Wenn Windows langsam wird

Systemanalyse und Troubleshooting

09.05.2013 von Thomas Bär und Frank-Michael Schlede
Es kommt immer zur falschen Zeit: Windows will nicht mehr und Programme verweigern den Dienst. Doch mit der richtigen Software kommen Sie dem Fehlerteufel auf die Spur.
Wenn der PC lahmt oder Programme den Dienst verweigern, keine Panik. Wir haben Tools ausgesucht die ein lästiges Neuaufsetzen des Systems abwenden können.
Foto: fotolia.com/Spencer

"Systemanalyse und Troubleshooting" klingt zuerst einmal wenig konkret. Dennoch gibt es eine handvoll Maßnahmen, um den eigenen PC wieder flott zu machen. Einerseits können Programme helfen, Probleme auf dem Windows-PC in den Griff zu bekommen. Andererseits hat es sich bewährt, die Festplatte immer schön brav zu defragmentieren, die Daten regelmäßig zu sichern und die Antivirus-Software wie das Betriebssystem auf dem neuesten Stand zu halten. Unnötig verbrauchten Festplattenspeicher rücken semi-/professionelle Benutzer mit kostenfreien Deduplizier-Lösungen wie dem "Duplicate Cleaner" auf die Pelle.

Wer all dies für den eigenen PC regelmäßig durchführt, dem dürften viele Probleme erspart bleiben. Insgesamt wird vieles für den Anwender immer einfacher: die Updates installiert Windows auf beinahe jedem Rechner von alleine und die bösen Unkenrufe "die Patches sind gar nicht geprüft" verstummten schon vor einigen Jahren. Auch der Grad der Fragmentierung der Dateien auf den Festplatten lässt seit Windows Vista von Haus aus nach - Windows ordnet die Dateien quasi automatisch, auch ohne dass der Benutzer dies explizit sagen müsste. So gut auch das "PC Housekeeping" ist - irgendwann zickt das System und dann sind Spezialprogramme gefragt um derlei Probleme zu beseitigen, oder die Ursache zu identifizieren.

Die wichtigste Frage, die sich der Benutzer stellen sollte, sobald Probleme in Bezug auf die Performance oder die Stabilität auftauchen: Was habe ich zuletzt geändert? Wurde erst am Vortag ein Programm installiert oder Treiber aktualisiert, so sollte zunächst immer eine solche Änderung rückgängig gemacht werden. Nicht selten liegt die Problemursache in neuen Programmen oder aktualisierten Treibern. Ein ordentliches Roll-Back mit den Windows-Bordmitteln ist in der Regel viel einfacher und schneller durchgeführt, als eine genaue Fehlersuche.

Systemanalyse und Troubleshooting
Duplicate Cleaner
Doppelte Dateien kosten zwar Speicherplatz, stellen aber für die Stabilität des Systems kein Problem dar. Mit dem „Duplicate Cleaner“ kann der Anwender schnell und problemlos „Doppelte“ identifizieren. Das Programm arbeitet mit Hash-Werten, wie dem MD5 und nicht nur mit dem Dateinamen.
Windows Wiederherstellung
Bevor lang nach dem Fehler gesucht wird empfiehlt sich oft die „Windows Wiederherstellung“ um die Änderungen in der Systemkonfiguration oder bei Programmen zurückzunehmen. Um die „Eigenen Dateien“ muss sich der Anwender nicht sorgen – diese bleiben unangetastet.
Ressourcenmonitor
Kostenlos und immer dabei – der Ressourcenmonitor von Windows eignet sich insbesondere auf Serversystemen bei der Engpass- oder Fehleranalyse.
Sandra
Sandra von SiSoftware ist der einfachste und kostengünstigste Weg für Privatanwender ihren PC zu inventarisieren und analysieren.
CC-Cleaner
CC-Cleaner
ReadyBoost
ReadyBoost ist eine kostengünstige und gleichzeitig galante Möglichkeit die Performance von Computern mit weniger als 1,5 GByte RAM zu beschleunigen.
Check Flash
Check Flash analysiert durch Lese- und Schreibzyklen die Zuverlässigkeit von USB-Flash-Speichern.
Nisstime32
Sollte die Uhrzeiteinstellung unter Windows einfach funktionieren, kann Nisstime32 möglicherweise helfen die korrekte Uhrzeit zu ermitteln. Falsche Uhrzeit- oder Datumseinträge haben auf Windows mitunter fatale Auswirkungen.
Memtest86
Sollte ein Speicherbaustein im PC kaputt sein, so ist Memtest86 der einfachste Weg diesen Fehler festzustellen.

SiSoft Sandra - PC-Leistung vermessen

SiSoft Sandra - ein Klassiker der Systemvermessung:
Foto: Bär/Schlede

Woher möchte der Anwender wissen, dass sich die Leistungsdaten des eigenen Systems negativ verändert haben, sofern nicht im "gesunden Zustand" eine Grundmessung erfolgt? Da es sich um eine rhetorische Frage handelt, entfällt die Antwort. Es gibt zwei simple Wege sich einen Überblick über das Leistungsverhalten zu besorgen: Windows-Bordmittel oder die Speziallösung. Während der Ressourcenmonitor von Microsoft das System sehr gut dauerhaft im Auge behält, hat der Benutzer leider keinen Rückschluss darauf, wie gut die Leistung im Vergleich zu anderen Systemen ist.

Hier kommt ein Klassiker der Systemvermessung (Benchmarking) und der Inventarisierung ins Spiel: Sandra von SiSoftware. Selbst in der für Privatanwender kostenfreien Edition ermittelt das Programm umfassende Informationen über die Hard- und Software und stellt diese grafisch im Vergleich zu anderen Systemen dar. Sehr schnell wird klar, das eigene Systeme ist im besten Fall "Mittelmaß". Die Benchmarks liefern nicht nur die Klassiker wie "Floating Point Unit"-Untersuchungen oder den Multi-Media-Index. Die Leistung der virtuellen Maschine von Java, die Leistung bei der Kryptographie oder Bandbreiten-Messungen gehören ebenfalls zum Repertoire. Was besonders gut gefällt: Das Programm liefert Tipps wie der Benutzer die Leistung des Systems durch Hinzufügen von Komponenten optimieren könnte.

Und wie helfen diese Informationen beim Troubleshooting? Festplatten-Durchsatzanalysen helfen fehlerhafte Bereiche zu identifizieren und Veränderungen in der Performance können durch regelmäßig durchgeführte Benchmarks objektiv belegt werden. Das geht mit Sandra viel einfacher, als mit dem Performancemonitor von Microsoft. Für produktive Serversysteme bleibt die Empfehlung jedoch stets bei den Bordmitteln - so wenig Veränderung an der Softwareausstattung auf Servern wie nötig.

Vorteile des Einsatzes von SiSoft Sandra:

Nachteile des Einsatzes von SiSoft Sandra:

Fazit: Die bekannten Benchmark- und Testprogramme sind sehr teuer und aufwändig in der Bedienung. Da stellt Sandra von SiSoft eine kostenfreie oder kostengünstige Alternative für den Anwender dar. Wichtige Inventardaten wie beispielsweise die Typenbezeichnung des Mainboards ermittelt das Programm ebenfalls.

CCleaner - Registry in Schuss halten

In der Registry sucht der CCleaner nach Unrat.
Foto: Bär/Schlede

Die Windows-Registrierdatenbank oder kurz Registry ist für Windows die wichtigste Datenbank für Einstellungen und Konfigurationswerte. Welches Programm liegt in welchem Verzeichnis, welche Bildeinstellungen hat der Benutzer aktiviert, welche Systemdienste sollen in welcher Reihenfolge gestartet werden und welche Drucker stellt der PC dem Anwender zur Verfügung? All diese Informationen sind in der Registry gespeichert.

Wird neue Software auf dem Computer installiert, so speichert das Installationsprogramm alle notwendigen Einstellungen in der Registry und gibt Informationen über Softwarebestandteile preis. Mitunter sammeln sich über die Monate immer mehr Verweise in der Registry, die ins Nichts führen und dies kann zu verschiedenen Fehlern führen. Lassen sich Programme nicht mehr installieren, kommt es nach der Deinstallation von Programmen zu seltsamen Fehlermeldungen oder wird ein Treiber einfach nicht mehr aktiv, so kann die Ursache in fehlerhaften Einträgen der Registry zu suchen sein.

Anstelle sich jetzt mit den abertausend Einträgen in der Registry persönlich auseinanderzusetzen, was zwar technisch möglich, aber sehr zeitaufwändig wäre, empfiehlt sich der Einsatz eines kostenlosen Hilfsprogramms - dem CCleaner. Der Name des Programms klingt zunächst einmal kaum vertrauenserweckend, ebenso wie einige der Download-Webseiten, die das Programm hosten. Der Anbieter ist die "Piriform Ltd" und das Programm lädt man am besten direkt vom Hersteller. Die Software ist ohne Probleme schnell zu installieren und erklärt sich dank einer sehr guten Oberfläche beinahe von selbst.

In der Registry sucht der CCleaner nach ungenutzten und veralteten Einträgen, prüft die Gültigkeit von Dateinamenerweiterungszuordnungen, prüft die Class- und ProgIDs und die Zuordnung von Active X Controls und DLLs und alle Einstellung zu Hilfedateien, Applikationen, Icons oder Verknüpfungen. Nach der Untersuchung hat der Benutzer die Möglichkeit per Mausklick festzulegen, welche Einträge entfernt werden sollen. Neben der Registry bereinigt das Programm die temporären Dateien und Verläufe von Browsern und prüft Windows-Einstellungen zu installierten Programmen, DNS-Konfiguration oder Log-Files.

Vorteile des Einsatzes von CCleaner:

Nachteile des Einsatzes von CCleaner:

Fazit: Der CCleaner ist eine Institution für das Aufräumen in der Registry. Viele Fehler konnten die Autoren bereits mit dem Tool bereinigen - beispielsweise beim Wechsel von einer Microsoft-Office-Version auf eine andere. Der CCleaner räumt einfach ordentlicher auf, als es die Deinstallationsroutinen der Hersteller machen.

Ceck Flash - defekte USB-Sticks

Um sich über den "Gesundheitszustand" eines Flash-Speichers genauer zu informieren empfiehlt sich das Programm "Check Flash".
Foto: Bär/Schlede

USB-Datenträger sind kostengünstig und bieten gleichzeitig viel Speicherplatz. Insgesamt eine äußerst praktische Erfindung, die der CD/DVD auf Dauer den Rang abläuft. Wer das Gefühl hat, immer seltener Rohlinge zu kaufen, ist damit nicht allein. Die rotierenden Datenspeicher kommen zunehmend aus der Mode.

Seit Windows Vista gibt es ein besonders schönes Feature, um PCs mit zu eng begrenztem Arbeitsspeicher zu beschleunigen. Die Technik nennt Microsoft "ReadyBoost". Hierbei wird der Flash-Speicherplatz als Zwischenspeicher (Cache) für Festplattenzugriffe genutzt. Zwar ist der Speicher auf einem USB-Stick deutlich langsamer als die Zugriffsgeschwindigkeit auf das RAM, jedoch immer noch viel zügiger als der Festplattenzugriff selbst.

Was jedoch, wenn der USB-Stick, der seit einigen Jahren auf der Rückseite des PCs als ReadyBoost-Speicher seinen Dienst verrichtet einen Fehler hat? Windows gibt hierbei zunächst einmal keine Fehlermeldung aus. Das System wird zunehmend träger und der Benutzer gewinnt das Gefühl, als habe sich Windows "verschluckt". Der Ressourcenmonitor offenbart sehr intensive Zugriffe auf den USB-Stick - was jedoch bei einem ReadyBoost-Speicher vollkommen üblich ist.

Um sich über den "Gesundheitszustand" eines Flash-Speichers genauer zu informieren empfiehlt sich das Programm "Check Flash" von Cherkes Mihail (Download-Link). Das Programm prüft USB-Flash-Drives entweder als physikalisches oder logisches Laufwerk, erlaubt die Auswahl von Lese/Schreibtests und gibt die Geschwindigkeitswerte für Lesen und Schreiben aus.

Vorteile des Einsatzes von Ceck Flash:

Nachteile des Einsatzes von Ceck Flash:

Fazit: Ein defekter USB-Stick ist ärgerlich, besonders wenn er als ReadyBoost-Speicher verwendet wird und anstelle einer Beschleunigung für die Verlangsamung des Systems verantwortlich ist. Mit Check Flash hat der Benutzer die Möglichkeit seine Sticks zu testen und gleichzeitig deren Performance zu bestimmen - kostenlos.

Nisttime32 - Uhrzeit und Datum korrekt?

Sollte die Uhrzeiteinstellung unter Windows einfach funktionieren, kann Nisstime32 möglicherweise helfen die korrekte Uhrzeit zu ermitteln.
Foto: Bär/Schlede

Können Webseiten im Browser nicht mehr angezeigt werden und verweigert die Antiviren-Software die Aktualisierung der AV-Pattern, so ist möglicherweise die Datumseinstellung ungültig. Das Mainboard verfügt über einen Echtzeit-Chip, der auch im ausgeschaltetem Zustand die Uhrzeit aktuell hält. Stimmt die Uhrzeit eines Computers nicht, so kommt es zu einer ganzen Reihe von Schwierigkeiten. PCs, die in einer Active Directory-Domäne organisiert sind, können sich möglicherweise nicht mehr an der Domäne anmelden oder die zuvor beschriebenen Schwierigkeiten tauchen auf.

Hintergrund dieser Probleme sind die Gültigkeit von Lizenzen, Gültigkeit von Webseiten im Cache-Speicher oder die zulässige Uhrzeit-Abweichung in einer Domäne. Die Autoren haben sowohl Fälle beobachtet, in der das Datum auf mehr als 5900 Jahre in die Zukunft gesetzt wurde, aber auch Einträge mit dem Jahr 1990 oder 2000, da die Batterie auf dem Mainboard leer war. Das Ergebnis ist stets dasselbe: Teile von Windows arbeiten nicht mehr einwandfrei.

Jedes Betriebssystem bringt die Programme zum Abgleich der Uhrzeit mit den Zeitservern, die über das Internet zu erreichen sind, gleich mit. Sollte es dennoch erforderlich sein die Uhrzeit regelmäßiger durch den Zeitserver zu aktualisieren, so gibt es hierzu das Tool "Nisttime32" von Robert Jon Religa. Der Download-Link befindet sich auf der Webseite des "National Institute of Standards and Technology" - einer US-amerikanischen Bundesbehörde, die unter anderem Zeitdienste anbietet. Alle weiteren Informationen über den Zeit-Dienst und die verwendeten Protokolle und Ports liefert die Webseite.

Vorteile des Einsatzes von Nisttime32:

Nachteile des Einsatzes von Nisttime32:

Fazit:

Die korrekten Datums- und Uhrzeiteinstellungen sind für Windows sehr wichtig. Mit Nisttime gibt es ein kleines Programm, mit dem auch ohne die Bordmittel das Datum und die Uhrzeit eingestellt, beziehungsweise überprüft werden können. Wer einfach nur wissen will, was es jetzt in Deutschland exakt für eine Uhrzeit ist, klickt auf den Link zur Atomuhr der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig.

Memtest86 - Speicherfehler ausfindig machen

Memtest86 findet kaputte Speicherbausteine.
Foto: Bär/Schlede

Fehler im Arbeitsspeicher produzieren unglücklicherweise die seltsamsten Phänomene und erlauben kaum eine ordentliche Diagnose. Einmal weigert sich Windows ein heruntergeladenes Programm zu installieren, da die Datei "korrupt" sei. Ein anderes Mal verfängt sich der Computer beim Booten und es hilft nur ein dauerhaft gedrückter Ein/Aus-Schalter um es noch einmal zu probieren. In wieder einem anderen Fall stürzen Programme ohne erkennbares Muster einfach ab. Der Benutzer ist ratlos und das Vertrauen in den Computer schwindet dahin.

Hinter diesen Problemen steckt nicht selten eine kaputte Speicherstelle in einem RAM-Modul. Je nachdem, wie der Computer etwas ins RAM einlagert, kommt der Fehler zum Vorschein, oder eben nicht. Daher lässt sich das Muster auch kaum ermitteln. Es gibt jedoch ein kostenloses Hilfsprogramm, das den Arbeitsspeicher genauestens unter die Lupe nimmt. Erstellt wurde Memtest86 von Chris Brady und steht unter der GNU General Public License.

Memtest ist nicht einmal 500 KByte groß und wird als ISO-Datei geliefert oder findet sich in vielen Boot-Menüs von Linux-Distributionen. Der Computer startet direkt in Memtest und das Programm beginnt durch das wiederholte Speichern und Auslesen von Testmustern in den Arbeitsspeicher dessen Zuverlässigkeit zu prüfen. Durchläuft Memtest die Tests ohne Probleme, so ist höchstwahrscheinlich auch der Arbeitsspeicher fehlerfrei. Aufgrund der Arbeitsweise von Memtest, darauf wird explizit in Wikipedia hingewiesen, müssen gefundene Defekte nicht zwangsläufig einen defekten Arbeitsspeicher bedeuten. Es kann sich auch um einen Defekt der CPU oder des Mainboards handeln, wobei der Arbeitsspeicher die bei weitem häufigste Fehlerquelle darstellt.

Vorteile des Einsatzes von Memtest86:

Nachteile des Einsatzes von Memtest86:

Fazit:

Memtest86 und dessen Ableger Memtest86+ sind kostenlose Programme um den Arbeitsspeicher ohne viel Aufwand auf Fehler hin zu prüfen. Auch wenn der Name möglicherweise irreführend ist - es werden sehr wohl x64-CPUs und alle aktuellen Chipsätze unterstützt. (ph)