300 Mitarbeiter betroffen

TDMI-Gruppe meldet Insolvenz an

29.07.2009 von Jan-Bernd Meyer
Die TDMI-Gruppe ist zahlungsunfähig. Betroffen ist unter anderem auch das Traditionsunternehmen Comparex Deutschland GmbH.

Die TDMI-Gruppe aus Köln, auf dem dritten Platz im Systemhaus-Ranking für Deutschland, hat ebenso wie die TDMI-Tochter Comparex Deutschland GmbH, die seit 2007 zur TDMI-Gruppe gehörende Comparex Services GmbH (CSG) und die Muttergesellschaften TDMI Deutschland Holding GmbH sowie die TDMI AG Insolvenz angemeldet. Die TDMI-Gruppe unterhält hierzulande 36 Niederlassungen und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2008 insgesamt 410 Millionen Euro. Im Jahr zuvor waren es allerdings noch 527 Millionen Euro gewesen.

Detlef Linde, Vorstandsvorsitzender der TDMI-Gruppe, sagt, die Banken hätten lediglich einem Überbrückungskredit zugestimmt. Eine langfristige Liquiditätssicherung hingegen sei abgelehnt worden.
Foto: TDMI

Nach der vorliegenden Ad-hoc-Meldung sollen "trotz der sehr angespannten Liquiditätslage" die Geschäfte der TDMI-Töchter Becom Informationssysteme GmbH, Inforsacom Holding GmbH (ehemals Morse), die Arxes GmbH, die Arxes Business Services GmbH, die TDMI Informatik GmbH und die Indemand Printing Solutions GmbH fortgeführt werden.

Am Freitag, den 24. Juli 2009, waren die Verhandlungen mit Banken und Investoren ohne Ergebnis abgebrochen worden. Aus diesem Grund hat die TDMI AG am 27. Juli 2009 Insolvenz angemeldet. Von insgesamt 1.100 Mitarbeitern in der TDMI-Gruppe sind hiervon 300 betroffen.

Werden die Juli-Gehälter ausgezahlt?

Foto: TDMI

Aussagen aus dem Unternehmen deuten darauf hin, dass die Juli-Gehälter nicht mehr gezahlt werden. Angeblich, so weitere Informationen, versuche das Unternehmen jedoch, die Mitarbeiter trotzdem zur Weiterarbeit zu verpflichten. Ein Anspruch des Unternehmens auf Arbeitsleistung gibt es aber auch im Insolvenzrecht nicht. Ohnehin entscheidet nunmehr nur noch der Insolvenzverwalter (im Fall TDMI sind es drei).

Firmensprecherin Felicia Effertz sagte zu den Gerüchten, die Gehälter würden bei TDMI immer zum letzten Tag eines Monats, in diesem Fall also zum 31. Juli, überwiesen. Eine Entscheidung über die Anweisung der Juli-Gehälter sei noch nicht gefallen.

Überbrückung, aber nichts Langfristiges

Die Ad-hoc-Meldung des TDMI-Vorstands vom 24.7.2009 im Wortlaut.
Foto: TDMI

In die prekäre Lage kam die TDMI-Gruppe wegen starker Umsatzrückgänge in den vergangenen Monaten. Außerdem waren die Banken nicht mehr bereit, das Unternehmen zu finanzieren. Der TDMI-Vorstandsvorsitzende Detlef Linde, der erst seit dem 15. Mai 2009 im Amt ist, sagte hierzu, man habe intensive Gespräche mit Investoren und Banken geführt. Diese sollten die Liquiditätslücke des Unternehmens schließen. Ergebnis: Eine Überbrückungsfinanzierung sei zwar zugesagt worden. Eine längerfristige Versorgung der TDMI-Gruppe mit Kapital hätten die Finanzinstitute jedoch nicht zugesichert.

Linde will mit den Geschäftsführern der ebenfalls von der Insolvenz betroffenen Gesellschaften den Betrieb fortsetzen. Hierzu ist allerdings eine Abstimmung mit den jeweiligen Insolvenzverwaltern nötig.

Die TDMI-Gesellschaften Becom Informationssysteme GmbH und Inforsacom Informationssysteme GmbH und deren Töchter werden ihre Geschäfte eigenständig fortführen, so Linde. Mit dem Insolvenzverwalter werde nach einem Investor gesucht. Man werde zudem in den kommenden Tagen die Kunden ansprechen. Ihnen würden Informationen über die Zukunft des Unternehmens gegeben.

IT-Dienstleistungen gesichert

Der IT-Service für TDMI-Kunden sei trotz Insolvenzverfahren weiterhin gesichert. Da diese Verpflichtungen von der TDMI-Tochter Arxes erledigt werden, dürfte diese Aussage zutreffen. Die Arxes GmbH mit den Geschäftsführern Hans-Jürgen Bahde und Ivo Karzel ist zahlungsfähig, also von der Insolvenz nicht betroffen.

Allerdings hat auch Arxes schon schwere Zeiten hinter sich. So hatte der Dienstleister Probleme mit einem Großprojekt bei BMW, bei dem er die Verwaltung von 36.000 Desktops erledigen sollte. Im Ergebnis musste Arxes das Projekt aufgeben und sich von 170 Mitarbeitern trennen.

TDMI-Problem: Zu viele Manager

Hans-Jürgen Bahde verantwortet das Geschäft des Dienstleisters Arxes Deutschland GmbH. Er ist ein Betroffener des Management-Stühlerückens bei TDMI.

Die Arxes-Kunden würden vertragsgemäß mit IT-Serviceleistungen bedient, bestätigte Bahde. Er hatte bis Mitte Mai 2009 den Vorstandsvorsitz bei der TDMI AG inne, bis Linde das Ruder übernahm. Offizielle Begründung für den Wechsel: Bahde wollte sich auf die IT-Dienstleistungstochter Arxes konzentrieren. Er ist bis zum Einzug des Insolvenzverwalters in den nächsten Tagen noch Vorstand der Bereiche Betriebsdienstleistungen (also das Arxes-Geschäft) sowie von Investor Relations, Marketing und Public Relations.

Dieses Stühlerücken im Management des Kölner Unternehmens hatte die Branche aber ebenso mit einem Augenbrauenzucken quittiert, wie weitere Managerfluktuationen.

Bahdes Rochade im Unternehmen stand offensichtlich im Zusammenhang mit zwei neuen Managern, die bei der TDMI-Gruppe einstiegen, wovon einer bereits nach einigen Wochen wieder das Handtuch warf: Die Ex-Magirus-Vorstände Axel Feldhoff und Claus Niedworok machten ihre Aufwartung bei TDMI. Feldhoff quittierte bereits nach einem Monat wieder den Dienst. Seinerzeit wurden "unterschiedliche Ansichten bei der Unternehmensstrategie” zitiert - was die Unternehmensverantwortlichen vier Wochen zuvor offensichtlich noch nicht absehen konnten. (jm)