COMPUTERWOCHE-Kontroverse

Tablets im Business?

19.05.2012 von Jürgen Hill und Manfred Bremmer
Die CW-Redakteure Manfred Bremmer (Pro) und Jürgen Hill (Kontra) sind sich über Sinn und Unsinn von Tablets im Unternehmen nicht einig.

Pro (Manfred Bremmer)

CW-Redakteur Manfred Bremmer meint: "Tablets emotionalisieren - und das ist gut so!"

Sicher, die Skepsis von IT-Abteilungen gegenüber Tablets ist nicht unbegründet, und auch der zusätzliche Verwaltungsaufwand lässt sich nicht von der Hand weisen. Dennoch existieren bereits etliche Beispiele für eine sinnvolle Nutzung im Business. Dafür gibt es viele Gründe. Zunächst einmal positionieren sich iPads und andere Tablets geradezu perfekt zwischen Smartphone und Notebook: Dank der praktischen Abmessungen und der Always-on-Funktion lassen sich mit ihnen unterwegs selbst kürzere Wartezeiten sinnvoll nutzen - und zwar besser und effektiver als mit einem Smartphone.

Dabei kann man Anwendungen, die es inzwischen für iOS oder Android in Hülle und Fülle gibt, dank des größeren Displays auch vernünftig bedienen. Sollte eine Applikation fehlen, gibt es immer noch Lösungen wie Citrix, um remote auf den Desktop-PC zuzugreifen.

Aktuelle Tablets im Business-Fokus
Apple iPad
Neben vielen Vorteilen (geschlossenes System, App-Auswahl, Hard- und Software aus einer Hand etc.) weist das iPad auch Nachteile (geschlossenes System, wenige Schnittstellen...) auf.
Samsung Galaxy Tab 2 10.1
Samsung eifert dem Erfolg des Apple iPad gleich mit einer ganzen Palette an Tablets nach. Darunter befinden sich das Flaggschiff-Modell mit 10 Zoll...
Samsung Galaxy Tab 2 7.0
...und die preiswerte Version mit 7 Zoll Bildschirmdiagonale. Beide laufen mit ICS und besitzen einen Dual-Core-Prozessor. Das 10-Zoll-Gerät soll jedoch aufgerüstet werden.
Fujitsu Stylistic M532
Fujitsu bewirbt sein Stylistic-Tablet mit vorinstallierter und vorkonfigurierter Software als besonders VDI-fähig...
Toshiba Excite 13
Mit über 13 Zoll Bildschirm-Diagonal ist das Android-Tablet Excite 13 nur bedingt mobil und eher für Gamer und Sofa-Surfer gedacht...
Toshiba Excite 7.7
...während der 7,7-Zöller möglicherweise zu klein für Business-Nutzer ist.
Toshiba Excite 10
Am vielversprechendesten ist die Zehn-Zoll-Version, zumal die Innereien (Quad-Core-CPU Tegra 3, 1GB RAM, 5MP/2MP-Kamera) bei allen drei Geräten gleich sind.
Asus Padfone
Das Hybrid-Gerät vereint auf geschickte Weise Smartphone, Tablet und Netbook...
Asus Padfone
Wie sich die Kombi in der Praxis schlägt, muss sich erst noch zeigen.
Huawei Mediapad
Das preiswerte Tablet bietet sich mit seiner HDMI-Schnittstelle und der hohen Auflösung für die Arbeit mit einem externen Bildschirm an. Das eigene Display ist dagegen mit 7 Zoll leider etwas zu klein für effektives Arbeiten.
Huawei Mediapad 10 FHD
Interessanter ist die angekündigte 10.1-Zoll-Version, insbesondere wegen ihrer Full-HD-Auflösung und der Quad-Core-CPU.
RIM BlackBerry PlayBook
Mit 7-Zoll-Display ist das Blackberry Playbook trotz aller Business-Features nur bedingt geschäftlich nutzbar...
Playbook Mini Tastatur
trotz der schicken Zusatztastatur.
MSI Windpad 110W
Das Windows-7-Tablet zielt speziell auf Business-Nutzer. Außer der einfachen Integrierbarkeit in die Unternehmens-IT hat das Gerät aber nur wenig zu bieten.
Panasonic Toughpad
Um ein Tablet fürs Grobe zu erhalten, muss man nicht mehr zu Windows greifen, es gibt auch schon Geräte für Android.
Acer Iconia Tab A510
Das Quad-Core-Tablet kommt zum Kampfpreis von unter 400 Euro. Dafür bekommt man allerdings ein Plastikgehäuse und ein Mobilfunkmodul fehlt. Ein dickes Plus ist dagegen der starke Akku (9.800 Milliamperestunden)
Asus Transformer Pad Infinity TF700T
Das neue Flaggschiff-Modell trumpft mit Quad-Core-CPU (Tegra 3), Full-HD-Display (1920 x 1200 Pixel) und einem optionalen Tastatur-Dock auf. Das Ganze hat jedoch seinen Preis: 600 Euro (Wifi-Version), 3G und Keyboard-Erweiterung kosten extra.
Asus Transformer Pad 300 TF300T
Für etwas niedrigere Ansprüche bietet Asus das TF300 - es hat ebenfalls eine Quad-Core-CPU, Preisabschläge gibt es z.B. dank einer niedrigeren Auflösung und einem Plastikgehäuse.
Lenovo Ideapad Yoga
Das flexible Ultrabook von Lenovo lässt sich auch als Windows-Tablet nutzen. Marktstart ist voraussichtlich Oktober.
Cisco Cius
Ciscos Tablet-Entwurf ist klar Business-tauglich, aber auch etwas langweilig.

Spielzeug und Werkzeug zugleich

Auch der Fun-Faktor der Flachmänner ist nicht zu unterschätzen. Nicht umsonst gelang Apple und nicht dem Tablet-Erfinder Microsoft der Durchbruch: Die Geräte lassen sich intuitiv bedienen. Einmal angesteckt, wird man das Tablet-Fieber kaum wieder los. Das führt dazu, dass wohl die meisten Anwender Tablets (Rugged Devices mal ausgenommen) als Incentive betrachten und wie ihren Augapfel hüten. Häufig werden die Nutzer zu Experten, die sich bei Problemen gegenseitig helfen können.

Foto: Frank Gaertner, Fotolia.de

Oder sie entwickeln sogar Ideen für neue Einsatzmöglichkeiten im Business. Auch nach außen, etwa beim Umgang mit Kunden, macht ein Tablet nach wie vor Eindruck. Wer als Arbeitgeber Marketing und Servicekräfte damit ausstattet, wirkt modern und innovativ. Hinzu kommt ein psychologischer Aspekt: Anders als beim Notebook gibt es kein hochgeklapptes Display, das im Gespräch mit Kunden ungewollt Distanz schafft. Beim Tablet liegen alle Fakten auf dem Tisch und können gemeinsam eingesehen, diskutiert und bearbeitet werden.

Kontra (Jürgen Hill)

CW-Redakteur Jürgen Hill sagt: "Dokumente lassen sich nicht vernünftig weiterbearbeiten, außerdem sind Tablets schlecht einzubinden."

Ja, ich bin ein Tablet-Fan, und ja, ich benutze meine Rechenflunder auch geschäftlich. Dennoch spreche ich dieser Gerätegattung die Business-Tauglichkeit ab. Kein Entscheider sollte den Fehler begehen, zu glauben, dass Tablets ein Notebook wirklich ersetzen können. All unsere praktischen Versuche haben klar gezeigt, dass sich Dokumente, die mit dem De-facto-Standard Microsoft Office erstellt wurden, mit den heute gängigen Tablets nicht vernünftig weiterverarbeiten lassen.

Formatierungen gehen verloren, in Excel fehlen Dropdown-Listen oder Verknüpfungen zwischen Zellen, in Powerpoint-Präsentationen stimmen auf einmal Bilder oder Effekte nicht mehr - die Mängelliste ließe sich beliebig fortsetzen. Als weiteres Manko im Business-Umfeld zeigt sich die mehr schlecht als recht gelungene Einbindung in die Unternehmensarchitektur in Sachen Gruppenrichtlinien etc. Gelingt das bei iOS und Android noch halbwegs, hat sich Microsoft mit dem kommenden Windows 8 RT komplett ins Aus manövriert: Die für ARM-Tablets konzipierte Windows-Variante lässt sich nach heutigem Stand weder in Domänen einbinden, noch unterstützt sie Gruppenrichtlinien. Damit ist sie fürs Business ungeeignet.

Der Markt für Ultrabooks reift langsam
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Ultrabooks fallen vor allem durch ihre schlanke Linie ins Auge.
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Apples MacBook Air ist eigentlich ein Vorgänger des Ultrabooks; es wird auch oft als solches bezeichnet.
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Mit "Ivy Bridge" hat Intel den Übergang von der 32- zur 22-nm-Fertigung vollzogen und kann neue Ultrabook-Prozessoren günstiger anbieten.
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Seit Monaten als dünnstes Ultrabook beworben, wird das Acer Aspire S5 voraussichtlich im Mai 2012 mit den neuen Ivy-Bridge-Prozessoren auf den Markt kommen.
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Beim Timeline Ultra M3 war lange nicht sicher, ob es vor dem strengen Auge von Intel als Ultrabook durchgeht.
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Acer-Deutschlandchef Wilfried Thom ist überzeugt vom Erfolg der Ultrabooks.
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Mit dem Zenbook ist Asus auch im Eins mit der eigenen chinesischen Kultur. Lange Zeit haben Hersteller aus Taiwan diese eher unter den Teppich gekehrt.
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Viel Wert hat Asus bei den Zenbooks auf das Design gelegt, wenn auch leicht esoterisch angehaucht: Das Licht brechen und die Sinne stimulieren sollen die konzentrischen Kreise auf der silbernen Gehäuseoberfläche.
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Mit Ivy Bridge und Windows 8 wird es für Asus-Manager Musemic erst richtig interessant.
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Das Dell XPS 13 ist mit dem fast rahmenlosem Display ähnlich klein wie ein 11-Zoll-Notebook.
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Mit Fingerprint-Reader, TPM-Modul und anderen Sicherheitsmerkmalen zielt das mit Ivy Bridge erwartete Lifebook Superior von Fujitsu in erster Linie auf Geschäftskunden ab.
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Das Gehäuse aus Gorilla-Glas beim HP Spectre mit 14-Zoll-Display spielt nicht zuletzt auch mit dem Neidfaktor.
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Für Business-User hat HP das Folio 13 mit 13,3-Zoll-Display entwickelt.
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HP Director Thomas Karg betont den B2B-Vorteil der dünnen, leichten Geräte mit hohen Akkulaufzeiten.
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Mit mattem SuperBright-LED-Display spricht Samsungs Serie 5 Ultra auch Geschäftskunden an.
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Super in Szene gesetzt, das Portégé Z830, das erste Business-Ultrabook von Toshiba und fast baugleich mit dem Ene 2011 lancierten Consumer-Modell Satellite Z830.

Den Tablets fehlt der Stift zum Schreiben

Die heutige Tablet-Generation hat im Arbeitsalltag noch einen weiteren gravierenden Nachteil: Die viel gerühmte Bedienung per Finger entpuppt sich schnell als Ärgernis. Auf der Oberfläche lässt sich schlicht nicht schreiben beziehungsweise Versuche, dies mit einem Stylus zu bewältigen, sind eine Zumutung. Was den Tablets fehlt, ist ein elektronischer Stift, wie ihn die Windows-XP-Tablets mitbrachten. Erst dann dürften sie im Außendienst (Logistik, Versicherungen etc. ) interessant werden, wenn beispielsweise eine handschriftliche Unterschrift gefordert ist.

Unter dem Strich kann ein Tablet in meinen Augen kein Notebook ersetzen, solange unterwegs Daten bearbeitet werden sollen. Die Realität wird wohl so aussehen, dass der Geschäftsreisende zwei Geräte dabei hat - tagsüber das schnieke Tablet und abends im Hotelzimmer das schnöde Notebook zum Arbeiten.