Test: PC-Steuerung mit Dominion

21.02.2006 von Eric Tierling
KVM-Spezialist Raritan vereinfacht die Client-Wartung per Intranet und Internet.

Dominion KX101" lautet nicht etwa die Bezeichnung eines Star-Trek-Raumschiffs aus dem Gamma-Quadranten, sondern der Name eines Fernsteuerungsprodukts des US-ameri- kanischen KVM-Spezialisten Raritan (KVM = Keyboard, Video, Mouse). Als KVM-over-IP-Ex- tender konzipiert, erlaubt Do- minion die Kontrolle eines Computers per Intranet oder Internet.

Hier lesen Sie …

  • wie Sie PCs bereits beim Start fernsteuern können;

  • welche Vorteile IP-Extender bieten;

  • wo die Schwächen des Testexemplars liegen.

Klein, aber fein: Der Dominion KX101 KVM-over-IP-Extender von Raritan.

Dabei wartet das Gerät mit pfiffigen Details auf. Kaum größer als eine Zigarettenschachtel, lässt es sich bequem zu kurzfristigen Supporteinsätzen mitnehmen. Praktischerweise liefert der Hersteller aber auch eine Halterung mit, die den horizontalen oder vertikalen Einbau des silbernen Kästchens in einen Server-Schrank gestattet.

Lieferumfang

Zur Fernsteuerung eines Computers über eine IP-Verbindung muss der KX101 in ein Ethernet-LAN eingebunden werden. Hierzu enthält das Gerät eine RJ45-Buchse, die die Geschwindigkeit (10 oder 100 Mbit/s) sowie den Übertragungsmodus (halb- oder vollduplex) automatisch erkennen kann. Die Stromzufuhr muss nicht unbedingt über das im Lieferumfang befindliche Netzteil erfolgen: Arbeitet das LAN PoE-konform (Power over Ethernet), kann sich das Gerät seine Versorgungsspannung direkt aus dem Netzwerkkabel holen.

Flexibel geht es auch bei der Verbindung mit dem fernzusteuernden Rechner zu. Über mitgelieferte Kabeladapter kommt der KX101 wahlweise mit PS/2-Tastatur- und Mausanschlüssen zurecht oder aber mit einem USB-Port. Das Videosignal der Grafikkarte fängt das Gerät über einen analogen VGA-Stecker ein. Das modernere DVI wird vom Hersteller nicht unterstützt, so dass sich der Kunde hierfür bei Bedarf selbst einen Steckeradapter besorgen muss. Dafür verträgt sich das Gerät Herstellerangaben zufolge mit Auflösungen von bis zu 1600 mal 1200 Pixeln bei 60 Hertz.

Ungewohnte Grundkonfiguration

Um den betreffenden Computer über den KX101 per Intranet oder Internet erreichen und aus der Ferne steuern zu können, sollte das Raritan-Produkt zunächst einer Grundkonfiguration unterzogen werden. Dies geschieht auf etwas ungewöhnliche Art - über ein mitgeliefertes Kabel, das an beiden Enden RJ11-Stecker besitzt, wie sie normalerweise bei US-amerikanischen Telefonapparaten zu finden sind.

Die Grundkonfiguration des KX101 erfolgt über eine serielle Verbindung mit einem Terminalprogramm.

Eigens für solche Administrationsverbindungen ist der KX101 mit einer RJ11-Buchse ausgestattet, in die das eine Ende des entsprechenden Kabels eingesteckt wird. Das andere Ende landet in einem dem Gerät beiliegenden Adapter, der die RJ11-Verbindung auf eine neunpolige serielle Schnittstelle umsetzt. Dieser Adapter muss an den COM-Port des Rechners angeschlossen werden, von dem aus der Administrator das Raritan-Gerät konfiguriert.

Vorarbeiten

Über ein Terminalprogramm - wie das zu Windows XP gehö- rende "HyperTerminal" - wird dann eine serielle Verbindung zum KX101 hergestellt. Dort gilt es vor allem, eine statische TCP/IP-Konfiguration einzutragen, um den fernzusteuernden Computer später unter einer festen IP-Adresse erreichen zu können. Sollte der standardmäßige TCP-Port 5000 nicht in Frage kommen, lässt sich auch eine andere Port-Nummer definieren. Nach einem Neustart ist das kleine Kästchen einsatzbereit.

Allerdings muss sich Raritan die Frage gefallen lassen, ob eine Konfiguration über die serielle Schnittstelle noch zeitgemäß ist, denn immer mehr Notebooks und PCs - so auch unser ursprünglich für den Test vorgesehener Rechner - sind nur noch mit USB-Interfaces ausgestattet, so dass eine Erstkonfiguration mit der vom Hersteller empfohlenen Vorgehensweise häufig nicht möglich ist. Im Zweifelsfall empfiehlt es sich daher, die Grundkonfiguration des für eine Außenstelle gedachten KX101 bereits in der Zentrale zu erledigen oder einen Seriell-auf-USB-Adapter im Reisegepäck zu haben. Immerhin ist das Raritan-Gerät ab Werk so voreingestellt, dass es seine TCP/ IP-Konfiguration von einem im LAN befindlichen DHCP-Server bezieht und von dort eine dynamische IP-Adresse erhält. Mittels der weiter unten beschriebenen Client-Software lässt sich dann eine Netzwerkverbindung zum Gerät herstellen und diesem im Rahmen der Remote-Verwaltung schließlich eine statische IP-Adresse zuteilen.

Produktinformation

  • Produkt: Dominion KX101;

  • Hersteller: Raritan;

  • Web: www.raritan.de;

  • Preis: 922 Euro (inklusive Mehrwertsteuer).

Tool-Vielfalt

Hat der KX101 seine Arbeit aufgenommen, lässt sich der daran angeschlossene Computer über eine IP-Verbindung fernsteuern. Laut Hersteller braucht hierzu auf dem Client - also dem Remote-System, von dem aus die Fernsteuerung erfolgt - keine Software installiert zu werden, da alles bequem aus dem Web-Browser heraus erledigt wird. Ganz stimmt das jedoch nicht: Auf unserem mit Windows XP SP2 ausgestatteten Client-PC mussten wir zuerst das Java-Runtime-Environment von Sun installieren, das Raritan zwingend voraussetzt.

Insgesamt gibt es drei Tools, die sich alle durch Eingabe einer bestimmten URL in der Adresszeile des Web-Browsers starten lassen. Über die Verwaltungsoberfläche "Dominion KX" lassen sich unter anderem Zugriffsgruppen kreieren und mit unterschiedlichen Berechtigungen ausstatten sowie die Kennwörter von Benutzern festlegen, die eine Fernsteuerung vornehmen dürfen.

Plus

  • Stromzufuhr per PoE über das Ethernet-Kabel möglich;

  • Fernsteuerung eines Computers mit PS/2- oder USB-Tastatur/Maus-Anschluss;

  • direkt nach dem Anschalten des Computers greift die Fernsteuerung;

  • Remote-Control-Client auf Plattformen mit Java-Unterstützung lauffähig.

Darüber hinaus gewährt die Verwaltungsoberfläche Zugriff auf die Grundkonfiguration des KX101. Wer einen Windows-PC als Remote-Control-Zentrale verwendet, kann dazu per Internet Explorer auf den "Raritan Remote Client" zurückgreifen. Alternativ hierzu erlaubt der in Java gehaltene "Multi-Platform Client" die Fernsteuerung mit Web-Browsern wie Opera oder von einem Linux- oder Macintosh-PC.

Minus

  • Serieller Anschluss zur Erstkonfiguration benötigt;

  • störende Sicherheitswarnungen auf dem Client durch inkorrekte Zertifikate.

Steuerung per Browser

Sowohl über die Windows- als auch die Java-Web-Oberfläche können die eingangs erwähnte Grundkonfiguration sowie diverse Diagnoseroutinen aufgerufen werden, um aus der Ferne beispielsweise das Raritan-Gerät neu zu starten. Zusätzlich eröffnet die Web-Oberfläche den Zugang zu anderen KX101-Einheiten, so dass Remote-Control-Funktionen zur Fernsteuerung unterschiedlicher Computer unter einem einzigen Dach vereint sind.

Der KX101 ermöglicht es über Intranet oder Internet, die Bios-Einstellungen eines entfernten Computers zu verändern.

Patzer leistet sich der Herstel- ler jedoch bei der Umsetzung seines Softwarekonzepts. So- wohl beim Aufruf der Verwaltungs- als auch der Web-Oberfläche des KX101 wird der Anwender mit mehreren Sicherheitswarnungen konfrontiert, die monieren, dass mit dem Java-Zertifikat beziehungsweise der Signatur des ActiveX-Steuerelements von Raritan etwas nicht stimmt. Nur wer diese Hinweise in den Wind schlägt und sich unbeirrbar durchklickt, landet schließlich beim gewünschten Tool.

Im Vergleich zu softwarebasierenden Remote-Control-Produkten wie VNC, das für eine Reihe unterschiedlicher Betriebssysteme verfügbar ist, kann das Raritan-Gerät seine Vorteile als Hardwarelösung ausspielen. So werden alle Übertragungen mit 128 Bit verschlüsselt, während VNC die Transfers standardmäßig unverschlüsselt abwickelt. Auf diese Weise besteht ein guter Schutz davor, dass Unbefugte Bildschirminhalte einsehen oder Tastatureingaben einschleusen können.

Im Gegensatz zur Fernsteuerung mit Terminaldiensten beziehungsweise dem RemoteDesktop neuerer Windows-Versionen nimmt der KX101 seine Arbeit unmittelbar nach dem Einschalten des fernzusteuernden Computers auf. So können auch Bios-Einstellungen aus der Ferne eingesehen und modifiziert werden. Außerdem braucht auf dem fernzusteuernden Computer keine Software installiert zu werden, um diesen fit für den Remote-Control-Betrieb zu machen. Supportpersonal, das aus der Ferne einen schnellen Blick auf den Computer werfen und Systemeinstellungen per Intranet oder Internet verändern möchte, ohne dafür in den Server-Raum zu gehen oder zum jeweiligen Standort zu fahren, braucht somit keine Betriebssystem-spezifischen Vorbereitungen zu treffen.

Fazit

  • Mit dem KX101 bietet Raritan einen KVM-over-IP-Extender, der sich flexibel einsetzen lässt.

  • Die Erstkonfiguration per Telefonkabel, seriellem Steckeradapter und Terminalprogramm erscheint zwar ein wenig kurios, funktioniert jedoch anstandslos.

  • Nachbessern sollte der Hersteller aber, was seine Zertifikate für die Client-Software betrifft: Da Raritan mit der hohen Sicherheit seiner Lösung wirbt, rufen Sicherheitswarnungen Irritationen hervor.