Wer hinter Viewsonics ViewPad 10s mit 10,1-Zoll-Bildschirm nur ein größeres ViewPad 7 mutmaßt, der täuscht. Das ist auch gut so, denn das 7-Zoll-Tablet konnte im Test unserer Schwesterpublikation TecChannel in der Bedienung und Geschwindigkeit nicht überzeugen. Die weiteren Gemeinsamkeiten enden beim Betriebssystem Android 2.2.
Während dem ViewPad 7 eine Flash-Unterstützung bei Webseiten versagt bleibt, zeigt sich das ViewPad 10s mit Android 2.2 gerüstet für den Adobe-Standard. Und weil Flash-basierende Elemente bekanntlich einiges an Rechenleistung erfordern, stattet Viewsonic das 10,1-Zoll-Tablet mit einer Dual-Core-CPU mit 1 GHz Taktfrequenz aus.
Eigenständigkeit beweist das ViewPad 10s auch beim Design und den Bedienelementen. So gibt es nicht wie beim ViewPad 7 ein allzu sehr an das iPhone 4 angelehntes Design, auch beim Apple iPad wird wenig abgeschaut. Knöpfe an der Gehäusefront sucht man beim ViewPad 10s vergeblich, die Bedienung erfolgt Elementen auf dem Touchscreen oder an der Gehäuseseite.
Neben flinken Reaktionszeiten, Aussehen und der Bedienung muss ein Tablet auch mit hoher Display-Qualität und langer Laufzeit überzeugen. Viewsonics ViewPad 10s offenbart im Test eine große Schwäche.
Ausstattung
Viewsonic verwendet beim ViewPad 10s einen NVIDIA Tegra 250 mit 1 GHz Taktfrequenz. Der Dual-Core-Prozessor setzt auf ARMs Cortex-A9-Architektur. Als Arbeitsspeicher steht den zwei Kernen 512 MByte DDR2-667-SDRAM zur Verfügung. Den internen Flash-Speicher dimensioniert Viewsonic ebenfalls auf 512 MByte. Damit dem Tablet bei dem kleinen Flash-Speicher nicht gleich der Platz ausgeht, verfügt das ViewPad 10s über einen micro-SD-Kartenslot. Damit lässt sich der Speicherplatz um bis zu 32 GByte erweitern - im Lieferumfang ist eine 16-GByte-Karte enthalten.
Zum Einspeisen und Austausch von Daten besitzt das ViewPad 10s einen USB-Anschluss mit normaler Größe. Das Tablet kann damit direkt von USB-Sticks Daten verarbeiten. Bei manchen Sticks happerte es allerdings mit der Erkennung. Zum Datenaustausch mit dem PC ist der USB-Port nicht vorgesehen. Hierfür besitzt das ViewPad 10s einen Docking-Connector für den optionalen Desk Stand. Für den Anschluss von LCD-TVs besitzt das ViewPad 10s noch einen vollwertigen HDMI-Ausgang - beispielsweise zum Übertragen von 1080p-HD-Videos.
Viewsonic verbaut beim ViewPad 10s einen Lithium-Ionen-Akku mit 3300 mAh. Beim typischen Mix mit viel Surfen im Internet, Apps ausprobieren und Videos anschauen hält das ViewPad 10s in unserem Test zirka sechs Stunden und 30 Minuten mit einer Akkuladung durch. Dabei war das Display auf volle Helligkeit eingestellt. Der Ladevorgang mit dem Netzteil dauert bei ausgeschaltetem Gerät zirka vier Stunden und 30 Minuten.
Für Konnektivität sorgen beim ViewPad 10s WLAN 802.11b/g und Bluetooth 2.1 - die aktuellen Varianten der Standards werden nicht unterstützt. An der Front gibt es für Videotelefonate und Schnappschüsse eine integrierte 1,3-Megapixel-Kamera. Zu den weiteren Ausstattungsmerkmalen zählt ein Sensor für Lage und Beschleunigung. Beim optionalen ViewPad 10s mit 3G ist noch GPS mit an Bord.
Maße und Bildschirm
Im Gegensatz zum 4:3-Format des 9,7-Zoll-Bildschirms von Apples iPad und iPad 2 setzt Viewsonic beim ViewPad auf ein 10,1-Zoll-Display im 16:9-Widescreen-Format. Die Auflösung des Bildschirms beträgt 1024 mal 600 Bildpunkte, das iPad/iPad2 löst 1024 mal 768 Pixel auf. Durch seinen Widescreen wartet das ViewPad 10s bei 179 x 276 x 14,5 mm auch mit anderen Abmessungen als das Apple iPad auf (190 x 243 x 13,4 mm).
Bei der Gehäusedicke von 14,5 mm ist das ViewPad 10s insbesondere vom neuen iPad 2 (in Deutschland ab 25.03.11 verfügbar) mit 8,8 mm weit entfernt. Mit einem Gewicht von zirka 730 Gramm liegt das ViewPad 10s auf dem Niveau des noch aktuellen iPads (680 Gramm).
Die Qualität des kapazitiven Viewsonic-Touchscreen überzeugt nicht. Die Farben wirken beim ViewPad 10s sehr blass und wenig natürlich. Insbesondere fällt die Schwäche des Bildschirms beim direkten Vergleich mit dem Apple iPad auf. Auch die Einblickwinkel beim ViewPad-Display sind nicht mit dem iPad vergleichbar. Während der seitliche Blick auf den ViewPad-Bildschirm durchaus gut ist, so werden die Farben bereits bei leicht schrägem Blick von oben oder unten stark verfälscht. Zudem spiegelt der Viewsonic-Bildschirm sehr stark.
Durch die vertikale Auflösung von 600 Bildpunkten wirkt die Schrift auch etwas schlechter aufgelöst als beim iPad mit 768 Pixeln. Insbesondere wenn das ViewPad 10s hochkant zum Browsen gehalten wird, lässt sich die Schrift bei Webseiten ohne Zoom schlechter lesen als beim iPad. Das Display zählt zweifelsohne zu einem großen Schwachpunkt des ViewPad 10s
Android, Apps und Flash
Viewsonic nutzt beim ViewPad 10s Android 2.2 als Betriebssystem. Entsprechend ist auch die übliche Software-Ausstattung, die von Android-Smartphone bekannt sind, vorhanden. Leider besitzt das Tablet keinen Zugriff auf den Android-Marketplace. Viewsonic integriert auf dem ViewPad 10s den alternativen App Store AndroidPIT mit zirka 3700 Apps. Im Test lassen sich auch per Browser über die Webadresse des Android Marketplace keine Apps installieren. Beim Installationsvorgang wird nur das ViewPad 7 als Endgerät angezeigt, die Installation endet erfolglos.
Die Programme und Apps aus dem AndroidPIT können auf dem Tablet über fünf Startbildschirme verteilt werden. Die Navigation zwischen den Schirmen erfolgt einfach per Fingerwisch. Viel vorinstallierte Apps wie beispielsweise die Office-Suite Documents-to-Go, die beim ViewPad 7 integriert ist, finden sich auf dem 10,1-Zoll-Tablet nicht.
Als großer Vorteil von Android-basierenden Tablets gegenüber Apples iPad wird der Flash-Support im Browser gesehen. Hier kann das ViewPad 10s auftrumpfen. Die Darstellung von Webseiten mit Flash-Elementen oder Flash-basierenden Videos funktioniert im Test bei den besuchten Seiten überwiegend problemlos. Auch die Geschwindigkeit beim Surfen auf Webseiten mit Flash-Elementen ist zufriedenstellend. Der Dual-Core-Prozessor macht sich hier positiv bemerkbar.
Ob Viewsonic für das ViewPad 10s ein Update auf Android 3.0 "Honeycomb" plant, haben wir bereits angefragt. Noch haben wir allerdings keine Antwort vom Hersteller erhalten - wir informieren Sie, sobald wir die Info haben.
Bedienung
Das Viewsonic ViewPad 10s besitzt ein Kunststoffgehäuse mit glatter schwarzer Rückseite. Beim Anfassen wirkt das Tablet wertig und es liegt angenehm in der Hand. Die Stabilität des Gehäuses geht beim ViewPad ebenfalls in Ordnung. Hier knarzt nichts - auch wenn unter "höherer" Krafteinwirkung leichte Verwindungen möglich sind.
Die typischen Android-Bedienelemente wie beispielsweise beim ViewPad 7 sucht man beim ViewPad 10s an der Gehäusefront vergeblich. Viewsonic platziert den Home-Button und die Zurück-Taste links und rechts oben in der Android-Statusleiste. Desweiteren ist dort auch die Taste für das kontextsensitive Optionsmenü untergebracht. Im typischen Betrieb erweist sich diese Lösung als sehr praktikabel, vor allem wird so ein unerwünschtes Drücken der Tasten mit dem Handballen an der Gehäusefront vermieden - dies nervt beispielsweise beim ViewPad 7 sehr.
Weil einige Apps aber den kompletten Bildschirm ausnutzen und die Statusleiste oben ausblenden, gibt es am oberen Gehäuserand noch zwei mechanische Tasten "Zurück" und "Power". Die Tasten sind beim typischen quer halten des Tablets mit dem rechten Zeigefinger gut erreichbar. Ein längerer Druck auf die Zurücktaste öffnet das kontextsensitive Optionsmenü. Wird die Power-Taste kurz gedrückt, so erscheint der Startbildschirm. Bei längerem Druck werden die Optionen Lautlos, Suspend, Ausschalten und Cancel angezeigt. Zusätzlich gibt es noch einen Sperrknopf für unerwünschte Display-Rotation.
Das Surfen im Internet erfolgt beim ViewPad 10s mit guter Geschwindigkeit und wenig ruckeln - auch bei Flash-basierten Webseiten. Allerdings reicht das Scrollen immer noch nicht an die flüssige und "organische" Bedienung des iPads heran, wo allerdings auf Flash verzichtet werden muss. Das Zoomen Webseiten funktioniert beim ViewPad 10s mit dem Auseinanderziehen der Finger gut, allerdings auch von Ruckeln begleitet. Flüssiger geht der Zoomvorgang bei Bildern, allerdings folgt der Zoom nicht immer den Fingern. Schnell wird mehr oder an anderer Stelle vergrößert. Beim iPad geschieht der Vorgang intuitiver und "organischer".
Gut gefällt beim ViewPad 10s die Tastatur, das Schreiben funktioniert flüssig, Buchstaben werden nur sehr selten "verschluckt". Angenehm ist beim ViewPad 10s auch das Fehlen einer Marotte vieler Android-Geräte. So regelt das ViewPad 10s bei niedrigem Akkuladezustand nicht automatisch die Display-Helligkeit zwangsweise komplett runter. Ab zirka sechs Prozent Restakkuladung blinkt als Warnhinweis rechts oben im Gehäuse die Lade-LED rot auf.
Technische Daten im Überblick
Hersteller |
|
Produkt |
ViewPad 10s |
Preis (Stand: 09.03.11) |
zirka 370 Euro |
Technische Hotline |
0821/ 450 57 382 |
Prozessor |
NVIDIA Tegra 250 / Dual-Core / 1 GHz |
Maße (L x B x H) |
179 x 276 x 14,5 mm |
Gewicht |
730 Gramm |
Betriebssystem |
Android 2.2 |
Integrierter Speicher (Art) |
512 MByte (Flash) |
Wireless-LAN / Bluetooth |
802.11b/g / 2.1 |
USB |
USB 2.0 (Standardstecker) |
VGA |
- |
HDMI |
ja (normale Steckergröße) |
Kartenleser |
ja (Micro-SD) |
Einschub für SIM-Karte |
bei optionalen 3G-Modell |
Kamera |
ja (1,3 Megapixel) |
Dockinganschluss |
ja |
Audioausgang |
1 |
Audioeingang |
- |
Mikrofon |
ja |
Lieferumfang |
Schnellstartanleitung (deutsch); Netzteil mit Steckeradapter, 16 GByte microSD-Karte |
Lagesensor / Lichtsensor |
ja / nein |
Spracheingabe / Flugzeugmodus |
nein / ja |
E-Mail-Zugang: POP3 / Imap / Exchange |
ja / ja / ja |
Fazit
Viewsonics ViewPad 10s liegt gut in der Hand mit angenehmer Haptik, bietet eine sehr ansprechende Geschwindigkeit beim Surfen, hat Flash-Unterstützung und läuft mit 6,5 Stunden auch noch ausreichend lange. Soweit lässt sich das 10,1-Zoll-Tablet als durchaus gelungen bezeichnen.
Leider besitzt das ViewPad 10s einen sehr großen Schwachpunkt - das Display. Die schlechten Einblickwinkel und die blassen Farben sind nicht akzeptabel. Insbesondere ein Tablet wird oft mal etwas schräg angelehnt bequem gehalten. Egal ob flüssig ablaufende HD-Filme oder die Schrift bei Webseiten, bei schon leicht schrägem Blick sinkt die Darstellungsqualität deutlich.
Wenig gefällt auch der fehlende Android Marketplace. Die installierte App-Alternative bietet nur einen Bruchteil der Apps. Pluspunkte sammelt das ViewPad 10s wieder durch den vollwertigen HDMI-Ausgang und einen Standard-USB-2.0-Port für den Datenaustausch.
Der Preis von zirka 370 Euro ist für ein leistungsstarkes 10,1-Zoll-Tablet zwar in Ordnung, aufgrund des schlechten Displays können wir das Viewsonic-Tablet aber nicht empfehlen. Für diesen Preis ist das gerade auf 379 Euro reduzierte iPad (16 GByte, WiFi) bereits aufgrund des viel besseren Displays vorzuziehen. (cvi)
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.