich ist es auch möglich, ein Mac OS X-System via Fernsteuerung zu verwenden und zu betreuen: Ein ganze Reihe freier und kommerzieller Werkzeuge (von denen wir hier einige im weiteren Verlauf des Artikels auch noch detaillierter vorstellen) ermöglicht den Zugriff auf die Mac-Systeme auch über Plattformgrenzen hinweg. Aber erst seit Mac OS X 10.5 (Leopard) steht diese Möglichkeit auch mit Bordmitteln zur Verfügung.

Wo finde ich die Einstellungen für die Fernwartung auf dem Mac?

Die Entwickler haben diese Einstellungen etwas versteckt: Wer im Finder die Systemeinstellungen anwählt findet dort auch den Eintrag "Freigaben" (Sharing). Hier kann er nun zwischen einer reinen Bildfreigabe und der "echten" entfernten Verwaltung wählen, die dann auch das Steuern aus der Ferne erlaubt.

Was kann die Fernwartung unter Mac OS X leisten?

Über die Tastenkombination CMD + K kann ein Anwender dann direkt von einem anderen Mac-Rechner in der Form "vnc://<IP-Adresse des Rechners> auf das System zugegriffen werden. Das vorangestellte "vnc" zeigt dann auch, welche Lösung das darunterliegende Unix-Betriebssystem zum Verbindungsaufbau einsetzt. Da das Programm in den unterschiedlichsten Ausprägungen VNC auch für viele andere Plattformen angeboten wird, steht somit beispielsweise auch dem Zugriff von Windows-Systemen aus nichts mehr im Wege.

Fazit: Zwar etwas verborgen aber gut integriert stellt Apple mit seinem Betriebssystem bereits Mittel für den entfernten Zugriff auf den Rechner über das Netzwerk bereit. Wer nur hin und wieder einmal so auf sein Apple-System zugreifen will, findet hier eine gute und leicht einzusetzende Lösung.

Der Freeware-Klassiker: VNC in verschiedenen Ausprägungen

Die Software VNC (Virtual Network Computing) steht schon einige Jahre und in den verschiedensten Versionen zur Verfügung. Zu den bekanntesten Ausprägungen gehören:

Alle VNC-Versionen arbeiten grundsätzlich nach dem Client-Server-Modell. Das bedeutet, die Software muss zunächst einmal sowohl auf den zu überwachendem System als auch auf dem Rechner installiert werden, der dann darauf zugreifen soll.

Grundsätzliche Vorteile der VNC-Lösungen:

Was muss man beim Einsatz von VNC beachten?

Der Client von UltraVNC kann sowohl an die eigenen Bedürfnisse als auch an die Gegebenheiten und Einschränkungen der Netzwerkverbindung angepasst werden.
Foto: Bär/Schlede

Fazit: Wer mit einem Programm, das ihm eine englische Bedieneroberfläche präsentiert, keine Probleme hat, bekommt mit den VNC-Lösungen ein Werkzeug geboten, das sehr flexibel und schnell zu installieren und einzusetzen ist. Wir raten dringend dazu, beispielsweise beim Einsatz von UltraVNC auch die Encryption Plugins einzusetzen, um so die Übertragung entsprechend abzusichern.

Große und sehr vielfältige Lösung: Teamviewer

Die umfangreiche Lösung Teamviewer ist rasch auf dem System installiert und findet dabei „allein“ ihren Weg zum Ziel.
Foto: Bär/Schlede

Wer sich etwas näher mit der Problematik der Fernwartung und dem Zugriff auf entfernten Systemen befasst, wird dabei immer wieder auf einen Namen treffen: Teamviewer. Die deutsche Software, die bereits seit einigen Jahren konstant weiterentwickelt wird, hat sich in der Zwischenzeit von einer reinen Fernwartungslösung in Richtung Collabarations-Lösung entwickelt und bietet dem Anwender nun auch Merkmale wie Online-Meeting und Video/Audio-Unterstützung. Wir haben einen Blick auf die aktuelle Version 7 (Release 7.0.12979) geworfen.

Was bietet Teamviewer 7 dem Anwender?

Nicht umsonst kommt Teamviewer in vielen Firmen und bei den unterschiedlichsten Anwendungsfällen zum Einsatz: Die Lösung ist flexibel und problemlos einzusetzen. Sehr sicherheitsbewusste Administratoren sehen es allerdings nicht immer so gern, wenn diese Software in ihren Netzwerken zum Einsatz kommt: Eine herausragende Fähigkeit der Software besteht nämlich darin, dass sie es schafft, ohne Probleme auch über die Grenzen von Netzwerken oder Firewalls beziehungsweise NAT (Network Address Translation) hinweg ihren Weg ins Netz zu finden. Zudem kommt die direkte Verbindung zwischen zwei Systemen immer über den Teamview-Server im Internet zustande - der steht zwar in Deutschland, aber trotzdem könnte das als gewisse Einschränkung betrachtet werden.

Fazit: Ganz gleich, ob es darum geht "mal schnell" einem Bekannten am PC auszuhelfen, der am anderen Ende der Republik über die Fährnisse von Windows verzweifelt, oder in einem kleinen Unternehmen die PCs der Außenstellen zu betreuen: Teamviewer bietet alle Möglichkeiten "unter einem Dach". Nur wer sehr auf Sicherheit bedacht ist und keine schwer zu kontrollieren Zugriffe in seinem Netz dulden will, muss wohl eine andere Lösung nutzen. Für uns ist dieses Programm auch wegen seines fairen Lizenzmodells (es gibt nur Lifetime-Lizenzen, die nur einmal gekauft werden müssen) die absolute Topempfehlung.

Es geht auch direkt aus der Wolke: NTR Free Cloud

Immer mehr Lösungen aus dem Bereich der Fernwartung nutzen moderne Cloud-Techniken, um so eine leichte Anbindung und Integration der entfernten Arbeitsplätze zu erreichen. Zu den Pionieren auf diesem Gebiet gehört NTR Global, die ihre Fernwartungslösung über das Web anbietet. Wir haben sie uns in der Version NTR Free Cloud angeschaut.

Welche Vorteile bietet NTR Free Cloud?

Die kommerzielle Version der NTR-Global-Lösung ermöglicht auch einen einfachen Zugriff auf die Daten der verwalteten Systeme und hilft so, die Arbeit der Administratoren zu erleichtern.
Foto: Bär/Schlede

Bei dieser Lösung ist die feste Installation eines sogenannten Agenten verpflichtend: Diese als Mikroapplikation bezeichnete Software verbindet sich anschließend mit dem Zentralsystem von NTR und erlaubt so den Zugriff auf das System mittels Benutzernamen und Passwort.

Wer die kostenpflichtige Version im kommerziellen Umfeld einsetzt, bekommt diverse Zusatzfeatures an die Hand, mit denen die Betreuung und die Verwaltung der Systeme deutlich vereinfacht wird: So wertet hier eine ActiveX-Komponente die wichtigsten Eckdaten der Systeme wie Herstellerinformationen, Speicherausbau, Festplattendimensionierung, CPU-Typ und Geschwindigkeit sowie die Konfiguration der Netzwerkkarten aus.

Fazit: Die Free Cloud-Variante der NTR-Lösung eignet sich gut dafür festzustellen, ob und wie dieser Dienst den eigenen Ansprüchen genügt und wie er sich in die eigene IT einfügt. Dies ist definitiv eine Profi-Lösung, die weniger für die "schnelle Hilfe zwischendurch" sondern für den Einsatz im Firmenumfeld bestimmt ist. Dort kann sie die Arbeit der Administratoren deutlich erleichtern.

Ausbringen mittels Client-Push: Dameware Mini Remote Control

Die Software Dameware Mini Remote Control kann nicht nur das Netzwerk absuchen, sondern auch direkt auf die Daten von Active Directory zugreifen.
Foto: Bär/Schlede

Unsere nächste Lösung wurde unter dem Namen Mini Remote Control von der Firma Dameware entwickelt, die heute ein Teil des Anbieters Solarwinds ist. Sie bietet eine Funktion, die sie besonders für den Einsatz innerhalb des lokalen Netzwerks interessant macht: Die Client-Software, die für die Verbindung benötigt ist, kann durch einen Mausklick auf einen beliebigen Windows-Computer installiert und ebenso einfach wieder deinstalliert werden. Wir stellen die aktuelle Version 8 der Software vor.

Welche Vorzüge bietet Mini Remote Control?

Fazit: Das Ausbringen der Client-Software mittels Push gehört sicher zu den großen Vorzügen dieser Lösung, die ebenso wie der davor beschriebene Dienst von NTR Global auf den professionellen Einsatz ausgerichtet ist. Das zeigt sich auch daran, dass zum Testen nur eine 14 Tage aktive Version zur Verfügung gestellt wird, danach muss eine entsprechende Lizenz erworben werden, was in Deutschland über den Reseller RamgeSoftware möglich ist. Gut hat uns dabei gefallen, dass hier nicht pro Client-System sondern pro Administrator lizenziert wird. Damit ist die Größe des zu verwaltenden Netzwerks für den Preis unerheblich, was professionelle Anwender sicher zu schätzen wissen. (ph)