System-Management-Anbieter nehmen Smartphones an die Leine

16.01.2008
Dank des gestiegenen Interesses von System-Management-Anbietern können Anwenderunternehmen auf bessere Unterstützung für ihre Mobilgeräte hoffen.

Binnen kurzer Zeit haben sowohl Microsoft als auch CA Pläne bekannt gegeben, ihren Support für mobile Endgeräte auszuweiten. Sie reagieren damit auf den Bedarf zahlreicher Unternehmen, die immer mehr in die Geschäftsprozesse integrierten Smartphones und Pocket-PCs effizient zu kontrollieren. Abhilfe versprechen hier spezielle Mobile-Device-Management-Lösungen (MDM), die neben Grundfunktionen wie die Hard- und Software-Inventarisierung oder Applikationsverteilung auch erweiterte Funktionen unterstützen, die den Anforderungen von mobilen Anwendern entsprechen. Dazu zählen beispielsweise mobile Sicherheit, Unterstützung von Offline- und drahtloser Synchronisation sowie Sicherungs- und Wiederherstellungsfunktionen.

Hilfe für Blackberry-Nutzer

Um die Last von Unternehmen zu mildern, die im großen Stil Blackberry-Geräte einsetzen (in den USA sind das rund 90 Prozent der Fortune-500-Companies), hat CA nun die Lösung "CA Mobile Device Management" (CA MDM) präsentiert. Das agentenlose System stellt über eine Web-basierende Konsole umfassende Management-Features, etwa zur Asset-Inventarisierung sowie für Compliance und Reporting zur Verfügung. Zu den Schlüsselfunktionen von CA MDM gehören das Sperren und Entsperren der Geräte sowie die dauerhafte Löschung von Daten bei Handy-Verlust. Außerdem werden die automatische, rollenbasierende Sicherheits- und Konfigurationsumsetzung sowie das Lifecycle-Management mit Daten aus dem Active Directory unterstützt. Die Lösung umgeht dabei nicht den Blackberry Enterprise Server, der als Verteilinstanz bereits eine Reihe grundlegender Device-Management-Funktionen ausübt, sondern setzt auf ihn auf.

Inklusive Selbstbedienungsportal

Um die Einbindung der Blackberries in die unternehmensweite IT-Governance zu vereinfachen, lässt sich CA MDM zudem in andere Lösungen von CA integrieren, darunter "CA Asset Management", "CA Identity Manager" und "CA Security Command Center". Außerdem wartet CA MDM mit einem konfigurierbaren Selbstbedienungsportal auf, das es Blackberry-Nutzern erlaubt, ihr Gerät schnell und einfach zu registrieren, ihre Passwörter zu verwalten sowie Routineprobleme selbständig und ohne Assistenz durch das Helpdesk zu beheben.

Laut IDC haben die Mobility-Spezialisten Sybase iAnywhere und Nokia Intellisync die besten Wachstumsaussichten.

Für Aufsehen sorgte auch Microsoft mit der Ankündigung einer Mobile-Device-Management-Lösung, die mit Microsofts System-Management-Plattform "System Center" interagiert. Der Schritt, den "System Center Mobile Device Manager 2008" (SCMDM 2008; Codename Yona) herauszubringen, war längst überfällig, da der Softwareriese bislang nur über Exchange oder ein Feature Pack für den Systems Management Server 2003 (SMS 2003) einige Verwaltungsfunktionen für Windows-Mobile-Geräte bereitstellt. Wer mehr will oder braucht, ist derzeit auf Lösungen von Microsoft-Partnern wie Ubitexx oder Bluefire beziehungsweise sogar auf Wettbewerber angewiesen. "Yona muss diese Lücke füllen, um zu verhindern, dass Microsoft längerfristig im Mobility-Markt Einbußen hinnehmen muss", erklärt Gartner-Analystin Monica Basso gegenüber der COMPUTERWOCHE. Den Plan, SCMDM 2008 als kostenloses Add-on für System Center abzugeben, bezeichnete Basso dabei als geschickten Schachzug. Vorschusslorbeeren erhält Microsoft auch von Andrew Brown, Senior Analyst bei Strategy Analytics: Der Softwareriese verbessere damit sein Profil und seine Glaubwürdigkeit als End-to-End-Anbieter von mobilen Lösungen, da die Anwendungen mit SCMDM 2008 stärker in die zentralen Geschäftsprozesse eingebunden würden.

Exchange verliert an Bedeutung

Konkurrenten wie Nokia bewerten den Vorstoß des Softwareriesen dagegen als Indiz dafür, dass Microsofts Ansatz gescheitert ist, Exchange als einzige Management-Instanz zu nutzen. Nur wenige Kunden hätten Interesse daran, ihre mobilen Endgeräte über zwei Ecken mit dem Exchange Server und System Center zu verwalten.

Einen wesentlichen Aspekt bildet bei SCMDM 2008 die Einbindung in das Active Directory, über das sich Domänen auch für Smartphones oder PDAs Policies für die Nutzung bestimmter Funktionen festlegen lassen – 125 vorgefertigte Richtlinien liefert Microsoft mit. Daneben unterstützt die Software die typischen Monitoring-, Reporting- und Security-Features. Besonders hervorzuheben ist noch die Möglichkeit der remoten Installation und Konfiguration sowie der Aufbau einer mobilen VPN-Verbindung. Ähnlich wie bei der CA-Lösung kann der Nutzer außerdem selbst einfache Verwaltungsfunktionen wie das Löschen der gespeicherten Daten bei Geräteverlust über ein Selbsthilfeportal ausführen. Während CA mit seiner Lösung künftig neben Blackberries auch Geräte mit anderem Betriebssystem unterstützen will, konzentriert sich Microsoft bis auf weiteres auf Devices mit Windows Mobile, konkreter nur auf die für Frühjahr angekündigte Version 6.1.

Aus Sicht der Gartner-Analystin Basso zielen beide Angebote primär auf bestehende Nutzer der System-Management-Suites des jeweiligen Herstellers, die nun auch eine Lösung für ihre PDAs und Smartphones suchen. Wegen ihrer Rechenleistung fielen diese Geräte - anders als einfache Handys - in die Zuständigkeit der IT-Abteilungen, welche nun unter dem Druck ständen, diese ebenso wie PCs mitzuverwalten.

Neben CA und Microsoft haben bereits eine Reihe von System-Management-Anbietern Funktionen zur Verwaltung von Mobile Devices in ihre Suites integriert beziehungsweise existierende MDM-Features, die nur Basisfunktionen darstellten, überarbeitet. Hewlett-Packard hat Anfang 2007 den MDM-Spezialisten Bitfone übernommen und bietet inzwischen die "HP Enterprise Mobility Suite" an. Die mit den Spezifikationen der Open Mobility Alliance Device Management (OMA-DM) kompatible Lösung unterstützt verschiedene Konfigurations-, Security-, Diagnose- und Inventarisierungsfunktionen over the air (OTA).

Funktionen für Mobilgeräte integriert

Andere Beispiele für System-Management-Anbieter mit Mobility-Ambitionen sind Landesk mit dem "Handheld and Embedded Device Manager" oder BMC, das über Partner in Teilen seiner Lösungen, etwa BMC Configuration Automation for Clients (BCAM, früher Marimba), BPM und Proactive Net, auch mobile Endgeräte unterstützt. Die Applikationen erlauben es beispielsweise, Blackberries über den Blackberry Enterprise Server zu überwachen. Eher rudimentär ist die Funktion, Software auf ein Handheld aufzuspielen, indem sie an den Desktop geschickt wird. Sobald der Anwender das Gerät an den PC anschließt, wird die Software synchronisiert.

* Kein Anspruch auf Vollzähligkeit, die Reihenfolge ist zufällig.

Auch Novell hat bereits Funktionen für die Fernwartung von Palm, Windows CE, Pocket-PC- und Blackberry-Devices in seine "Zenworks Suite" integriert, Entsprechendes gilt für IBMs "Tivoli Configuration Manager". Beide Player haben ihre Angebote zudem auf eine neue Architektur portiert, um einen schnelleren Release-Zyklus zu ermöglichen. Zu erwähnen ist außerdem Altiris, über das sich Security-Spezialist Symantec Anfang 2007 für knapp eine Milliarde Dollar in den Bereich System-Management einkaufte. Im Gegenzug stellte Symantec sein eigenes MDM-Produkt ein. Die von Altiris übernommene "Handheld Management Suite" erlaubt es Anwendern, Mobilgeräte mit Windows Mobile, Palm- oder Blackberry-OS remote zu verwalten.

Zweifelhafte Marktaussichten für Stand-alone-Lösungen

Auch Strategy Analytics geht davon aus, dass immer mehr Middleware-Anbieter Mobile-Device-Management-Funktionen in ihre Produkte integrieren. Der Anteil von Stand-alone-Lösungen werde dagegen zurückgehen, was zu einer Bereinigung des Marktes führen dürfte. Ein Blick auf die relativ mageren Marktaussichten für Mobile-Device-Management-Lösungen im Enterprise-Umfeld unterstützt diese These. So sagen die Marktforscher von IDC dem Segment in einer aktuellen Studie zwar bis 2011 ein mittleres jährliches Wachstum von 10,9 Prozent voraus. In absoluten Zahlen bedeutet das jedoch nur ein Volumen von 345 Millionen Dollar, was angesichts der aktiven Player eine relativ kleine Summe darstellt. So darf man nicht vergessen, dass sich neben den einschlägigen System-Management-Anbietern und Mobile-Management-sowie Synchronisierungs-Spezialisten wie Mformation oder Synchronica noch weitere Hersteller im Markt tummeln. Dazu zählen etwa die Nokia-Tochter Intellisync und Sybase iAnywhere.

Mobile-Device-Management-Lösungen – auch für PCs geeignet

Die beiden Anbieter liegen wegen ihres offenen Ansatzes nicht nur bei der Verwaltung von Smartphones gut im Rennen, sondern räubern auch im herkömmlichen System- und Device-Management. Thomas Libretto, Director Product Marketing & Management von Nokia Enterprise Solutions, schätzt, dass mit Intellisync im Schnitt je zur Hälfe Smartphones und PCs verwaltet werden. Bei Sybase iAnywheres Management-Tool "Afaria" würden sogar die Rechner etwas überwiegen.

Auch der auf Mobility-Services spezialisierte Anbieter iPass hat erkannt, dass sich seine für Remote- und mobile Systeme entwickelte Device-Management-Lösung ebenfalls für die Verwaltung von Desktops und Laptops im Unternehmens-LAN eignet, und wirbt mit dieser Eigenschaft. Die Argumentation: iPass Device Management sei ideal, wenn ein Unternehmen mit einer gemischten Endgerätelandschaft seine verschiedenen System-Management-Lösungen konsolidieren möchte.

Fazit: Die Auswahl fällt schwer

Für Anwender hat die neue Vielfalt an Angeboten aber auch ihre Tücken: So ist es zwar grundsätzlich positiv zu bewerten, wenn sich ein MDM-System nahtlos in die bestehende Verwaltungsplattform des gleichen Herstellers einfügt oder diese in einer neuen Version Funktionen für mobile Endgeräte mit unterstützt. Der Kaufinteressent muss aber beachten, dass Smartphones beziehungsweise deren Betriebssysteme einen deutlich schnelleren Release-Zyklus aufweisen oder er möglicherweise in naher Zukunft Geräte einsetzen möchte, die die Lösung nicht unterstützt. Außerdem macht sich der Anwender möglicherweise noch stärker von einem Hersteller abhängig. Anbieter von Standalone-Systemen sind in diesem Aspekt häufig flexibler, als meist kleinere Firmen laufen sie aber eher Gefahr, der drohenden Konsolidierung zum Opfer zu fallen.