Ulrich Kemp verlässt die Telekom-Tochter

T-Systems: Ausverkauf auf Management-Ebene

11.01.2008
Mit Ulrich Kemp verlässt ein weiterer wichtiger Manager den IT-Dienstleister T-Systems. Er folgt Lothar Pauly, Axel Knobe und Hans-Jürgen Schwerhoff sowie unzähligen T-Systems-Mitarbeitern.

Ulrich Kemp war bislang Mitglied der T-Systems-Geschäftsleitung und trug dort den unscheinbaren Titel "Sales & Service Management". In dieser Funktion hat er seit November 2004 den für den Mittelstand zuständigen Bereich Business Services geleitet. Er war verantwortlich für das TK- und IT-Geschäft mit 160.000 überwiegend mittelständischen Geschäftskunden der Deutschen Telekom. Insbesondere in das IT-Geschäft mit dieser Klientel hat T-Systems große Hoffnung gesetzt. Es konnte zuletzt durch überdurchschnittliche Wachstumsraten überzeugen, wenngleich auf anfangs niedriger Basis. Kemp war das Gesicht von T-Systems im Mittelstand. Er verlässt T-Systems laut offizieller Darstellung aus persönlichen Gründen.

Juli 2007: Axel Knobe, Chef der Großkundensparte bei T-Systems, geht.
Foto: Axel Knobe

Sein Pendant für die Großkundensparte bei T-Systems war bis Juli 2007 Axel Knobe. Der frühere Gedas-Chef kam Anfang 2006 mit der Übernahme der Volkswagen-Tochter zu T-Systems. Er war bis zu seinem Abschied zuständig für Vertrieb und Kundenbetreuung bei T-Systems Enterprise Services und damit wichtiger Ansprechpartner für die Großkunden des IT-Dienstleisters. Als Grund für die Demission nannte das Unternehmen unterschiedliche Ansichten über die strategische Ausrichtung. Knobe war zuvor in die Kritik geraten, nachdem er bei einer internen Veranstaltung die Lage bei T-Systems mit den Terroranschlägen in New York am 11. September verglich. Kommissarische Nachfolgerin wurde Zvezdana Seeger, die sich ihren Ruf als Krisenmanagerin im Toll-Collect-Projekt erworben hat.

Mai 2007: Lothar Pauly, CEO von T-Systems, geht.
Foto: T-Systems

Kemp und Knobe waren als Schnittstelle zum Kunden wichtige Manager auf der zweiten Führungsebene bei T-Systems. Mit Lothar Pauly hatte Ende Mai 2007 bereits der oberste Chef aus der ersten Riege seinen Hut genommen. Er stolperte über den Korruptionsskandal bei Siemens, außerdem war er bei T-Systems nicht unumstritten. Unter seiner Leitung wurde die bislang erfolglose Partnersuche öffentlich. Unzufriedenheit herrschte aber vor allem, weil er der T-Systems-Strategie keine Richtung gab und als TK-Experte von Siemens kam. Er stand damit immer im Verdacht, das IT-Geschäft nicht zu verstehen. Mitarbeiter und Management hätten sich einen Chef mit mehr IT-Erfahrung gewünscht.

Zu den profilierten Managern, die der Telekom-Tochter in den vergangenen Monaten den Rücken gekehrt haben, zählt auch Hans-Jürgen Schwerhoff. Er kam wie Knobe von Gedas und führte bis zu seiner Demission das wichtige Geschäft mit Kunden aus der Automobilbranche, darunter die Konzerne Volkswagen und Daimler. Die Trennung sei im "beiderseitigem Einvernehmen" erfolgt, hieß es damals.

November 2007: Reinhard Clemens, CEO bei T-Systems, kommt.

Die Abgänge bringen Unruhe in das Unternehmen, deren Mitarbeiter und Kunden durch das Hickhack um die Partnersuche ohnehin verunsichert sind. Der neue CEO Reinhard Clemens, der seit November 2007 das Unternehmen leitet, muss schnell Ersatz für die Manager finden und Ergebnisse in der Partnersuche präsentieren, um die Wogen zu glätten. Für Clemens, der als Geschäftsführer von EDS Deutschland zu T-Systems kam und früher bei IBM in Lohn und Brot stand, bieten die vielen Abgänge immerhin die Möglichkeit, den Turnaround mit vertrauten Mitarbeitern zu stemmen. In einem Fall ist er bereits fündig geworden. Für das früher von Knobe geleitete Großkundengeschäft konnte er mit Joachim Langmack einen Ex-Kollegen von EDS verpflichten.

Februar 2008: Joachim Langmack, Leiter Großkundengeschäft T-System, kommt.

Langmack tritt seine neue Stelle als Chief Sales & Service Officer offiziell am 15. Feburar 2008 an. Er übernimmt die Verantwortung für Vertrieb und Service im Geschäft mit internationalen Konzernen und großen öffentlichen Institutionen. Auch Langmack war in seiner beruflichen Laufbahn zunächst bei IBM beschäftigt, bevor er 2002 zu EDS wechselte. Dort war er zuletzt Geschäftsführer EDS Business Solutions und Aufsichtsrat der EDS Operation Services GmbH. In seiner Verantwortung bei EDS lag über mehrere Jahre auch der Abschluss von Mega-Deals in Zentraleuropa. (jha)

Siehe auch:

Lothar Pauly kündigt im Interview mit der Computerwoche Stellenabbau an.