TechEd 05: SAP trommelt für ESA-Community

28.09.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Auch auf der zweiten TechEd-Kundenveranstaltung dieses Jahres in Boston, rührten die SAP-Verantwortlichen die Werbetrommel für eine Community rund um die eigene Enterprise Service Platform (ESA). Alle Aktivitäten in dieser Richtung sollen im "Enterprise Services Community Process" gebündelt werden. Die Initiative richtet sich an Partner, Kunden und Independent Software Vendors (ISVs). Diese sollen auf Basis der neuen Softwarearchitektur sowie der Business Process Platform (BPP), die im Wesentlichen aus der Integrationsplattform Netweaver und einem Enterprise Services Repository besteht, eigene Softwaremodule entwickeln können. Das SAP-Management hofft, mit der ESA-Community eine ähnliche Dynamik entfachen zu können wie es die Initiativen für Java und das Open-Source-Projekt Eclipse geschafft hatten.

SAP bemüht sich seit Anfang des Jahres, Verbündete für seine Interpretation einer Service-orientierten Architektur (SOA) zu gewinnen. Auf den Kundenveranstaltungen Sapphire in Kopenhagen und Boston verkündeten die Walldorfer eine Reihe von Kooperationen unter anderem mit Adobe, Cisco und Microsoft (siehe auch: SAP und Microsoft koppeln Office mit ERP und SAP schmiedet Pakte für ESA). Auch auf der europäischen TechEd-Veranstaltung, die vom 21. bis 23. September in Wien stattfand, verkündete der Softwarekonzern gemeinsame Projekte mit IBM und Siemens (siehe auch: SAP-Kunden wollen ESA realisiert haben). In Boston wurden mit Dell, Hewlett-Packard, Network Appliance, Novell, Research in Motion und RSA Security weitere ESA-Mitstreiter präsentiert.

Nach Angaben des SAP-Vorstands Shai Agassi haben sich bereits 172 Partner für ESA gefunden. Bis Ende des kommenden Jahres soll die Zahl der Anbieter, die ihre Produkte mit dem Logo "Powered by SAP Netweaver" beziehungsweise "ES Ready" (Enterprise Services) versehen dürfen, auf etwa 1000 steigen. Ziel dieser Anstrengungen seitens SAP ist es, die eigene Software-Plattform im Markt zu etablieren. Im Wettbewerb der verschiedenen Plattformen tritt SAP gegen IBM (Websphere), Microsoft (.NET) und Oracle (Fusion) an.

Dazu müsse man nicht jedes Unternehmen im Markt kaufen, spielte Agassi in Boston auf die aggressive Akquisitionsstrategie des Konkurrenten Oracle an. Viel wichtiger sei es, ein Ökosystem für die eigene Plattform aufzubauen. Diesen Prozess soll George Paolini als Senior Vice President Platform Ecosystem leiten, der im Frühjahr 2005 zu SAP gewechselt war und zuvor maßgeblich für Sun Microsystems an der Entwicklung der Java-Community beteiligt war. Beispielsweise soll ein Zertifizierungsprozess sicherstellen, dass die ESA-Produkte von Partnern und Kunden den Plattformanforderungen der SAP genügen.

Der Community-Prozess bedeutet Analysten zufolge einen Wechsel innerhalb der SAP-Strategie. Bislang habe sich der Konzern damit zurückgehalten, andere Softwarehersteller einzuladen. Damit ändert sich auch das Geschäft der SAP. Da die Plattform offen sein muss, um im Markt akzeptiert zu werden, müssen die Walldorfer letztendlich auch mehr Konkurrenz zulassen. Dies sei in Ordnung, meint Peter Graf, Executive Vice President Solution Marketing von SAP. Künftig gehe es weniger um Applikationen und deren technische Integration, vielmehr müssten sich die Kunden für eine Plattform entscheiden.

Agassi hofft, dass die Anwender das durch die verbesserte Integration eingesparte Geld für Innovation der Geschäftsprozesse ausgeben werden. Auch hier will SAP punkten. Über die Enterprise Services, die als Definition von einzelnen Geschäftsabläufen in einem Repository in der Plattform abgelegt werden sollen, will sich SAP als Prozessexperte bei seinen Kunden etablieren. Ob und wie sich diese Strategie in barer Münze für den deutschen Softwarekonzern auszahlt, ist allerdings noch nicht abzusehen. (ba)